Große Teile der europäischen Rechten – ob russophil oder pro-atlantisch scheint keine große Rolle zu spielen – hoffen auf einen Wahlsieg Trumps: Gingen die USA an die Reps, wären auch auf dem Alten Kontinent die Tage der Woken gezählt. Könnte nicht auch das Gegenteil eintreten und zu einer Radikalisierung führen – zumindest kurzfristig?
In den folgenden Zeilen soll es nicht so sehr darum gehen, dass ein Wahlsieg Donald Trumps de facto wohl nur recht begrenzte Auswirkungen auf die innere Verfasstheit der USA selbst haben wird: Auch vor acht Jahren hat sich gezeigt, dass der Einfluss des „mächtigsten Mannes der Welt“ angesichts der geballten Kraft der Medien, Hollywoods, der Gewaltenteilung, der amerikanischen Staatsraison und nicht zuletzt der inneren Opposition nicht allzu hoch veranschlagt werden sollte.
Freilich, Donald Trump, einmal an der Macht, dürfte sicherlich einen hinhaltenden, gewissermaßen katechontischen Einfluss auf die selbstzerstörerischen Kräfte unserer Zeit ausüben; ein echtes kulturpolitisches „Roll-back“, wie man es ja auch vergeblich in Polen und selbst Ungarn erhofft hat, dürfte aber selbst in den USA kaum zu erwarten sein. Nun sei nicht verschwiegen, dass viele auf beiden Seiten des Atlantiks vom nahenden Bürgerkrieg, vom Staatsstreich, ja gar von der Diktatur raunen – manche mit Furcht, andere, horribile dictu, mit Hoffnung –, und gerade der Autor dieser Zeilen, der oft genug die Krise der Gegenwart mit den letzten Jahren der römischen Republik verglichen hat, wäre der letzte, der eine solche Eventualität als völlig unrealistisch abstempeln würde.
Ob der alternde und letztlich stark in der geistigen Welt der 1980er verankerte Donald Trump trotz aller offenen Rechnungen allerdings das Profil zu einer solchen radikalen Flucht nach vorne hätte, darf trotz der Theorien vom „Project 2025“ zumindest vorläufig doch eher bezweifelt werden, sollte die amerikanische Linke ihn nicht (un)vorsichtigerweise selbst in diese Richtung zwingen.
Doch wie gesagt, soll es hier eigentlich gar nicht so sehr um die USA gehen als vielmehr um die zu erwartenden Reaktionen des EU-Establishments. Und hier scheinen wir eigentlich nur die Wahl zwischen „woke“ und „woker“ zu haben, egal wie die Wahlen ausgehen – jedenfalls in der kurzfristigen Perspektive der nächsten paar Jahre.
Gelangt Kamala Harris, die „Lichtbringerin“ des woken Establishments und besonderer Liebling der öffentlich-rechtlichen Medien der Bundesrepublik, an die Macht, ist von einer exponentiellen Verschärfung des „Kampfs gegen Rechts“ auf beiden Seiten des Atlantiks zu rechnen. Medienzensur, Meinungskontrolle, Schauprozesse, Bargeldabschaffung, Massenmigration, Transhumanismus, LGBTQ- und Gender-Ideologie, Wahlmanipulation, Abtreibung und Euthanasie, Klimahysterie – all das wird dann nicht etwa abschwellen, sondern vielmehr einen neuen Höhepunkt erleben, um die von immer weiteren Kreisen der Bevölkerung infrage gestellte Macht der immer radikaleren Woken zu festigen, und zwar nicht mehr nur durch Propaganda, sondern Repressalien.
Doch sollte Donald Trump gewählt werden, steht zu erwarten, dass wir in Europa ebenfalls genau jenes Programm erleben werden, und zwar nicht nur aufgrund des Selbsterhaltungstriebs der gegenwärtigen Eliten, für die Donald Trump ein „memento mori“ darstellt, da er zeigt, was aus der eigenen „populistischen“ Opposition eines Tages erwachsen könnte, sondern auch der amerikanischen, die sich auf dieser Seite des Atlantiks eine feste Bastion für ihr Comeback errichten werden wollen – frei nach Obama, der damals nach dem Machtantritt Donald Trumps von allen denkbaren absurden Kandidaten gerade Angela Merkel zur neuen „Führerin der freien Welt“ verklärte. Und je extremer die Verhältnisse in den USA mit ihren bekannten „mostly peaceful“ Demonstrationen werden, desto radikaler dürfte die Repression in Europa ausfallen – vorläufig.
Denn ich schrieb einige Zeilen höher ganz bewusst von einer „kurzfristigen“ Perspektive, da es klar ist, dass beide Eventualitäten mittelfristig unvermeidlich eine gewisse ideologische Akzeleration unserer vielfältigen Identitätskrisen befördern werden. Dass die USA ebenso wie die EU sich welt-, wirtschafts-, kultur- und bevölkerungspolitisch im Abstieg befinden und es jeden Tag etwas mehr im Gebälk kracht, kann kaum noch übersehen werden; und wenn man auch die Selbstheilungskräfte des gegenwärtigen „Systems“ und vor allem seine Bereitschaft zu Repression und Gewalt nicht unterschätzen darf, fällt die Weltlage doch kaum zu seinen Gunsten aus.
Sicherlich, der Versuch, die selbst verursachten Strukturkrisen nachträglich den (in der Tat immer offensichtlicher um einen Platz an der Sonne strebenden) Russen oder Chinesen in die Schuhe zu schieben, um ebenso den inneren Burgfrieden wie die Ausgrenzung politischer Querdenker zu befördern, wird fraglos immer größere Verbreitung finden. Solange aber kein unmittelbarer Angriff auf westliche Kerngebiete erfolgt, ist sehr fraglich, ob viele Europäer tatsächlich für die Freiheit der Krim oder Taiwans in den Krieg ziehen wollen, wenn die „westlichen Werte“, die es dabei zu verteidigen gilt, in etwa der genauen Negation all dessen entsprechen, was in den letzten paar Jahrtausenden seit der Antike die Größe unseres Kontinents ausgemacht hat.
Eine woke Diktatur wird also vor allem mit wirtschaftlichem Niedergang, ethnischer Fragmentierung, allgemeiner Unzufriedenheit und weltpolitischer Konkurrenz zu rechnen haben und, lässt man sich auf solche Vergleiche ein, eher der späten als der frühen Sowjetunion ähneln. Man wird daher mittelfristig wohl eher das „französische“ Modell zu erwarten haben: eine Verschärfung der Kontrolle einer unpopulären, sich von Jahr zu Jahr durchwurschtelnden woken Regierung über einige wenige zentrale Sektoren des staatlichen und wirtschaftlichen Überlebens, verbunden mit einem allmählichen Entgleiten der „Peripherie“, die sich zunehmend zum unkontrollierbaren „Failed State“ und langfristig eben auch zum Katalysator des Umbruchs entwickeln könnte – in welche Richtung auch immer dieser erfolgen wird.
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Werter Herr Engels, Sie schreiben „unserer vielfältigen Identitätskrisen“ Sie schreiben „unsere“, das ist gleichbedeutend mit „wir“, Ich ziehe mir diesen Schuh, diese Identitätskrise(n) nicht an. — Ich habe keine Identitätskrise, im Gegenteil, ich weiß ziemlich genau wer und was ich bin. Ein paar Eliten dagegen mögen mich(und meinesgleichen) nicht, weil ich mich gegen sie auflehne, bzw. weil ich ihnen gefährlich werden könnte. Das ist der Grund dafür, warum diese Eliten würden mich als toxisch, weiß, männlich bezeichnen. Bzw. sie schicken andere, etwas schlichtere Geister vor um das für sie zu tun (siehe politmediale Kreise) Sie könnten schreiben „deren“ oder „die“… Mehr
Donald Trump ist, was seine geistige Einstellung angeht, vor allem Unternehmer. Das wird gerne vergessen – auch von Herr Engels. Er mag in den 80ern verhaftet sein, aber nicht, weil ihm irgend eine Ideologie das vorschreibt, sondern weil da eben Vieles (Ich sage nicht: Alles) deutlich besser funktioniert hat. Daher zähle ich stark auf den Don.
Diese woken Fahnenparaden erinnern doch irgendwie ein klitzekleinesbißchen an 33/45 & 49/89 in D, oder? Wohin der „Wokeismus“ in den US bereits führt, zeigen auch „sehr schön“ die va. von linken „Dems“ , wie auch „Staatsanwältin“ Kameleon-Kicher Kamala, in Grund & Boden reGIERten Städte & Counties, wie zB. das einst wunderschöne San Francisco. Inzwischen sollen wohl auch die berühmten Seelöwen „Fishermans Wharf“ meiden, denen stinkt´s woh auch zu arg. 2022 waren es in den US allein ca.73.000(!) Tote verursacht von -> synthetischen Opiaten wie „Fentanyl“, und in Kombination mit „Xylacin“-Btm aus der Veterninärmedizin- die iwSdW. ->“Walking Deads“ verursachen. Diese armen… Mehr
Gewinnt Harris, ist der „Große Bruder“ prächtiges Vorbild, und nichts kann das ändern. Dann müssen wir den links-grünen Sumpf auskosten bis zum Zusammenbruch. Gewinnt Trump, wird logischerweise der Kampf der hiesigen Linken gegen alle anderen Fahrt aufnehmen, da sie sich bedroht fühlen. Da es immer eine Grenze des Erträglichen gibt, bin ich mir sicher, dass es auf einen sehr üblen Kampf v. a. in UK und in D. hinausläuft, zumal in D. die Basis des Wohlstands und aller Strukturen durch die linksgrüne Politik wegbricht. Wohin die Linksgrüne wollen, müsste auch den Stupideren allmählich klar werden. Man kann nicht sehr lange… Mehr
Das Foto spricht Bände: Die Masse der Menschen unter dem Herrschaftsanspruch einer winzigen Minderheit. Könnte eine Illustration aus einem dystopischen Roman sein.
Mit dem Roman ist nicht zufälig der von Orwel gemeint? Der hat sich im Namen nur um etwa 40 Jahre geirt.
Der Begriff „Euthanasie“ ist historisch besetzt. Wenn man den (m. E. aussichtlosen) Versuch starten sollte, heute Zustände auch nur annäherungsweise gleichzusetzen, dann wäre eine sorgfältige Begründung angesagt.
Eine solche Behauptung am Rande aufzustellen, ist entweder eine Entgleisung (wie die „Nazi“-Verwendung seitens Esken und Wüst) oder Zeichen eines gewissen Verlustes der Maßstäbe.
Im Gegenteil, wer das deutsche Gesundheits- und Sozialwesen kennt, weiß, dass heute auch Kindern mit schwersten Erberkrankungen mit teils erheblichem Aufwand ein erträgliches und einigermaßen würdiges Leben ermöglicht wird.
Interessante Überlegungen, Herr Engels, allerdings lehrt die Geschichte auch, wie plötzlich die fragilen Gebilde parlamentarischer Demokratien einstürzen können, wenn durch ökonomisches Desaster bittere Armut einkehrt. Da konnte 1933 plötzlich eine winzige Splitterpartei mit einem wirren Prediger an der Spitze wie Phönix aus der Asche zur stärksten Reichtagsfraktion aufsteigen, obwohl sie mächtige Gegner (Gewerkschaften, KPD, Zentrum) hatte. Aktuelle scheint mir BSW ein Phänomen. Wo lägen deren Umfragewerte, wenn wir 30% Arbeitslosigkeit hätten? Dass wir als rohstoffärmstes Land angewiesen auf freien Welthandel von einer ernsten Wirtschaftskrise für immer verschont bleiben könnten, darf man nicht als gesetzt betrachten. Selbst die USA mit ihrem… Mehr
„der oft genug die Krise der Gegenwart mit den letzten Jahren der römischen Republik verglichen hat“: Der Vergleich passt für mich nicht. Rom zur damaligen Zeit waren die einzige Weltmacht auf weiter Flur. Noch universeller als die USA ab den 1990iger Jahren. Das ist mit Europa von heute nicht vergleichbar. Europa erinnert mich eher an Hochkulturen, die materiell und kulturell immer noch hoch standen, militärischer aber chancenlos. Wie die Assyrer und Babylonier kurz vor Eroberung durch die Perser. Die Griechen ab 200 v.Chr. vor der Eroberung durch die Römer. Die Italiener am Ende des 15. Jahrhunderts, vor dem Einmarsch durch… Mehr
David Engels vergißt einen wesentlichen Grund für den Niedergang des Westens: Das kollossale Versagen seiner konservativen Eliten. Am Ende trennt sie ja, von Milieu, Wohlstand und Ethnie, gar nicht so viel von den „Woken“, um nicht zu sagen, gar nichts. Es ist alles die gleiche Familie. Und darum übt linksliberal und woke auch diese große Attraktivität, um nicht zu sagen Sogwirkung auf den akademischen Sektor des westlichen Völker aus, eine Entwicklung, die bereits deutlich in den 1920er Jahren begann, durch den 2. Weltkrieg noch einmal aufgehalten wurde, um dann Anfang der 1960er Jahre immer mehr Fahrt aufzunehmen. Ich kann in… Mehr
Die historisch zwar kaum berechtigte, doch nichtsdestotrotz historisch vergiftete Formulierung „…um einen Platz an der Sonne streben“ auf Rußland und China zu projizieren, entpuppt sich bei nüchterner Analyse um wenig mehr als Realpolitik zum Nutzen ihrer Völker.
Ja, Nutzen ihrer Völker. Eine politische Zielsetzung, die zugegeben, viele westliche „Bürgern“ aufgrund jahrzehntelanger Indoktrination auch nur ansatzweise leider nicht mehr nachvollzogen können.
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Besonders der abschließende Absatz dürfte prophetischer Natur sein
> Eine politische Zielsetzung, die zugegeben, viele westliche „Bürgern“ aufgrund jahrzehntelanger Indoktrination auch nur ansatzweise leider nicht mehr nachvollzogen können.
Noch schlimmer – diese Völker jubeln zu etwa 85% dem Woken Imperium mit angestrebter totalitären Weltherrschaft zu. Der Widerstand ist viel zu selten.