Das nächste deutsche Traditionsunternehmen ächzt unter der Industriekrise. Bei dem Handelskonzern Würth rechnet man für 2024 mit einem drastischen Gewinneinbruch. Die rückläufige Nachfrage und die erdrückenden Rahmenbedingungen des deutschen Standorts stehen im Vordergrund.
Der Montage- und Befestigungsriese Würth kämpft mit den Folgen der anhaltenden Konjunkturschwäche. Unternehmensgründer Reinhold Würth teilte der Deutschen Presse-Agentur in Künzelsau mit, dass er für das laufende Geschäftsjahr einen Rückgang des Vorsteuergewinns um 25 bis 30 Prozent erwartet. Auch beim Umsatz rechnet er mit einem Minus von etwa 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Bereits das erste Halbjahr 2024 verlief für Würth enttäuschend: Der Konzern erzielte einen Umsatz von 10,2 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.
Zusätzlich hat Würth mit Herausforderungen zu kämpfen, die aus der angespannten Lage in der deutschen Baubranche resultieren. Die Division Bau ist mit 7,5 Prozent des Firmenumsatzes (2023) eine wichtige Sparte des Unternehmens. Von den Entwicklungen in der Branche bleibt Würth daher nicht verschont.
Hohe Bauzinsen und eine zunehmende Überregulierung belasten die deutsche Bauindustrie stark. Obwohl die Europäische Zentralbank (EZB) in diesem Jahr bereits vier Mal den Leitzins gesenkt hat, bleiben die Baufinanzierungszinsen hoch. Dies liegt daran, dass diese stärker von den Zinsen für Staatsanleihen und Pfandbriefe beeinflusst werden, die oft schneller auf Marktbedingungen reagieren als der Leitzins.
Die Zahl der Baugenehmigungen ist zuletzt stark eingebrochen, und ein kontinuierlicher Abwärtstrend zeichnet sich ab. Zwischen Januar und November 2023 sank die Zahl um nahezu 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im ersten Halbjahr 2024 ging diese weiter um 21,1 Prozent zurück. Im Oktober 2024 setzte sich dieser Trend dann fort, mit einem Minus von 18 Prozent gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres.
Standortfaktoren werden zum Verhängnis für den gesamten Standort
Neben den strukturellen Problemen belasten auch die schlechten Rahmenbedingungen den Industriekonzern. Besonders die drastischen Steigerungen der Energiekosten führen zu erheblich höheren Betriebs- und Produktionsausgaben. Darüber hinaus sorgen die bürokratischen Hürden und die hohen Steuersätze für zusätzliche Belastungen.
Doch nicht nur Würth leidet unter diesen Faktoren; für die gesamtheitliche deutsche Wirtschaft werden diese Bedingungen zunehmend untragbar. Von der Automobilindustrie über die Chemiebranche, die Metall-, und Elektroindustrie bis hin zur Landwirtschaft: Die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen ist stark eingeschränkt.
Energiewende: Unternehmen werden in ihrer Wettbewerbsfähigkeit eingeschränkt
Die hohen Energiekosten sind der wichtigste Faktor für die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen. Vornehmlich die Energiewende hat in den letzten Jahren zu einem dramatischen Anstieg der Strompreise in Deutschland geführt. Durch das Abschalten der Atomkraftwerke und den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien wie Solar- und Windkraft, die von Natur aus ineffizient und wetterabhängig sind, sehen sich Unternehmen mit enormen Mehrkosten konfrontiert. Der Strompreis stieg von 17,11 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 1998 auf zwischen 28 und 43 Cent pro Kilowattstunde zum Ende dieses Jahres.
Hinzu kommen die Kosten, die im Zusammenhang mit dem Ausbau erneuerbarer Energien entstanden sind, diese sind gewaltig. Laut „Fortschrittsmonitor Energiewende‟. Einer Erhebung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young werden bis 2030 rund 602 Milliarden Euro für eine Umsetzung der Energiewende benötigt. Etwa 351 Milliarden Euro davon sollen in den Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten fließen, während 126 Milliarden Euro für den Netzausbau vorgesehen sind. Das Ifo-Institut geht noch weiter und prognostiziert, dass sich die Gesamtkosten für Deutschland auf 1.800 Milliarden Euro belaufen werden, um die Klimaneutralität vollständig zu erreichen.
Eine Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zeigt, dass aufgrund der hohen Energiekosten bereits 37 Prozent der Unternehmen in Deutschland erwägen, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern – ein Anstieg im Vergleich zu 31 Prozent im Vorjahr und 16 Prozent im Jahr 2022. Besonders betroffen sind energieintensive Industrien wie Metall, Stahl und Aluminium.
Bürokratiebelastung: Die Industrie wird erdrückt
Ein weiterer zentraler Treiber der deutschen Wirtschaftskrise ist die enorme Bürokratielast. Laut einer Studie des ifo-Instituts belasten deutsche Unternehmen direkte Bürokratiekosten jährlich mit rund 65 Milliarden Euro. Hinzu kommen geschätzte entgangene Wirtschaftsleistungen in Höhe von 146 Milliarden Euro. Besonders problematisch sind langsame Genehmigungsverfahren, komplexe Steuergesetzgebungen und umfassende Nachweispflichten. Verstärkt wird diese Belastung durch mangelnde Fortschritte in der Digitalisierung, insbesondere bei behördlichen Prozessen.
Eine der größten Einschränkungen für Unternehmen ist die hohe Zahl an Vorschriften und Regularien, die ihre Geschäftspraktiken stark erschweren. Seit 2010 ist die Anzahl der Gesetze und Verordnungen um 21 Prozent gestiegen. Laut dem IW Köln existieren derzeit rund 4.663 Gesetze und Verordnungen mit insgesamt 96.876 einzuhaltenden Einzelnormen. Für spezifische Branchen kommen zusätzlich spezifische Regelungen hinzu.
Für kleine und mittelständische Unternehmen, denen häufig die zeitlichen und finanziellen Ressourcen fehlen, um diese Anforderungen zu erfüllen, stellt die Bürokratie eine besonders große Herausforderung dar. Doch auch Großkonzerne wie Würth kämpfen mit den wachsenden bürokratischen Anforderungen.
Die wirtschaftliche Lage von Würth verdeutlicht die gravierenden Herausforderungen, vor denen deutsche Unternehmen aktuell stehen. Insbesondere die Folgen der Energiewende, wie stark steigende Strompreise, setzen nicht nur große Konzerne, sondern vor allem mittelständische Betriebe massiv unter Druck. Erschwerend kommen umfangreiche bürokratische Auflagen und überregulierte Märkte hinzu, die die Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich beeinträchtigen.
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„Erdrückende Rahmenbedingungen des deutschen Standorts stehen im Vordergrund.“ – Also wer in anmaßenden, bevormundenden und dumm-dreisten Mitarbeiter-Rundbriefen gegen mindestens 20 Prozent der Wähler (auch eigene Mitarbeiter) und ihre präferierte Partei hetzt, braucht sich zu wundern: Da muß der Umsatz einbrechen. Ein „tradionsreiches“ Unternehmen kann es übrigens sowieso nicht sein: „Woke“ und „traditionell“ sind das glatte Gegenteil. Also: Kein Mitleid. Ganz schnell weg damit … – Wenigstens ist sind die Kunstsammlungen gesichert.
Würth, Reinhold: Wohnsitz Österreich, Vermögen in einer Stiftung in der Schweiz. Noch Fragen ?
„Auch wenn Sie nun keine Arbeit und kein Einkommen mehr haben und Urlaub außerhalb Deutschlands für Sie unerschwinglich sein wird, gilt immer noch die Reisefreiheit. Unsere Gesundheitsversorgung ist immer noch auf gutem afrikanischen Niveau und Sie können gegen jeden AfD-Politiker schreiben, was Sie wollen, es gilt die Freiheit des Reports im Rahmen der Verfassung. Brauchen wir mehr? Deswegen -liebe Ex-Mitarbeitende- bloß wegen ein bisschen Spaß an der Freude Rabatz zu machen und aus Unmut über ihren Arbeitsplatzverlust oder Magedburg jetzt die AfD zu wählen, ist einfach zu wenig. Meine Empfehlung ist, lassen Sie uns im heutigen System unseres so wunderbaren… Mehr
Wenn ich die südbadischen (Schopfheim) und hohenlohisch-schwäbischen (Künzellsau) Mitarbeiter-Charakteren der Würth-Belegschaft richtig einschätze, sind die beim Kreuzchenmachen zu 95% ihrem senilen Feudalherrn gefolgt.
Go woke, go broke. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.
War Würth nicht derjenige, der 2016 nach der Wahl von Trump getönt hat, seine Gruppe werde in den USA nicht mehr investieren? Und der gegen die AfD und deren Wähler genölt hat?
Alles hat irgendwann mal sein Ende auch die größten Cäsaren mußten von dannen ziehen und ihr irdisches Glück verlassen und deshalb hält sich das Mitleid in Grenzen, denn zuerst kommt die Kälte und dann fällt die Ernährungsgrundlage weg und der Stoffwechsel kommt ins Wanken und das war der Tod der gigantischen Sauropoden und warum soll es denn heute anders sein, weil die Natur keine Rücksicht darauf nimmt und eigene Fehler noch dazu beitragen können, das das Ende schneller naht, als man landläufig denkt.
Ist Würth nicht der Undemokrat der seinen Mitarbeitern ihre Wahlentscheidung diktieren möchte ? Da kann man seine genannten Problemchen nicht ernst nehmen.Wer in der Politik keine Veränderung möchte ,sollte sich nicht über die Zustände negativ äußern;da muß das Unternehmen durch.
Jeder, der bei der nächsten Wahl immernoch seine Stimme einer der Altparteien gibt, trägt Mitschuld an der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lage dieses Land. Ja er trägt auch Mitschuld an den Opfern des Attentates auf den Magdeburger Christkindlmarkt. Wie lässt sich das mit dem Gewissen eines Gutmenschen vereinbaren? Oder haben diese Gutmenschen eventuell gar kein Gewissen?
Wenn ich z.B. ein leerstehendes Büro im 2. OG mit Küche, WC, Balkon und drei Räumen durch den schlichten Einbau einer Duschgelegenheit zu einer in der Stadt dringend benötigten Wohnung machen will, dann brauche ich dafür (Nutzungsänderung) ein über einen Architekten zu beantragendes, langes und teures Baugenehmigungsverfahren! Dessen Ziel ist eine mit vielen Geboten und Verboten gespickte „Baugenehmigung“ (Besser: „Duscheinbauerlaubnis“) von Leuten in der Funktion öffentlich angestellter oder beamteter Bedenkenträger, die nicht einen Handschlag zum Projekt beitragen. Locker kommt man so auf im Voraus zu zahlende Kosten von 2 kompletten Wohnungs-Jahresmieten brutto bzw. 3-4 Jahresmieten netto und monatelangen weiteren „Umbau-Leerstand“… Mehr
Tja und? Alles Probleme, die vor 2006 in Deutschland nicht, oder nur marginal, vorhanden waren. Also, was soll das Gejammere, auch eines Herrn Unternehmers Würth, dessen patriarchalischer Herr Vater noch vor der letzten EU-Wahl seinen Mitarbeitern per Brief empfahl, ihre Stimme keinesfalls einer bestimmten Partei zu geben, weil die den Untergang der Demokratie hierzulande und in Europa im Schilde führe. Nun, dann sollen Würth samt Belegschaft die Segnungen dieser „Demokraten“ genießen. Guten Appetit.
Also mir ist der Herr Würth vor allem noch durch seine kürzlich ausgesprochene politische Haltung in Erinnerung. Seitdem habe ich Würth als Lieferanten ausgeschlossen. Vielleicht geht es der Firma ja deshalb so schlecht.
„Ist es deshalb nicht wunderbar, dass unser Deutschland eine Ampelregierung aushalten kann, die in vielen Teilen wie ein Hühnerhaufen durcheinanderrennt und doch trotzdem das eine oder andere positive Gesetz auf den Weg bringt? […] Die Demokratie garantiert, dass die nächste Regierung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine CDU/SPD- oder eine CDU/GRÜNEN-Koalition abgeben wird und die Ampelregierung wird verfassungsgemäß ohne Murren abtreten. Ich appelliere an jede Bürgerin und jeden Bürger und auch an Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, überlegen Sie, wem Sie bei den verschiedenen Wahlen Ihre Stimme geben. Bloß wegen ein bisschen Spaß an der Freude Rabatz zu machen und… Mehr