Waren das noch Zeiten, als die Internationale Anlegermesse in Düsseldorf die Massen anzog. Wie 1996, als der Schauspieler Manfred Krug der Deutschen Telekom zum Börsengang verhalf, oder vier Jahre später, als die Euphorie am Neuen Markt bereits abklang, aber träumende Anleger nichts davon wissen wollten und scharenweise in die Düsseldorfer Messehallen stürmten. Und heute?
Wer privat fürs Alter vorsorgen will, steht in der Regel vor der Wahl zwischen problematischen kollektiven Angeboten, wie kapitalgedeckten Versicherungen und Riester-Renten. Höchste Zeit, über individuelle Alternativen nachzudenken.
Hurra, der Rentensegen ist da: erst der Beschluss, die Rente mit 63 und die Mütterrente einzuführen, ab Juli dann die Erhöhung der gesetzlichen Rente um 2,1 Prozent im Westen und sogar um 2,5 Prozent im Osten. Wegen der Orientierung an den Bruttolöhnen, heißt es offiziell. Das ist zwar richtig, aber nur die halbe Wahrheit. Die ganze: Es handelt sich auch um Wahlgeschenke.
An der Börse antizyklisch vorzugehen, ist gar nicht so einfach. Doch der Versuch lohnt sich allemal. Anlegern bleibt ja nichts anderes übrig, und das ist auch gut so.
Antizyklisch, das ist ein von Börsianern besonders gern benutztes Wort. Es bedeutet so viel wie: Steigt der Deutsche Aktienindex Dax, dann sind Anleger antizyklisch eingestiegen – im Vergleich zu einer Stunde zuvor, denn der Vergleich über einige Tage oder Wochen offenbart, dass die angeblich antizyklischen Aktienkäufe in Wirklichkeit prozyklisch sind. Fehlt nur noch, dass die Kurvendeuter den Charts eine Umkehrformation andichten.
Von nun an beginnt die EZB die Märkte so richtig mit Geld zu fluten. Anlass genug für eine differenzierte Betrachtung, die eine oder andere Überraschung inbegriffen.
Darf es etwas mehr sein? An diesen Spruch beim Einkauf im Metzgerladen – es ist lange her - fühle ich mich seit einigen Tagen erinnert, da die Deutsche Bank, Goldman Sachs, Morgan Stanley und weitere Investmentbanken sich mit ihren Euro-Prognosen überschlagen. Nur halt unter umgekehrten Vorzeichen: Darf es etwas weniger sein? Warum nicht schon vor einem Jahr, als der Euro gegen den Dollar, verglichen mit der jämmerlichen Entwicklung während der vergangenen Tage, geradezu vor Kraft strotzte? Der Philosoph Gerd Gigerenzer hat darauf schon vor Jahren eine einfache Antwort gefunden. Er ist mittels empirischer Studien zum Fazit gekommen: „Voraussagen der Euro-Dollar-Wechselkurse sind wertlos.“
Papiergeld ist geduldig – und am Ende nichts mehr wert. Davor schützen Sachwerte. Doch die fordern Anlegern viel Gefühl fürs Timing ab. Ohne Spekulation geht es nicht.
Es war einmal ein Schotte namens John Law. Ihn zog es schon in jungen Jahren nach London, wo er Gefallen am Glücksspiel fand. Danach landete er – wegen Verfolgung durch die britische Justiz nicht ganz freiwillig - auf Umwegen in Frankreich. Dort schlug er dem Herzog von Orléans ein für damalige Verhältnisse revolutionäres Papiergeldsystem vor und gründete dafür eine Bank. Deren Banknoten sollten durch Gold und Silber gedeckt sein. Das stimmte zwar nicht, tat aber dem Glauben daran in vermögenden Anlegerkreisen der Pariser Gesellschaft keinen Abbruch. Dann ging es erst richtig los: Law ließ die Mississippi-Gesellschaft konstruieren, die angeblich über ein riesiges Goldvorkommen in Louisiana verfügte. Deshalb galten die Banknoten als goldgedeckt, sodass sie Vertrauen genossen.
Die Griechen haben es gut, denn sie dürfen weiter über ihre Verhältnisse leben. Den Geldtransfer zu ihnen wird die EZB vom kommenden Monat an mittels Anleihenkauf besorgen. Aktienkurse werden signalisieren, ob das Experiment gelingt.
Diesen Satz hatte der griechische Finanzministerr Giannis Varoufakis schon eingeübt, bevor er ihn am Freitagabend feierlich der Öffentlichkeit präsentierte: „Das ist ein großer Tag für Griechenland und ein großer Tag für Europa.“ Mit dem ersten Teil lag er höchstwahrscheinlich richtig, denn er hatte für sein Land wieder einmal Zeit geschunden. Der zweite Teil ist dann eine einzige Frechheit, was sich aus einer weiteren Bemerkung von Varoufakis ableiten lässt: „Wenn die Institutionen (EU-Kommission, EZB und IWF) unsere Reformen am Montag nicht mögen, haben wir ein Problem. Dann ist die Abmachung (vom Freitag) gestorben.“ Man sagt, dass Frechheit siegt. Das trifft auch hier zu.
Das Deflationsgespenst geht um. Zu Recht? Zweifel sind angebracht. Die nächsten Monate werden entscheiden, wann die Inflation zurückkommt.
Deflation? Welche Deflation? Das fragen sich derzeit Vielreisende, wenn sie auf ihre schon wieder höher ausgefallene Hotelrechnung blicken oder wenn sie für Handlangerdienste mehr als vor einem Jahr bezahlen müssen, zwei Posten aus dem sogenannten deutschen Warenkorb mit einem Preisplus. Inflation, welche Inflation? Diese Frage stellen sich Hausfrauen, wenn sie an der Kasse von Aldi oder Lidl weniger zahlen müssen als vor Jahresfrist oder wenn Autofahrer in Anbetracht der niedrigen Preise an den Zapfsäulen insgeheim an die Anschaffung eines Spritfressers denken.
Der weltweit wachsende Schuldenberg droht in nicht allzu ferner Zeit zusammenzufallen. Also wird Gold und in seinem Gefolge Silber als Gegenspieler der Schulden gebändigt – ein hoffnungsloses Unterfangen.
Am vergangenen Freitag stürzten die Preise von Gold und Silber ab. Wieder einmal, denn dieses Ritual hat eine lange Geschichte. Und immer, wenn den Kommentatoren keine stichhaltige Begründung für dieses Phänomen einfällt, erfinden sie eine. Dieses Mal war es der am Freitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht. Aber was hat der mit Gold und Silber zu tun? Um zwei Ecken gedacht: Im Januar sorgte der amerikanische Privatsektor für 267.000 neue Arbeitsplätze. Das werteten Anleger angeblich als positives Zeichen für die Wirtschaftsentwicklung und als negatives Zeichen für die beiden Edelmetalle, von denen Gold in bestimmten Anlegerkreisen als Krisenmetall gilt oder zumindest als solches abgestempelt wird. Und wenn der Arbeitsmarktbericht wegen vieler neuer Arbeitsplätze offenkundig das Gegenteil belegt, gehört eben der Goldpreis und in seinem Gefolge der Silberpreis in den Keller geschickt.
Kleinaktionäre haben zwar nichts zu sagen, aber sie können sich beliebig von ihren Aktien trennen. Diese Freiheit ist in diesen Tagen viel wert – und sollte genutzt werden.
In letzter Zeit werde ich von Freunden und Bekannten immer häufiger gefragt, ob sie ihre Aktien wegen der erneuten Eurokrise nicht lieber verkaufen sollten. Meine erste Gegenfrage lautet dann: Habt ihr eure Aktien vor 2009 oder seit 2009 gekauft? Das ist wichtig, weil Kursgewinne aus vor 2009 gekauften Aktien steuerfrei sind, während für die seitdem erzielten Kursgewinne 25 Prozent Abgeltungsteuer zuzüglich Soli und ggf. Kirchensteuer fällig werden. Zwischenbemerkung: Etwas anderes gilt für Goldbarren und Anlagemünzen aus Gold, wie Krügerrand, Maple Leaf u.a. Hier sind Gewinne aus privaten Anlagen nach einem Jahr steuerfrei. Nicht einmal Mehrwertsteuer wird fällig. Also eine beachtenswerte Ergänzung oder Alternative zum Aktiendepot.
Die meisten Deutschen sparen falsch, das ist schon lange so. Doch jetzt wird es damit richtig ernst. Die Fehlerquellen sind enorm. Zum Glück lassen sie sich eingrenzen.
Soll man da lachen oder weinen? Nicht etwa ein Versicherungsvertreter, sondern die Bundesbank behauptet in ihrer aktuellen Pressemitteilung zum Geldvermögen der Deutschen tatsächlich allen Ernstes, Ansprüche gegen Versicherungen und Pensionseinrichtungen gelten „typischerweise als risikoarm“. Damit nicht genug, diese Ansprüche deuten zusammen mit den hohen Bankeinlagen „auf eine anhaltend hohe Risikoaversion der privaten Haushalte hin“. Oder in einer Zahl ausgedrückt: Bargeld, Bankeinlagen und Altersvorsorgesysteme aller deutschen Haushalte belaufen sich zusammen auf knapp 3,9 Billionen Euro.
Vor uns liegt eine Woche gravierender finanzieller Entscheidungen. Warum Anleihen im Vergleich zu Aktien total überbewertet sind und der Goldpreis von der Anleihenflut profitieren wird.
Was für zwei Wochen! Erst sorgt die Schweizerische Nationalbank dafür, dass der Franken nicht weiter durch den Euro verseucht wird, dass die Eidgenossen mit ihrer plötzlich gegen den Euro wertvoller gewordenen Währung die Läden in Konstanz und Umgebung stürmen und dass Schuldner aus dem übrigen Europa ihre Frankenkredite auf einmal ganz teuer bezahlen müssen. Das war in der abgelaufenen Woche. Derweil sickerte durch, EZB-Chef Mario wolle die deutsche Bundesregierung in Sachen Staatsanleihenkauf mit kosmetischen Operationen gnädig stimmen. Das Thema kommt am nächsten Donnerstag ganz oben aufs Programm der EZB, wenn deren Rat beschließt, was de facto längst beschlossen ist, eben der Staatsanleihenkauf.
Inflation sei kein Thema, bekommen wir von interessierter Seite eingetrichtert, Deflation sei angesagt. Folglich wird die EZB am 22. Januar die Geldschleusen weit öffnen – mit gravierenden Folgen für alle Anleger.
Null Zinsen, wohin mit dem Geld? Na ja, ein wenig über Null sind sie immer noch. Zum Beispiel für das beste Tagesgeld bei Banken, die kaum jemand kennt, wie Advanzia Bank: 1,5 Prozent. Oder für das beste Festgeld bei der Yapi Kredi Bank: glatte 3 Prozent. Das hat die Zeitschrift Finanztest neulich in mühevoller Kleinarbeit ermittelt und dem ganzen Zinsthema üppige 18 Seiten gewidmet, einschließlich Riester-Rente und Lebensversicherung (Garantiezins jetzt nur noch 1,25 Prozent) mit der passenden Überschrift „Garantiert weniger Geld“.
Einst schlossen sie einen Pakt, heute sind sie sich spinnefeind: Die Kanzlerin möchte am liebsten Griechenland aus dem Euro scheuchen, der EZB-Chef hält dagegen. Eines ist schon jetzt sicher: Der Euro hat in der jetzigen Form keine Chance zum Überleben.
Was für ein Jahresbeginn! Da fiebern Banker und Börsianer der nächsten Sitzung des EZB-Rats am 22. und der Griechenland-Wahl am 25. Januar entgegen, und schon entlädt sich vorher, am 3. Januar ein verspäteter Monster-Silvesterknaller, der das Zeug hat, beide Ereignisse zu harmlosen Partyknallfröschen zu degradieren: Angela Merkel und Wolfgang Schäuble halten den Grexit, den Austritt Griechenlands aus der Eurozone, „für verkraftbar“, meldet Spiegel Online. Grund dafür seien die Fortschritte der Eurozone seit dem Krisenjahr 2012. Prompt meldet sich der Sachverständige Peter Bofinger zu Wort; er fürchtet, mit dem Grexit werde „ein Geist aus der Flasche gelassen“. Willkommen im kaum noch zählbaren so und so vielten Akt der Euro-Schmierentragödie!
Was ist Geld? Wie ist es sicher angelegt? Warum ist das Timing wichtig? Fragen, die sich beim Ausblick ins neue Jahr aufdrängen – und dazu die passenden Antworten.
Man mag diese Börsianer- und Volkswirte-Floskel nicht mehr lesen und hören, dennoch werden wir vor jeder Jahreswende von ihr heimgesucht: Dass es im nächsten Jahr nicht so sehr darauf ankomme, an der Börse Gewinne zu erzielen, sondern dass der reale Kapitalerhalt für Anleger das Ziel Nummer eins sein sollte. Also Sicherheit über alles. Aber schon beim Sicherheitsbegriff scheiden sich die Geister. Im Wort Lebensversicherung ist er sogar enthalten – ein Hohn, denkt man an die schrumpfenden Auszahlungen für Kapital- und Fondspolicen. Sind Spar- und Tagesgeldkonten sicher? Bis 100.000 Euro ja, eigentlich, doch was geschieht nach einer Bankpleite? Dann ist das Geld auf dem Konto für eine gewisse Zeit nicht verfügbar. So lässt sich jede Geldanlage durchdeklinieren, mit dem Ergebnis, dass keine von ihnen absolut sicher ist.
Viele Anleger übernehmen lieber unausgereifte Prognosen anderer, statt sich selbst Gedanken über die Börse zu machen, besonders in der Zeit vor der Jahreswende. Es geht auch anders, vor allem erfolgreicher. Die meisten Prognosen für 2015 sind veröffentlicht. Viele Anleger lieben sie, weil sie ihnen das eigene Denken ersparen. So war es vor jeder Jahreswende, so ist es auch jetzt. Immer wieder im Fokus: der Dax. Um genau zu sein: der Performance-Dax, der uns im Gegensatz zum Kurs-Dax glauben macht, wir seien reicher als wir sind. Denn er enthält Dividenden, der Kurs-Dax nicht. Dieser hat es im bisherigen Jahresverlauf gerade mal auf ein Ergebnis von plus/minus null gebracht und damit nach der Hitliste des Börsenspezialdienstes wellenreiter-invest.de weltweit nur auf Platz Nummer 34.
Aktien sind etwas Feines, vorausgesetzt, man geht richtig mit ihnen um. Dazu gehört an erster Stelle die Beschäftigung mit ihren Kurskurven – und der Abschied von gefährlichen Allgemeinplätzen.
Hurra, die Präsenz der Aktionäre auf Hauptversammlungen deutscher Unternehmen ist innerhalb Jahresfrist insgesamt von 50 auf 55 Prozent gestiegen, jubelt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, kurz DSW. Na und? Überall sonst in Europa ist die Präsenz höher, in Großbritannien beträgt sie aktuell sogar 70 Prozent. Also doch ignorantes deutsches Aktionärsvolk, wie vielfach immer wieder vermutet wird? Kann man so undifferenziert nicht behaupten. Aber was denn? Die Bundesbank ermittelte im Sommer, dass der Anteil ausländischer Aktionäre an börsennotierten deutschen Aktiengesellschaften aufgrund der damaligen Daten 57,1 Prozent betrug, gegenüber dem Jahr 2005 ein Anstieg um 2,6 Prozentpunkte. In derselben Zeit war der Anteil deutscher Aktionäre auf 42,9 Prozent zurückgegangen.
Wer Negativzinsen für Eintagsfliegen hält, unterliegt einem großen Irrtum. Die EZB beschäftigt sich bereits mit den kommenden Modalitäten. Sparer haben nur eine Chance: Sie müssen traditionelle Angebote ignorieren und zu Spekulanten werden.
Es ist allerhöchste Zeit, sich mit Artikel 14 Grundgesetz näher zu beschäftigen. Denn er enthält drei zukunftsweisende Sätze, die schon bald für alle, die mit Geld umgehen, enorm an Bedeutung gewinnen werden: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig.“ Also alles drin, alles dran, um Enteignung zu legalisieren - allein schon deshalb, weil der Begriff vom Wohl der Allgemeinheit bei realistischer Betrachtung letzten Endes sogar vor dem kollektiven Diebstahl nicht Halt machen dürfte.
Kaum ist die Schweizer Gold-Initiative zum Flop geraten, da fürchten die Eidgenossen um ihren Franken. Aus gutem Grund, denn sein Wert wird durch massive Euro-Käufe künstlich gedrückt – ein aussichtsloser Versuch und ein Grund mehr, sich mit Gold zu beschäftigen.
Die weit überwiegende Mehrheit der Eidgenossen hat am Sonntag gegen hohe Goldkäufe durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) gestimmt. Na und? Es wäre allzu seltsam gewesen, hätten sie dafür plädiert, da sie doch vor mehr als einem Dutzend Jahren Gold massenweise verschleudert hatten – zu Preisen von etwa nur einem Viertel im Vergleich zum heutigen Preisniveau. Damals war der Schweiz die Mitgliedschaft im Internationalen Währungsfonds zum Verhängnis geworden, erkauft mit dem Abschied von der traditionell hohen Golddeckung des Franken.