Im antirassistischen Bestreben alles per se gut und heilig zu finden, was der islamischen Kultur entstammt, hat die einst „progressive“ Linke ihren Kompass verloren und ist den Schulterschluss mit jenen eingegangen, die ihre Weltsicht zutiefst ablehnen.
Als Kind habe ich mit vielen verschiedenen Spielzeugen gespielt. Mit Matchbox-Autos und Carrera-Bahn genauso wie mit Barbie und anderen Puppen. Oft war ich auch draußen unterwegs, kletterte auf Bäume, schnitzte Holz oder spielte mit den Jungs Fußball auf dem nahegelegenen Bolzplatz. Anders als heute musste Spielzeug auch noch nicht gesellschaftliche Missionen, wie das Aufbrechen von Rollenklischees erfüllen und mich „empowern“. Bevor die Gender Studies uns mit ihren Weisheiten erleuchteten, „empowerte“ man sich selbst, indem man einfach mit dem spielte, wonach einem der Sinn stand. Niemanden interessierte es, ob ich gerade lieber Fußball oder mit Barbie spielte. Aber einfache Lösungen scheint es in einer Gesellschaft, die sich ihre Werte von Pseudo-Wissenschaften diktieren lässt, nicht zu geben. Self-Empowering bzw. wahrhaft emanzipatorisches Verhalten würde nur die Nutzlosigkeit der Gender-Ideologie offenbaren. Der Mensch muss Opfer der äußeren Umstände bleiben, um vom moralisch höherwertigen Menschen aus dieser Situation befreit werden zu können.
Nun hat es auch Barbie erwischt. Meine politisch inkorrekte Freundin aus der Kindheit, die stets alles war, was Feministinnen hassen: Außerordentlich hübsch, unnatürlich schlank, stets geschminkt und zurechtgemacht, erzürnte sie schon immer diejenigen, die der Ansicht waren, die Emanzipation der Frau manifestiere sich am Grad ihrer fehlenden optischen Attraktivität. Nur die Frau, der restlos egal ist, ob Männer sie hübsch finden, ist eine gute Feministin, was zugegeben erklärt, weshalb Hardcore-Feministinnen auch konservative Musliminnen mit Kopftuch sind, während viele emanzipierte attraktive Hetero-Frauen auf Abstand zu denjenigen gehen, die sie „empowern“ wollen.
Barbie war quasi unsere Heldin, die unseren Bedürfnissen nach klassischen Mädcheninteressen Rechnung trug. Die uns zeigte, dass man durchaus sexy aussehen und trotzdem ambitionierte Karrierefrau sein konnte, die sich manchmal sogar mit mehreren Kens auf einmal datete. Sie war so etwas wie die letzte Bastion gegen das verordnete Mittelmaß.
Folgerichtig war es nur eine Frage der Zeit, bis auch das letzte Bisschen Glamour im Kinderzimmer der political correctness geopfert wird. Denn Barbie trägt jetzt Kopftuch. „Hidschab“ nennt man das heute, damit es sich moderner und selbstbewusster von dem Tschador und der Burka abhebt. Orientiert hat man sich bei „Hidschab-Barbie“ stattdessen an der US-Säbelfechterin Ibtihaj Muhammad. Deren „Hidschab“ sieht ein bisschen moderner, ein wenig mehr nach H&M-Werbung aus. Genauso wie Barbies restliche Klamotte, die ein bisschen an einen langen Kaftan erinnert, was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass Barbie auch unter diesem Kaftan noch eine Lage aus schwarzem Stoff trägt, die ihren kompletten Körper verhüllt. Denkt man sich den Kaftan weg, trägt Barbie quasi Tschador – eine Form der muslimischen Verhüllung, die sich von der Burka nur durch den Verzicht des Stoffs mit Fliegengitter vor dem Gesicht unterscheidet. „Die Barbie geht mit der Zeit.“, titelt Welt-Online kurz nach der Vorstellung.
Wie immer, wenn es um rückwärts gewandte islamische Bräuche wie das Tragen des Kopftuches geht, versucht man dies dem potenziell empörten westlich sozialisierten Leser als progressiven Akt im Rahmen eines modernen Weltverständnisses zu verkaufen. Rückschrittlich ist nicht etwa eine Religion, die Frauen in Schleier hüllt, um zur Selbstkontrolle unfähige Männer vor ihren Reizen zu schützen, sondern derjenige, der dieses übersexualisierte Weltbild ablehnt und eine „Hidschab-Barbie“ vor diesem Hintergrund nicht unbedingt als Akt der Emanzipation der Frau feiert.
ZEIT-Autor Ferdinand Otto bläst dennoch in dasselbe Horn. Trug die Spielzeugpuppe „mit den dünnen Hüften, dem Rehblick und den langen Beinen“ früher fast ausschließlich Minirock, Bikini, Hotpants oder Feenkleid, schwingt sie heute Säbel und trägt Hidschab. Während der Minirock von Otto quasi als unemanzipatorisch in Verbindung mit dem „Rehblick“ und der „dünnen Hüfte“ abgewertet wird, befreit sich Barbie ihrerseits durch das Kopftuch „von einem angestaubten Klischee“.
Vielleicht sollte jemand Herrn Otto einmal daran erinnern, dass es einst jener Minirock unter Federführung der britischen Modeschöpferin Mary Quant war, der Frauen weltweit „empowerte“. 1962 wurde das als skandalös empfundene Kleidungsstück erstmals in der britischen Vogue abgebildet und avancierte in den nächsten drei Jahren zum Verkaufsschlager. Er war zugleich Provokation und Ausdruck eines neuen Selbstverständnisses und Selbstbewusstseins von Frauen, die sich von überkommenden Zwängen befreiten. Mary Quant wurde für ihren Mut und ihre jungen, sinnlichen Kreationen 1966 mit dem „Order of the British Empire“ ausgezeichnet.
Während Frauen weltweit bewusst zum Minirock aus Ausdruck der weiblichen Emanzipation griffen, kämpfen andere noch heute gegen den Kopftuchzwang in ihren Heimatländern. Das Kopftuch ist eben kein Zeichen von Emanzipation und Selbstbewusstsein. Es ist Zeichen des konservativen Islams, der Unfreiheit von Frauen in islamischen Ländern und auch hier im Westen Trennlinie zwischen jenen, die nach islamischen Verständnis „Ehre“ besitzen und solchen, die keine haben. Es diskriminiert nicht nur die muslimische Frau, die es unfreiwillig trägt, indem es ihr im Grundgesetz verankertes Recht auf Gleichberechtigung untergräbt, es diskriminiert auch mich als westlich gekleidete Frau, weil es mich zur Schlampe degradiert.
Im antirassistischen Bestreben alles per se gut und heilig zu finden, was der islamischen Kultur entstammt, hat die einst „progressive“ Linke ihren Kompass verloren und ist den Schulterschluss mit jenen eingegangen, die ihre Weltsicht zutiefst ablehnen. Sie sind in diesem Sinne nichts weiter als nützliche Idioten für die Vertreter des konservativen Islams, die ohne die tatkräftige Unterstützung „toleranter und weltoffener“ Westler wohl nie auf die geniale Idee gekommen wären, ihr mittelalterliches Frauenbild als fortschrittliches „Empowerment“ von Mädchen zu verkaufen. Den muslimischen Frauen, die in islamischen Ländern um die Freiheit kämpfen, das Kopftuch ablegen zu dürfen sowie allen tatsächlich emanzipierten Frauen im Westen, die einst für ihr Recht kämpften, sich so kleiden zu dürfen wie sie wollen, erweist man damit einmal mehr einen Bärendienst.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Nonnen tragen auch eine Kopfbedeckung, aber da regt sich niemand drüber auf. Das Anabel Schunke prinzipiell gegen den Islam ist und dadurch voreingenommen ist, bringt dieser Artikel sehr gut zum Vorschein. Als freie „Journalistin“ ist sie weder unparteiisch noch neutral.
Beim Münchner Winterfestival „Tollwood“ wird sogar mit einer Nikab geworben:
https://www.tollwood.de/wir-alle
„Das Kopftuch ist eben kein Zeichen von Emanzipation und Selbstbewusstsein. Es ist Zeichen des konservativen Islams…“
Richtig, und deshalb gehört es nicht in westlich geprägte Länder. Den „Feministinnen“ und den „Linksorientierten“, die dieser islamischen Ideologie helfen immer weiter Fuß zu fassen, werde ich diesen Tabubruch nie verzeihen.
Tja, mein lieber Freiling, – quatsch, mein lieber Bernhard meine ich, ich duze mich ja schliesslich – mit der Toleranz des „konservativen“ Lagers scheint es auch nicht allzuweit her zu sein. Das scheint so verbissen, daß es die
„Überwältigung des Abendlandes“ von der „reinen Gewinnerzielungsabsicht“ nicht mehr unterscheiden kann oder will. Möglicherweise gibt es nicht nur bei den Grünlinken eine beängstigende Weigerungshaltung, über den Rand des selbstgebauten Denkgebäudes hinausschauen.zu wollen und/oder zu können.
Zur Steinigung freigegeben.
„Der Feminismus ist nicht Kampf des Weibes gegen den Mann sondern das missratene Weib gegen das wohlgeratene.“
Der Säbel schaffte es ja sogar zu dem islamischen Symbol schlechthin. Die haben keinen Halbmond, es ist der krumme Säbel Mohammeds, der, als er seinem Griff verlustig, einfach auf eine Stange gebunden als Flagge vor den Heerscharen hergetragen wurde.
Barbie mit oder ohne Kopftuch ist eine absolute Katastrophe. Il Capitalismo pur. Mehr geht nicht.
Vielen Dank Frau Schunke.
Gamal Abdel Nasser lachte 1966 mit seinen Zuhörern über die Forderung der Muslimbrüder, das Kopftuch für Frauen wieder einzuführen – in Ägypten!
Und wir hier, im Jahre des Herrn 2017, sollen das auf irgend eine Art auch noch „fortschrittlich“ finden?
https://www.youtube.com/watch?v=zCzAgkBQrJI
Soziale Angelegenheiten, Familie, Kindererziehung, Spielzeug. Im islam ist sowohl bildliche als auch plastische Dastellung von Tieren und Menschen verboten, da so das göttlich Alleinstellungsmerkmal des Schöpfungsaktes in Frage gstellt wird und somit sündhaftes Verhalten praktiziert wird. Entsprechende Empfehlung im Umgang mit Spielzeug, das Menschen darstellt, gehen in die Richtung, dass Puppen nicht komplett mit allen Gliedmaßen sein dürfen und/ oder Puppenköpfe durch Hitzeeinwirkug (Feuer) zu deformieren sind, damit den religiösen Vorschriften Genüge getan wird. Damit die Barbiepuppe mit Schleier islamkompatibel ist, muß sie vorher von Erziehungsberechtigten teilzerstört werden, indem Gliedmaßen entfernt werden oder das Gesicht der Puppe unkenntlich gemacht wird.… Mehr