Der Kanzleramtsbau wird mehr und mehr zum Skandal

2019 begann unter Kanzlerin Merkel (CDU) die Planung für eine Erweiterung um 400 neue Büros. Nun soll es auch noch eine zusätzliche, 176 Meter lange Brücke über die Spree geben, um die Neubauten zu erreichen. Wie lange hält die Schafsgeduld des deutschen Untertans noch?

IMAGO / imagebroker

Zur Vorgeschichte: Das Kanzleramt in Berlin wurde in den Jahren 1997 bis 2001 gebaut. Politischer Hauptinitiator war der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU). Der Bau verschlang – umgerechnet in Euro – rund 370 Millionen. Dafür gab es 19.000 m² Hauptnutzfläche vor allem für 300 Büros, dazu 70.000 m² Park. Am 2. Mai 2001 zog Bundeskanzler Gerhard Schröder ein. 2019 begann unter Kanzlerin Merkel (CDU) die Planung für eine Erweiterung um 400 neue Büros. Nun soll es auch noch eine zusätzliche, 176 Meter lange Brücke über die Spree geben, um die Neubauten zu erreichen. Die Erweiterung wird – vorläufig – rund 777 Millionen kosten. Ist sie vollzogen, dann ist die – so der Volksmund – „Bundeswaschmaschine“ bzw. das „Elefantenclo“ etwa 15-mal so groß wie das Weiße Haus in Washington.

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Die Bundesregierung verbreitet derweil Beruhigungspillen: Es sei alles notwendig, es habe alles seine Richtigkeit. Wörtlich dazu das Bundeskanzleramt im September 2024: „Vor dem Hintergrund kontinuierlicher Aufgabenerweiterungen in der aktuellen und den zurückliegenden Legislaturperioden und dem damit einhergehenden deutlichen Aufwuchs des Personalkörpers ist eine bauliche Erweiterung des Bundeskanzleramtes um bis zu 400 Büroräume erforderlich.“

Schauen wir genauer hin, hoffen zugleich, dass wir uns dabei nicht der „verfassungsschutzrelevanten Delegitimierung des Staates“ schuldig machen.

Polemisch fragen wird man ja mal dürfen: Braucht Deutschland für die seit Jahren desaströse Regierungspolitik 700 Büros allein in der Kanzlerzentrale? Übrigens nach wie vor mit einem Zweitsitz wie das Bundespräsidialamt in Bonn. Wobei es in 300 Büros in Berlin jetzt schon 900 Mitarbeiter sind. Beim Einzug 2001 waren es etwas über 400 Leute. Was hochgerechnet bedeutet: Für die neuen 400 Büros, sollen sie nicht leerstehen, werden wohl 1.200 neue Mitarbeiter eingestellt. „Fachleute“ braucht das Land, und Parteigänger brauchen Jobs. Oder?

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Die gottlob eher selten regierungsfreundliche „Berliner Zeitung“ (BZ) schreibt denn auch völlig zu Recht: „Während im ganzen Land die Brücken einstürzen, wird in Berlin eine neue Brücke für den Transport von Akten gebaut. Die Baukosten sollten 637 Millionen Euro betragen. Ob die derzeit aufgerufenen 777 Millionen Euro ausreichen werden, weiß heute niemand. Es sind aber sowieso schon 292 Millionen Euro mehr, als ursprünglich genehmigt wurden.“ Und: „Aus dem ehemaligen Kanzlergarten wird ein Betonklotz. Fortschritt, Umweltschutz, Homeoffice, Digitalisierung und Bürokratieabbau olé!“

Die schöne Spree-Promenade am Magnus-Hirschfeld-Ufer bleibt derweil wegen des Brückenbaus gesperrt. In der Nähe waren im Oktober 2024 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion frühmorgens um fünf Uhr Bäume so still und so heimlich wie nur möglich gefällt worden. Ein BZ-Reporter wollte mehr wissen. Bei dem Versuch, etwas an einem Containerfenster an einer der drei oder vier Baustellenzufahrten zu erfragen, wurde ihm gesagt, dass man ihn mittels der vielen Kameras bereits vor der Schranke als potenziellen Verdächtigen ausmachen würde. Die Wachleute müssen wahrscheinlich erklären, wer der BZ-Mann ist und wollte. Sie sagten ihm, dass es sich hier um das Kanzleramt handeln würde und er nun mal schleunigst verschwinden sollte. Nachfragen unerwünscht.

Wann rebelliert der deutsche Michel?

Es ist schon erstaunlich, was sich der deutsche Michel alles gefallen lassen muss. Und zu erheblichen Teilen gefallen lässt. Selbst ächzt er unter Preissteigerungen vor allem im Sektor Energie und Lebensmittel. Die Kommunen, in denen er lebt, denken sich immer neue Abgaben und Steuern aus. Für seine Sozialversicherungen muss er immer höhere Anteile löhnen. Allein die „Ampel“-Regierung hat 11.500 neue Beamtenstellen geschaffen.

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Milliarden und Aber-Milliarden gehen ins Ausland. Dreistellige Millionenbeträge etwa für den Bau von Fahrradwegen in Peru. 29,7 Milliarden gingen 2023 in die Versorgung und Betreuung von Flüchtlingen und Asylbewerbern. Mehrere, vor allem linke Parteien schwärmen von Steuererhöhungen.

Wie lange der seit Jahrhunderten schafsgeduldige deutsche Michel all das untertänig mitmacht? In Wahlen und bei aktuellen „Sonntagsfragen“ murrt er quasi nur anonym. Die regierungsfreundlichen Demonstrationen „gegen Rechts“ sind ja kein Murren, sondern dümmliche Gefolgschaft, Schwarmdummheit eben.

Bei der jüngsten Bundestagswahl vom 23. Februar stattete der deutsche Michel eine mögliche CDU/CSU-/SPD-Regierung in der Summe mit nur noch 44,9 Prozent (CDU/CSU: 28,5; SPD: 16,4) aus. Unter Berücksichtigung der Wahlbeteiligung von 82,5 Prozent sind das 37 Prozent der Wahlberechtigten. Oder andersrum: Fast zwei Drittel der Bundesbürger wollen von den demnächst oder vielleicht Regierenden gar nicht repräsentiert werden.

Wären aktuell Wahlen, sähe es noch miserabler für die Etablierten aus: Denn die 44,9 Prozent vom 23. Februar sind bei den aktuellen „Sonntagsfragen“ binnen acht Wochen auf 40 Prozent zusammengeschmolzen (CDU/CSU: 25; SPD: 15). Unter optimistischer Annahme einer Wahlbeteiligung von 80 Prozent wären das für CDU/CSU/SPD dann nur noch 32 Prozent der Wahlberechtigten.

Kein gutes Omen für die Demokratie in Deutschland. Noch so milliardenteure Indoktrinationsprogramme des Staates wie „Demokratie lebt!“ kann man jedenfalls vergessen. Es ginge viel einfacher: einfach mal eine Politik für und nicht gegen das Volk, nicht gegen den Souverän, sondern für den Souverän machen! Das ist Demokratie.


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Kommentare ( 48 )

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48 Comments
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Ceterum censeo Berolinem esse delendam
15 Tage her

Aufwuchs des Personalkörpers 😂

Nichts ist so sexy wie die Wortschöpfungen von deutschen Beamten.

Ceterum censeo Berolinem esse delendam
15 Tage her

Anfänger.

So macht man das:

Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed plant in den Hügeln oberhalb der Hauptstadt Addis Abeba einen neuen Regierungspalast auf einem Gelände von 503 Hektaren – das ist «grösser als Windsor, das Weisse Haus, der Kreml und Chinas Verbotene Stadt zusammen», wie das Magazin «Africa Confidential» schreibt. Zum Projekt gehören auch drei künstliche Seen, ein Wasserfall, eine Seilbahn, ein Zoo und Luxusvillen. Manche rechnen gar damit, dass das Projekt gegen 15 Milliarden Dollar kosten könnte – so hoch ist Äthiopiens Staatsbudget.

https://www.nzz.ch/international/aethiopien-abiy-ahmed-laesst-milliardenteuren-palast-bauen-ld.1746292

Nibelung
16 Tage her

Die früheren Potentaten in der Feudalzeit hat es auch nicht davon abgehalten, Neubauten oder Umbauten in teuerster Form zu errichten bis sie sie der Zorn des Bürgertums erreichte und das könnte schneller kommen als man glaubt und der Aufstieg der Blauen ist die Meßlatte, wie weit der Pegel schon gestiegen ist. Von Anstand und Scham gegenüber der Steuerzahler haben die auch noch nichts gehört, die um ihre Existenz durch deren Politik bangen und zur Belohnung noch einen Schlag extra abbekommen und das ist Sozialistenart, denn das Gediegene besitzt Verstand und handelt danach, was man von diesen Emporkömmlingen nicht erwarten kann,… Mehr

GefanzerterAloholiker
16 Tage her

… was in China so gebaut wird…
https://www.youtube.com/shorts/R88hs1_s334?feature=share
Herr Kraus trifft den Nerv: die psychologische Auswirkung auf „das Volk“ ist real. Sie ist spürbar und wer das Straßenbild in China kennt, der weiß, wie entspannt die Chinesen heute leben.
Früher, längst ist es Vergangenheit, gelang das sogar hier.

MartinKienzle
16 Tage her

Aus dem Artikel: Kein gutes Omen für die Demokratie in Deutschland. Noch so milliardenteure Indoktrinationsprogramme des Staates wie „Demokratie lebt!“ kann man jedenfalls vergessen. Es ginge viel einfacher: einfach mal eine Politik für und nicht gegen das Volk, nicht gegen den Souverän, sondern für den Souverän machen! Das ist Demokratie. Herr Kraus, wenngleich es eine Schwierigkeit darstellt, folgenden Sachverhalt zu verstehen: Die BRD wird niemals im Interesse des indigenen Deutschen Volkes agieren, da es sich hierbei um eine alliierte Konstruktion handelt, die seit deren Gründung am 23.05.1949 die Anliegen der Autochthonen mit Füßen tritt, das sogar öffentlich kommuniziert wird (https://www.youtube.com/watch?v=QNyLvPPVszQ… Mehr

Evero
16 Tage her

Die Bonner Republik war schlank verwaltet und pragmatisch regiert.
Die Berliner Republik wird mit einem aufgeblähten Apparat ineffektiv regiert.
Das Kanzleramt, das mich jedesmal an eine Saurierhöhle erinnert, wenn ich das Eingangstor sehe, ist Symbol der neuen Arroganz der Regierenden.
Ich plädiere dafür, eine kleine Reform im Interesse des Volkes durchzuführen und die die Hauptstadt wieder nach Bonn zu verlegen. Das könnte die politische Klasse vielleicht vom Größenwahn heilen und wieder mehr Effizienz in den politischen Apparat bringen.

Last edited 16 Tage her by Evero
Cimice
16 Tage her

„Ich bau mir ein Schloss
so wie im Märchen …“

Zum weltgrößten Parlament (an der Bevölkerungsgröße gemessen) gehört natürlich auch der größte Amtssitz des/r Kanzler*in von Gottes Gnaden.

Dazu noch das Schloss des/r Herrn/Frau/Divers Bundespräsident*in. Wir sind wieder die Größten!

Janno
16 Tage her

Das sogenannte „Band des Bundes“ ist die in Beton gegossene Deutsche Hybris der letzten Nachkriegsgeneration. Leider müssen wir damit nun leben.
Ich fürchte den Krieg, aber das architektonische Versagen beim Wiederaufbau Berlins lässt in mir zuweilen den Wunsch nach erneuter Zerstörung aufkommen, um es beim nächsten Mal besser zu machen.

Reinhard Schroeter
16 Tage her
Antworten an  Janno

Das wird eher noch grauslicher denn besser. Das Bauhaus war das Ende der Architektur.
Nicht überall, es gibt noch Architekten, die zu bauen verstehen, nur eben nicht in Buntschland.

Evero
16 Tage her
Antworten an  Janno

Die zeitgenössische Architektur ist kalt und sehr vergänglich. Beton, Stahl und Glas, das ist kalte Industriearchitektur und hat kein Alleinstellungsmerkmal und Wiedererkennungswert. Diese Bürotürme stehen manchmal nur 20 Jahre, bis sie für neue Pläne schon wieder weichen müssen. Dagegen gibt es in Städten altes Gemäuer, das bisweilen bis ins Mittelalter zurückreicht. Aus gutem Grund werden so alte Häuser erhalten. Diese haben eine Seele. Moderne Gebäude haben keine Seele.

Europafriend
16 Tage her

Zum Bürokratieabbau braucht man halt neue Bürokratie – ist doch sonnenklar, oder ? Wie sang schon Reinhard Mey (1978 !) :
„Einen Antrag zur Erteilung eines Antragsformulars zur Bestätigung der Nichtigkeit des Durchschriftexemplars, dessen Gültigkeitsvermerk von der Bezugsbehörde stammt zum behuf der Vorlage beim zuständ’gen Erteilungsamt …“
Vielleicht könnte man zur Eröffnungsfeier dieses Lied einspielen lassen, z.B. vom Musikcorps der Bundeswehr ?

Britsch
16 Tage her

Ist doch eigentlich real eine Unverschämtheit. Statt problleme zu lösen werden ständig immer neue geschaffen.# Statt den Bürgern Ihre auf Demokratie aufbauende Rechte und Freiheiten / Selbstverantwortung zu lassen Werden die Freiheiten und Rechte der Bürger immer mehr eingeschränkt, immer mehr Vorschriften gemacht, die Bürger immer mehr überwacht, und eine Regelrechte Propaganda „Maschenerie“ aufgebaut. Wer der Propaganda widerspricht oder auchj nurKritik übt wird zwischenzeitlich verfolgt und bestraft. Immer mehr Diktatur braucht immer mehr „Mitläufer und Schergen. Die Verwaltung wilL verwalten und unbegrentzt nutzlos wachsen. IM erika wußte dasd ja bestens und hat den Grundstein gelegt und nimmt heute noch Einfluß… Mehr

Gert Lange
16 Tage her
Antworten an  Britsch

Überholen ohne Einzuholen hoch 2, oder?