Libanon: Israelische Armee nimmt Finanzstruktur der Hisbollah ins Visier

Bei Luftschlägen auf die südlichen Vororte Beiruts wurde ein Geldbunker zerstört. Ein weiteres Depot soll Gold und Banknoten im Wert einer halben Milliarde Dollar enthalten. Es liegt unter einem Krankenhaus. Dessen Leiter ist zugleich ein der Hisbollah nahestehender Politiker.

Screenprint via YouTube: Quelle IDF

Im Libanon verfolgen die israelischen Streitkräfte eine neue Strategie. Dabei geht es um die finanziellen Strukturen der Hisbollah, die sich zum Teil im wahrsten Sinne des Wortes im Untergrund befinden. So haben die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) Informationen über einen „unterirdischen Tresor“ der Hisbollah veröffentlicht, der in seiner Anlage an Bunker aus dem Gazastreifen erinnert. In dem unterirdischen Bauwerk lagern demnach 500 Millionen Dollar – eine halbe Milliarde in Banknoten und Gold. Armeesprecher Daniel Hagari sagte: „Dieses Geld könnte und kann für den Wiederaufbau des Libanon verwendet werden.“ Aber das bleibt auch heute noch illusorisch. Noch lagern die Finanzmittel sicher unter einem Krankenhaus.

Die Eingänge liegen gemäß einer IDF-Illustration in zwei unauffälligen Gebäuden, der eigentliche Bunker soll sich aber unter dem Al-Sahel-Krankenhaus befinden. Er kann folglich nicht angegriffen oder zerstört werden, ohne dass sich der Angreifer Vorwürfe wegen Missachtung elementarer Rechte einhandelt. Das Krankenhaus mit seinen unschuldigen Patienten, Besuchern, Ärzten und Pflegekräften dient als Schutzschild für Teile des Finanzsystems der Terror-Organisation Hisbollah.

Gesteuert wird dieselbe bekanntlich aus Teheran. Insofern ist glaubhaft und plausibel, dass auch die eingelagerten Finanzmittel aus dem Iran stammen sollen. So berichtet es der israelische Armeesprecher Hagari. Per Flugzeug sollen die Koffer mit Bargeld und Gold zunächst in die Beiruter Botschaft des Irans gebracht werden, um dann in den Hisbollah-Bunker oder Tresor verfrachtet zu werden. Laut Hagari finanziert sich die schiitische Terrormiliz daneben über Unternehmen in der Türkei, Syrien, dem Jemen und dem Libanon selbst. Die beteiligten türkischen Unternehmen benannte Hagari nicht. Eine Bombardierung des Al-Sahel-Krankenhauses schloss Hagari aus.

Klinikchef steht als Politiker an der Seite der Hisbollah

Der Klinikchef Fadi Alameh zeigte sich alarmiert. Er will das Krankenhaus vorsorglich evakuieren lassen, bestreitet aber die Vorwürfe. Die Klinik habe keine Verbindungen zu politischen Parteien. Nun könnte der Geldbunker durchaus auch ohne das Wissen und Zutun des Krankenhauses angelegt worden sein, die Eingänge liegen in Nachbargebäuden. Aber Alameh ist daneben – welcher Zufall – ein Abgeordneter der mit der Hisbollah verbündeten Amal-Partei. Er will die Vorwürfe nun von der libanesischen Armee „oder anderen Beobachtern“ prüfen lassen, um die israelische Armee zu widerlegen. Aber wie unabhängig kann Amaleh in seiner Position sein? Und wie unabhängig wird die Prüfung ausfallen? Die Hisbollah ist im Libanon als einflussreicher Staat im Staate bekannt.

Bei Luftschlägen am späten Sonntagabend hatten die Israelis zuletzt einen anderen Hisbollah-Bunker getroffen, in dem ebenfalls ein zweistelliger Millionenbetrag in bar und Gold lagerte. Ob die Zahlungsmittel dabei zerstört wurden, ließ der Armeesprecher im Unklaren. Der Angriff war Teil einer Offensive auf die südlichen Vororte Beiruts, die als Hochburg der schiitischen Kampf- und Terrororganisation Hisbollah gelten. Ziel der Luftschläge waren Büros der Hisbollah und ihrer Finanzorganisation. 300 Ziele der Miliz wurden laut der israelischen Armee seit dem späten Sonntagabend angegriffen.

Am Sonntag sagte Hagari, in den kommenden Tagen wolle man „aufdecken, wie der Iran die terroristischen Aktivitäten der Hisbollah finanziert, indem er zivile Einrichtungen, Verbände und Nichtregierungsorganisationen nutzt“. Gemeint ist die inoffizielle „Bank“ der Hisbollah, das Finanzinstitut Al-Kard Al-Hassan, das viele Schiiten im Libanon nutzen. Die „Nichtregierungsorganisation“ betreibt ohne Zulassung oder offizielle Genehmigung Bankautomaten und vergibt Kredite.

Daneben wurde bei einem gezielten Luftschlag auf die syrische Hauptstadt Damaskus der Nachfolger des erst kürzlich getöteten Finanzchefs der Hisbollah getötet, wie Armeesprecher Hagari ebenfalls mitteilte. Man kann davon halten, was man will, aber die israelischen Streitkräfte agieren sehr geplant und systematisch in diesen Tagen. Sie lassen dem Gegner – sei es die Hamas im Gazastreifen oder die Hisbollah im Libanon – so kaum Zeit, um Luft zu holen. Auf der anderen Seite zeigt sich, dass die Gegner Israels ebenfalls über einen hohen Organisationsgrad verfügen und dabei auch weiter die Zivilbevölkerung in Gaza und im Libanon zu ihren Geiseln machen.

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Kommentare ( 17 )

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Berlindiesel
30 Tage her

Taktisch und militärtechnisch sind die Angriffe der Zahal sicher hervorragend. Zwar habe ich meine Zweifel, dass die Hisbollah ihr Geld nicht schon längst in das Hawala-System eingespeist hat, andererseits ist es tatsächlich „nur Geld“. Weder die Schläge gegen die Hisbollah noch die Liquidierung der Hamas-Führungsschicht lösen Israels Grundproblem. Israel kämpft nicht gegen diese Organisationen, nicht gegen deren Führungsgestalten oder Eliten, nicht gegen den Iran. Es kämpft mit dem Arabern um Land. Um das Recht, wer „zwischen dem Fluss und dem Meer“ leben darf. Es wird auf Dauer nur ein Volk sein. Und leider bleiben da nur zwei Alternativen: Alle umbringen… Mehr

Dr. Thomas Schimpff
30 Tage her

Man kann auch als Araber mit Juden (=Israelis) gut auskommen. Klassisches Beispiel ist die arabische Minderheit in Israel.
Da kann man die jüdische Mehrheit zwar auch mal mehr, mal weniger, mal überhaupt nicht ausstehen (betr. der rechtsradikalen beiden Minister im gegenwärtigen Kabinett kann ich das gut verstehen), aber nennenswerte Konflikte gibt es kaum. Was ich zuletzt las, 7 jüdische (sic) Israelis wurden wg. Spionageverdachts zugunsten Teherans festgenommen.
Nur: Mit Hamas und Hisbollah ist jeder Dialog ausgeschlossen. Deswegen stehe ich ohne Vorbehalt hinter dem Vorgehen der IDF; sei es in Beirut, sei es in Damaskus, sei es im Gaza-Streifen.

Wilhelm Roepke
30 Tage her

Wer Terrorfinanzen unter einem Krankenhaus bunkert, ist für mich absolut unglaubwürdig.

Thorsten Maverick
30 Tage her

Die «Zivilbevölkerung» steht zumindest in Gaza voll hinter der Hamas und die muslimischen Teile im Libanon größtenteils hinter der Hisbollah. Ohne die Unterstützung wären deren Operationen gar nicht möglich. Es gibt aber anscheinend ein Minderheit, die gegen sie arbeitet und die IDF mit Informationen beliefert.

Hieronymus Bosch
30 Tage her

Die Israelis machen uns immer wieder vor, wie es geht! Wie man mit Terroristen umspringt! Auge um Auge, Zahn um Zahn! Nicht mit banalem Gelaber rund um die Uhr und irgenwelchen „Friedensbotschaften“!

Hieronymus Bosch
30 Tage her

Woher kommt das ganze Geld? Allein vom Iran? Oder haben westliche Organisationen kräftig gespendet, sind EU-Gelder geflossen, hat die UN auch ihre Hände im Spiel? Wer die letzten Fragen mit „Ja“ beantwortet, liegt sicherlich nicht falsch!

Zum alten Fritz
30 Tage her
Antworten an  Hieronymus Bosch

Das ist doch nicht viel Geld. Die Ukraine bekommt jede Woche 1Mrd.$.

Rob Roy
30 Tage her

Warum veröffentlichen die Israelis das? Jetzt sind die Terroristen gewarnt und können Geld und Gold in Sicherheit bringen, es gibt ja auch Tunnelsysteme im Libanon.

h.milde
30 Tage her

Gut so, Israel. Trocknet diesen stinkenden Terrorsumpf aus.
Interessant wäre es auch zu wissen, inwieweit das „AA“ der wertegeleiteten GRÜNEN Außenverhasplerin Annalena Bärbock und/oder das Taliban-€ntwicklungs & Verschwendungsministerium von Svenja Schulze“s“PD darin seit wann, wo & mit wieviel beteiligt sein könnten, und/oder ob es mit den Mordbuben personelle und/oder persönliche Verbindungen & Verbindlichkeiten samt branchenüblichen Kickbacks gibt.

Elmar
30 Tage her

Es kann durchaus sein, dass es sich nur um einen Vorwand handelt, um wie in Gaza vorsätzlich Krankenhäuser zu zerstören und damit Chaos zu stiften. Die israelische Propaganda ist genauso wenig vertrauenswürdig, wie die amerikanische Massenvernichtungspropaganda im Irak.

Turnvater
30 Tage her
Antworten an  Elmar

Ich vertraue keiner der beiden Seiten in irgendeiner Form.

giesemann
26 Tage her
Antworten an  Turnvater

Du sollst auch nicht „vertrauen“, sondern dich informieren, Mann. Dann kommst du in Form.

Peter Pascht
30 Tage her
Antworten an  Elmar

Aber Putin der Erbe des faschistischen Stalinsmus, Fortsetzer des „zaristischen Faschismus“ ist ihnen vertrauenswürdig.
Wie schwachsinng darf man sein?

Ecke
30 Tage her
Antworten an  Peter Pascht

Wie schwachsinnig darf man sein? Siehe unsere Regierung und mit ihr Özoğuz, Mützenich, Bärbock und wie sie alle heißen. Alles gestandene Demokraten und „Null – Antisemiten“.

Hieronymus Bosch
30 Tage her
Antworten an  Elmar

Warum sollten die Israelis vorsätzlich Krankenhäuser zerstören? Ja, das wollen uns die Hamas- und Hisbollah-Freunde einreden! Wer gräbt denn unter Schulen und Krankenhäusern kilometerlange Tunnel? Und zu wlechem Zweck? Die Israelis etwa? Ich bin entsetzt, über soviel Dummheit!

89-erlebt
30 Tage her

Israel zeigt dem verblödeten Westen deutlich wie diese Welt einr bessere werden könnte: Geldquellen schließen, Technologie nutzen. In Konsequenz sässe die arabisch persisch muslimische Sekten Welt wieder auf Kamel und Esel und würde an ihrer gläubigen Zeugungswut zugrunde gehen.