Parallelen zum Ahrtal: Das Unwetter über Valencia

Wie bei jeder Unwetterkatastrophe wird der Klimawandel als Ursache ins Feld geführt – obwohl Extremwetterlagen die Menschen in vielen Regionen der Erde regelmäßig heimsuchen, und obwohl nicht selten vor allem menschliches Versagen für hohe Opferzahlen verantwortlich ist.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Alberto Saiz

Wieder ein „Jahrhundert-Unwetter“, wieder Bilder wie bei der Flutkatastrophe im Ahrtal und bei vielen anderen Überschwemmungen: Wassermassen schnitten Schneisen der Zerstörung quer durch besiedelte Gebiete.

Menschen suchten Schutz in Lastwagen, auf Dächern von Geschäften oder Tankstellen sowie auf Brücken, so die Zeitung El País. In der Sendung Hora 25 berichtet ein anderer Betroffener: „Wir sind zu neunt auf dem Dach eines Tanklastwagens. Wir mussten von einem Lastwagen zum anderen springen, sind völlig durchnässt und haben weder Essen noch Wasser und es ist eisig kalt.“

Rund 100 Tote soll es geben, noch sind nicht alle geborgen. Bilder am Tag danach zeigen, wie sich Autos in engen städtischen Gassen stapeln, die Fluten hinterlassen Autowracks und Müll auf Eisenbahnschienen, Bäume wurden weggeschwemmt. Die Aufräumarbeiten gehen bei wieder blauem Himmel heute weiter, das Unwetter ist nach Norden abgezogen. Die Guardia Civil schützt Einkaufszentren in den Unwettergebieten vor Plünderern. In der Region Valencia waren am Donnerstagmorgen noch rund 155.000 Haushalte ohne Strom.

Niemand soll verantwortlich sein
Ermittlungen zur Flutkatastrophe im Ahrtal wurden eingestellt
Ebenso ähnliche Vorwürfe wie im Juli 2021 im Ahrtal: Die Behörden hätten versagt und zu spät vor den Fluten gewarnt. Am Dienstag um 20.12 Uhr sei viel zu spät die erste Warnung gekommen.
Dabei ist eine solche Wetterkonstellation in dieser Jahreszeit und Gegend nicht ungewöhnlich: Ein ausgeprägtes feststehendes Höhentief über dem Süden und Osten Spaniens hat in den vergangenen Tagen in der Region Valencia für Überschwemmungen und Sturzfluten mit erheblichen Schäden gesorgt. Es hat vom sehr warmen Mittelmeer feuchte Luftmassen richtiggehend angesogen und dort massive Verwüstungen hinterlassen, wo diese Wassermassen wieder vom Himmel fielen.

Schließlich wisse man, so heißt es, dass das Wetterphänomen der „Dana“ oder des „kalten Tropfens“ gefährlich sei. Es tritt verstärkt zum Herbstbeginn im Süden und Osten Spaniens auf, wenn sich die ersten atlantischen Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft über das warme Mittelmeer schieben. So schossen auch aus den Bergen Fluten hinunter in die Täler und nach Valencia. Verstärkt wurde dieser Effekt, weil sich das Höhentief über der iberischen Halbinsel sehr ortsfest zeigte – ähnlich wie bei der Ahrtal-Katastrophe, bei der sich ein Tief über der Eifel lange ausregnen konnte.

Falsche Propheten
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Und natürlich wieder die gebetsmühlenhaften Sprüche, dies sei die Klimakatastrophe. Die Schlagzeilen waren erwartbar: „Die schlimmste Wetterkatastrophe aller Zeiten“. Als ob es nie zuvor verheerende Unwetter gegeben habe. Überschwemmungen gab es zu allen Zeiten. So wurden von 1321 bis 1897 in Valencia viele Überschwemmungen registriert.

Zu einer der massivsten Überschwemmungskatastrophen der Neuzeit kam es am 14. Oktober 1957. Bereits in den frühen Morgenstunden jenes Montags trat der Turia in der Stadt Valencia, die damals noch nicht so dicht besiedelt war wie heute, über die Ufer. Vor allem die Seesiedlungen und andere niedrig gelegene Gebiete der Stadt waren betroffen. Das nächtliche Hochwasser forderte einundachtzig Todesopfer.

Der Gouverneur, Jesús Posada Cacho, und der Bürgermeister der Stadt, Tomás Trénor Azcárraga, leiteten gerade eine Sitzung in der Zivilverwaltung, als die Confederación Hidrográfica del Júcar vor einer neuen Überschwemmung warnte.

Mit Hilfe von Lastwagen, die mit Lautsprechern durch die Straßen fuhren, wurde die gesamte Bevölkerung über eine neue Flut informiert, die gegen zwei Uhr nachmittags eintraf. Ein Teil der Stadtbewohner verfügte nicht über einen Stromanschluss und konnte die Warnungen über das Radio nicht hören.

Die erdfarbenen Wassermassen brachen Brücken, sprangen über die Flussbrüstungen und überfluteten die Stadt, liest man in einer alten Chronik. Dank der Alarmbereitschaft gab es bei dieser zweiten Überschwemmung keine Todesopfer, aber der Schaden war unermesslich. „Tausend Straßen und Plätze verwandelten sich in Seen aus Schlamm und Müll“; an manchen Stellen erreichte der Wasserstand drei Meter.

Der Generaldirektor des Wohnungswesens, Vicente Mortes Alfonso, wurde vom Wohnungsbauminister Arrese beauftragt, direkt der Regierung Bericht zu erstatten, die eine Ministerratssitzung in Barcelona abhalten sollte. Nach der Sitzung beauftragte Carrero Blanco Mortes persönlich mit der Unterbringung der 1.200 obdachlos gewordenen Familien.

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Einige Tage nach der Überschwemmung, am 24. Oktober, besuchte Staatschef Franco die Stadt Valencia und erklärte, dass die Regierung einen raschen Wiederaufbau finanzieren werde. In ganz Spanien gab es große Solidaritätsbekundungen mit riesigen Mengen an Hilfsgütern wie Lebensmitteln, Decken und Medikamenten; es gab sogar Volksabonnements zugunsten der Opfer, die in ganz Spanien gesammelt wurden.

Radio Juventud de Murcia koordinierte die Sammlung von Kleidung und Lebensmitteln, und es kamen 208,5 Millionen Peseten zusammen, die über eine ad hoc eingerichtete Verteilertafel an die Opfer verteilt wurden. Besonders hervorgehoben werden weitere Hilfen, die über die mit dem erzbischöflichen Ordinariat gegründete Caritas abgewickelt wurden: „Eines der herausragendsten Merkmale der staatlichen Hilfe für die Opfer in Valencia ist die außerordentliche Rolle, die die offiziellen Stellen der Kirche bei der Überprüfung und Klassifizierung der Schäden an Einzelpersonen sowie bei der Kontrolle und Überwachung der anschließenden Hilfe und Entschädigung zugewiesen haben.“

Am 19. Oktober traf der Generaldirektor für Wohltätigkeit und soziale Werke in der Stadt Valencia ein und ernannte José Izquierdo Santonja zu seinem Delegierten. Der beendete sein Amt am 28. Januar 1958, als alle Notfallziele – vor allem die Unterbringung der obdachlos gewordenen Familien – erfüllt waren, heißt es. Die Armee befreite unter dem Kommando von General de Ingenieros Gómez-Guillamón die Stadt vom Schlamm; sie schloss ihre Aufgabe am 29. November dank des Einsatzes von Maschinen, die beim Bau des Stützpunktes Rota im Einsatz waren und von der US-Armee geliehen wurden, recht zügig ab.

Franco nutzte seine Befugnisse und erließ ein Annahmedekret, das die Bereitstellung von 300 Millionen Peseten für Investitionen in der Stadt Valencia vorsah. Ebenso wurde eine technische Kommission eingesetzt, um eine endgültige Lösung für die Überschwemmungen des Turia zu finden. Den Vorsitz führte der Minister ohne Geschäftsbereich Gual Villalbí, ein Katalane und langjähriger Sekretär des Arbeitgeberverbands Fomento del Trabajo Nacional in Barcelona.

Der Zensur zum Opfer fiel der damalige Redakteur der größten Zeitung „Las Provincias“, Martín Domínguez. Der prangerte am 18. Juni 1958 unter dem Titel „Worte?“ in seiner Zeitung an, dass die technische Kommission, die für die Kanalisierung der vorgesehenen Gelder zuständig war, noch keine Mittel freigegeben hatte, obwohl Franco selbst entsprechende Vorschriften erlassen hatte. Auch der Bürgermeister von Valencia, Tomás Trénor, hatte dies kritisiert.

Domínguez veröffentlichte seine Kritik, ohne die Zustimmung der Zensur einzuholen. Daraufhin ließ der Generaldirektor der Presse, Adolfo Muñoz Alonso, die Zeitung „Las Provincias“ sanktionieren, was darin bestand, die Zeitungsquote auszusetzen. Dies kam der Schließung der Zeitung gleich; Domínguez wurde zum Rücktritt gezwungen.

Heute hingegen kann jeder allen möglich Unfug posten – wenn er nur von der „richtigen“ Seite kommt. Dabei gibt es in Spanien bereits ein Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen und Tempo 30 in Städten; das Klima hat es offenkundig nicht gerettet.

Mehr als 500 Dämme und Wehren wurden abgebaut, angeblich, um den Flüssen wieder ihre „Natürlichkeit“ zurückzugeben. Sogenannte „Umweltschützer“ haben den Abriss dieser Dämme unterstützt und gewarnt, dass das Vorhandensein von Hindernissen in den Flüssen eine ernsthafte Bedrohung für Arten wie Aal und Lachs darstellt. Die könnten sich dann nicht mehr frei in den Gewässern bewegen.

Auch dies kennen wir aus dem Ahrtal: Auch hier haben Grüne in langen Programmen („Lachs 2000“) dafür gesorgt, dass die Schutzeinrichtungen zerstört wurden, die Vorgänger gebaut hatten, um den Wassermassen der Ahr die zerstörerische Wucht zu nehmen.

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Kommentare ( 15 )

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Waldschrat
42 Minuten her

Den menschengemachten Klimawandel gibt es nicht, aber die Auswirkungen sind menschengemacht. Der Mensch glaubt in seiner Arroganz, die Natur überlisten zu können, die rächt sich dafür gelegentlich. Wer in Flussauen baut, muss immer damit rechnen, dass er nasse Füße bekommt. Wer Flüsse kanalisiert und begradigt und den entsprechenden Raum nimmt, Wasserrückhaltung missachtet, der muss mit solchen Auswirkungen rechnen. Hinzu kommen riesige Bodenversiegelungen, nicht funktionierende Kanalisation, wo soll das Wasser denn hin? Der Rückbau von Dämmen ist nicht das Problem. Die Oberlieger versuchen das Wasser möglichst schnell wegzubekommen, die an den Unterläufen haben dann die Probleme. Alles nicht neu, aber immer… Mehr

Lesterkwelle
1 Stunde her

Sie werden es wohl nie begreifen. Sie wollen es einfach nicht. Der Klimawandel ist real. Die Natur aber ist stärker. Wieder werden Hysterie und Panik geschürt. Doch in ihrem Wahn haben sich die Staats- und Regierungschefs zu extrem teuren, aber weitgehend unwirksamen Maßnahmen verpflichtet. Die Klimaobsession führt dazu, dass wir Billionen für nutzlose Aktionen aus dem Fenster werfen, um das Wetter in 50 Jahren aufs Zehntel Grad regulieren zu können, anstatt Geld in Anpassung und Vorsorge zu investieren.So wie Björn Lomborg es seit Jahren wissenschaftlich belegt fordert. Aber auch er wird mittlerweile zu den Ketzern und Ausätzigen gezählt. Die Vernunft… Mehr

HansKarl70
1 Stunde her

Das größte Problem auf diesem Planeten scheint der Mensch zu sein.

Klaus Kabel
2 Stunden her

Dummheit und ideologische Verblendung sind die Hauptursachen solcher Katastrophen. Diese sind, im Gegensatz zum Klima, tatsächlich menschengemacht. Und Wetter ist kein Klima.

Axel Fachtan
2 Stunden her

Frau Spiegel wurde Bundesministerin, weil sie bei der Ahrflut versagt hat.
Wer steigt denn nun in Spanien auf, weil er bei dieser Flut versagt hat ?
Wer profitiert bei den nächsten Wahlen vom eigenen Versagen ?

keyser
3 Stunden her

Zur Bewertung aktueller Hochwasserereignisses kann im Wirrwarr unterschiedlicher wissenschaftlicher Prognosen, Emotionen, Panik und Panikmache ein Blick zurück beitragen, in eine Zeit in der CO2 aus Industrieanlagen und Haushalten noch nicht das Klima vergiftet haben kann. 0792: Erstes überliefertes Hochwasser in Österreich 1206: Rhein-Hochwasser 1235: Donau-Hochwasser 1342: Magdalenenhochwasser 1480: Hochwasser an Aare und Rhein in der Schweiz und Österreich. 1501: Hochwasser in Mitteleuropa. Das Jahr 1501 gilt als eines der schwierigsten Hochwasserjahre in Süddeutschland. Die Donau überflutete weite Teile des Landes, insbesondere die Städte Passau und Regensburg. 1572: Donau- und Oder-Hochwasser 1572: Im Jahr 1572 kam es zu einem der schwersten Hochwasserereignisse… Mehr

Querdenker_Techn
3 Stunden her

In wie weit sind die vielen Solarfelder in Spanien, die die Luft darüber stark aufheizen und die Windräder (besonders auf Bergrücken), die jede Luftbewegung behindern, mit Schuld an der Größe der Katastrophe.
Man liest immer von Klimaneutralität der als erneuerbar bezeichneten Energien, aber ist das nicht genauso eine Lüge, wie die von der Erneuerbarkeit wider jeglicher Physik?

Julischka
3 Stunden her

„Wie bei jeder Unwetterkatastrophe wird der Klimawandel als Ursache ins Feld geführt“! Nicht nur bei jeder Unwetterkatastrophe, sonder JEDER „Naturkatastrophe“, die australischen Buschfeuer genauso wie die Monsunregen in Asien, nur weil WIR die Hafermilch nicht konsequent aus dem Papphalm schlürfen und die vegane Avocado aus Südamerika täglich auf dem Speiseplan haben! Man darf gespannt sein, WER als Schuldiger identifiziert wird, sollte die Erde mal unter Istanbul (15 Mio. EW!) beben!

Last edited 3 Stunden her by Julischka
Nibelung
3 Stunden her

Politisches Versagen, ohne Zweifel, denn sie tun immer so, als ob alles vom Himmel fallen würde, dem man mit Weitsicht begegnen könnte, wenn man sie denn hätte, aber sich dafür um die ganze Welt kümmert und das Unglück vor der eigenen Haustür lauern kann und nicht wenigsten Mindestmaßnahmen ergreift um die Not nicht größer werden zu lassen. Wer am falschen Ort wohnt, obwohl so manches dagegen spricht kann durchaus auch Opfer werden, denn Talverengungen und ausgedörrte Böden ohne genügend Abflußmöglichkeiten können im Ernstfall immer zur Gefahr werden, denn die Natur nimmt keine Rücksicht auf Fehlentscheidungen des Menschen, wobei alles im… Mehr

BK
3 Stunden her

Ich habe jede Woche ca. 2- 3 Unwetterwarnungen auf meinem Smartphone. Dann gehe ich sofort aufs Dach und erwarte eine Flutkatastrophe biblischen Ausmaßes. Meistens regnet es dann nicht mal und der Katastrophendienst hat eine seiner vielen Fehlprognosen herausgegeben. Ansonsten war der Sommer in diesem Jahr ein Totalausfall. Besonders im Juni und Juli war es kalt. Was haben wird da mit Gas geheizt. Aber ist auch klar, dass wir heute nicht mehr im 13. Jahrhundert leben und es einfach mehr Menschen gibt. Ebenso hat man im 13. Jahrhundert keine Nachrichten aus Bangladesch oder Amerika gehört, wo nur ein paar Indianerstämme lebten.… Mehr