Achtung, wenn sich das Fleisch in einer grellrot-künstlichen Farbe präsentiert: Nicht kaufen, nicht essen! Vorgefertigte Saucen im Supermarkt, vor allem Grillsaucen, sollen schlechte Fleischqualität und unfachmännische Zubereitung kaschieren. Von Georg Etscheit und aufgegessen.info
Um das Ergebnis nicht schon vorwegzunehmen: Wer kulinarische Ansprüche hegt, sollte von vorgefertigten Saucen im Supermarkt die Finger lassen, vor allem von Grillsaucen. Sie dienen nämlich in erster Linie dazu, eine schlechte Fleischqualität und unfachmännische Zubereitungsmethoden zu kaschieren. Deshalb lümmeln in den Kühltheken der Supermärkte, und leider auch bei vielen Metzgern die in Industrietunken marinierten, und mit Hilfe elektrischer „Zartmacher“ behandelten Fleischstücke meist minderer Herkunft herum. ACHTUNG: Wenn sich das Fleisch in einer grellrot-künstlichen Farbe präsentiert: Nicht kaufen, nicht essen!
Natürlich kann der typische BBQ-Rauchgeschmack sehr verführerisch sein, vor allem wenn sich dazu noch eine mehr oder weniger intensive Süße und Schärfe gesellt. Nicht umsonst sind viele Junkfood-Knabbereien im Western-Style parfümiert. Zusammen mit gebratenem Fett aktiviert die BBQ-Kombination offenbar tief im limbischen System verankerte, atavistische Gelüste aus der Zeit der Jäger und Sammler. Unwiderstehlich! Auch für die Lebensmittelindustrie!
Die Zusammensetzung industriell hergestellter BBQ-Saucen ist eigentlich immer die gleiche: Basis ist ein Tomatenkonzentrat, das mit Glucose-Fructose-Sirup oder Karamellzucker- bzw. Melassesirup gesüßt wird. Im Gegenzug sorgt Branntweinessig für den Säureausgleich. Bei Branntweinessig handelt es sich um eine der billigsten Essigvarianten. Er wird durch Fermentation in riesigen Tanks aus Ethylakolhol „landwirtschaftlichen Ursprungs“ gewonnen. Dann wird meist noch billiges Zwiebelpulver hinzugefügt, sowie Salz, Gewürze und natürlich Raucharoma.
Raucharoma wird aus kondensiertem und gereinigtem Rauch gewonnen, meist aus Buchenholz unter weitgehendem Luftabschluss. Eigentlich nichts Schlechtes und von dem, was in einer Räucherkammer geschieht, kaum zu unterscheiden. Kommt nur auf die jeweilige Dosis an. Zuletzt fehlen noch Verdickungsmittel, die dafür sorgen, dass die Sauce eine gelartige Konsistenz annimmt und bequem aus der Plastikflasche zu drücken ist.
Der Geschmack unterschiedlicher BBQ-Saucen hängt also eigentlich nur davon ab, in welchem Verhältnis die genannten Zutaten jeweils verarbeitet sind.
Gut & Günstig Barbecue Sauce Rauchig
250 ml, zirka 1,19 €
Schon der Geruch der Edeka-Hausmarke ist extrem abturnend. Geschmack unangenehm medizinal. Am wenigsten süß von allen Proben, was kein Nachteil sein muss, aber hier dem Übermaß an Säure (Branntweinessig sowie Säurungsmittel Citronen- und Apfelsäure) zu verdanken ist. Leicht scharf im Abgang, kaum Rauchgeschmack. Beim Runterschlucken kommt einem Apocalypse now in den Sinn: Das Grauen!
Note 6
Rich & Smokey HP Classic BBQ
400 ml, zirka 4,99 €
Wenig tomatig, dafür extreme Säurespitzen, die einem Tränen in die Augen treiben! Äußerst eindimensionales Geschmackbild. Dafür ist selbst ein zaddriges Schweinenackensteak zu schade.
Note 5-6
STUBB’S Smokey Brown Sugar Legendary Bar-B-Q-Sauce
450 ml, zirka 7,49 €
Vor Gebrauch gut schütteln, heißt die Empfehlung des US-Herstellers, aber nach dem Schütteln schmeckt die mit 25 Prozent Rohrohrzucker und Geschmacksverstärker (Dinatrium-5‘-ribonucleotid E635) aufgepeppte Sauce auch nicht besser. Ein weitgehend süßes, dickflüssiges Ketchup in künstlich schmeckender Aromatik. Einzig das Hickory Raucharoma – Hickoryholz wird vornehmlich im mittleren Osten der USA verarbeitet – wirkt authentisch. Am Grill jedenfalls macht diese Sauce Amerika nicht „great again“.
Note 5
Löwensenf Unzähmbare Barbecue Sauce
230 ml, zirka 2,19 €
Schuster bleib bei deinem Leisten! In diesem Falle heißt das: Löwensenf ja, BBQ Sauce nein! Es sei denn, man mag spitze Essignoten bis in den hinteren Gaumen, eine undefinierbare, weitgehend aromafreie Schärfe, und Rauchnoten, die selbst Kettenraucher zum Aufhören animieren würden.
Note 5
Santa Maria BBQ Sauce Original
286 ml zirka 4,29 €
Es hätte ein schöner Grill-Abend werden können, wäre da nicht diese Sauce aufgetaucht. Vielleicht heißt die deshalb „Santa Maria“, weil der Beistand der Heiligen Jungfrau beim Verzehr nicht schaden kann. Also: eine durchdringende Süße macht sich hier ungeniert gaumenbreit, wer es weiß, schmeckt sogar den Ananassaft heraus. Was der zähflüssigen Sauce fehlt, ist die tomatige Grundstruckstur mit Tiefgang. So schmeckt das „Original“ wie ein süßlich kräutriges Lutschbonbon.
Note 5
BULL‘S EYE Original rauchige BBQ Sauce
300 ml, zirka 3,99 €
Seit 1985 versorgt die Firma Heinz die Grill-Gemeinde mit ihrer Bullenauge-Kollektion in allen möglichen und unmöglichen Geschmacksvarianten. Einäugig allerdings, wie auf dem markanten Etikett zu sehen ist. Und so schmeckt auch die rauchige BBQ Sauce. Not bad, aber doch relativ eindimensional nach Tomaten-Ketchup. Irgendwie kommt bei Heinz immer wieder der Bestseller durch. Das bisschen Rauch, das man in die Sauce reingefummelt hat, ist nicht der Rede wert. Aber immerhin hat man auf 100 ml stolze 33 Gramm Zucker untergebracht.
Note 4
Heinz Barbecue Sauce
220 ml, zirka 2,29 €
Zuerst fällt die Stückigkeit auf, wahrscheinlich Zwiebel, obwohl auch Paprika ausgewiesen ist. Muss man mögen. Immerhin 34 Prozent Tomatenmark und sogar Orangensaft (!). Nur dezent rauchig. Geschmacksbild insgesamt unausbalanciert, deutlich zu sauer mit bitterem Unterton.
Note 3
Develey BBQ Sauce
250 ml, zirka 1,99 €
Ein Produkt aus Bayern. Statt Branntweinessig immerhin auch Rotweinessig, sowie Ananassaft aus Ananassaftkonzentrat. Relativ milder, ausgewogener Geschmack. Schöne Rauchnote und angenehmes Mundgefühl.
Note 3
Mississippi Barbecue Sauce (US-Import)
510 ml, zirka 3,50 €
Ziemlich scharfe BBQ-Sauce, brennendes Mundgefühl auch nach Minuten. Dennoch süß und recht fruchtig. Dezentes Raucharoma. Wahrscheinlich hoher Chilianteil in den ausgewiesenen Gewürzen. Eine schlanke, eher unprätentiöse Sauce. Erhältlich auch im US-typischen Großgebinde
Note 2-3
Original Bavarian BBQUE Grill & Buchenholz
400 ml, zirka 4,49 €
Die Sauce kommt aus Unterhaching in Bayern, und da gehört natürlich ein Schuss Bier mit in die Rezeptur. Schmeckt man zwar nicht, am Gaumen haben eher die Aromen von Pflaumenpüree, Karamellzuckersirup und Tomaten die Nase vorn. Unterlegt und begleitet von einer doch deutlichen, aber passenden Raucharomatik. Alles in allem eine gut zusammengestellte Sauce, die allerdings auf 100ml rund 36 Gramm Zucker aufweist.
Note 2-3
Byodo Barbecue-Sauce (Bio)
250 ml, zirka 3,99 €
Recht tomatig, nicht zu süß und nicht zu sauer, dezente Schärfe im Abgang. Insgsamt rundes, nicht künstlich wirkendes Geschmacksbild. Im Grunde ein ordentliches Tomatenketchup mit Rauchnote. Kann man sogar pur löffeln. Bio muss nicht besser, aber auch nicht schlechter sein.
Note 2
Kornmayers Manufaktur Grillsauce BBQ-Fruit
250 ml, zirka 6,49 €
Die Sauce aus der Frankfurter Manufaktur ist sicher kein Schnäppchen, dafür aber ein geschmacklich gut und harmonisch ausgewogenes Produkt. Die dominate Fruchtigkeit kommt von Äpfeln, Orangensaft, Ananas und Sauerkirchen. Kein scharfes Ding, wer aber zum Gegrillten ein aromatisch-fruchtiges Pendant ohne Rauchgeschmack sucht, liegt hier richtig.
Note 2
Kühne Made for meat BBQ smoked pepper
235 ml, zirka 2,99
Aus der Serie “Made for meat” gibt es eine ganze Reihe an Saucen unterschiedlichsten Geschmacks. Eine besser als die andere, wäre sicher ein wenig übertrieben. Aber diese BBQ packt aromatisch zu, hat einen tomatigen Biss, der mit feinen rauchigen Peffernoten unterlegt ist. Das kann sich schmecken lassen!
Note 2
Käfer Barbecue Sauce Sweet & Spicy (vegan)
250 ml, zirka 8,95 €
Die schärfste Sauce im Test. Und die individuellste. Man schmeckt intensiv Zwiebel und Knoblauch. Sojasauce steuert Umami und eine sehr dunkle Farbe bei. Auch Limette ist ausgewiesen. Am wenigsten sauer von allen Saucen (neben Branntweinessig auch Apfelessig), dafür auffallend, vielleicht zu süß. Kann aber als Premiumprodukt durchgehen. Zum Premiumpreis – 8.95 Euro für das 250 Milliliter-Glas.
Note 1-2
Georg Etscheit, Autor und Journalist
Dieser Beitrag wurde bereitgestellt von Aufgegessen.info, dem Blog für freien Genuss.
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Es gibt viel mehr Grillsossen auf der Welt als das ewige BBQ-Ketchup getrimmte Zeug. Ob man wirklich immer bei den Grundzutaten anfängt oder z.B. mit guten passierten Tomaten aus der Dose einsteigt, ist auch eine Frage von Zeit und Arbeitslust.
https://www.grillfuerst.de/magazin/bbq-guides/grillsossen-selber-machen/
Der Pflaumenketchup und die Bacon Marmelade sind, in etlichen Variationen, immer gut angekommen, aber das ist natürlich Geschmackssache