Die EKD – selbstzufrieden in ihrer Echokammer

Wer offene Diskussionen abwürgt, wird unweigerlich in Phrasen landen. Die EKD macht das wie aus dem Lehrbuch vor.

IMAGO / epd

Diese Woche fand die diesjährige EKD-Synode in Würzburg statt, die höchste Delegiertenkonferenz aus allen Gliedkirchen (11. bis 13. November 2024).

Mit hochtrabenden Worten wurde die Synode eröffnet: „Es ist eine Stärke der evangelischen Kirche, dass sie Raum für notwendige Diskurse bietet, die in der Gesellschaft oft wenig Platz haben“; so die Synoden-Vorsitzende Anna-Nicole Heinrich, das 28-jährige Aushängeschild einer geschlechtergerechten und vermeintlich jungen und vitalen Kirche.

Doch wer solche Sätze ernst nimmt, kann von Kirche nur enttäuscht werden. Im Große-Worte-Machen ist die Kirche Ferrari. In der Realität leider nur Rollator.

Bei dem Hauptthema der Synode, „Migration, Flucht und Menschenrechte“, kam noch nicht einmal die Rollator-Debattenkultur der Kirche richtig in Schwung. Wie soll das auch gehen, wenn da eine rot-grüne Clique unter sich sitzt? Nur Befürworter einer offenen Grenze. Auch der eingeladene CSU-Politiker warnte in Richtung Merz davor, sich den Populisten anzupassen. Das ist die unangefochtene und undiskutierte Basis, auf der in der EKD die Synodalen eingeschworen sind. Leute, die die rot-grün-merkelsche Migrationspolitik hinterfragen, werden bereits auf der untersten Ebene in den Kirchenvorständen ausgesiebt. Oben im EKD-Elfenbeinturm ist die rotgrüne Echokammer dann perfekt und porentief rein unter sich.

In einer Echokammer mag man das Gefühl haben, dass man in einer lebendigen Diskussion ist. Man hört ja so viel Echo. Von allen Seiten prasseln Stimmen auf einen ein. „O wie vielstimmig und vielfältig wir sind.“ Und dann ist es in der Echokammer nicht mehr weit bis zur einfältigen Fehleinschätzung: „Es ist eine Stärke der evangelischen Kirche, dass sie Raum für notwendige Diskurse bietet, die in der Gesellschaft oft wenig Platz haben.“

Während sich die Kirchenleute wie der Vortrupp des Lebens und wie der Vortrupp der Kommunikation fühlen, entwickeln sich die Diskussionen außerhalb der Echokammer weiter. In den USA. Aber auch in Deutschland. Nicht nur die Haushaltslage unseres Sozialstaates gerät mit erschreckender Dynamik ins Wanken. Mal schauen, wie viele Jahre es noch dauern wird, bis das im EKD-Elfenbeinturm ankommt und mit Blick auf Flucht und Migration diskutiert werden darf.

Doch bis dahin wird sich die Kirche in ihren wohlfeilen Phrasen selber gefallen. Wo nicht offen diskutiert wird und wo man gar nicht lernen kann, offen zu diskutieren, weil man ja sowieso vorbildlich in der Diskussion sei, da wird man zwangsläufig in Phrasen landen. Jede Diskursverweigerung landet in Phrasen. Das war auf den Parteitagen der SED nicht anders als auf den Synoden der EKD.

Im EKD-Sound hört sich das dann etwa so an wie in der abgelesenen Dankesrede der jetzt fest ins Amt gewählten neuen EKD-Ratsvorsitzenden Kirsten Fehrs, Bischöfin der Nordelbischen Kirche:
„Dass wir uns als evangelische Kirche in Deutschland klar und zukunftsoffen aufstellen, nämlich präsent an der Seite der Menschen, die uns brauchen, zu sein, dass wir mit Mut, nach vorne ausgerichtet, Probleme bewältigen, die wir auch durch geringere Ressourcen bestehen müssen.“

Stimmt irgendwie alles. Und doch auch irgendwie nicht.

  • Wo muss eine Kirche unbedingt „klar“ sein und wo muss sie unbedingt unklar und vielstimmig sein?
  • Was macht eine Kirche „zukunftsoffen“?
  • Und wo bleibt bei aller Zukunftsoffenheit die Gottoffenheit?
  • Muss Kirche immer „aufgestellt sein“ oder darf sie sich auch mal hinsetzen, um sich überhaupt mal wieder zu regenerieren und neu auszurichten?
  • Kann die gottgleiche Kirche allgegenwärtig und allüberall an der Seite aller Menschen sein, „die uns brauchen“? Wo war die Kirche bei den Ungeimpften, als sie die Kirche brauchten?

Aber STOPP. Darf man Phrasen hinterfragen? Das stört doch nur eine Kirche, deren Stärke es ist, die notwendigen Diskurse zu unterbinden, die in der Gesellschaft oft ebenso abgewürgt werden.

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