Donald Duck hofft, dass es Geld regnet – plumps: Da ist es. Ist er jetzt reich? Nein. Denn Onkel Dagobert will jetzt die Million fürs Hühner-Ei.
Wenn es Geld auf Entenhausen regnet, wird keiner reich – nur die Preise steigen. Dieser Comic zeigt: Carl Barks, der Autor, verstand schon 1950 von Ökonomie mindestens so viel wie heute die Geldhüter der Zentralbanken. Die träumen auch davon, dass sie Geld regnen lassen: Vom Helikopter Dollar abwerfen wollte Ben Bernanke, Ex-Chef der US-Fed. EZB-Präsident Mario Draghi will Geld mit der „Dicken Bertha“ verballern, dem Monstergeschütz, das Paris und das Warschauer Ghetto beschoss und jetzt Euro über die Welt verstreuen soll; später reduzierte er seine Geldkriegsrhetorik auf „Bazooka“. Mit der will Draghi den letzten Wall sprengen, der unser Geldsystem schützt: den Minimal-Zinssatz. Man kann über die richtige Zinshöhe streiten wie über die globale Erwärmung. Wahr indes ist: Dreht der Zinssatz vom heutigen Mickerzins in den negativen Bereich, dann ist die Welt eine ganz andere als zuvor. Und das will Draghi wohl noch diese Woche durchsetzen: den Einlagenzins der Geschäftsbanken bei der Zentralbank in einen Strafzins verändern. Danach soll die gesamte Zinsstruktur in den roten Bereich rutschen. Staatsgläubig feiert die ARD-Sendung „Börse vor acht“: „Mit ihren Niedrigzinsen füttert Europas Zentralbank nicht nur den Börsenboom, sondern auch den Wirtschaftsaufschwung in Deutschland.“ Ist das nicht nur Kinderglaube?
Denn wenn der Zins tatsächlich negativ wird, lohnt es sich nicht mehr, zu sparen – warum sollte man etwas zurücklegen, was dahinschmilzt, statt höhere Kaufkraft in der Zukunft zu schaffen? Der Dumme in der Donald-Draghi-Welt ist, wer eine Riester-Rente oder eine Lebensversicherung anspart: Denn am Ende ist man ärmer als am Anfang. Der Schlaue hingegen haut die Kohle raus und wirft sich dem Staat in die Arme. Denn der verspricht alles. Wie in einer Ouvertüre zum Null-Zins-Drama hat vorvergangene Woche die große Koalition ein 230 Milliarden Euro teures Rentenpaket verabschiedet. Sie wissen alle schon heute, dass es nicht finanzierbar ist, und machen es doch: Rente auf Pump. Wenn das Geld alle ist, wird nachgedruckt. Ganz einfach. Geht es so einfach?
An Sparer wird Wolfgang Schäubles Nachfolger für die Bezahlung der Rentenversprechen keine Bundesschatzbriefe mehr verkaufen können: Wer sollte sparen und dieses Geld dem Staat leihen, wenn es dadurch nur weniger wird? So dumm sind die Menschen nicht: Immobilien in den Großstädten werden derzeit gekauft wie verrückt. Eine Immobilienblase bläht sich auf – wie einst in den USA, Spanien und Großbritannien. Möglicherweise sind die Häuser dann doch nicht so viel wert, der Mietzins zu gering. Dann sind alle, die in der neuen Bläh-Ökonomie reich geworden waren, plötzlich ärmer als vorher. Denn ohne Zins läuft das Kapital in die Irrwege – nicht mehr dahin, wo es Arbeitsplätze schafft, sondern in Beton und andere fragwürdige wie unproduktive Anlageformen.
Ähnlich ist es mit Aktien: Der Dax hat sich in drei Jahren verdoppelt. Die Geschäfte laufen nicht besser – aber Anleger hoffen, sich mit einem Fitzelchen Siemens oder BMW vor der Donald-Draghi-Ökonomie zu retten. Gold erlebt eine Renaissance: Was man künftig für einen Krügerrand eintauschen kann, weiß kein Mensch. Aber es wird immer mehr sein als ein Bündel Papiergeld, das allein durch Vertrauen Wert erhält. Dieses Vertrauen aber wird durch die neue Wohlfühl-Ökonomie zerstört.
Wenn die Zinsen durch die Geldschwemme unter null gedrückt werden, ist alle Tage Sonntag: Die Unternehmen sparen Finanzierungskosten, der Staat verschuldet sich – nur merkt es am Anfang keiner. Vielleicht schafft das Arbeitsplätze, wenn die Konsumenten kaufen wie wild, weil sie wissen: Genieße die Null-Zins-Blase, die Folgen werden fürchterlich.
Aber jeder weiß: Sparen und investieren sind zwei Seiten einer Medaille. Wer nicht wegen der Zinsen spart, dem wird die Kaufkraft weggespart: über Inflation, die dann ausgleicht.
(Erschienen auf Wiwo.de am 31.05.2014)
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