Die Grünen haben keine Lust mehr auf die Ampel

Die Ampel sei nur eine Übergangsregierung. Unter einem grünen Kanzler werde Christian Lindner auf keinen Fall Finanzminister. Die Grünen haben offensichtlich keine Lust mehr auf die Ampel – machen aber weiter mit ihr.

picture alliance / dts-Agentur | -

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge legte im Deutschlandfunk einen Auftritt hin, in dem alles lag, was immer mehr Deutsche an den Grünen ablehnen: Zuerst forderte Dröge, die Bundesregierung müsse respektvoll miteinander umgehen, Absprachen einhalten und zielgerichtet arbeiten. Wieso denn ihr „Wirtschaftsminister“ Robert Habeck dann auf einem Termin davon gesprochen habe, unter ihm als Kanzler werde Christian Lindner (FDP) auf keinen Fall Finanzminister werden, will der Moderator wissen. Das sei ja, so Dröge, nur ein Scherz gewesen. Haha. Hoher moralischer Anspruch gegenüber anderen, moralischer Furor gegen andere – aber für sich Selbstermächtigung einfordern. Grüne Doppelstandards in nur einem Auftritt.

Die Grünen haben offensichtlich keine Lust mehr auf die Ampel. Ihr Vizekanzler und „Wirtschaftsminister“ verhöhnt den Finanzminister. Ihr Vorsitzender Omid Nouripour spricht in einem Interview von der Ampel als einer „Übergangsregierung“. Alle Appelle, seriös regieren zu wollen. Ebenso alle Projekte, etwa die „Wachstumsinitiative“, stellen die Grünen dadurch in Frage. Offenbaren die als PR-Blabla. Tatsächlich hat die Partei mit der aktuellen Bundesregierung abgeschlossen.

Ich! Ich! Ich! Ich! Ich! Habeck!
„Sollte ich jemals Bundeskanzler werden, wird Christian Lindner nicht Finanzminister werden“
Spannend an Habecks Attacke gegen Lindner ist die Kondition: Er werde diesen nicht zum Finanzminister machen, wenn er, Habeck, Kanzler sei. Wer soll ihn denn bitte zum Kanzler machen? Bei der EU-Wahl fielen die Grünen auf 12 Prozent, in Umfragen stehen sie noch schlechter. Die Erstwähler ziehen mittlerweile AfD und Union der Ökopartei aus den 80er Jahren vor. Wenn jemand Habeck zum Kanzler machen soll, dann kann es nicht der Wähler, sondern müssen es die Bürgerräte sein, die Grüne jetzt verstärkt einführen.

Vor der Selbstermächtigung der Grünen durch die eigens eingesetzten Bürgerräte steht aber noch die parlamentarische Demokratie als Schutz für den Bürger. In dieser parlamentarischen Demokratie braucht eine Zehn-Prozent-Partei mindestens einen Koalitionspartner. Immer mehr zeichnet sich ab, dass dies CDU und CSU sein sollen.

Die Union erhält da einen Koalitionspartner, der inhaltliche Arbeit einfordert und selbst persönliche Attacken abliefert. Der Verlässlichkeit einfordert, aber selbst Maximalforderungen durch öffentlichen Druck durchsetzen will – und sich dabei auf staatliche und staatsnahe Medien verlassen kann. Geht die Union eine Koalition mit diesen Grünen ein, entscheiden sich die Christdemokraten gegen vielversprechendes Arbeiten zugunsten des eigenen Machterwerbs – zuzutrauen ist es ihnen.

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Kommentare ( 66 )

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WandererX1
3 Monate her

Die Grünen ist längst eine zweite Interessens- und Luxuspartei für Bessergestellte wie die FDP geworden – auch die Zahlen werden sich bald dieser annähern: 5-10% im Bund. Bei den Grünen ist nichts wirklich mental Starkes, also Volkstümliches, von unten gewachsen. Das, was anfänglich vielleicht mal als Pfänzchen da war, ist längst von der Bio- Industrielobby und der eigenen Sozial- und Beamtenlobby (Ex- SPD- Milieu) untergebuttert. Sie ist heute eine Lobbypartei. Irgendwie neigen heute alle Parteien zur Dienerschaft gegenüber partikularen Interessen: das ist wohl in dem normann.- englischen Parteiensystem schon angelegt, die deutsche Vokspartei sollte das korrigieren: nur nimmt das heute… Mehr

mlw_reloaded
4 Monate her

Die Grünen haben sich an der von Merkel und den Medien schwach, willig und sturmreif geschossenen Bevölkerung berauscht und jetzt kommt eben der Kater. Ein volkswirtschaftlich ruiniertes und moralisch gescholtenes Volk hat keine Lust mehr. Staatskassen, löchrig wie ein Sieb, taugen nicht zum Luxusleben. Zumal die Gäste dieser Facebookparty partout nicht gehen wollen und den Hausrat zertrümmern.

Boudicca
4 Monate her

Das waren halt sehr gute Zeiten als die Grünen unter Mutti alles bekommen haben was sie wollten.
Jetzt soll es unter Papi so weiter gehen, mit dem vielen Taschengeld aus den Steuern der anderen.
Dem Papi droht jetzt Altersarmut, weil er alles den goldigen Kleinen geben wird.

Kuno.2
4 Monate her

Um aber dennoch regieren zu können, müssen die Grünlichen dann mit der CDU- oder mit der Wagenknecht. Die angebliche Friedensliebe, also keine Waffen in Kriegsgebiete, dürfte bei der BSW sowieso nur ein Lippenbekenntnis sein. Die linksradikalen Nachfolger haben mit den linksradikalen Sozialdemokratisten sowieso keine Probleme. Es kann aber auch sein, dass die ansonsten völlig ungebildeten Grünlichen in einem Anfall von Realitätssinn sich sagen: die FDP haben wir schon unter 5 % gebracht; den dummen Merz löschen wir auf diese Weise auch aus. Denn angesagt ist in Europa und weltweit eine schwere Rezession und da wählt keiner mehr, der dann arbeitslos… Mehr

Nibelung
4 Monate her

Auch ein Regierungsprogramm der falschen Art, denn zuerst alles kaputt schlagen und dann die Lust verlieren, weil man bemerkt mit dieser Nummer nicht weiter zu kommen und es dann mit den Schwarzen weiter probieren will, bis keine Substanz mehr vorhanden ist. Das alles ist reines pupertäres Verhalten von einer Bande, die man am liebsten von hinten sieht und wenn sie lustlos aufgeben, wäre das ja für die Allgemeinheit sogar förderlich und wird nur zum Problem wenn sie mit Hilfe der Schwarzen durch die Hintertür wieder herein kommen um uns dann gemeinsam entgültig fertig zu machen und alles sieht zu und… Mehr

dienbienphu
4 Monate her

Deutschland hat eine dysfunktionale Demokratie. Selbst wenn die Wähler die Ampel klar abwählen würden, dann würden sie trotzdem keine grundlegend andere Politik bekommen, sondern eine Ampel „leicht“ mit Scharz-Grün. Wenn das kommt, dann kommt auch ein anderer Finanzminister. Da muss Habeck gar nicht Kanzler werden. Gehen die Grünen geschwächt in eine Koalition mit der CDU, dann werden sie sicher nicht mehr den Außenminister stellen. Aber 1-2 andere Minister. Und vielleicht auch Habeck als Wirtschaftsminister

Last edited 4 Monate her by dienbienphu
mlw_reloaded
4 Monate her
Antworten an  dienbienphu

Egal welche Regierung nach der Ampel kommt, sie kann das Ruder garnicht schnell genug herumreißen. Im Gegenteil – radikale Änderungen würden sofort den Sturm der linksgrünen Medienlandschaft heraufbeschwören.

WandererX1
3 Monate her
Antworten an  dienbienphu

Trotz Abwahl keine andere Politik: das liegt an der Tatsache, das REAL andere als die Parteien das „Sagen“ haben, aber sie herrschen nicht, sondern setzten ganz irrational nur ihre jeweiligen Firmeninteressen durch, wobei der Politik dann dabei zu dienen hat – und dann dient. Der Staat wird darüber indirekt zum Diener sonderlicher Einzelner (mit Geld und Macht), die keine Herren sind, sondern in Turnschuhen a la Musk und Co daherkommen. Aber unserer Herrenmodell ist immer noch das im Barock erfundene, als seinerzeit, als das Denken und Herstellen von begrifflicher Einheit für das praktische Feld (Gärtem, Städte, Welten usw…) entwickelt wurde… Mehr

Freiheit fuer Argumente
4 Monate her

Ich denke, der Großteil der Bundesbürger kann sowohl auf Habeck als auch suf Lindner verzichten.

Leider bringt das wenig, denn die grünrn Ideologien sind ja bereits in die CDU weitergewandert.

joly
4 Monate her

Union plus Grün, das wird die Union auf den Weg der italienischen Democrazia Cristiana bringen. Einie von der Union werden politisch noch herumlichtern oder kurzfristig aufblitzen – und das wars dann.

Legolas
4 Monate her

Kanzler wird der Kinderbuchphilosoph sicherlich nicht. Es ist aber zu befürchten, dass die ehemals Konservativen nächstes Jahr um der Macht und Deutschlands Verderben willen, mit den grünen Internationalsozialisten koalieren werden. Merz und Söder haben das oft genug durchblicken lassen. Wenn Deutschland als staatliche Entität das überlebt und der demographische Kippunkt dann noch nicht überschritten ist, wird es hinreichend vielen Deutschen endlich dreckig genug gehen, das parasitäre „Parteiensystem“ hinwegzufegen. Vorher wird es keine nennenswerten Änderungen des Kamikazekursen geben.

taliscas
4 Monate her

Als ich jung war, galt die F.D.P. als die Umfallerpartei. Heute ist´s dieser erbärmliche Haufen Charakterruinen namens CDU/CSU und ihre tückischen Obervögel Merz und Söder, denen man nicht mal die Verantwortung für einen Würstlstand zutrauen sollte, wolle man nicht hinterrücks verkauft werden. Keine Stimmen mehr für Altparteien, dieses System ist komplett verrottet.