Die Ampel belastet die arbeitende Generation mit unglaublichen Summen

Experten haben im Bundestag zur Rentenreform der Ampel gesprochen. Das Beste, was sie noch sagen können: Die Erwartungen von FDP, SPD und Grünen seien ambitioniert. Doch der Rechnungshof legt unglaubliche Kosten offen.

picture alliance / Geisler-Fotopress | Bernd Elmenthaler/Geisler-Fotopr

Mitunter ist es Politikern recht, wenn die Bürger nicht so richtig verstehen, was sie da so tun. Etwa die jüngere Generation, die arbeitende Generation. Die haben ein Defizit in Sachen „fundiertes Wissen über Sozial- und Finanzsysteme“, sagen die Familienunternehmer. Deswegen bietet der Verband aktuell Schulungen in Finanzbildung an: „Junge Menschen werden durch die Schule in Wirtschaftsfragen nicht gut genug ausgebildet. Sie haben nach ihrem Abschluss nicht das nötige Handwerkszeug, um die Soziale Marktwirtschaft zu verstehen und sich an politischen Diskursen in ihrem Interesse beteiligen zu können“, sagen die Familienunternehmer.

Eigentlich wäre das Wissen um die Sozialsysteme gerade jetzt gefragt, denn der Bundestag berät das „Rentenpaket II“ der Ampel: „Angesichtes der Schieflage der sozialen Sicherungssysteme ist es aber notwendig – denn nichts ist unsicherer geworden als die gesetzliche Rente“, sagt Thomas Hoppe. Er ist Bundesvorsitzender des Verbands „Die Jungen Unternehmer“. Dass Deutschland aktuell wirtschaftlich abgehängt werde, habe auch etwas mit dem „Pisa-Schock“ zu tun. Also der Tatsache, dass die deutschen Schulen immer weniger wissende und verstehende Bürger hervorbringen.

Programm für Wahlkampf der Sozialdemokraten
Der kleinste gemeinsame Nenner der SPD: die Wahrheit weglassen
Das Wissen um die Sozialsysteme wäre auch notwendig, weil die Regierung versucht, ihr Volk einzulullen. Etwa Sozialminister Hubertus Heil (SPD), wenn er über die Anhörung der Experten zum Rentenpaket spricht: „Es geht darum, dass sich alle Generationen auf die gesetzliche Rente verlassen können … Wer verlässlich Beiträge einzahlt, muss dafür auch verlässlich eine anständige Rente bekommen … Mit dem Rentenpaket II stabilisieren wir die Rente dauerhaft. Gleichzeitig setzen wir auf flexible Übergänge in den Ruhestand.“

Wer wie viel zahlt und wie viel wiederum erhält, lässt der Minister weg. Unter der Ampel sind Zahlen nur Wahrheit und Wahrheit nur delegitimierende Hass und Hetze. Stattdessen soll gelten, was die Verantwortlichen verbreiten: „Es geht darum, dass sich alle Generationen auf die gesetzliche Rente verlassen können.“ Das behauptet die Regierung, das verbreiten die Staatsmedien und bestätigen die „Faktenchecker“.

Zugegeben. Es ist auch ernüchternd, sich den Zahlen zu widmen: Die SPD will jetzt die Rentenhöhe wahren, um die Rentner nicht zu verprellen, da sie der Partei Wahlsiege wie in Brandenburg bescheren. Die FDP will, dass dies nicht über den Bundeshaushalt finanziert wird. Denn die Wahrung der „Schuldenbremse“ gehört zu der wenigen Munition, die aus Sicht der Liberalen für ihren nächsten Wahlkampf taugen soll. Deswegen kürzt die Ampel staatliche Zuschüsse zur Rentenversicherung, statt sie auszubauen. Dazu kommt ein aufwendiges Experiment zur Aktienrente, für das die Ampel 200 Milliarden Euro Schulden aufnehmen will, um in zehn Jahren vielleicht zehn Milliarden Euro jährlich in die Rentenversicherung zuschießen zu können.

Diese Kombination führt unweigerlich zu höheren Beiträgen für die Rentenversicherung. Die kann Heil noch hinter die Wahl verschieben. Dann geht der Beitragssatz aber zuerst um einen Prozentpunkt hoch, danach um bis zu vier Prozentpunkte. Vorausgesetzt, die Wirtschaft wächst – statt wie aktuell zu schrumpfen. Sonst wird es noch mehr. Damit rettet Heil vorerst die Auszahlung der Renten und vielleicht einen Wahlsieg seiner SPD – doch er schadet damit der Generation der heutigen Berufseinsteiger und -anfänger. In den nächsten 15 Jahren belastet die Ampel diese Generation einseitig mit 300 Milliarden Euro zusätzlicher Beiträge und knapp 70 Milliarden Euro zusätzlicher Steuerzahlungen. Das sagen im Bundestag mehrere Experten, darunter die des Bundesrechnungshofes.

„Die zusätzlichen finanziellen Belastungen wären größtenteils durch die Beitragszahlenden zu tragen“, sagt die Deutsche Rentenversicherung. Arbeit würde damit für Betriebe teurer, Beschäftigte hätten noch weniger von den Früchten ihrer Arbeit. Der Idee einer Aktienrente auf Schuldenbasis – beschönigend „Generationenkapital“ genannt – unterstellt der Dachverband der Rentenversicherer „ambitionierte Erwartungen im Hinblick auf die Kapitalerträge“. Das ist höflich für: Finanzminister Christian Lindner (FDP) rechnet sich die erwartenden Gewinne schön. Genau so wie er es auch in seinem Entwurf für den kommenden Haushalt macht.

Ampel lässt Beschäftigte bluten
Lauterbach gibt jetzt offiziell zu: Die Beiträge zur Pflegeversicherung steigen rasant
Derzeit liegen alle Beiträge zur Sozialversicherung bei 41,1 Prozent. Doch nicht nur in der Rentenversicherung drohen Erhöhungen – die Beiträge zur Pflege- und zur Krankenversicherung könnten schon zum Jahreswechsel um zusammen mehr als einen ganzen Prozentpunkt steigen. In einer vorsichtigen Projektion geht die Krankenkasse DAK-Gesundheit davon aus, dass die Beiträge zur Sozialversicherung in den nächsten Jahren zusammen um 7,5 Prozentpunkte steigen. Der Rentenexperte Axel Börsch-Supan geht im Bundestag einen Schritt weiter und spricht von einer zu erwartenden Gesamtbelastung von 50 Prozent. Jeder zweite in Deutschland erwirtschaftete Euro ginge dann an die Sozialversicherung. Zusätzlich zu hohen Steuern, „CO2-Abgaben“, Energiepreisen oder „LKW-Maut“.

SPD und Grüne wollen derzeit mit aller Gewalt die „Schuldenbremse“ lösen. Sie wollen so viel Schulden machen können, wie ihnen Einfälle für ideologische Projekte oder die Bezuschussung der eigenen Klientel kommen. Das begründen sie mit dem Versprechen, die Wirtschaft subventionieren zu wollen. Die solle freier atmen können. Doch mit ihrer Sozialpolitik drückt die Ampel der Wirtschaft die Kehle zu.

Die Union appelliert nun an die FDP. Die Liberalen sollen ein Ausufern der Arbeitskosten verhindern: „Die Ampel kündigt mit ihrem Rentenpaket faktisch den jahrzehntelang bewährten Generationenvertrag auf. Sie wird die Finanzierungsprobleme der Gesetzlichen Rentenversicherung noch weiter verschärfen“, sagt ihr sozialpolitischer Sprecher im Bundestag, Stephan Stracke (CSU). Diese Belastung der Arbeitenden habe die FDP immer kritisiert, erinnert Stracke: „Jetzt muss die FDP Farbe bekennen, ob sie die Hand dafür reicht, der arbeitenden Mitte immer weniger Netto vom Brutto zu lassen.“

Auffällig ist, dass FDP-Chef Christian Lindner zur Renten-Anhörung nichts auf X getwittert hat. Das lässt auf sein übliches Vorgehen schließen: Im Bundestag alles mittragen, was SPD und Grüne fordern; kurz darauf auf X schreiben, dass es grundverkehrt wäre, das zu beschließen, was er gerade beschlossen hat und auf den neuen Typus FDP-Wähler hoffen. Einen, der nicht mitbekommt, was seine Partei im Bundestag macht. Der nicht versteht, was die Beschlüsse der Ampel anrichten und der die Welt ausschließlich danach beurteilt, was Lindner auf X äußert. Kurzum: Mitunter ist es Politikern recht, wenn die Bürger nicht so richtig verstehen, was sie da so tun.

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Kommentare ( 10 )

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Punti
3 Stunden her

Sozialversicherungsbefreiung, jahrzehntelanges Lohndumping und Beitragsbemessungsgrenzen sowie jede Menge versicherungsfremde Leistungen zeigen immer stärkere Wirkung. Und anstatt das Geld dort zu holen, wo es ist, wird es wieder dort abgezogen, wo am wenigsten mit Flucht und/oder Gegenwehr zu rechnen ist. Die Krönung ist der FDP-Schwachsinn Schulden aufzunehmen, um damit an der Börse zu spekulieren. Das hat bekanntlich schon mit der Riester-Rente prima funktioniert. Da haben wohl nicht nur die Jugend und die Familienunternehmer, sondern auch der Finanzminister eine unzureichende volkswirtschaftliche Grundbildung. Die einzig vernünftige Lösung ist und bleibt ein Umlagesystem, in dem jegliche Art der Wertschöpfung beitragspflichtig ist. Dann können die… Mehr

Peter Pascht
3 Stunden her

Fehlentwicklungen zeigen sich besonders dort, wo zum Fehlen direkt-demokratischer Möglichkeiten des Volkes und dem mangelnden Einfluß auf die Auswahl des politischen Personals auch noch wettbewerbsbeschränkende Absprachen der Parteien hinzukommen, genannt „Ämterpatronage“, die den Bürger vollends entmachten. Der politische Wettbewerb zwischen Regierung und Opposition sollte die Richtung halten, die Regierungsparteien am Mißbrauch ihrer Macht hindern. Dies funktioniert aber nur, wenn politischer Wettbewerb besteht. Politischen Wettbewerb gibt es aber nicht mehr. Es gibt für alle blos kleinere oder größerer Fresstöpfe. Ohne Freßtopf bleibt keiner. Fraktionsübergreifende, wettbewerbsbeschränkende Absprachen („politische Kartelle) erlauben es — genau wie wirtschaftliche Kartelle —, die Allgemeinheit auszubeuten. Das wird… Mehr

Last edited 3 Stunden her by Peter Pascht
teanopos
3 Stunden her

Wer in diesem Land etwas bewegen will benötigt ein Jura Studium. Und wenn er dann tätig wird, hat er selbstverständlich nichts bewegt außer das Papier und den geistigen Schwachsinn der drin steht. Deutschland und die EU, ein Eldorado für Paragrapenreiter. Nicht umsonst sind in der deutschen Politik Juristen massivst überrepräsentiert. Und diese Kreise freuen sich dann inständig wenn sie in ihrem geschaffenen dysfunktionalen System die Helden sind, weil sie die Einzigen sind, die darin noch einen Überblick haben, es sei denn man hat Geld und kann sich einen Haus- und Hof Juristen als Schoßhündchen leisten. — Insgesamt steht das überladene… Mehr

norbertb783
3 Stunden her

Wer diese sogenannen Politiker noch einmal wählt ist selber schuld. Wir brauchen dringend eine Wende in dieser Politik, dazu gibt es unter den Parteien nur eine einzige Alternative zu der „Einheitspartei“ von CDU/CSU, SPD, FDP, Grüne, BSW, Linke.

chez Fonfon
3 Stunden her

Dieselben Politiker schwadronieren herum, sie wollten die „Erde für künftige Generationen“ bewahren, dafür hauen sie sinnlos Milliarden für „Klimaschutz“ raus. Denen sind künftige Generationen völlig egal, sie verfolgen nur ihre persönliche Klima-Ideologie auf Kosten der Allgemeinheit. Wären ihnen künftige Generationen wichtig, würden sie nicht deren Geld jetzt schon sinnlos verprassen und die Heimat künftiger Generationen mit gewalttätigen Migranten vollpumpen. Diese Hypothek, die die gegenwärtigen Politiker den heutigen Kindern und Jugendlichen hinterlassen, ist ungeheuerlich. Das Klimageschwätz, mit dem Politiker hysterische Eltern beeindrucken wollen – weil angeblich die Erde verbrennt -, dient nur zur Ablenkung von den wahren Problemen, die unsere Jugend… Mehr

Peter Pascht
3 Stunden her

„Die Ampel belastet die arbeitende Generation mit unglaublichen Summen“ Wie im Sozialismus üblich und notwendig. Schließlich muss ja das Geld woher kommen. Da legt man sich mit derkriminellen Lobby und Korruption nicht an, sondern sucht sich Opfer die sich nicht wheren können. War schon im Ostblock-Diktaturen-Sozialismus so die Methode. Das Münchhausenproblem der politischen Klasse Thema: Der Staat – Beute der Parteien / Prof. Hans Herbert von Arnim über die Entmachtung der Bürger publiziert 19. Februar 1993 Wollte jemand das Volk, den Bürger uns Steuerzahler ungestört ausbeuten dann würde er ein Fesselung vornehmen wie sie bei uns heute chon besteht.Der extremen… Mehr

thinkSelf
4 Stunden her

Sie haben nach ihrem Abschluss nicht das nötige Handwerkszeug, um die Soziale Marktwirtschaft zu verstehen und sich an politischen Diskursen in ihrem Interesse beteiligen zu können“
Na da befinden sie sich doch in guter Gesellschaft. Denn das haben die Familienunternehmer, die weiterhin auf allen Vieren vor den woke-grünen Khmer herumkriechen auch nicht.

Peter Pascht
2 Stunden her
Antworten an  thinkSelf

Wer nichts gelernt hat, nichts weiß und nicht kann, hat die gesellschaftlich Anstandspflicht die vorlaute Klappe zu halten.
und jenen zuzuhören die es gelernt, verstanden und praktiziert haben.
Das ist das Problem der heutigen politischen Klasse,
eine skrupellose Anstandslosigkeit.
Schon der „he,he, he“ Gerd und die „tiefrote Angela“ haben gezeiegt wie das geht.

Last edited 2 Stunden her by Peter Pascht
Nibelung
4 Stunden her

Wenn die unheilige Allianz lächelt wird es gefährlich und viele haben es mit der Beschädigung von Leib und Seele schon zu spüren bekommen und deshalb sollte man sich von solchen Roßtäuschern nicht beeindrucken, lassen, denn über dieses Stadium sind sie schon hinausgewachsen und nicht der Bürger als solcher stellt die eigentliche Gefahr dar, sondern die Gewählten, die immer mehr entarten und sich bei den wahren Extremisten einreihen sollten, wenn man sie an ihren Taten mißt. Was die alle zusammen in den letzten 18 Jahren ausgefressen haben geht auf keine Kuhhaut mehr und deren Ambitionen haben schon längst die Rechte der… Mehr

Or
4 Stunden her

Die Erklärung ist, daß die aktuelle Regierung in den Bürger nur er ein💰sehen, aus dem sie sich beliebig bedienen können.