Ein Hardcore-Querdenker als Anfrage an unsere Gesellschaft

Mit Corona brach das bisherige Weltbild von Jens S. ein. Er ist konsequent in den Protest gegangen. Über 80 Ermittlungsverfahren und eine ganze Menge Gerichtsverhandlungen hat ihm das eingebracht. Warum hat er sich so in diesen Kampf hinein begeben gegen eine Politik, die von der großen Mehrheit gewählt wurde?

picture alliance / Presse- und Wirtschaftsdienst | Bernd Kammerer

Ich treffe Jens S., selbständiger Diplom-Ingenieur. Sein Leben hat sich seit Corona dramatisch verändert. Bis dahin war er politisch zurückhaltend und eher „mainstream“. Er fuhr ein Elektroauto, „weil die sich gut fahren lassen und natürlich um die Welt zu retten“.

Doch mit Corona brach sein bisheriges Weltbild zusammen. „Ich habe früh gemerkt, dass da etwas faul ist: mit der medial ausgerufenen pestähnlichen Pandemie. Mit der Angstmache auf allen Kanälen. Mit den Lockdowns und Schulschließungen. Mit den Stoffmasken gegen einen vermeintlichen Todfeind in Nano-Größe. Mit der hochgepriesenen Rettung durch eine angebliche Impfung.“

Jens S. ist konsequent in den Protest gegangen. Über 80 Ermittlungsverfahren und eine ganze Menge Gerichtsverhandlungen hat ihm das eingebracht:

  • In der Lockdown-Zeit hat er Demonstrationen gegen die Ausgangssperren eingeklagt und organisiert; ein Höhepunkt war zum 1. Mai die „Disco-Mahnwache gegen die faschistischen Ausgangssperren“;
  • „Hausfriedensbruch“, weil er auf dem Bürgersteig vor der Grundschule seines Kindes mit dem Plakat stand „Masken machen krank“;
  • „Hausfriedensbruch“, weil er auf dem Bürgersteig vor dem Gymnasium seines Kindes Infomaterial gegen die Impfung verteilte;
  • Ordnungsstrafen, weil er bei Spaziergängen unter freiem Himmel die Maske nicht trug und Abstände nicht einhielt;
  • „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“; in dem Fall ist er allerdings in höherer Instanz freigesprochen worden;
  • Verurteilung wegen „Beleidigung“, weil er einer Schulleitung wegen strikter Einhaltung der Corona-Maßnahmen „Kindeswohlgefährdung“ nachgesagt hatte;
  • Verfahren wegen „Volksverhetzung“;
  • Unannehmlichkeiten mit der SCHUFA wegen Nichtbezahlung von Strafen.

Jens S. ist „all in“ gegangen. Das hatte einen hohen Preis für seinen Beruf; die Stadt als Vermieterin kündigte ihm sein Büro. Und auch sein Familienleben ist in Mitleidenschaft gezogen worden. Für Frau und Kinder ist es nicht leicht, plötzlich mit einem Hardcore-Aktivisten unter einem Dach zu wohnen.

Warum hat er sich so in diesen Kampf hinein begeben gegen eine Politik, die von der großen Mehrheit gewählt wurde?

Das Gefühl, unbedingt etwas tun zu müssen gegen den in seinen Augen „Wahnsinn“? Gerechtigkeitssinn im Angesicht greifbaren Unrechts? Der neue Freundeskreis der aktiven Corona-Maßnahmenkritiker, der eine Eigendynamik in Richtung Protest in sich hatte? Tiefe seelische Verletzungen durch vielfache Abwertungen, gegen die er sich zur Wehr setzen wollte? Der Wunsch, die Kontrolle gegen einen übergriffigen Staat zu behalten?

Jens S. hat seine positive Sicht bewahrt: „Für mich ist es ein großer Erfolg all unserer Aufklärungsarbeit und Aktionen, dass sich in Deutschland über 20 Prozent nicht haben impfen lassen, obwohl der gesellschaftliche Druck enorm war. Und geboostert sind noch weniger. Unser Engagement hat sich gelohnt. Wir haben etwas bewegt.“

Für mich stellen sich drei Fragenkomplexe, die über das Persönliche weit hinausgehen:

Erstens: Wie findet man das richtige Maß für sein persönliches politisches Engagement? Bringt es etwas, wenn man zu viel tut und sich im Kampf gegen Windmühlen aufreibt und dabei einen hohen persönlichen Preis zahlen muss? Aber die andere Frage ist ebenso wichtig: Wo drücke ich mich mit faulen Argumenten gegen einen notwendigen Protest, wenn mir das Grundgesetz am Herzen liegt?
Und überhaupt: Sollte man sich bei politischen Dingen nicht besser einer politischen Partei anschließen, um dann langfristig, geordnet und gemeinsam reflektiert für seine Anliegen zu kämpfen?
Es ist so schwer, bei diesen Fragen seinen individuell-passenden Weg zu finden.

Zweitens: Wenn sich jetzt an immer mehr Stellen herausstellt, dass Jens S. mit einigen Sichtweisen einen besseren Riecher und bessere Argumente hatte als die Regierenden, was hat das für Konsequenzen für ihn? Schulden Repräsentanten der Gesellschaft ihm ein öffentliches Entgegenkommen? Oder ist es naiv von mir zu glauben, dass Menschen, über die öffentlich ein vernichtendes Ketzerurteil ausgesprochen wurde, rehabilitiert werden können?

Drittens: Wenn die Gesellschaft bestimmte Bevölkerungsgruppen aufgegeben und abgespalten hat, wie lange gedenkt sie das zu tun? Soll das jetzt immer so bleiben? Was tut die Gesellschaft, um Querdenker wieder ins Boot zu holen? Müssen sich lediglich die Querdenker bewegen? Sieht die Mehrheit nicht, dass sie sich mit einer Verketzerung erheblicher Bevölkerungsteile selber schädigt?

Jens S. hat noch Gerichtsverfahren vor sich. „Einige Querdenker halten mich für naiv. Aber ich habe noch Vertrauen in die Justiz. Seitdem ich in einem großen Prozess in höherer Instanz freigesprochen wurde, habe ich neuen Mut gewonnen. Ich hoffe immer noch auf Gerechtigkeit.“

Gut, wenn es noch Brücken zueinander gibt.

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Kommentare ( 38 )

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38 Comments
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verblichene Rose
4 Monate her

Sehr geehrter Herr Zorn. Ich fühle mich als nicht „Geimpfter tatsächlich nicht angesprochen und habe großen Respekt vor Menschen wie Herrn Jens S. Dennoch, oder gerade deshalb diese kurze Einlassung von Martin Niemöller “Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen;ich war ja kein Kommunist.Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,habe ich geschwiegen;ich war ja kein Sozialdemokrat.Als sie die Gewerkschafter holten,habe ich nicht protestiert;ich war ja kein Gewerkschafter.Als sie die Juden holten,habe ich geschwiegen;ich war ja kein Jude.Als sie mich holten,gab es keinen mehr, der protestierte.”  Warum erinnert mich das eigentlich so sehr an die Coronazeit? Aber, Asche auf mein Haupt,… Mehr

Gerhard-66
4 Monate her

Nachtrag zu dem was hat noch gefehlt..

„Herbst 2020
RKI-Protokolle enthüllen: Diskussion über Quarantäne-Lager nach „chinesischem Konzept“
https://apollo-news.net/rki-protokolle-enthllen-diskussion-ber-quarantne-lager-nach-chinesischem-konzept/

Kassandra
4 Monate her

Falls Jens S. in die einzige Partei einträte, die dem Gesamtwahn noch Paroli bietet – wäre er dann vor Repressionen gefeit? Und wie ist das, wenn man an Reich III denkt, mit dem Widerstand? Gilt es auch bei uns schon wieder, in den „Untergrund“ zu gehen und von da Sand ins Getriebe zu streuen? Offenes Visier scheint ja lange nicht nur durch Maskengebot sondern auch durch IM Faeser eingeschränkt werden zu können. Eingedenk einem Björn H., dem man jedes Wort im Munde verdreht wie einem Österreicher, den man mit Staatsgewalt vom Rednerpult holt, ihm Auftrittsverbot erteilt und ihn aus dem… Mehr

Luckey Money
4 Monate her

Lieber Jens S, Sie sind nicht allein. Ich war ebenfalls ab der ersten Stunde dabei. Wir haben den Knüppel gespürt, in Berlin. Beim Einkaufen wurde ich körperlich attackiert, mit Gewalt unter dem Johlen der Menge aus dem Geschäft geworfen. Ich wurde sogar angespuckt, weil Masken befreit. Es hat mich den Job gekostet, 80.000 tausend Euro Altersvorsorge und ich musste eine Wohnung verkaufen, die ebenso als Altersversorgung gedacht war. Interessanterweise habe ich keine Anzeigen erhalten, da meine Standardantwort“ ich beantworte keine Fragen“ war. Es wird wieder kommen, härter und tiefgreifender. Wir sind bereit. Das Gute daran ist, wenn man einmal das… Mehr

Nibelung
4 Monate her

Ein Freiheitskämpfer erster Klasse, wenn er das alles gemacht und durchlitten hat und daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen um diesen rechtlose Regierungen zu bekämpfen, denn das Hauptproblem ist die Tatsache, daß viele Lug und Trug nicht erkennen und noch zu feige sind, ihre eigenen Kinder zu schützen, wenn es um einen übergriffigen Staat geht. Kenne genügend, die so ein devotes Verhalten an den Tag gelegt haben, wo man an deren Verstand zweifeln mußte und einige davon haben danach plötzlich nach der Impfung Leiden aufgezeigt, die vorher nicht vorhanden waren, was ganz und garnicht nach Zufall aussieht, wenn man… Mehr

giesemann
4 Monate her

Leitspruch: Und das Virus lacht und lauscht, wenn es durch die Maske rauscht.

TomSchwarzenbek
4 Monate her

Ich bin auch nicht geimpft und hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl, wenn Spahn mich belehren wollte. Diese diffusen Geldströme und seine mehrere Millionen teure Villa, irgendetwas ist da faul, hatte ich das Gefühl. Politiker, die sich finanziell durch Maskendeals bereichert haben. Das die Maske nicht schützt, kann jeder mit gesundem Menschenverstand erahnen. Das Grundgesetzt, die Grundrechte sollten ja eigentlich unumstößlich sein, gerade in Krisenzeiten. Versammlungsfreiheit, Ausgangssperre, Meinungsfreiheit ect. Das wurde von allen MSM und ÖRR sträflich außer Acht gelassen. Wenn mich alle belehren und unterdrücken wollen, werde ich zum Wildschwein. Bin halt kein Mitläufer…….

Peter Pascht
4 Monate her

„Jens S. Er ist konsequent in den Protest gegangen. Über 80 Ermittlungsverfahren und eine ganze Menge Gerichtsverhandlungen hat ihm das eingebracht.“ Mein höchster Respekt und Hochachtung für diesen Menschen. Ich der in einer Diktatur ausgewachsen bin, verneige mich beschämt vor ihm. Ich habe die gleiche Geisteshaltung wie er, aber nicht den Mut mir das anzutun wie er. Ihm sollte der Herr Bundespräsident Steinmeier einen Bundesehrenpreis verleiehen, für das was der Bundespräsident gefordert hat, „Einsatz für Demokratie“. Stattdessen erhält „Correctiv“ einen „Preis für hervorragenden Journalismus“(sic) vom ÖRR. Genugenommen „Hetz-Journalismus“. Dieses Land ist geistig krank und wird sterben, an Wahnsinn. Mit Menschen… Mehr

Sonny
4 Monate her

Ich weiß nicht, aber irgendwie strahlt Ihr Text aus, dass es sich wohl kaum lohnt, für seine Überzeugungen einzustehen? Und auf diese Frage ist eine ehrliche Antwort ziemlich schwierig. Wenn Recht zu Unrecht wird, bestens in der Corona-Zeit zu „besichtigen“, bleiben nur drei Möglichkeiten: 1) Ich nehme alles hin und füge mich bzw. lasse mich erpressen. 2) Ich tue so, als wäre ich einverstanden, entziehe mich aber durch Schummeleien. 3) Ich sage offen meine Meinung und stehe dafür ein. Bei Punkt 3) gewährleistet eigentlich unser Grundgesetz, dass so etwas straflos möglich ist. Wie aber bezeichnet man eine Regierung, die sich… Mehr

Last edited 4 Monate her by Sonny
Lore
4 Monate her
Antworten an  Sonny

Vielleicht hilft da ein altes Gebet: „Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und gibt mir die Weisheit, das Eine vom Andern zu unterscheiden“

Metric
4 Monate her

1) Gibt es ein Spendenkonto?
2) Die Frage, ob man in den Widerstand geht, entscheidet sich für mich nicht an der Effektivität, sondern an der persönlichen Selbstachtung. Das sieht Jens S. wohl genauso.