Ich kann mich an kein vergifteteres öffentliches Klima erinnern. 1966 bis 1970 waren Jahre heftiger und harter Auseinandersetzungen, nicht nur in der Sache, auch zwischen Personen. Aber sie wurden kaum mal derart menschlich miserabel ausgetragen wie heute.
Haben Sie schon mal als „Untergebener“ mit einer „Personalbeurteilung“ durch „Vorgesetzte“ Bekanntschaft gemacht? Zu Beginn der 13 Jahre, die ich die Friedrich-Naumann-Stiftung führen durfte, kriegte diese von „höherer Stelle“ eine Management-Kur von McKinsey verpasst. Eine wertvolle Erfahrung in nutzloser Managementologie. Besonders von formalisierter Personalbeurteilung hielt ich gar nichts. Ein Irrtum. Bei den ersten Wellen derselben gewann ich jede Menge wertvoller Einsichten – in die Beurteiler, nicht die Beurteilten. (Nur der Vollständigkeit halber: Wann sich die installierten McKinsey-Mätzchen in der Praxis einfach verloren, weiß ich nicht mehr.)
Dass die genannten und andere Floskeln inhaltlich auch gar nichts (mehr) bedeuten, absolut nichts, sondern einfach nur noch Schimpfworte sind, die andere ächten, aus der Gesellschaft der „Anständigen“ ausstoßen, an den Pranger stellen sollen, ist offenkundig: nur ebenso offensichtlich nicht für jene, welche mit diesen Schimpfworten und Schimpfwendungen werfen. Je länger, je eifriger. Der Drang, zur genannten guten Gesellschaft zu gehören, scheint übermächtig – und täglich zuzunehmen. Woraus ich schließe, dass die Angst, nicht dazu zu gehören, unermesslich sein muss – und immer noch weiter wächst.
Ich kann mich an kein vergifteteres öffentliches Klima erinnern. 1966 bis 1970 waren Jahre heftiger und harter Auseinandersetzungen, nicht nur in der Sache, auch zwischen Personen. Aber sie wurden kaum einmal derart menschlich miserabel ausgetragen, wie es heute die Regel ist. Die Bonner Republik war politisch um ein Vielfaches toleranter, als die Berliner Republik in den letzten 10 Jahren wurde.
Für meinen Teil jedenfalls habe ich beschlossen, Worte und Wendungen zu meiden, die in der Sache nichts (mehr) bedeuten, sondern nur dazu da sind, Nicht-Gleich-Denkenden Brandzeichen auf die Stirn zu brennen.
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Nur ist der „schlichte Kindergarten“ viel gefährlicher für unser Land als der damalige „gymnasiale Pausenhof“. Wenn sie „nur“ nerven würden!
Heute will man das Volk „ausdünnen“ (Joschka Fischer) und mittels einer riesigen Horde gewalttätiger muslimischer Kerle „vor Inzucht bewahren“, wie es die Rollende Schwarze Null so überaus fein formulierte.
Da hilft als Erstes der Duden weiter: Nationalsozialismus: extrem nationalistische, imperialistische und rassistische politische Bewegung Faschismus: nationalistische, antidemokratische, rechtsradikale Bewegung, Ideologie Rassismus: a) Lehre, Theorie, nach der Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen Merkmalen hinsichtlich ihrer kulturellen Leistungsfähigkeit anderen von Natur aus über- bzw. unterlegen sein sollen b) dem Rassismus entsprechende Einstellung, Denk- und Handlungsweise gegenüber Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen Merkmalen In einem „Alltagscheck“ zusammengefasst: – diskriminiert pauschalisierend der/diejenige aufgrund biologischer Merkmale („südländisches Aussehen“, „Kanake“, „Jude“)? (Ich würde hier auch noch einen religiösen Rassismus ergänzen wollen: „Muslim“) – erhöht der/diejenige seine eigene Nation bei gleichzeitiger Abwertung anderer Nationen… Mehr
Da es meistens um Sachthemen geht, ist dieses gegenseitige Beschimpfen eher albern und Ausdruck mangelnder Kenntnis des jeweiligen Sachverhaltes. Wer sich gut informiert hat, ist auch auf so eine Diskussion vorbereitet und kann argumentativ dagegen halten. Eben ohne sich auf dieses Niveau zu begeben. Würde sich diese Erkenntnis durchsetzen, hätte der Konservatismus in Deutschland auch wieder eine Chance. Oder kurz gesagt, argumentieren statt linke Klischees zu bedienen. Auch wenn es anstrengend ist. Zumindest sehe ich das so.
„Da es meistens um Sachthemen geht, …“ Das ist genau das Mißverständnis: Es geht solchen Leuten eben fast nie um Sachthemen. Dazu kommt es doch aus gutem Grund erst gar nicht. Es geht um Machterhalt. „Nazi!“ gegen Nichtnazis zu brüllen, ist vorphysischer politischer Kampf mit der Absicht, den anderen moralisch zu zerstören und zu beleidigen, um sich gar nicht erst auf die Sachebene einlassen zu müssen. Ich weiß nicht, ob Sie auf youtube mal die Montagsdemos und das Verhalten der sogenannten „Antifa“ gesehen haben. Oder sicher haben Sie ja mal im TV eine Sendung aus der Reihe „Fünf Etablierte gegen… Mehr
Wenn mich einer so nennt wie oben von ZurückzurVernunft beschrieben, dann lache ich denen ins Gesicht und zucke mit den Schultern. Mit Claudia Roth und Konsorten möchte ich nicht in einem Atemzug genannt werden! Da bin ich äußerst empfindlich!!!
Danke für diesen Beitrag, Herr Goergen! Wie recht Sie doch habe. Auch ich finde es unmöglich, wenn andere Kommentarschreiber mit den gängigen Totschlag-Attributen belegt werden, nur weil sie anderer Meinung sind. Ganz schlimm sind aber auch Kommentare, die entweder nur aus primitivster Gossensprache bestehen oder sich lustig machen über reine Äußerlichkeiten oder Behinderungen unliebsamer Personen. Heute z.B. habe ich einen Kommentar zu Kanzleramtschef Altmaiers Antwort auf die Angriffe der türkischen Regierung gelesen, in dem sich jemand über dessen Hasenscharte lustig machte. Obwohl ich der gleichen Meinung wie der Kommentarschreiber war, hat mich die Art und Weise dieser Schreibe abgestoßen. Solche… Mehr
Es wäre mal eine Analyse wert, heraus zu finden, wann es angefangen hat, dass der öffentliche Diskurs so einseitig ausgeartet ist, dass er eigentlich gar nicht mehr statt findet! Einige Hinweise gibt es ja schon, an denen man beim Rückblicken erkennen müsste, dass es wohl seit Jahren Bestrebungen gibt, die Herrschaft über die öffentliche Meinung zu erhalten und damit die Bevölkerung in jedwede beliebige Richtung manipulieren zu können. Dass die ach so Toleranten gegenüber jedem Fremden jede Toleranz augenblicklich verlieren, wenn jemand eine andere Meinung als die Mehrheitsmeinung vertritt, spricht da schon Bände. Im Prinzip könnten das alles Anhänger von… Mehr
Nachdem dieser Beitrag in mir etwas gearbeitet hat und ich mir auch einige Kommentare durchgelesen habe, kommen mir diese Gedanken: Ein Verzicht auf Schimpfworte – o.k. Aber an Präsident Obama kann man sehen, dass ein Verzicht auf „schmutzige“ Emotionalität es auch nicht bringt; die Erfolglosigkeit seiner Präsidentschaft (mit Ausnahme von Obama-Care, die ich ihm hoch anrechne) kommt ja auch daher, dass er nicht bereit war, sich in den schmutzigen Kampf unter der Gürtellinie einzulassen: a) nicht mit der muslimischen Welt des Nahen Ostens (denen er einen offenen, respektvollen Dialog in seiner Kairoer Rede angeboten hatte), b) nicht mit Putin (dem… Mehr
Mit Links-Grünen Diffamierern zu streiten, ist wie mit einer Taube Schach zu spielen.
Egal, wie gut du Schach spielst, die Taube wird alle Figuren umwerfen,
auf das Brett kacken und herumstolzieren, als hätte sie gewonnen.
Habe ich mir abgespeichert; danke.
Noch ist nicht alles verloren. Bei allen Wahlen 2017 wird meine gesamte Familie (immerhin 5 Wahlberechtigte) alternativ wählen und wir waren früher alle brave Wähler der Systemparteien.
Trotzdem stimme ich zu, dass es vielen Wohlstandsdeutschen wohl noch zu gut geht, um alternativ zu wählen und die Realität zu sehen. Es muss wohl erst die eigene Familie betroffen sein, um ein Umdenken bei den Gutmenschen auszulösen.
Es gibt nicht nur die vielen Menschen denen es gut geht. Es gibt auch viele Menschen die Angst haben etwas zu verlieren und damit Angst vor Veränderungen haben.
Herr Goergen, mit plumpen Beschimpfungen auf plumpe Beschimpfungen zu reagieren, hilft natürlich nicht weiter. Hier gebe ich ihnen recht. Aber um die politische Debatte zu gewinnen, muss ich den Gegner und seine Positionen in der Öffentlichkeit als moralisch minderwertig hinstellen. Es geht leider nicht anders. Die Wähler wollen wissen, wer gut und wer böse ist. In Wohlstandsgesellschaften geht es an der Wahlurne hauptsächlich darum, mit der Stimmenabgabe sich das Gefühl zu geben, moralisch auf der richtigen Seite zu stehen. Sie müssen in Kategorien der Moral sprechen. Ansonsten verlieren Sie. Es braucht also beides: Die rationale Kritik und die moralische Bewertung.… Mehr