Das Establishment klammert sich an eine Macht, die es längst nicht mehr hat

Das unwürdige Schauspiel bei den Democrats und bei der Ampel hat etwas gemeinsam: die alte Klientel hat man nicht mehr im Blick, Minderheiten haben den Arbeiter abgelöst. Die Attacken von Trump und Vance entlarven die Versteinerung des linken Establishements.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Evan Vucci

Früher war Regierungskritik die Domäne der Linken, die dabei auch gern einen grundlegenden Systemwechsel zu fordern pflegten. Heute sind es die dezidiert nicht Linken, die das mittlerweile rotgrüne Establishment – samt Vanillespritzern und Mohnkörnchen – auf die Hörner nehmen. Man mag sie für konservativ halten oder für rechts oder gleich für rechtsextrem, aber viele von ihnen pflegen den antiautoritären Applomb der einst linken Kritiker. Mir kommt es allerdings so vor, als ob „die da oben“ das alles heute weit weniger souverän ertragen als das konservative Establishment von damals.

Oder – halt: da gab es die Spiegelaffäre, die im Grunde eine Affäre Franz-Josef Strauß war. (Und womöglich hatte der KGB seine Pfoten im Spiel.) Doch anders als Frau Faeser trat Strauß wegen dieser Attacke auf die Pressefreiheit zurück. Das ist heute gänzlich aus der Mode gekommen.

Aber gab es nicht „Berufsverbote“ in unserer lieben Bonner Republik? In der Tat, der Radikalenerlass war eine ziemlich ungeschickte Aktion ausgerechnet der Regierung Willy Brandt. Der Erlass richtete sich gegen „kommunistische Unterwanderung“ durch Anhänger der DKP oder des sozialistischen Hochschulbundes, die man völlig zurecht als Handlanger der DDR erkannte, des Gegners also. Der Witz bei der Geschichte: diese Unterwanderung (auch in den Journalismus) fand weiterhin statt. Noch witziger: heute stört das niemanden mehr.

Denn heute genießen wir den Furor des „Kampfs gegen Rechts“ der Ampelregierung, in Sonderheit ihrer Innenministerin, gern auch unter Verletzung rechtsstaatlicher Grundsätze, das Ziel ist wichtiger, die Mittel egal. Dabei ist es nicht zu übersehen: Das Establishment klammert sich an eine Macht, die es längst nicht mehr hat. Da werden die da oben man schon mal nervös.

Rücktritte? In Deutschland? Niemals! Man sieht doch, was dann passiert! Der Rücktritt Joe Bidens liefert die USA womöglich dem Maverick Donald Trump und seinem noch radikaleren Running Mate J.D. Vance aus (ein Ex-Marine!).

Ein entwürdigende Schauspiel war das. Die Democrats hielten stur an Biden fest, unterstützt von den Medien, die das Schreckgespenst Trump parat hielten – bis der Zustand des amerikanischen Präsidenten nicht mehr zu verheimlichen war. (Der Mann wirkt dement, nicht „zu alt“, es gibt Menschen, die noch mit 90 frisch wie mit 50 sind.)

Der Zustand der Ampelregierung ist längst ebensowenig zu verheimlichen. In der SPD ist man offenbar stolz darauf, bei Minderheitenthemen (trans/divers usw.) ganz vorne dabei zu sein und die Regenbogenfahne zu schwenken. Die alte Klientel aber hat man nicht mehr im Blick, und das in Zeiten zunehmenden ökonomischen Drucks. Womöglich denkt man in der SPD wie Hillary Clinton, die einst von den Bedauernswerten sprach, die man besser ignoriert. Leute wie die Hillbillys, die Bewohner des Rust Belt, die in Trumps Running Mate J.D. Vance eine Stimme haben. Solche wird es bei uns immer häufiger geben, je öfter ein einst stolzes Unternehmen pleite geht oder auswandert. Fürsprecher unter den Altparteien haben sie nicht zu erwarten.

Die einstige Friedenspartei „Die Grünen“ bewirbt sich um den Pokal für den strammsten bellizistischen Kurs, sorgt aber zugleich in Gestalt ihres Wirtschaftsministers Robert Habeck dafür, dass nicht Putin, sondern Deutschland die Beine weggeschlagen werden. Wie meinte J. D. Vance in Richtung Ricarda Lang? „Sie deindustrialisieren Ihr eigenes Land, während Sie gleichzeitig sagen, dass Putin um jeden Preis besiegt werden muss. Wenn Putin um jeden Preis besiegt werden muss, dann, liebe deutsche Freunde, hört auf, euer eigenes Land im Namen einer lächerlichen grünen Energiepolitik zu deindustrialisieren.“

Im übrigen sei der Ausgang des Kriegs in der Ukraine eine Angelegenheit der Mathematik: es fehle nicht nur in den USA an Munition und Manpower. Vor allem aber habe sich Europa schon lange nicht mehr um seine Sicherheit und die Fähigkeit der Abschreckung gekümmert.

Das klingt realistischer als die grüne „Werte“-Politik, wo man „whatever it takes“ ruft, aber im Grunde nichts hat.

Was an der Attacke von Trump und Vance so, ja, erfrischend wirkt: sie entlarvt die Versteinerung des Establishments, in die jahrelange Ausübung der Macht führt. Joe Biden war ein Ausdruck dieser völligen Unbeweglichkeit.

Es wird auf die Dauer nichts nützen, wenn man versucht, einfach nur die Tür zuzuhalten gegen die „Bösen“, wie es in der EU gerade wieder praktiziert wird. Trotz ihrer erheblichen Zuwächse bei den EU-Wahlen werden die rechten Parteien in den EU-Institutionen an den Rand gedrängt, sie werden von gesetzgeberischen Aufgaben ferngehalten, so dass ihr Einfluss begrenzt bleibt.

Könnte sein, dass sich das mal rächt.


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Kommentare ( 23 )

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23 Comments
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JW
3 Monate her

„Rücktritt ist aus der Mode gekommen“, oder die Selbstachtung liegt am Boden.
Vor 20 Jahren ist Özdemir wegen privater Nutzung von dienstlichen Flugmeilen zurückgetreten, heute finden sie nichts dabei „Regierungsflieger zu kapern“.

verblichene Rose
3 Monate her

Wann hört das eigentlich auf, dass man mich als Leser zu einem Individuum herab würdigt? Trump und sämtliche anderen Politiker gehen mir ergo am Dingsbums vorbei! Kämpfen muss ich nämlich demnächst gegen Leute, die so sind wie ich! Quasi sind das also Nachbarn! Ich würde Sie daher darum bitten, nicht weiter verbal auf zu rüsten, denn dem verständigen Menschen ist es bewusst, dass er keine Chance hat, sich gegen seine eigenes Verheizens auch nur ansatzweise wehren zu können. Und deshalb beklagen wir nicht weiter „Emporkömmlinge“, sondern besinnen uns darauf, was WIR eigentlich sind! Es wäre also schön, wenn Trump den… Mehr

EinBuerger
3 Monate her

Ich kann nur von der BRD sprechen, die Lage in den anderen Ländern ist mir nicht bekannt.
Die AfD oder die Rechten zu bekämpfen oder zu verbieten, ist ein Leichtes für das Establishment. Aber das Land selbst schmiert ab und das können sie nicht verhindern.
Sie werden natürlich versuchen, dass durch Informationskontrolle, Framing, Medienarbeit unter Kontrolle zu halten. Aber wenn es richtig übel wird, wird auch das nicht mehr klappen.
Das Problem des Establishments in der BRD sind nicht die Rechten, sondern die Realität.

November Man
3 Monate her

Die Harris schneidet laut der Lügenpresse von gestern in einer ersten Umfrage angeblich besser ab als Joe Biden. So sahen laut einer Umfrage 45 Prozent der Befragten Harris schon als Präsidentin, Donald Trump läge mit 47 Prozent allerdings nur noch knapp vor ihr. Der Abstand von Trump zu Biden hätte angeblich nur sechs Prozentpunkte betragen. Heute schon liegt Harris laut Lügenpresse schon zwei Punkte vor Trump. Harris mit 44 Prozent vor Trump mit nur noch 42 Prozent. So schnell kann es gehen. Man glaubt es kaum. Und das ganz ohne Briefwahlen. Aber so laufen die demokratischen Wahlen in den angeblichen… Mehr

Sun Zhongshan
3 Monate her

Könnte sein, dass sich das mal rächt.“
Wollen wir hoffen, dass es sich sehr bald rächt. Denn wenn die Grünen noch ein paar Jahre weitermachen können (dann unter einem Kanzler Merz), bleibt von Deutschland nichts mehr übrig.

Kuno.2
3 Monate her

Das was da passiert, dieser Glaube an die immerwährende Macht des Westens, korrelliert mit der militärischen und geopolitischen Naivität der gesamten Führungsschicht. Wenn Trump z.B. auf die Frage, ob die USA unter seiner Führung Taiwan verteidigen würden, antwortet: „nur wenn Taiwan uns dafür bezahlt!“…dann ist das unglaublich naiv. Nämlich der Glaube, dass so ein Krieg konventionell mit Schiffen, Flugzeugen und Soldaten ausgefochten würde. Dabei ist, wer die im Internet zugängliche russische Presse liest, im letzten Jahr die grundsätzliche Bereitschaft zum Nuklearkrieg auf beiden Seiten gestiegen. Russland warnte immer wieder die Nato nicht zu übertreiben, denn man könne auch anders. Die… Mehr

bfwied
3 Monate her
Antworten an  Kuno.2

Taiwan wird nicht verteidigt, Trump hat zu seiner Zeit die hervorragende Chip-Industrie genötigt, in den USA Niederlassungen bzw. Fertigungsstraßen zu bauen. Zumindest Trump weiß sehr gut, dass ein Krieg mit China nicht zu gewinnen ist, dass beide Länder zerstört würden, und Russland wäre dann der lachende Dritte, zusammen mit Indien. Genauso unwahrscheinlich ist es, dass das Baltikum von der Nato verteidigt würde. Der Aufwand wäre viel zu groß – wir D. haben sowieso kaum was -, und die Gefahr, nuklear sich zu bekämpfen, wäre auch zu groß. In Zeiten dieser technologischen Fortschritte und des vielfachen Overkills sind Kriege, in denen… Mehr

Uwe Fink
3 Monate her

Frau Stephan, nach den Jubelberichten unserer Qualitätsmedien braucht Trump gar nicht mehr anzutreten, so riesenhaft hoch ist die Zustimmung für Harris.

Als gelernten Ossi kommen mir jedoch so leise Zweifel auf. Was machen die Qualtätsmedien, Elmar Theveßen und Dunja H., wenn dann doch Trump „fest im Sattel sitzt“?

Michaelis
3 Monate her
Antworten an  Uwe Fink

Die bereiten doch bereits die gezielte und systematische Fälschung von Wahlergebnissen vor!!!

Markus Gerle
3 Monate her
Antworten an  Uwe Fink

Ignorieren Sie doch einfach die staatlichen und die staatsnahen Medien und erinnern Sie sich an die Zeit, als Trump zum ersten Mal als Präsidentschaftskandidat auftrat. Ich hatte damals ein Projekt in den USA. Selbst mein Anlageberater traute damals den Medien nicht und bat mich um eine Prognose (als ich gerade beim Frühstück in Chicago saß). Ich sagte ihm, dass Trump mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Präsident wird. Diese richtige Prognose fiel mir sehr leicht. Ich sprach einfach mit Wählern aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen und stellte dabei fest, dass das ganze Geschreibsel über alte weiße Männer u. ä. völliger Blödsinn war. Das… Mehr

Kassandra
3 Monate her

Was ist denn das angeblich „Böse“? Diplomatie, die Türen zu Verhandlungen öffnen will? Politik, die Kriege beenden möchte? Wenn, dann hängen wir schon viel tiefer in Orwellschen Dystopien, als uns das lieb sein kann – zumal sie uns auch welche als „arme Flüchtlinge“ präsentieren, die inzwischen, so schnell kann man gar nicht flüchten, mit dem Messer beständig hinter uns her sind. Was inzwischen halt auch nicht mehr versteckt werden kann wie Bidens Demenz, Harris Inkompetenz, Faesers wie der anderen Amts- wie Steuergeldmissbrauch und des Scholzens hämisches Gehabe. Um über andere uns auf die Bühne ins Scheinwerferlicht Gestellten, insbesondere „Experten“ zunächst… Mehr

Bernhardino
3 Monate her

Rücktritte? In Deutschland? Niemals!“ Da ein bzw. die aufmerksamen Politiker der Altparteien seit Jahren sehen, das man mit dem BRD-Wähler wirklich alles ohne jede Konsequenz anstellen kann, warum sollte da jemand zurücktreten?

Haba Orwell
3 Monate her
Antworten an  Bernhardino

Durch nationale Korruption wird man gar in die EUdSSR befördert, die wohl Korruption als Staatsziel hat… Und immer noch werden wir die Krake nicht los.

bkkopp
3 Monate her

Ein interessanter Gedanke : Attacken, die nichts als sterile Aufgeregtheit produzieren sind erfrischend sein. Zwei Beispiele der letzten Tage : als Biden seinen Rückzug erklärte begann der erste Kommentar von Trump mit “ Crooked Joe …“. Als Harris sich auf den Weg machte die Kandidatur zu übernehmen, kam der erste Kommentar von Trump mit der Feststellung dass sie “ dumb as a rock “ sei. Das nennt man dann wohl erfrischende Attacken. Vance ist schon durch seine Wendehalsigkeit seit 2016 die Erfrischung des Jahres. Was er 2016 alles gegen Trump vom Stapel ließ, und das überall in den USA zirkuliert,… Mehr

Jens Frisch
3 Monate her
Antworten an  bkkopp

„Crooked Joe“ bedeutet „korrupter Joe“ und wenn Hunter Bidens Laptop eines gezeigt hat, dann dass „the big guy“ sich von jedem hat schmieren lassen.

Harry Charles
3 Monate her
Antworten an  bkkopp

Trump hat Vance sicher nicht deshalb zum Vizekandidaten gemacht, weil er ihm so sympathisch ist, sondern aus pragmatischen Gründen (sowas soll’s ja geben): Vance kommt aus einem der „swing states“ (Ohio), was wahltaktisch sehr bedeutsam sein kann.

Der US-amerikanische Wahlkampf war immer schon, anders als der allerdings sehr sterile hierzulande, von sehr viel Show (im positiven Sinne) getragen, hatte immer Volksfestcharakter (Bürgernähe!). Da gehören Beschimpfungen einfach zum Partycharakter der Veranstaltung dazu. Und Kamala glänzt weiß Gott nicht durch Äußerungen, die Intelligenz oder Ratio vermuten lassen, da kommt man gar nicht umhin, sich über sie lustig zu machen!

bkkopp
3 Monate her
Antworten an  Harry Charles

Bei allem Respekt für ihren Versuch zur Relativierung – ich kann immer noch nicht begreifen, was Frau Stephan an Attacken von Trump/Vance “ erfrischend “ findet. Die letzte, nicht neu, scheint zu sein, dass Vance Harris als “ childless cat lady “ verhöhnt – weil sie keine eigenen Kinder hat. Ob Frau Stephan diese Attacke auch “ erfrischend “ findet, wird wahrscheinlich unbeantwortet bleiben.

Kassandra
3 Monate her
Antworten an  bkkopp

Die Attacken, die von den Dems betrieben werden, bringen andere Kandidaten vor Gericht – das sich dann verdammt schwer tut, die Klage aufrecht zu erhalten.
Alles nicht schön das – und weshalb sollten wir hier aufrechnen, wo wir doch lange nur einseitig unterrichtet erfahren, was uns zugedacht ist?