Geht der Ostbeauftragte SPD-Schneider in eine andere Partei oder gründet er eine?

„In Deutschland bestimmen eher städtische Eliten die öffentlichen Debatten. Sie entscheiden, was in Fernsehen, Rundfunk, Online oder in den Zeitungen berichtet wird, und was nicht.“ Herr Schneider, weil die SPD Wahlen verliert?

picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka
Carsten Schneider (SPD), Staatsminister für die neuen Bundesländer und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland, Berlin, 25.09.2024

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), beklagt eine Diskurshoheit städtischer Eliten und sieht Deutschland als eine „Klassengesellschaft“ auf Kosten von Ostdeutschen und Migranten. „In Deutschland bestimmen eher städtische Eliten die öffentlichen Debatten. Sie entscheiden, was in Fernsehen, Rundfunk, Online oder in den Zeitungen berichtet wird, und was nicht“, sagte er dem „Tagesspiegel“.

„Viele Städter, eher Akademiker und ökologisch bewegt, tragen ihren Lebensstil als Ideal vor sich her“, so Schneider. Dabei sei „der CO2-Fußabdruck der urbanen Eliten viel größer als der von Menschen etwa in Schneeberg im Erzgebirge“, sagte der SPD-Politiker. „Die fliegen oft nur alle fünf Jahre nach Bulgarien oder fahren mit einem alten Auto an die Ostsee. Sie haben bisher diese Bevormundung hingenommen. Seit sie aber durch politische Entscheidungen ihren Lebensstil bedroht sehen, wehren sie sich.“

Beim beruflichen Aufstieg seien in Deutschland „Vitamin B, also die richtigen Beziehungen, und die Fähigkeit, das Alphabet ohne Akzent aufzusagen enorm wichtig“, beklagte der SPD-Politiker: „Bei der Rekrutierung suchen Chefs neue Mitarbeiter zu oft nach Ähnlichkeit aus“, nach Bewerbern, die an der gleichen Uni gewesen seien, oder die das gleiche Hobby pflegten. „Und meistens sind sie westdeutsch. Deshalb fehlen ostdeutsche Aufsteiger, aber es gibt auch wenig Migranten, die Karriere machen. Deutschland ist eine Klassengesellschaft, damit verschenkt sich das Land große Chancen.“

Schneider sprach von einem „tiefen Graben zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung“. In Deutschland herrsche Meinungsfreiheit, „aber die Menschen haben das Gefühl, dass ein bestimmtes Meinungsklima die Debatten bestimmt und ihre Meinung nicht vorkommt. Das sorgt für Frust.“

Als im ZDF-„Heute Journal“ mit dem Gendern begonnen worden sei, habe er, sagte Schneider, gewusst: „Jetzt bekommen wir ein Problem mit unserer Bevölkerung. Die Menschen, zumal wenn sie älter als 60 Jahre sind, wollen alles, aber keine Sprecherziehung. Sie sind seit der DDR-Zeit sehr sprachsensibel.“

Er kenne kaum jemanden, der die DDR zurückhaben wolle, seit den 2010er Jahren aber erlebe man, wie sich eine „ostdeutsche Identität“ bilde. „Weil die Anpassung und Nachahmung des Westens nicht zur Anerkennung geführt hat und weil von außen stets auf ‚den Osten‘ gezeigt wurde“, sagte Schneider. Jetzt zeige sich: „Die 35 Jahre nach Mauerfall waren für die Menschen teilweise prägender als die 40 Jahre DDR davor.“

Meine Güte, Herr Schneider, sind Sie etwa gar Stammleser von Tichys Einblick? Und Ihnen ist schon klar, dass etliche sagen werden, das klingt ja wie bei AfD und/oder BSW. Ohne die Serie der SPD-Wahlniederlagen hätte das erstaunte Publikum solche Worte von Ihnen wohl nie vernommen.

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Kommentare ( 33 )

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Michael Palusch
1 Stunde her

Der „Ostminister“ ist schon ein besonders Exemplar.
Der Mann aus Erfurt sitzt nun schon seit 26 Jahren, seit seinem 22 Lebensjahr (!), im Bundestag, und grübelt jetzt im noblen Paralleluniversum Potsdam -was er wohl für typisch ostdeutsch hält- darüber nach, welchen Grund es für die ebenfalls alle in sanierten Gründerzeithäusern mit Parkettfussboden lebenden anderen Ostdeutschen geben mag, die AfD zu wählen.

Hoc Est
3 Stunden her

Die Angst geht um! Özdemir, jetzt Schneider sprechen Dinge an, die seit Jahren zum Prädikat „Rächts“ führten. Glauben diese Apparatschiks tatsächlich, dass ich ihnen das abkaufe?

Westfale
3 Stunden her

„Dabei haben SPD, Grüne und FDP einen neuen Rekord aufgestellt: Sie ernannten 45 Bundesbeauftragte, Beauftragte, Sonderbeauftragte oder Koordinatoren der Bundesregierung.“
[t-online]

Annahme:
24.500 Euro pro Monat für den Herrn/die Dame.
Auftrag:
Diffus.
Erfolgsnachweis:
Behauptet.

Was kann es besseres geben als diesen Arbeitsplatz, Stundenlohn 141,35 Euro!
Wahrhaft das beste Deutschland ever!

PS Altersbezüge nicht vergessen

Jens Frisch
4 Stunden her

„In Deutschland herrsche Meinungsfreiheit…“

Nein.
Eine Gesellschaft in der der Begriff „Hassrede“ existiert, hat keine Rede- oder Meinungsfreiheit mehr.

Haeretiker
4 Stunden her

Seit wann gibt es diesen Ostminister? Auf die Schnelle findet sich da nur nebulöses Gedöns. Es ist ein Staatsminister im Bundeskanzleramt. Der Euphemismus Beauftragter soll wohl historisch vergleichende Betrachtungen mit dem RMfdbO verhindern.

Klaus Uhltzscht
4 Stunden her

Die Stelle des Ostbeauftragten ist traditionell eine nichtssagende und nichtsleistende Kaderstelle. In der freien Wirtschaft als „bullshit job“ bekannt.
Herr Schneider trägt hier eine recht einfache gesellschaftliche Sichtweise vor, aber immerhin ist sie ungefährlich. Daher plädiere ich dafür, dass er auf dieser Stelle eines Ostbeauftragen verbleibt, und mit seiner Anwesenheit diese neutralisiert.
Das ist allemal besser, als wenn sich z.B. ein Herr Wanderwitz auf diesem Posten radikalisiert und sich gegen seine Vorfahren erhebt.

Biskaborn
4 Stunden her

Ja, seine Worte sind mehr als erstaunlich. Bislang hat man von ihm wenig Realitätssinn hören können. Was plötzlich bewegt den Mann so zu sprechen. Wird er das morgen wieder vergessen haben und sich revidieren ( müssen) ? Man darf gespannt sein!

karmaesk
5 Stunden her

Den hab ich in ein paar Talks ein zwei Minuten gehört – der typische rotgrünbunte voodoo mit besonders unverschämter Arroganz (alle anderen haben Unrecht und/oder sind Faschisten!) ! – Jetzt nach den Wahlen sieht er wie sich der Wind dreht und wie panisch jetzt alles tun, Pfründe, Ämter retten – Boah was für ein Wendehals ! 180-Grad-Drehungen mit dreifach-Salto ist nichts dagegen..
Aber das wäre ja ein schöner Moment passend zum Feiertag, wenn die anderen wie Lemminge folgen mit ihren verdrehten bunten Hälschen, Köpfchen und werfen sich eins nach anderen hinaus aus Regierung und Parlament, oder ? )

Radikaler Demokrat
5 Stunden her

„Ostbeauftragter“, ist das sowas wie ein Blockwart im Auftrag der „Regierung“, der u.a. aufpasst, daß dort nicht „falsch gewählt“ wird?

wegmitdenaltparteien
5 Stunden her

auf Kosten von Ostdeutschen und Migranten.“

Ja, so denken Berufsschmarotzer (Politiker).

mediainfo
3 Stunden her
Antworten an  wegmitdenaltparteien

Was für eine niveaulose Verunglimpfung. Glücklicherweise stellen solche Beiträge nicht die Mehrheit.