Angst vor der Mehrheit im Parlament: Bärbel Bas säubert die Tagesordnung

Olaf Scholz will erst im März wählen lassen. Olaf Scholz meint, die Situation im Bundestag im Griff zu haben – seine Parteifreundin Bärbel Bas säubert für ihren Parteifreund die Tagesordnung, weil Olaf Scholz in allem daneben liegt.

picture alliance / Flashpic | Jens Krick
Bärbel Bas, Präsidentin des Deutschen Bundestags, Berlin, 08.11.2024

Das Aus des Verbrennungsmotors stoppen. Die Einwanderung neu regeln. Unter anderem diese Anträge standen für diesen Freitag auf der Tagesordnung des Bundestags. Das war auch kein Problem für Olaf Scholz (SPD). Bis Mittwoch. Als der Kanzler noch eine Mehrheit im Bundestag hatte. Da hätten SPD, Grüne und FDP das Aus für den Verbrennungsmotor vom Tisch gewischt und die Integration so geregelt, als ob illegale Einwanderung begrenzt würde, die meiste Einwanderung ein Gewinn für das Land sei und wenn dann ein Pogrom gegen Juden passiert, wie jetzt in Amsterdam, dann hätten die Ampelianer „ein Paar Sätze des Mitgefühls“ ausgespuckt – so was darf keinen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft haben oder so – und alles hätte weiter seinen sozialistischen Lauf genommen.

Am Mittwoch hat der Kanzler den FDP-Chef Christian Lindner als Finanzminister entlassen. Zwei Liberale folgten ihm, Volker Wissing blieb in der Regierung. Scholz hat keine Mehrheit mehr im Parlament. Der CDU-Antrag, das Aus des Verbrennungsmotors zu stoppen, könnte nun eine Mehrheit haben. Ebenso wie ein Antrag, die Einwanderung neu zu regeln – und zwar so, dass illegale Einwanderung gestoppt wird und dieser Stopp nicht nur angekündigt wird.

Schon vor Monaten hat TE im Zusammenhang mit Innenministerin Nancy Faeser und ihrem Kampf gegen die Meinungsfreiheit davon geschrieben, dass die Sozialdemokraten die Mehrheitssuche nach der Europawahl aufgegeben haben und stattdessen ihre Ämter-Macht nutzen, um durchzuregieren. Ein wichtiges Amt hat die Genossin Bärbel Bas derzeit inne. Sie ist Bundestagspräsidentin. Und simsalabim nimmt der Bundestag die für die Sozialdemokraten schwierigen Anträge von der Tagesordnung. Abrakadabra ist das überhaupt kein Problem mehr, dass SPD, Grüne und Volker Wissing keine Mehrheit im Parlament haben.

Die SPD kann mit ihrer institutionellen Macht durchregieren. Doch bisher setzt der Rechtsstaat dieser Macht Grenzen. Eine Aktuelle Stunde der AfD konnte Bas nicht verhindern. Sie trug den Titel: „Der politischen Handlungsunfähigkeit entgegentreten – Den Weg für Neuwahlen freimachen und die Vertrauensfrage umgehend stellen“.

Die Vertreter von SPD, Grünen und Volker Wissing begründeten, warum Scholz durchregieren dürfen soll – und es frühestens im März Neuwahlen gibt. Darunter waren Blüten rot-grüner Sichtweisen. Etwa Irene Mihalic. Die Grüne bewies, dass das Gleiche nicht das Gleiche ist, wenn es von Grünen oder von anderen begangen wird. Der AfD warf Mihalic vor: „Ihr permanenter Ruf nach Neuwahlen ist ein permanentes Misstrauensvotum gegen die Demokratie.“ Wenn also Scholz bis Dezember durchregieren und erst dann Neuwahlen auslösen will, kämpft er „für unsere Demokratie“. Wenn andere direkt Neuwahlen wollen, sprechen sie der Demokratie ein „Misstrauensvotum“ aus. Einmal mit dem herrlichen Gefühl der Selbstgerechtigkeit einer Grünen einschlafen.

Der Sozialdemokrat Dirk Wiese begründet Scholz’ Durchregieren damit, dass „niemand möchte“, dass an Weihnachten jemand an seiner Haustür klingele, um Wahlkampf zu machen. Dass Sozialdemokraten den Respekt vor christlichen Festen zurückgewinnen, ist das ganze Theater fast schon wieder wert. Außerdem begründet Wiese das Durchregieren damit, dass kurzfristige Entscheidungen zu treffen seien. Wohlgemerkt. Er gehört der Partei an, die Neuwahlen aufschiebt und unbequeme Anträge von der Tagesordnung des Parlaments nimmt. Aber immerhin: „Ein Paar Worte des Mitgefühls“ kommen Sozialdemokraten immer lässig von den Lippen: Ein Pogrom gegen Juden wie in Amsterdam „darf keinen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft haben“.

Für den Antragsteller AfD begründete Bernd Baumann die Aktuelle Stunde: Deutschland sei ein Land gewesen, das erstaunliche wirtschaftliche Erfolge in der Welt erzielt habe. Unter der Ampel sei Deutschland zu einem wirtschaftlichen Problemfall geworden. Wobei die CDU „Teil des linksgrünen Problems“ sei, denn unter ihrer Kanzlerin Angela Merkel habe der Verfall begonnen. Dieser Verfall werde nun nicht gestoppt, sondern eine „Kaste von Berufspolitikern“ führe ein Theater vor, das nur dem Zweck diene, an der Macht zu bleiben.

Der parlamentarische Geschäftsführer der Union, Thorsten Frei (CDU), deutete an, dass Scholz nach der FDP nicht auf die CDU/CSU als braver Mehrheitsbeschaffer hoffen darf: „Wie kommen sie auf die Idee, wenn sie von einem Schaukelpferd gefallen sind, jetzt einen wilden Bullen reiten zu können?“ Die Art des Kanzlers gegenüber seinem ehemaligen Finanzminister Lindner kanzelte Frei ab.
Der Kanzler vergesse dabei seinen Anteil an den Problemen Deutschlands: „Der Bankrott der Ampel ist der Bankrott von Olaf Scholz“, sagte Frei. Auch beklage die SPD den Stillstand der letzten Jahre, ohne dass der Kanzler daran erinnert, dass die SPD 22 von 26 Jahren im Bund regiert hat – vier Jahre unter einem Vizekanzler Scholz. Den gescheiterten Haushalt, den das Verfassungsgericht im vergangenen Jahr als verfassungswidrig verboten hat, habe Scholz selbst konstruiert. Schon mit dem Scheitern dieses Haushalts sei die Politik der Ampel in sich zusammengebrochen – „als sie nicht mehr grenzenlos Schulden machen konnte“.

Der Kanzler selbst fehlte im Bundestag. Vize-Präsidentin Yvonne Magwas (CDU) entschuldigte ihn. Im Parlament hat der Regierungschef derzeit nicht viel zu erhoffen. Nur noch auf seine Parteifreundin Bärbel Bas kann er setzen. In der Hoffnung, dass die Bundestagspräsidentin Anträge verhindert, für die es eine Mehrheit gibt – gegen die Stimmen der regierenden SPD, Grünen und Volker Wissing.

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Kommentare ( 49 )

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w.k.
3 Minuten her

Die CDU könnte, wenn sie wollte dem Spuck das Ende bereiten. Die wollen es nicht, sagte Merz öffentlich, dass die AfD ihn wählt. Es ist Verrat an dem konservativen Wähler, wie schon in Thüringen und in Sachsen. Es ist unterlassene Hilfeleistung für das kranke Land, ähnlich wie das rotgrüne Verrat. Schwarzgrün mit Harbeck wird vorbereitet. Hoffe, der Wähler verhindert den Unsinn.

Robert Tiel
1 Stunde her

Die AfD muss jetzt zwingend einem Antrag der Fußgängerampel zustimmen.
Die FDP enthält sich und schreit anschließend, dass der Antrag zurückgenommen werden muss, weil er von „Nicht-Demokraten“ unterstützt wurde.
Dann kommt hoffentlich Bewegung in die Sache.

Peter Pascht
1 Stunde her

„simsalabim nimmt der Bundestag die für die Sozialdemokraten schwierigen Anträge von der Tagesordnung“ ????
Gemäß Grundgesetz bestimmt der Bundestag seine Tagesordnung durch Abstimmung im Plenum.
Alles anderen nennt man Betrug !!!

Peter Pascht
1 Stunde her

„Die Einwanderung neu regeln“ ?
Nee !!! Die Einwanderung abschaffen, dann brauchen wir nichts zu regeln.

jwe
1 Stunde her

Wieso heißt es „Baars hat von der Tagesprdnung abgesetzt“? Die Änderung der Tagesordnung ist kein willkürlicher Akt der Bundestagspräsidentin. Sie bedarf zu Änderungen der Zustimmung der anwesenden Abgeordneten. Scheinbar hat die Mehrheit dem Wunsch Baars zugestimmt. Also auch die CDU, wahrscheinlich wieder aus Angst vor der eigenen Courage. Vielleicht will sie das Verbrenner-aus doch, traut sich aber aus Wahltaktischen Gründen nicht es auszusprechen.

Raul Gutmann
1 Stunde her

Da für den Bundeskanzler kein Zwang existiert, die Vertrauensfrage zu stellen, kann er sich trotz parlamentarischer Minderheit beruhigt zurücklehnen. Denn durch die Verweigerung einer Zusammenarbeit mit der AfD seitens der Union gibt es keine (Kanzler-)Mehrheit.
Keine Mehrheit – kein positives konstruktives Mißtrauensvotum, was Herr Merz bereits eingestand.
Damit können sich Oppositionspolitiker am Rednerpult des Deutschen Bundestags wie das sprichwörtliche Rumpelstilzchen aufführen – es ist machtpolitisch irrelevant.

alter weisser Mann
1 Stunde her

Die Bundestagspräsidentin putzt die Tagesordnung weg und die Bundeswahlleiterin entdeckt über Nacht Probleme mit der 60 Tagesfrist über Weihnachten, nachdem sie erst nichts Böses bzgl. einer zügigen Wahl wusste und fühlt, dass sie deshalb einen Brief an den BK schreiben muss.
Steuerung a la Sozis!

Raul Gutmann
1 Stunde her

Der öffentliche Chor, der die Vertrauensfrage für unumgänglich hält, dürfte einer moralisch-politischen selbstreferierenden Perspektive geschuldet sein. Vielmehr gibt es für Herrn Scholz (BK) keine (grund)gesetzlichen Bestimmung, die Vertrauensfrage zu stellen.
Art. 67 Abs. 1 Grundgesetz: Der Bundestag kann dem Bundeskanzler das Mißtrauen nur dadurch aussprechen, daß er mit der Mehrheit seiner Mitglieder einen Nachfolger wählt und den Bundespräsidenten ersucht, den Bundeskanzler zu entlassen. Der Bundespräsident muß dem Ersuchen entsprechen und den Gewählten ernennen.
Das Stellen der Vertrauensfrage birgt für den BK großes Risiko. Der großen Wahrscheinlichkeit, viel zu verlieren, steht eine kleine Möglichkeit gegenüber, wenig zu gewinnen.

Europafriend
1 Stunde her

„… permanentes Misstrauensvotum gegen die Demokratie.“ Da kann man Gerhard Polt zitieren: „Ich brauche keine Opposition, weil ich bin schon Demokrat.“

Peter Pascht
1 Stunde her
Antworten an  Europafriend

Schon, schon, aber die Demokratie ist doch von überall her in Gefahr,
insbesondere „von rechts“ 😉
Dafür haben wird den Rechtstaat abgeschafft um die Demokratie zu verteidigen.

Ohanse
1 Stunde her

Wenn Friedrich Merz nur nicht so ein Hasenfuß wäre. Ist er aber. Und das wird sich auch nicht mehr ändern. Ist eine Charakterschwäche. Von der CDU ist nichts zu erwarten. Peinlich für die Abgeordneten, die sich schon wieder als Geiseln nehmen lassen, obwohl sie es nun mittlerweile besser wissen müssen.

Raul Gutmann
53 Minuten her
Antworten an  Ohanse

Es fällt schwer, angesichts jenes deutschen Oppositionspolitiker, doch auch zahlreich anderer, den nachhaltigen Mut, die Ausdauer, die Widerstandskraft und die nahezu übermenschliche Unbeirrbarkeit eines Donald John Trump auch nur ansatzweise adäquat zu würdigen.
Jedes Land, das einen solchen Politiker in seinen Reihen weiß, darf unendlich stolz sein.