EU: Jetzt auch Streit um Holzöfen

Noch vor der Bundestagswahl wollte Brüssel neue, viel strengere Grenzwerte für Holzöfen präsentieren. Millionen Menschen wären betroffen. Auf Druck von Deutschland wird der Plan jetzt verschoben. Berlin hat Angst vor einem Desaster wie beim Heizungsgesetz.

IMAGO / Zoonar

Der Termin war lange geplant: Am Mittwoch, 12. Januar, wollte die EU-Kommission strengere Umweltauflagen für Holzöfen vorstellen. Die Pläne sind Teil einer Neufassung der sogenannten Ökodesign-Richtlinie 2027.

Kurzfristig ist die Präsentation jetzt auf unbestimmte Zeit verschoben worden – auf Druck mehrerer Länder, darunter auch Deutschland und Tschechien. Brüssel beschwichtigt: Es seien nur noch „weitere Arbeiten technischer Natur“ nötig.

Die Wahrheit ist: Berlin hat Muffensausen.

Denn die neuen Grenzwerte sollen schon ab 2027 gelten. Sie sehen Emissionen von maximal 28 Milligramm Feinstaub pro Kubikmeter vor. Bisher liegt der Höchstwert für Neugeräte bei 40 Milligramm. Und sie betreffen Heizkessel mit einer Leistung von bis zu 1.000 Kilowatt (kW) sowie sogenannte Nahwärmegeräte mit einer Leistung von bis zu 50 kW. Zu Letzteren gehören zum Beispiel auch Kaminöfen.

Davon gibt es allein in Deutschland über elf Millionen.

Im Berliner Regierungsviertel ist zu hören, dass nicht wenige Strategen bei SPD und Grünen jetzt Angst davor hatten, dass die EU-Pläne mitten im Bundestagswahlkampf zu einer ähnlichen öffentlichen Empörung führen könnten wie seinerzeit Robert Habecks mittlerweile schon legendäres Heizungsgesetz.

Die EU-Pläne haben nämlich noch einen weiteren, gut versteckten Clou: Die meisten Holzöfen würden durch sie ihre Unabhängigkeit verlieren. Das ist bisher ein wichtiger Vorteil der Geräte: Sie funktionieren völlig unabhängig von jeder öffentlichen Infrastruktur.

Doch die EU-Kommission will, dass neue Öfen an das Stromnetz angeschlossen werden müssen. Nur so, heißt es aus Brüssel, würden sich die Verbrennung und die Filtersysteme automatisch steuern lassen.

Warum man das will, verrät die Kommission nicht.

*****

Doch eine Vermutung drängt sich auf: Die EU schränkt den direkten Zugang der Bürger zu immer mehr Elementen der Grundversorgung ein.

Brüssel führt inzwischen einen regelrechten Krieg gegen Kleinbauern.
Bevorzugt werden große Konzerne mit großen Produktionsstätten. Dadurch wird die Versorgung mit Lebensmitteln stark zentralisiert. Große Strukturen sind bei Bedarf wesentlich leichter zu steuern (oder auch stillzulegen). So wird die Nahrungsautonomie des Bürgers beschnitten und unmerklich einer politischen Kontrolle unterworfen. Dazu passt der (vor allem von den Grünen geführte) Kampf gegen die Jagd. Jäger sind Selbstversorger und haben unabhängig von übergeordneten Strukturen Zugang zu Lebensmitteln.

Brüssel mischt sich massiv in die Energieversorgung ein.
Die EU erlässt – jenseits ihrer völkerrechtlichen Kompetenzen – Vorschriften, die die nationalen Entscheidungen einschränken. Die Eurokraten wollen dabei mitreden, welche Energiequellen von welchen Lieferanten ein Land nutzen darf. Gas aus Russland und Öl aus dem Iran hat die EU-Kommission schon weitgehend aus dem Spiel genommen. Das schränkt den Spielraum der souveränen Mitgliedstaaten ein und vergrößert den Zugriff der EU.

Brüssel begrenzt die Mobilität.
Die EU schreibt den Unternehmen vor, welche Antriebstechnologie sie zu produzieren haben. Als direkte Folge ist den Bürgern die freie Entscheidung aus der Hand genommen worden, welche Fortbewegungsmittel sie sich anschaffen. Der großflächig unterstützte und als Endziel ausgerufene Umstieg der Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel mag für manche vernünftig klingen. Tatsächlich ersetzt er eine dezentrale Struktur – die autonome und selbstbestimmte Fortbewegung des Einzelnen – durch eine zentral kontrollierbare Struktur.

Brüssel greift nach der freien Rede.
Mit dem „Gesetz über digitale Dienste“ (Digital Services Act, DSA) hat die EU eine beispiellose Grundlage für die staatliche Überwachung und Zensur von Meinungsäußerungen geschaffen. Wenn eine politische Institution festlegen kann, was der einzelne Bürger schreiben oder sagen darf und was nicht, dann hat das mit einer freiheitlichen Gesellschaft eben einfach nichts mehr zu tun.

Brüssel sucht nach Kontrolle über das Geld.
Eine digitale Währung soll eingeführt werden. Gleichzeitig wird der Bargeldverkehr nach und nach faktisch erdrosselt. Beides zusammen schafft eine bisher einzigartige Möglichkeit zur Kontrolle und Bevormundung der Bürger. Wenn Brüssel Ihnen, lieber Leser, irgendwann aus irgendwelchen Gründen das elektronische Konto sperrt: Was machen Sie dann ohne Bargeld? Wie kaufen Sie ein? Wie erwerben Sie eine Fahrkarte zu der EU-kritischen Demo, zu der Sie eigentlich wollten?

Die EU zentralisiert nach und nach alle wichtigen Bereiche der Lebensführung. Im Sinne von: Brüssel entzieht den Mitgliedstaaten und auch den Bürgern immer mehr Souveränität, selbst und dezentral und kleinteilig zu entscheiden.

*****

Der Holzofen ist da nur ein kleiner Puzzlestein. Aber er passt in das große Bild.

Bisher können Menschen, die einen Holzofen haben, dezentral und selbst entscheiden, wann und wie viel sie heizen. Ist der Holzofen zwangsweise mit dem Stromnetz verbunden, dann wird diese Entscheidung woanders getroffen. Und von jemand anderem.

Dass die entsprechenden Pläne aus Brüssel jetzt vorerst auf Eis gelegt sind, sollte niemanden allzu sehr beruhigen. Das passiert, weil die Rest-Ampel in Berlin nicht mitten im Wahlkampf eine ähnliche Kommunikationskatastrophe wie beim Heizungsgesetz riskieren will.

Das Holzofen-Projekt kommt nach der Bundestagswahl wieder. Wetten, dass?

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Kommentare ( 101 )

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jensberndt
26 Tage her

Jetzt dämmert mir auch, warum der mit falschen Vergewaltigungsvorwürfen in die Versenkung gesteckte Wetterfrosch Kachelmann auf einmal auftauchen und gegen den Feinstaub aus Holzheizungen wettern darf. Es geschieht wahrscheinlich nichts mehr zufällig…

Monostatos
1 Monat her

„Die EU zentralisiert nach und nach alle wichtigen Bereiche der Lebensführung.“ Oder anders gesagt: Die EU ist totalitär. Es ist höchste Zeit, die EU abzuwickeln und wieder zu einer Freihandelszone zurückzukehren.

giesemann
1 Monat her

Das geht auch nicht, dass sich die Kanallje vor den Ofen hockt, ins Feuer glotzt und den Robert einen guten Mann sein lässt.

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  giesemann

Zumal, wenn Verhungern und Erfrieren auf der Agenda steht – oder? Von mRNA jetzt mal gar nicht gesprochen.

pbmuenchen
1 Monat her

Den » Green Deal« hat von der Leyen (CDU) verkündet, nach ihrer äußerst dubiosen Ernennung. Wir müssen derartige Marionetten loswerden, koste es was es wolle, sonst werden wir Zug um Zug fertig gemacht.

giesemann
1 Monat her
Antworten an  pbmuenchen

Und warum das? Damit andere auch mal ran dürfen, auf unsere Kosten natürlich: „Wir werden immer mehr und beanspruchen Deutschland für uns.“ – plus X. Daniele Dell’Agli – Über den Zusammenhang von Religion, Demografie und Migration – Essay – Perlentaucher und klassisch Gunnar Heinsohn: Söhne und Weltmacht. Terror im Aufstieg und Fall der Nationen – Perlentaucher und die Bombe tickt: Echtzeit-Statistiken. Bevölkerungsuhr jeden Landes. DAS aber interessiert die nicht: Weltbevölkerungskonferenz: Neuer Anlauf für Frauenrechte – DW – 12.11.2019 – publizistisch wird diese Konferenz totgeschwiegen. Ein Inder warnt uns zudem ganz rezent: Weltbank-Chef Ajay Banga prognostizert weitere 800 Millionen Flüchtlinge –… Mehr

Riffelblech
1 Monat her

Brüssel funktioniert nach dem Würgeprinzip einer Schlange . Jedes Mal wenn das Opfer einen Atemzug macht zieht die Schlnge die Schlinge noch mehr zu und das Opfer erstickt schließlich . Bei Brüssel und deren Bürokraten läuft es doch so ,das wenn das Opfer sich nicht wehrt dann eben die Schlingen in kleineren oder auch größeren Schritten zugezogen werden . Und die Opfer der Brüsseler Behörden sind ,völlig unglaublich das die Bürger Europas sich das gefallen lassen ,die Lebensgrundlagen derselben . Unter schwachen und auch korrupten Regierungen gelingt es Brüssel immer wieder den Bürger ans Messer liefern zu wollen . Unverschämtestes… Mehr

Peter Pascht
1 Monat her

Ich kann diese schäbige Unverschämtheit und Idiotie einer wachsenden gewalttätigen ungebildten Minderheit nicht mehr ertragen. Man muss die Wahrheit mal sagen dürfen, auch wenn sie nicht gefällt. Strunzdumm, ungebildet bis ins Knochenmark, aber überall gewalttätig und aggressiv die große Schnauze machen – das ist der Zeitgeist in Deutschland. Und die Masse der Menschen nimmt ihnen ihren Blödsinn ab. 1.) es gibt überhaupt keinen Klimawandel im Vergleich mit der historischen Vergangenheit des Klimas 2.) der „industrialisierte Norden“ mit Industrie und Autoverkehr ist nicht die Ursache der minimalen CO2 Steigung Es ist Waldabholzung und Brandrodung und Brandlandwirtschaft in der 3.Welt, insbesondere in… Mehr

Contra Merkl
1 Monat her

Mein Auto Baujahr 1999 hat eine Genehmigung vom Kraftfahrtbundesamt und hat den damaligen Stand der Technik entsprochen. Erfüllt das Auto bei TÜV die vorgeschriebenen Abgaswerte und ist sonst technisch in Ordnung, ist eine TÜV Plakette zu erteilen. Mein Ofen Baujahr 1999 hat ebenfalls allen damaligen Abgasvorschriften entsprochen. Kommt jetzt ein neues Gesetz wird das im Bundesanzeiger veröffentlicht und alle zukünftigen Anlagen haben dem zu entsprechen. Alte Heizanlagen haben Bestandsschutz solange die installiert sind. Ich könnte mit meinem Ofen also nicht umziehen und den woanders neu anschließen da er dann den Vorschriften nicht mehr genügt. Von Gesetzeswegen wird das hier alles… Mehr

Peter Pascht
1 Monat her
Antworten an  Contra Merkl

Das wovon sie sprechen nennt man „Verwaltungsakte“
Rechtlage
Einmal erlassene Verwaltungakte können nicht mehr annuliert oder rückgänigig gemacht werden.
Ätschipätschi geht nicht.

jensberndt
26 Tage her
Antworten an  Contra Merkl

Und? Was sind Ihre Konsequenzen? Wählen Sie die AfD bloß, oder unterstützen Sie diese Partei aktiv? Machen in Ihrem geschäftlichen und privaten Umfeld aktiv Werbung für die AfD?

BK
1 Monat her

Geschätzt, werden wohl 3 – 4 Milliarden Menschen mit Holz heizen und ihr Essen kochen. Was in den Köpfen der EU Bürokraten vorgeht, ist völlig weltfremd. Es ist an der Zeit, die EU abzuwickeln und den Klimawahn zu beenden. Es kann schließlich nicht unsere Aufgabe sein, in Knechtschaft einer Klimabande zu leben, die uns ausplündert und jeden Wohlstand vernichtet.

Juergen Schmidt
1 Monat her
Antworten an  BK

Wer die Vorgänge in den USA gerade verfolgt, der sieht daß der »Klimawahn« dort gerade abgeschaltet wird. Einfach so. Nicht nur Trump unterzeichnet Dekrete (drill, baby, drill!), auch große Unternehmen steigen aus.
Leider kämpfen die Deutschen stets bis zur letzten Kugel, auch auf verlorenem Posten, und bis in den eigenen Untergang. Von daher fürchte ich, daß die kommenden Jahre noch ziemlich hässlich werden. In Deutschland.

Juergen Schmidt
1 Monat her

Lach, lach. Weite Teile Osteuropas und der komplette Balkan heizt mit Holzkaminen. Ich stelle mir gerade vor, wie dieser neue EU-Coup in diesen Ländern umgesetzt wird. Nämlich genau so wie die anderen EU-Vorgaben: genau nicht. Nur die Deutschen werden wieder gehorsam »bei Fuß!« gehen, eifrig dementsprechende, scharfe nationale Gesetze erlassen, und die Bürger nötigen, Hunderttausende tadelloser Kaminöfen auf den Schrott zu werfen, um sie durch »vorschriftsmäßige« zu ersetzen. Ich meine, man weiß doch mittlerweile, daß das »Feinstaub«-Narrativ auch nur ein Hoax ist: Wenn der Bauer am Ortsrand sein Feld pflügt, schießen »die Messwerte« in der Stadt die Höhe, je nach… Mehr

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Juergen Schmidt

Die haben ja dereinst schon alle auf Befehl ihre intakten Glühbirnen aus der Fassung gedreht, um sie durch Quecksilber belasteten so genannten Energiesparlampen zu ersetzen.
Es muss doch eigentlich jedem widerstreben, etwas entsorgen zu sollen, das seinen Dienst noch einwandfrei tut – oder? Und nachhaltig kann das beileibe auch nicht sein.

Wilhelm Roepke
1 Monat her

AFD wählen und Schluss mit dem Quatsch.