Eine maue Börsenwoche in den USA kam am Freitag zu einem tristen Ende. Die zunehmende Unsicherheit über die Wirtschafts- und Fiskalpolitik der neuen Regierung unter Donald Trump hat die Investoren zuletzt vorsichtiger agieren lassen.
Der Leitindex Dow Jones Industrial, der am Montag noch mit einem Rekordhoch in die Woche gestartet war, verlor 0,7 Prozent auf 43.445 Punkte. Damit ist die Wochenbilanz des Dow mit minus 1,3 Prozent negativ. In der vergangenen Woche hatte der Index in Reaktion auf den Wahlsieg Trumps noch um 4,6 Prozent zugelegt und drei Tage in Folge Höchstmarken erklommen. Seitdem ist die anfängliche Euphorie der Investoren einer skeptischeren Haltung gewichen.
Der breit gefasste S&P 500 verlor am Freitag 1,3 Prozent auf 5.871 Zähler. Der Nasdaq 100 büßte sogar 2,4 Prozent auf 20.394 Punkte ein, belastet von hohen Kurseinbußen in der Chip-Branche. Wie der Dow hatten der Nasdaq 100 und der S&P 500 am Montag Rekordstände erreicht und im weiteren Verlauf der Woche auf hohem Niveau konsolidiert.
Am US-Anleihemarkt stieg die Rendite zehnjähriger Papiere auf den höchsten Stand seit Mai. Die Aussichten auf weitere Zinssenkungen der Notenbank Fed trübten sich ein. „Trump verfolgt ein Programm, das auf Deregulierung, Steuersenkungen und protektionistische Maßnahmen setzt. Viele der geplanten Maßnahmen bergen ein erhebliches inflationäres Potenzial“, schrieb Edgar Walk, Chefvolkswirt bei Metzler Asset Management.
Kursverluste gab es vor allem in der Chip-Branche. Hier drückten verhaltene Prognosen von Applied Materials auf die Stimmung. Das Unternehmen zählt zu den größten Ausrüstern der Halbleiterproduzenten. Die Aktien büßten 9,2 Prozent ein und zogen andere Branchengrößen mit nach unter. So verloren AMD, ARM, Lam Research und KLA zwischen 2,8 und 6.3 Prozent.
Unter Druck gerieten auch die Papiere von Impfstoffherstellern. Sie reagierten mit teils deutlichen Kursverlusten auf die Nominierung des Impfskeptikers Robert F. Kennedy Jr. als US-Gesundheitsminister in der künftigen Regierung. Biontech, Moderna und Pfizer verloren zwischen 3,7 und 7,3 Prozent. Die Aktien von Halozyme Therapeutics brachen um mehr als 15 Prozent ein. Die US-Biotechfirma will den deutschen Wirkstoffentwickler Evotec kaufen. Der gebotene Preis bewertet das Unternehmen mit zwei Milliarden Euro.
Im New Yorker Devisenhandel stabilisierte sich der Euro nach einer verlustreichen Woche mit zuletzt 1,0527 US-Dollar auf niedrigem Niveau. Am Anleihemarkt erreichte die Rendite zehnjähriger Staatspapiere vorübergehend den höchsten Stand seit Mai. Zum Handelsschluss zeigte sich der Markt jedoch kaum bewegt, die Rendite belief sich auf 4,43 Prozent.
Zuvor hatte der Dax seinen Schlingerkurs mit einem moderaten Verlust beendet. Letztlich sank der deutsche Leitindex um knapp 0,3 Prozent auf 19.211 Punkte, nachdem er im Tagesverlauf komplett innerhalb der Handelsspanne vom Vortag geblieben war. Von oben begrenzten die 21-Tage-Linie und von unten die 50-Tage-Linie seine Kursentwicklung. Diese gelten als kurz- beziehungsweise mittelfristige Trendindikatoren. Der Rekord von Mitte Oktober bei 19.674 Punkten bleibt aber in Sichtweite.
Auf Wochensicht bewegte sich der Dax trotz deutlicher Schwankungen unter dem Strich ebenfalls kaum vom Fleck. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen schloss am Freitag gut 0,2 Prozent tiefer mit 26.411 Punkten. Höhepunkt am deutschen Aktienmarkt war der Kursprung um mehr als ein Fünftel von Evotec auf 10,47 Euro. Nach der Offerte der US-Biotechfirma Halozyme Therapeutics von elf Euro je Aktie könnte es einen Übernahmekampf um den im Nebenwerte-Index SDax gelisteten Wirkstoffforscher geben. Zu Wochenbeginn hatte die Nachricht, dass der Finanzinvestor Triton seine Beteiligung aufgestockt hat, Evotec schon ein kräftiges Plus beschert. Für die Aktionäre ist die jüngste Kursentwicklung allerdings ein vergleichsweise schwacher Trost: Anfang des Jahres waren die Titel noch mehr als doppelt so viel wert wie heute.
Im Dax erreichten die Überflieger Rheinmetall und Siemens Energy vor dem Wochenende dank deutlicher Kursgewinne Rekordstände. Auf Jahressicht hat sich der Wert des Rüstungskonzerns gut verdoppelt und der des Energietechnikunternehmens gar fast vervierfacht.
Anteilscheine von Deutsche Euroshop gewannen ein Prozent. Berenberg-Analyst Kai Klose wertete die Quartalsresultate des Einzelhandelsimmobilien-Spezialisten positiv und lobte die angehobenen Jahresziele.
Unter Druck standen nach dem enttäuschenden Ausblick des US-Ausrüsters Applied Materials dagegen Chipwerte. Infineon gaben mit minus 1,5 Prozent einen Teil ihrer Wochengewinne ab. Süss Microtec verloren als SDax-Schlusslicht 5,9 Prozent und Elmos rutschten um 2,2 Prozent ab. Am Dax-Ende büßte Sartorius sechs Prozent ein, während es im MDax für die Verpackungshersteller Schott Pharma und Gerresheimer um 5,3 beziehungsweise 2,9 Prozent nach unten ging.
Am Rentenmarkt stieg der Rentenindex Rex um 0,22 Prozent auf 126,01 Punkte. Die Umlaufrendite fiel im Gegenzug von 2,32 Prozent am Vortag auf 2,27 Prozent.
„Na bumm!“, titelte die „Kronen-Zeitung“, das größte Boulevard-Blatt Österreichs, am vergangenen Montag auf ihrer Titelseite. Zu sehen war ein Foto von vier Männern und einem erlegten Hirsch. Einer der Männer: René Benko, der mit seiner Signa (in Deutschland unter anderem Elbtower, Galeria Kaufhof, Oberpollinger, Alsterhaus) in diesem Jahr eine Milliarden-Pleite hingelegt hatte.
Ein anderer des Quartetts, der Vize-Landeshauptmann Tirols Georg Dornauer (SPÖ) zog am Mittwoch die Konsequenzen und trat zurück. Dies wohl nicht wegen Benko, sondern wegen eines mutmaßlichen Verstoßes gegen das gegen ihn seit fünf Jahren wirksamen Waffenverbots – er hatte damals sein geladenes Gewehr bei geöffnetem Fenster im Auto liegen lassen – aber die Nähe zum einstigen Immobilien-König stimmte seine Parteikollegen sicher nicht gnädiger.
Das Bild rückte Benko, um den es zuletzt etwas ruhiger geworden war, wieder in den Mittelpunkt und sorgte bei den Österreichern für erhebliche AUfregung. Nach seinem Privatkonkurs im März wäre er – eigentlich – zu einem Leben am Existenzminimum verpflichtet. Dennoch kann der passionierte Jäger offenbar nach wie vor seinem teuren Hobby frönen. Die Gruppe, so die „Krone“, ging in einem rund 1300 Hektaren großen Jagdrevier in der Steiermark auf die Pirsch. Es gehört seit 2020 indirekt der Laura-Privatstiftung, die René Benkos Mutter zugerechnet wird. Sie kaufte das Areal damals für rund 30 Millionen. Benko selbst hat die Stiftung zwar mitgegründet, aber keine Funktion, und er ist auch nicht Begünstigter. Die Laura-Stiftung dient ebenso wie die in Liechtenstein domizilierte Ingbe-Stiftung dem Unterhalt von Benkos Familie. Sie wurden über Jahre mit Ausschüttungen und hohen Beraterhonoraren der Signa-Firmen an Benko dotiert. Auch dessen Fahrzeuge und die prunkvolle Villa nahe Innsbruck, in der René Benko mit seiner Familie lebt, gehören Laura-Gesellschaften. Aus diesem Grund hat der Konkursverwalter darauf auch keinen Zugriff, während er Benko persönliche Vermögensgegenstände wie Uhren bereits abnehmen konnte.
Steuerzahler in allen Ländern, wo der Pleitier unvollendete Baustellen hinterlassen hat, kochen: Die Privatstiftungen erlauben Benko weiterhin einen luxuriösen Lebensstil, obwohl er beim Konkursantrag angegeben hatte, seinen Lebensunterhalt nur dank der Unterstützung seiner Familie bestreiten zu können. Das Vermögen ist in den Privatstiftungen also vorläufig gut abgesichert. Ob es im weiteren Verlauf des Verfahrens gelingt, darauf zugunsten der Gläubiger zuzugreifen, ist fraglich.
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