Börsenwoche: Trump bei den Buchmachern vorn und Ampelzoff

Auch wenn in Deutschland der eskalierte Ampelzoff im Vordergrund steht, das politische Ereignis des Jahres findet in den USA statt, wenn die Amerikaner darüber abstimmen werden, wer am 20. Januar 2025 ins Weiße Haus einziehen wird und wer die Mehrheit in Senat und Repräsentantenhaus erringt.

IMAGO / NurPhoto

Für die Buchmacher ist die Sache klar. Nachdem sich Kamala Harris nach der TV-Debatte am am 10. September einen kleinen Quotenvorsprung erarbeiten konnte, liegt Trump inzwischen bei den Buchmachern wieder weit vorn. Derzeit liegen die Quoten (31.10.) um 2,50 für Harris und bei 1,52 für Trump. Das bedeutet, dass man bei einem Einsatz von 100 Dollar auf Harris bei deren Sieg etwa 250 Dollar ausgezahlt bekommt, 100 Dollar auf Trump bringen bei dessen Sieg nur 152 Dollar.

Viele Beobachter freuen sich, dass das Wahlkampftheater dann endlich vorbei ist, Börsianer fürchten sich davor, dass das Theater nach dem 5. November erst richtig losgeht.

In die Nachwehen des Wahltages hinein fällt am Donnerstag dann noch die die nächste Sitzung der US-Notenbank (Fed), bei der auch über die Höhe der Zinsen beraten werden wird. Analysten erwarten eine Senkung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte. Überdies findet in Peking die Tagung des Entscheidungskomitees des Nationalen Volkskongresses statt, wobei voraussichtlich am 8. November formell die Höhe der in Aussicht gestellten fiskalpolitischen Stützungsmassnahmen beschlossen wird. Kurzum, den Börsianern steht eine turbulente Woche bevor.

Anleger sollten sich so oder so davor hüten, die Welt zu vereinfachen. Kommentaren wie „Trump ist gut für Öl und Pharma, Harris ist gut für Solar und Wind“ ist auf jeden Fall zu mißtrauen. Grundsätzlich gilt mittelfristig auch an der Börse das alte Sprichwort: Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wurde. Das sahen am Freitag offensichtlich auch die Investoren an der Wall Street so. Nach drei Verlusttagen gab es einen Erholungsversuch. Hatten unter den Tech-Riesen in den vergangenen Tagen weder Alphabet, Meta noch Microsoft mit ihren Resultaten für positive Impulse sorgen können, so gelang dies am Freitag Amazon und Intel.

Die Kurse stiegen trotz mehrerer schwacher Wirtschaftsdaten, wenngleich der Schwung im Verlauf etwas nachließ. Obwohl er gegen Endde wieder etwas abbröckelte, schloss der Dow Jones Industrial 0,7 Prozent höher bei 42.052 Punkten. Er glich damit das bisher aufgelaufene Wochenminus fast wieder aus. Übrig bleib ein Abschlag von gut 0,1 Prozent. Der marktbreite S&P 500 legte am Freitag um 0,4 Prozent auf 5729 Punkte zu. Auch der tags zuvor abgerutschte Nasdaq 100 erholte sich und gewann 0,7 Prozent auf 20.033 Zähler. Der stark von Technologiewerten geprägte Index kehrte damit wieder über die Marke von 20.000 Punkten zurück, auch wenn aus der Riege der großen Tech-Werte die Apple -Aktie schwächelte.

Konjunkturdaten waren ein Thema, bewegten aber in der Summe nicht groß die Kurse. Der US-Jobbericht für Oktober und die am ISM-Index gemessene Industriestimmung enttäuschten. „Der Arbeitsmarktbericht aus den USA von heute ist schwer zu interpretieren, da er stark durch die beiden Hurrikane Helene und Milton sowie Streiks verzerrt ist“, sagte Eckhard Schulte von MainSky Asset Management. Seiner Einschätzung nach ändere sich nichts daran, dass die US-Notenbank Fed am kommenden Donnerstag die Leitzinsen weiter senken werde.

Die in allen großen Indizes vertretene Amazon-Aktie sprang um 6,2 Prozent nach oben, tat sich aber schwer damit, über die 200-Dollar-Marke zu klettern und den knapp darüber liegenden Rekord einzustellen. Lob gab es unter Analysten vor allem für die rekordhohe Marge des Online-Händlers. In Anlehnung an Halloween bezeichnete Brent Thill vom Investmenthaus Jefferies die Profitabilität als geradezu „spuktakulär“. Auch das operative Ergebnisziel für das laufende Quartal zerstreue teilweise Zweifel.

Intel lief Amazon aber letztlich den Rang mit einem Anstieg um 7,8 Prozent ab. Hier gab es viel Aufholbedarf bei einem der bislang größten Tech-Verlierer in diesem Jahr. Die Aktien reduzierten ihr Jahresminus auf knapp 54 Prozent, was immer noch außerordentlich viel ist. Der Chipkonzern hatte mit seinem Umsatzausblick für das laufende Quartal beruhigende Nachrichten für die Anleger.

Zuvor hatte auch der Dax mit deutlichen Gewinnen eine dreitägige Minusserie gestoppt. Nach einem freundlichen Börsenstart zog der deutsche Leitindex weiter an und schloss gut 0,9 Prozent fester mit 19.255 Punkten. Seinen Wochenverlust dämmte er damit auf gut ein Prozent ein. Als Kursstütze erwiesen sich am Nachmittag schwache US-Konjunkturdaten und die freundlichen New Yorker Börsen.
Die jüngsten Kursabschläge hatten den Dax unter die für den kurzfristigen Trend wichtige 21-Tage-Linie gedrückt. Halt fand er dann an der 50-Tage-Linie, die bei Charttechnikern als Indikator für die mittelfristige Entwicklung gilt. Seit Jahresbeginn steht immer noch ein Plus von 15 Prozent zu Buche. Auch das Mitte Oktober erreichte Rekordhoch von knapp 19.675 Punkten ist noch in Sichtweite. Ob der Dax dieses wieder ins Visier nimmt oder weiter nachgibt, dürften die US-Wahlen am Dienstag maßgeblich beeinflussen.

Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen gewann am Freitag 0,7 Prozent auf 26.514 Punkte. Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 machte mit plus ein Prozent wieder Boden gut. Die nationalen Indizes in Zürich und London verbuchten ebenfalls Gewinne. Am deutschen Aktienmarkt verloren am Freitag die Papiere der Optikerkette Fielmann als Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDax knapp acht Prozent. „Enttäuschend – unter unseren Erwartungen und denen des Marktes“, lautete das Fazit der Baader Bank zu den Quartalszahlen.

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Kommentare ( 1 )

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twsan
1 Tag her

„Grundsätzlich gilt mittelfristig auch an der Börse das alte Sprichwort: Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wurde“.

Deutschland hat hinreichend bewiesen, dass dies ein Trugschluss ist.

Zeigt doch die Ampelpolitik, dass innerhalb von nur 3 Jahren, das ist „mittelfristig“, Wirtschaft und Staatshaushalt (allein schon durch die Energiewende) eines der führenden Industrieländer total an die Wand gefehren werden kann

Allein schon die Abschaltung der verbliebenen Kernkraftwerke in 2023 und der freiwillige Verzicht auf die Energielieferungen aus Russland sind tödlich für unsere Wirtschaft.