Harald Schmidt übt sich in Blasphemie. Die Aufgeregtheit um AfD und BSW versteht er nicht. Den neurotischen, dauerhysterischen Journalisten solle man den Pass wegnehmen. Und wem die Wahlergebnisse nicht passen, soll sich ein anderes System suchen.
Wenn die Aufgeregten eins nicht hören wollen, dann, dass man sich weniger aufregen soll. Die von der medialen Spitze bis in die letzte Faser des Konsumenten eingedrungene Hysterie angesichts des Siegeszugs gleich zweier Parteien, die den in verschiedenen Kolorationen vorhandenen Merkel-Stil der Bundesrepublik endgültig beenden wollen, ist so ein Fall.
Das „Geheimtreffen“ in Sylt und Gegröle in Potsdam (oder war es andersherum – egal, Hauptsache, die Erregungsmaschine läuft!) sind Vorboten des baldigen Untergangs der deutschen Demokratie. Da kommt es nicht gut, wenn jemand mit der Reichweite eines römischen Papstes einfach sagt: alle mal halblang. In einer eher mittelmäßigen Komödie hat Harald Schmidt mal einen Erzbischof gespielt, aber anders als bei Kardinal Marx hören die im daueraufgeregten Mediensinai verlorenen Schafe dem Hirten wirklich zu.
„Solange gewählt wird, haben wir eine Demokratie“, sagte Schmidt. Auch wenn die Ergebnisse von AfD und BSW stark ausfallen sollten. Das ist Blasphemie im Heidenland. Und dann sagt er es noch deutlicher: Die Aufregung über die Erfolge von AfD und BSW in Ostdeutschland könne er nicht nachvollziehen. Und wenn solche Ergebnisse unerwünscht seien, dann müsse man eben andere Politik machen. Auf seine Blasphemie tanzt Schmidt und lacht: Jehova, Jehova!
Überhaupt braucht man das mit den Wählern nicht so ernst zu nehmen. Die wüssten im Zweifelsfall selbst nicht so ganz, warum sie wen wählten. Inhärenter Rechtsextremismus? Reichsbürger? Höcke-Diktator-Phantasien? „Es bleibt mir doch völlig frei gestellt, warum ich wen wähle. Es gibt seriöse Untersuchungen: 25 Prozent der Wählerinnen und Wähler wählen etwas anderes, als sie glauben. Weil sie das Wahlsystem nicht richtig kapieren. Oder weil sie glauben, Guido Westerwelle wäre bei der Linkspartei. (…) Es ist doch mein gutes Recht zu sagen, ich wähle den, weil: Der hat so schöne Schnürsenkel.“
Vulgo: Journalisten behandeln ihre eigenen Neurosen mit Schreibtherapie, während Bodo aus Thüringen (okay, falscher Vorname, aber es geht ums Prinzip) den Björn eigentlich nur wählt, weil es bei ihm leckere Rostbratwurst am Wochenende gab.
Aber Schmidt geht noch einen Schritt weiter. Denn: Wenn man etwas gegen Wahlergebnisse hat, wäre es da nicht besser, die Demokratie ganz abzuschaffen? Das ist die Quintessenz zwischen den Zeilen, die Harald Schmidt bietet, wenn er sagt: „Das sind Ergebnisse von freien Wahlen, von freien, gleichen und geheimen Wahlen. Wenn ich das nicht will: Wahlen abschaffen oder Ergebnis vorher festlegen.“ Aus Brecht mach Schmidt: Das Volk hat das Vertrauen der Journalisten verspielt.
Denn es ist diese Klasse, die Schmidt eigentlich im Visier hat, wenn er hinzufügt, dass es „noch andere Modelle“ gebe. Die Diktatur der Intelligenzia ist der eigentliche Wunsch derjenigen, die sich als große Demokratieverteidiger aufspielen. Schmidt entlarvt das Gehabe in zwei Sätzen.
Die TV-Legende hat es mittlerweile zu ihrem Markenzeichen gemacht, die gesellschaftliche und politische Situation en passant zu kommentieren, statt in irgendeinem ÖRR-Format auf dem Bildschirm der Belanglosigkeit das wegdösende Alterspublikum im Schlaf zu behelligen (was man bei Sarah Bosetti und Jan Böhmermann dann als Top-Quote verkauft). Es ist bemerkenswert, dass solche Schnipsel die Republik aufwühlen. Das Post-Medien-Phänomen Schmidt zieht auch deswegen, weil es von der Publikumsbeleidigung zur Elitenbeleidigung zurückgefunden hat.
„Ich würde jedem Journalisten den Pass abnehmen, der sagt, die Welt ist aus den Fugen.“ Auch hier spinnt Schmidt einen weiteren, im Grunde altlinken Faden weiter, der früher gegen das „Establishment“ gerichtet war. Es erinnert an ein legendäre Antwort Theodor Adornos. Ein Spiegel-Journalist hatte sein Interview mit den Worten „Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung …“ einleiten wollen, worauf Adorno unterbrach: „Mir nicht.“
Nichts Neues unter der Sonne. Ein unaufgeregter Grundkatholizismus, der an das Buch der Sprüche erinnert, dass letztendlich alles Windhauch ist. Oder eben heiße Luft. Gestern CDU, heute eben AfD. Die Welt dreht sich weiter. Vielleicht würde dem Land etwas weniger Hysterie und Dauererregtheit guttun. Mit solchen Forderungen kann man die Leute erst richtig zur Weißglut bringen. Nicht nur bei AfD und BSW.
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Schmidt ist wunderbar, im postiven Sinne, aber vor allem geistreich. Ich frage mich immer was Schmidt zu seinem ehemaligen Schützling Böhmermann sagen würde. Während Böhmermann was von einem aufmüpfigen Kind hat, dass abgedriftet ist und sich völlig kompromiss und respektlos gegen seine Eltern/Ziehvater auflehnt um alles gute, bewährte, etablierte geist- und schamlos kaputt zu machen, einfach weil es zu dumm ist zu realisieren was es da eigentlich tut. Ist Schmidt eher ein Alt-Linker bzw. Freidenker alter Schule. Böhmermann dem Zeitgeist entsprechend als gegenwärtiger Prototyp Linker bzw. als satter, dummer, degenerierter Möchtegern Unterhalter im linksdominierten, politmedialen Establishment zuhause. Während Böhmermann als… Mehr
„Gestern CDU, heute eben AfD.“
Der Satz trifft den Kern der Sache. Denn wer sich mal die Mühe macht, das Programm der AfD zu lesen (tun leider viel zu wenige), der wird feststellen, dass dieses Programm sehr viel Ähnlichkeit hat mit der Programmatik der Vor-Merkel-CDU.
Dass Merkel aus der CDU einen grünsozialistischen Verein gemacht hat, WAR ja der Anlass zur Gründung der AfD. Merkel ist die Mutter der AfD. Hört sie bestimmt nicht gerne. Ist aber trotzdem zutreffend.
Die Merkel-CDU hat Massenmigration und „Energiewende“ in Fahrt gebracht.
Ist ein „Weiter damit!“ tatsächlich das, was die vielen CDU-Wähler wollen?
Mit Harald Schmidt bin ich fast aufgewachsen und kenne so gut wie alles aus seinem sarkastischen Oeuvre. Das er sich wieder passend und genauso wie er ist einbringt, find‘ ich super.
Genossen, unser großer Vordenker Walter hatte recht als er sagte: Es muß nur demokratisch aussehen, aber wir müssen alles unter Kontrolle haben.Wenn wir die letzten konterrevolutionären faschistischen Richter entsorgt haben, haben wir diese wichtige Stufe zum sozialistischen Paradies erreicht, den Rest haben wir ja schon im Sack, von den Medien bis zum Verfassungsschutz.Dann können Bautzen und Höhenschönhausen endlich wieder ihrer Bestimmung zugunsten des Sozialismus arbeiten.
Schmid hat mit seinen Betrachtungen nicht Unrecht, aber das ganze Theater geht ja nicht federführend von den roten und grünen Idiologen aus sondern von jenen, die uns fremdbesetzt halten und wenn man dann noch in der mißlichen lage steckt, über Druck anderen folgen zu müssen, ist es besonders schlimm und die Unfreiheit Einzelner wird damit über ein ganzes Land gestülpt, was unglaublich ist, wenn man solche willenlose oder demagogische Gestalten vor sich hat, die dabei ein ganzes Land ruinieren. Allein die Tatsache, daß die Raketenplanung sich vordergründig auf Deutschland bezieht, ohne überhaupt zu Fragen ob es in unser Sicherheitskonzept paßt… Mehr
Wer gewählt werden will, der muss eine andere Politik machen und eben die Risiken eines Blackouts bei Strom und Wirtschaft vermeiden.
Für mich zählt sorgsamer Umgang mit den von uns erarbeiteten Steuergeldern.
ÖRR und GEZ abschaffen! Das bringt jedem 2.500€ an Einsparung in 10 Jahren und das bei Null Qualitätsverlust!
Für mich zählt vor allem Vernunft in der Politik. Und Weitsicht. Der Rest ergäbe sich dann von selbst.
Bekommen wir aber derzeit beides nicht.
Und wenn die Mehrzahl der Deutschen weiterhin Altparteien wählt, werden wir das auch nicht mehr bekommen. Dann ist Deutschland verloren.
Anmerkung: Vernunft in der Politik beinhaltet für mich nicht nur rationales und logisches Denken, sondern auch Fachkenntnisse, Bereitschaft, sich von ECHTEN Experten beraten zu lassen und den ständigen Blick auf die Bedürfnisse DES VOLKES, nicht auf die der Parteien.
Vielleicht ist ja der Parteienstaat wirklich jetzt schon am Ende.
Bereits 2017 wurde auf Seite 43 der „Langfassung“ der „Smart City Charta„, die die damalige rot-schwarze Merkel-Regierung herausbrachte, postuliert:
„Künstliche Intelligenz ersetzt Wahl: Wir müssen uns nie entscheiden …““Dank der Information über verfügbare geteilte Waren und Ressourcen macht es weniger Sinn, etwas zu besitzen: Vielleicht wird Privateigentum in der Tat ein Luxus. Daten könnten Geld als Währung ergänzen oder ersetzen.“ „Da wir genau wissen, was Leute tun und möchten, gibt es weniger Bedarf an Wahlen, Mehrheitsfindungen oder Abstimmungen. Verhaltensbezogene Daten können Demokratie als das gesellschaftliche Feedbacksystem ersetzen.“
Bitte den Link dazu. Die Smart City Charta, die ich gefunden habe, hat nur 36 Seiten.
https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/sonderveroeffentlichungen/2017/smart-city-charta-de-eng.html
Als ich vor Jahren die Langfassung auf der Webseite des Bundes eben genau wegen der darin enthaltenen, völlig haarsträubenden Ideen von Roope Mokka (S. 42 ff.; „Gründer des finnischen Think Tanks Demos Helsinki“) teilen wollte, war der Link, von dem ich die PDF einst heruntergeladen hatte, bereits tot, aber hier ist ein funktionierender Link zu einem Backup der Originaldatei:
https://annaelbe.net/bilder_smartCity/170501-smart-city-charta-langfassung_BM%20Inneren.pdf
Ja, danke funktioniert. Schönen Sonntag.
gefunden Danke
Die Langfassung wurde dort wohl nicht ohne Grund entfernt.
Mailen Sie doch einfach Scholz, Habeck, Faeser und Konsorten an.
Die haben die Langfassung sicherlich noch auf ihrem Rechner … 🙂
Seit Merkel wissen wir, das Wahlen nur ein Bestandsaufname sind,die von „Demokraten“ rückabwickelt werden können.
Wahlen sind eh nur mehr dazu da, der Nation das Etikett „Demokratie“ draufzupicken.
Zurueck zum Wahlzettel. Persoenlich in der Wahlkabine ausgefuellt und unter internationaler Aufsicht ausgezaehlt
Wahlen abschaffen, so weit muss man nicht gehen. Man macht Wahlen einfach rückgängig, lässt so oft wählen bis das Ergebnis passt, und nennt das dann Demokratie.
Siehe Thüringen, wo Mutti eine Wahl rückgängig machte.
In Großschirma (Sachsen) muss die Bürgermeisterwahl ebenfalls wiederholt werden, auch dort verliefen die Wahlen nicht im Sinne der „Demokraten“.