Fassungslos kann man derzeit den menschlichen, moralischen, machtpolitischen und fachlichen Totalausfall des politischen Establishments in Deutschland beobachten.
Sollte man Demokratie anhand dessen definieren, was derzeit in Deutschland geschieht, müsste man sie für eine außerordentlich wenig wünschenswerte Regierungsform halten. Sie bedeutet offensichtlich, dass sich eine Clique von Politikern gegenseitig Macht zuschachert, und Entscheidungen an der verfassungsmäßigen Ordnung vorbei ausklüngelt.
Was Demokratie augenscheinlich nicht bedeutet: Politik zum Wohle des deutschen Volkes. Dann aber zumindest zum Wohle der am Machtpoker maßgeblich beteiligten Parteien? Vordergründig vielleicht, doch der Schuss wird nach hinten losgehen, das ist absehbar.
„Weiter so“ statt Wende
Aber Merz will lieber „Zufallsmehrheiten“ mit politischen Gegnern vermeiden, und erweist sich damit nicht als derjenige, der den Ausweg aus der derzeitigen Krise weist, sondern als jemand, der ebenso in politelitären Denkmustern gefangen ist, wie seine Gegenspieler grüner und roter Prägung. Er will die richtige Sache fallen lassen, sobald sie von den Falschen unterstützt wird – welches Druckmittel er jenen „Falschen“ damit in die Hand gibt? Eine Frage, deren Beantwortung uns verunsichern könnte.
So will er „nur noch Dinge auf die Tagesordnung setzen, die vorher im Konsens zwischen Opposition und restlicher Regierung vereinbart“ wurden. Eine Aussage, die nicht nur einer Verhöhnung demokratischer Prinzipien gleichkommt, sondern demonstriert, dass dem kategorischen Ausschluss der AfD um jeden Preis – und damit einer signifikanten Anzahl von Wählern – für ihn schwerer wiegt als die Lösung der zahlreichen Krisen, die Deutschland beuteln.
Geklüngel statt Verfassungstreue
Auch der Neuwahltermin wird an der Verfassung vorbei verhandelt: Mit welcher Leichtfertigkeit wird hier dem Volk demonstriert, dass man sich nicht zu schade ist, den Willen des Grundgesetzes zu ignorieren, und nicht einmal für nötig zu halten, diese Ignoranz wenigstens notdürftig zu kaschieren? Die Lobhudelei über die Mütter und Väter des Grundgesetzes, die alljährlich anlässlich des Geburtstags der Bundesrepublik über mediale Kanäle flutet, können sich die Herren Politiker gleich ganz schenken, wenn dies die Art und Weise ist, wie sie mit diesem kostbaren Erbe umgehen. Dem Wähler präsentiert sich eine Politikerkaste, die am eigenen Willen ebenso vorbeiregiert wie an der Verfassung.
Ein fatales Bild, das, wenn überhaupt nur noch unterboten wird von der Performance der gescheiterten Regierung: Dummerweise hat sich der designierte neue Finanzminister verplappert. Jörg Kukies wusste schon einen Tag vor dem Rauswurf Lindners Bescheid; „abstrakt“ freilich, nur „abstrakt“ habe man über die Möglichkeit des Postens für ihn gesprochen, versucht er sich zu retten.
Dabei ist derartige Diskretion gar nicht notwendig: Wir alle wissen, dass die einstudierte und druckreif abgelieferte Teleprompter-Rede des Kanzlers keine spontane Reaktion auf verantwortungsloses Verhalten vonseiten Christian Lindners war, sondern ein sorgfältig geplanter Coup. Schamlose Instrumentalisierung der Ukrainer, deren Unterstützung Lindner durch sein Festhalten an der Schuldenbremse angeblich behindert, inklusive. Dabei löst wenigstens Lindner eines seiner Worte ein, wenn auch spät: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren“, hatte er 2017 angesichts des Scheiterns der Verhandlungen zu einer Jamaika-Koalition gesagt.
Merz und Scholz fügen sich indes nahtlos in das bedauernswerte Gesamtbild deutscher Politik ein: eine Bundeswahlleiterin, die, ohne mit der Wimper zu zucken, vor der Kamera Papierknappheit vorschützt, um das Hinterzimmergeklüngel nicht zu sabotieren; ein Bundespräsident, der nicht nur pikiert, sondern gleich vollauf beleidigt ist, wenn jemand statt Sonntagsreden Tacheles abliefert; ein Verfassungsschutzchef, der für die CDU in den Bundestag will, um weiter Pfründe anzuhäufen: Die Liste ließe sich beliebig verlängern.
Ja, selbst das Bundesverfassungsgericht gerät zur Zielscheibe, um die eigene Macht zu zementieren: alles freilich unter dem Vorwand, Verfassung und Justiz vor Beeinflussung schützen zu wollen. Vor der Beeinflussung derer, die nicht dem Club angehören, freilich. Dass man damit kurzsichtig ein etabliertes System unterminiert und womöglich in nicht allzu ferner Zukunft dramatisch anderen Mehrheiten und politischen Kräften ausliefert: So weit will keiner der Beteiligten denken, kann es womöglich auch gar nicht mehr, da man den Blick über die Brandmauer gar nicht mehr wagt.
Mediale Paralleluniversen
Das alles gelingt, weil sich das politische Theater in zwei beinah voneinander abgekoppelten Universen abspielt. Freilich, wer sich auf Elon Musks Plattform X bewegt, der bekommt die O-Töne, die er braucht, um sich eine halbwegs belastbare Meinung zu bilden: Der sieht ohnmächtig, wie Scholz vor den Teleprompter tritt und wird ungläubig Zeuge des schäbigen Nachtretens, ohne journalistische „Einordnung“, die am Ende Lindner als Sündenbock präsentiert. Der rezipiert fassungslos Habecks infantilen X-Auftritt, der sich in der seltsamerweise perfekt ausgeleuchteten „Küche von Freunden“ als Mann aus dem Volk inszeniert. Der bekommt Kukies selbstgefälligen Aussetzer frei Haus geliefert. Hier, auf X, bekommt der Bürger einen Eindruck von der Realität, in all ihrer Vielfalt und Widersprüchlichkeit, sicher, durch die geringe Filterung durchsetzt auch mit einigem Unsinn, mit vorschnellen, falschen und voreingenommenen Urteilen.
In der konstruierten Mainstream-Wirklichkeit wird Jörg Kukies zum schlaflosen Helden gekürt und besungen, Neuwahlen werden als problematische Hürde dargestellt, nicht als vom Grundgesetz gedeckter, gut durchdachter Prozess, der trotz seines Ausnahmecharakters einen festen und wohldefinierten Platz in der demokratischen Grundordnung des Landes hätte. In dieser Parallelwelt wird einer Demokratiesimulation das Wort geredet, die den Bürger entmündigt und an den Kindertisch verweist, während die Erwachsenen das schon regeln.
Hier zeigt sich, dass man die derzeitigen Strategien der Demokratiemissachtung nicht einmal als kühlem Machtbewusstsein geschuldet deuten kann: Am Ende werden jene, die jetzt demokratische Prinzipien ignorieren, doppelt verlieren. Das Vertrauen der Bevölkerung wird verspielt sein, nachdem man demokratische Mechanismen selbst ausgehöhlt und schadhaft gemacht haben wird. Nicht die SPD, nicht die Grünen, auch nicht die CDU werden am Ende eines solchen Prozesses der Erosion demokratischer Verhältnisse als Gewinner dastehen. Vom deutschen Volk gar nicht zu reden. Das taucht in der Milchmädchenrechnung gar nicht auf.
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Man muss lediglich zwei unangenehme Wahrheiten begreifen:
Das Grundgesetz hat mit Demokratie nichts zu tun, sondern ermöglicht all die im Artikel beschriebenen Missstände.
Wir alle hier wissen ja, dass Merz am Ende seiner Amtszeit das Land mit Hilfe der linksgrünen Politik den Rest geben wird. Nichts anderes wird er machen, machen müssen, weil er sich hinter seiner Mauer selbst eingeschlossen hat. Und daher summte Habeck was von der Zeit nach Scholz und jetzt mit Merz. Gute Aussichten für die Grünen, dass sie weiter die Richtlinien der Zerstörungspolitik der Demokratie, der Meinungsfreiheit, und vor allem des Wohlstands zugunsten einer angeblich ökologisch notwendigen Umverteilungsideologie durch die Transformation von unten nach oben fortsetzen kann. Und zwar nach ganz oben, wo sich die Günstlinge der Grünen befinden,… Mehr
Wenn Ying und Yang, Regierung und größte Oppositionspartei das gleiche wollen – hat sich bereits ein schwerer Systemfehler manifestiert. Man könnte auch räsonieren: das eigene Partikularwohl übervorteilt das Gemeinwohl.
So, und nicht anders, enden -always- Imperien…
Der Zustand der Lähmung des Parlaments, heraufbeschworen durch die Kungelei zwischen CDU und SPD ist zutiefst faschistoid.
Das Hauptproblem in unserer Demokratie ist die gleichgültige und naive Gutgläubigkeit großer Teile der Wählerschaft. Eine Demokratie kann nur lebendig bleiben, wenn die Bürger sich für sie interessieren und die Wahlfreiheit, die sie ihnen gibt, auch nutzen. Wenn man sich das Potenzial der Nichtwähler ansieht, die glauben, ihre Enthaltung sei ein Widerstandsakt, obwohl sie doch eine Bestätigung für das Altparteienkartell ist, welches das Land ruiniert, so erkennt man, dass unser demokratisches System letztlich an der Apathie seiner Bürger zugrunde geht. Die Dysfunktionalität unserer Demokratie beginnt an der Basis. Die herrschende politische Kaste der Kartellparteien kann tun und lassen, was sie… Mehr
Eigentlich sind der Worte genug gewechselt – wir wissen doch alle, was hier abläuft, und in der Überschrift zu diesem Artikel ist es auch überdeutlich benannt. – Und wenn die AfD am 23.2.25 fünfzig Prozent + 1 der Sitze im Bundestag erhalten sollte, dann werden die Panzer rollen, bzw. die Transporter vor den Häusern gewisser Personen halten… – Es hilft alles nichts, wir werden mit diesem bis ins Mark verrotteten System so gründlich aufräumen müssen, wie wir uns das heute noch nicht vorzustellen wagen.
AfD wählen ist zum Erhalt/Wiederherstellung der Demokratie in Deutschland alternativlos.
Ja, sie verhöhnen Bürger. Aber sie können das, weil ein Großteil der Bürger das gut findet und einen Merz mit seinem Kasperletheater zu über 30% wählt. Letztendlich ist es eine Mehrheit, der demokratische Prozesse egal sind, ja den Ausschluss von 20% der Bürger gut findet. Sie wissen nicht, was Demokratie ist.
Genau, die Feigeheit der CDU ist eines der Kernprobleme. Die CDU hätte schon 2015 mit einem konstruktiven Misstrauensvotum einschreiten müssen.
Olaf der Erste hat mit Donald dem Trump gesprochen. Es war ein „Supergepräch“, erklärte Scholz. Worum es ging, sagte er nicht, ist nicht so wichtig. Wahrscheinlich war es das Wetter in Mar-a-Lago, Florida.
Scholz simuliert Normalität, ihm ist es ganz wichtig, zu zeigen, dass er noch der Kanzler ist, Dabei kämpft er nur verbissen um seinen Amtsbonus. „Nein!?“ – „Doch!“ „Ohh!“