Neue EU-Kommissarin Teresa Ribera politisch verantwortlich für die Flutkatastrophe in Spanien

Überschwemmung in Valencia. Schnell wird alles auf die „Klimakrise“ geschoben. Doch mit der Zeit wird klar, dass die Ursachen wohl eher Inkompetenz, Gleichgültigkeit und fanatischer Ökologismus sind. Mittendrin die dafür als Ministerin verantwortliche Sozialistin Teresa Ribera, die trotz Kritik wegen ihres Versagens als neue EU-Kommissarin und Vizepräsidentin bestätigt wurde. Von Thomas Punzmann

picture alliance / ZUMAPRESS.com | Wiktor Dabkowski
Teresa Ribera Rodriguez, designierte Exekutiv-Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Brüssel, Belgien, 12.11.2024

Nur wenige Stunden, nachdem die ersten Bilder der Flutkatastrophe von Valencia zu sehen waren, begann bereits die Instrumentalisierung des Ereignisses für politische Zwecke derer, die sonst immer vor Instrumentalisierung warnen. Die Marschrichtung der „Klimaschützer“ war klar: Dies waren die grauenvollen Auswirkungen des vom Menschen gemachten Klimawandels. Hier sieht man die Zukunft, die Apokalypse. Bilder von Leid, Tod und Zerstörung wurden auf pietätloseste Weise als Werbung missbraucht.

Aufklärung kam, wie so oft nicht von den „Medien“, sondern von Blogs oder Privatpersonen mit profunden Kenntnissen. Der Ingenieur (Ingeniero Técnico de Obras Públicas) und Geologe Isaac Moreno Gallo veröffentlichte auf seinem privaten YouTube-Kanal ein Video (deutsche Untertitel kann man einstellen), in dem er die Geologie und die wasserwirtschaftlichen Maßnahmen der letzten Jahrzehnte erklärte. Das Video wurde bereits nach einer Woche mehr als eine Million Mal angesehen. Ein Beweis, dass es eine enorme Nachfrage nach faktenbasierter Information gibt.

Seine Erklärungen der Geologie des betroffenen Gebietes zeigen überzeugend, dass diese Art von Wetterphänomen (DANA, depresión atmospherica aislada en niveles altos) in dieser Gegend, wie im gesamten Mittelmeerraum, seit tausenden von Jahren vorkommt und auch in Zukunft vorkommen wird. Dass diese, sich alle Jahrzehnte in unterschiedlicher Intensität wiederholenden sintflutartigen Regenfälle, die Geologie maßgeblich prägen, sieht man unter anderem an den „rios secos“, breiten und tiefen, die meiste Zeit fast ausgetrockneten Flussläufen. Diese haben in den letzten Jahrtausenden die Bucht südwestlich von Valencia mit Sedimenten angefüllt. Eine solche, mittlerweile durch einen natürlichen Damm vom Meer getrennte und unter dem Meeresspiegel gelegene Landschaft mit flachen Seen wird auf Spanisch Albufera genannt.

In ganz früheren Zeiten, als die Küste noch nicht dicht besiedelt war, waren die Schäden nach solchen Regenfällen überschaubar. Überflutet wurden hauptsächlich Felder und Brachland. Die letzte große Überflutung in neuerer Zeit ereignete sich 1957. Danach wurden mit der „Solución Sur“ verschiedene Maßnahmen beschlossen, um Valencia und Umgebung besser zu schützen.

Da Valencia und Umgebung bereits damals bereits zu dicht besiedelt waren, konnte der Schutz nicht mehr präventiv, sondern nur noch palliativ sein. Man entschied sich deshalb dafür, diese Gebiete durch Baumaßnahmen zu schützen.

Zunächst wurde der Turia, der Fluss, der Valencia durchquert, vor der Stadt in ein künstliches Flussbett umgeleitet, dass bis zu 5.000 m3/s Wasser ins Meer leiten kann. Außerdem wurden an den Oberläufen der Flüsse und deren Zuflüsse Wehre errichtet, die den Zufluss der Wassermassen zeitlich strecken sollten.

Ein anderer Zufluss der Albufera ist die Rambla del Poyo, die nur bei starken Regenfällen Wasser führt. Hier kam es zu den größten Verwüstungen. Die Rambla del Poyo speist sich aus vielen anderen ramblas, die ihren Ursprung in bis zu 1.000 Metern Höhe haben und ebenfalls nur bei starkem Regen Wasser führen.

Der Wasserdurchfluss hier stieg am Tag der Katastrophe zwischen 17 Uhr und 19 Uhr von 325 m3/s auf 1.900 m3/s an. Der Höchststand des wegen des großen Gefälles schnell und mit großem Druck fließenden Wassers an diesem Tag war acht Meter oberhalb des Grundes der Rambla.

Seit der Jahrhundertflut 1957 gab es immer wieder kleinere Überschwemmungen, und es war klar, dass das Risiko an der Rambla del Poyo, wegen der immer dichter werdenden Bebauung und der damit einhergehenden Verringerung der Überflutungsgebiete, immer größer wurde. Es gab viele Pläne, die aber alle, aus verschiedenen Gründen, nie ausgeführt wurden.

Ein Projekt, vielleicht das Wichtigste, war die Umleitung eines Teils des Wassers der Rambla del Poyo in den neuen Lauf des Turia. Hier gab es ein Bauvorhaben, das die damalige und jetzige Ministerin der „ökologischen Transformation“ Teresa Ribera (ministra para la Transición Ecológica) 2011 bewilligte, dann aber immer wieder aufschob, um es dann 2021 ganz zu canceln. Dass dieser Kanal die Auswirkungen der Überflutungen erheblich verringert hätte, gehört zu den wenigen Tatsachen, die, zumindest unter Technikern, nicht umstritten sind.

Und hier sind wir bei den politischen Gefechten, die solche Ereignisse zwingend hervorbringt.

Der Präsident der Autonomie Valencia ist Carlos Mazón der konservativen PP. Die Ministerin Teresa Ribera ist Mitglied der sozialistischen PSOE. Jede Partei versucht der anderen die Alleinschuld in die Schuhe zu schieben. Das ist auch nicht schwer, denn alle politisch Verantwortlichen haben sich weder aktuell noch in der Vergangenheit mit Ruhm bekleckert. Zu sehr sind alle mit der Erzeugung und Pflege des Bildes, das sich die Wähler von ihnen machen sollen, beschäftigt.

Tatsache ist jedoch, dass die Verantwortung für Flüsse und Kanäle Aufgabe des Staates und nicht des Landes ist. Die verantwortliche Ministerin des Staates war und ist Teresa Ribera.

Bei der Ableitung der Rambla del Poyo bestand Ribera laut Zeitungsberichten auf einen Fahrrad- und Fußweg im Kanal, der die Kosten so erhöht haben würde, dass am Schluss gar nichts gebaut wurde. Auch wird der zuständigen und ihr unterstehenden Conferencia Hidrográfica (Wasserwirtschaftsamt) von betroffenen Gemeinden vorgeworfen, dass es ihnen, unter Androhnug von erheblichen Strafzahlungen, untersagt worden wäre, die Flussläufe von Pflanzenbewuchs zu reinigen. Weiter werfen die Gemeinden dem Wasserwirtschaftsamt vor, die Flüsse und Kanäle nicht von Ablagerungen vergangener, kleinerer Überflutungen gereinigt zu haben. Beides, Pflanzenbewuchs und Sedimente, veringern die Durchflussmenge des Wassers erheblich, führen zu größeren Überflutungen und Stauungen vor Brücken und dadurch zu erheblichen Schäden an diesen Bauwerken.

Die Beamten des Wasserwirtschaftsamtes verteidigen sich, indem sie auf Anordnungen der Ministerin verweisen, die der „Natürlichkeit“ der Flussläufe Vorrang vor allem anderen gegeben haben sollen. Kleinigkeiten, die mit dazu beitrugen, die Folgen ins Apokalyptische zu steigern.

Die Konservativen der EU, angeführt von Manfred Weber, haben, wie in der EU üblich, Krisen sofort als Chance erkannt. Sie drohen damit, Teresa Ribera wegen Inkompetenz als Kommissarin abzulehnen. Es sei denn, die Sozialisten würden für die bösen Kandidaten von Meloni und Orbán, beides Kandidaten jenseits der Brandmauer, stimmen. Dies würde den EU-Konservativen eine startegische Option erhalten, auf die die deutschen sich konservativ Nennenden verzichtet haben.

Die Opfer von Valencia werden, wie alle Opfer, leider schnell vergessen sein. Aber, sehen wir es positiv: Aus Katastrophen werden Chancen. Auf Spanisch: No hay mal que por bien no venga.

P.S.: Teresa Ribera nun vom EU-Parlament als Kommissarin bestätigt. Weber konnte ein wenig sein Mütchen an von der Leyen kühlen, die Konservativen haben sich die Tür zu den Verbotenen offen gehalten und die Sozialisten haben eigentlich nichts verloren. Inkompetenz, Gleichgültigkeit, Verachtung gegenüber dem Steuerzahler und ideologische Standhaftigkeit beim Zeitgeist werden in Brüssel in keinster Weise negativ gesehen.

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Kommentare ( 7 )

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gmccar
3 Stunden her

Im Grunde das gleiche Problem wie im Ahrtal. Beseitigung von bremsender Wasserverbauung, damit die Fische aufsteigen können. Grundstücke im Überflutungsgebiet. Bereits volle Rückhaltebecken und eine grüne, inkompetente und gleichgültige Ministerin Anne Spiegel.

Michaelis
3 Stunden her

Hat vermutlich mehr mit Quotenschwachsinn und Weiberwirtschaft zu tun. Die Dame Ribera mag der sozialistischen Partei angehören, aber direkt verantwortlich war die regionale Innen- und Justizministerin Salomé Pradas (Mitglied der „konservativen“ PP), indem die nicht einmal von der Existenz des Warnsystems wusste!!! Unfassbar solche Inkompetenz, aber Hauptsache die Quote stimmt!!!! Und nebenbei noch das hier: „Forschende“ sollen „festgestellt“ haben, dass die abnehmende „Luftverschmutzung“ die „Erderwärmung“ begünstige – es trifft einen der Schlag ob dieses allumspannenden Idiotismus!!!

Wuehlmaus
4 Stunden her

So ist es auch Wahnsinn, so hat es doch System. Unfähige werden vom Land in den Bund oder in die EU wegbefördert. Bei uns und anderswo wohl auch.

Zaha
4 Stunden her

Aber das Grundkonzept ist ja nicht neu. Die EU ist die Müllhalde der nationalen Parteien. Aus irgendwelchen Gründen wird es als frevelhaft empfunden Taugenichtse aus der Partei zu schmeißen. Darum schickt man die in die EU. Siehe von der Leyen. Bestes Beispiel.

Philoktet
5 Stunden her

Danke für diesen faktenreichen und erhellenden Artikel!

Last edited 5 Stunden her by Philoktet
Dieter Rose
3 Stunden her
Antworten an  Philoktet

Und die Öffentlichkeit wird von den Qualitätsmedien für dumm verkauft bzw. erst gar nicht faktengemäß informiert!

Waldschrat
5 Stunden her

Genau das ist der Punkt. Der Klimawandel ist nicht schuld, der muss nur immer herhalten für die Dummheit der Politiker. Schuld ist das Wirken vor Ort. Wenn man sieht, wie Spanien an den Küsten mit Häusern zugepflastert wurde (man kann kurz vor dem Meer stehen und sieht es vor lauter Gebäuden nicht, Flächen versiegelt, kein Platz für das Wasser wenn es mal in Massen kommt, das ist Inkompetenz pur. Aber das ist die Arroganz des Menschen, der denkt, er kann die Kilimaschwankungen regeln, der denkt, er kann Naturgesetze aushebeln, das ging noch immer schief und das wird auch in Zukunft… Mehr