„Auto-Fasten“ in die Arbeitslosigkeit

Es braucht keinen Donald Trump, der durch Abschottung und Zölle den Welthandel gefährdet. Es reichen deutsche Umweltminister und andere Gesellschaftsklempner, um die heimische Autoindustrie und ihre Millionen Jobs infrage zu stellen.

© Kevin Frayer/Getty Images

Fasten ist beliebt. Für die einen hat es religiöse Gründe, daher kommt das Fasten in unterschiedlicher Form in allen Weltreligionen vor. Christen, Juden und Muslime tun es. Für die anderen hat es nichts mit Religion zu tun, sondern ist die Verklausulierung einer Diät. Etwas weniger Wein und Kohlehydrate und schon sind nach sechs Wochen die Kilos weg. Eine neue Kategorie des Fastens haben jetzt SPD-Umweltministerin Barbara Hendricks und die Grünen vorgeschlagen: Auto-Fasten.

Hendricks Umweltbundesamt sekundiert, zwischen Aschermittwoch und Ostern sollten Autofahrer ihren Wagen möglichst die vollen 40 Tage lang stehen lassen und stattdessen auf andere Verkehrsmittel umsteigen. Der Vorstoß der Paternalisten und Maternalisten passt zum beliebten Bashing gegen den Individualverkehr. Jüngst haben die Grünen vorgeschlagen, ab 2030 Diesel- und Benzinmotoren generell zu verbieten. Parteichefin Simone Peters meinte dazu, der Verbrennungsmotor sei ein Auslaufmodell. Fritz Kuhn, grüner Oberbürgermeister in der Autohauptstadt Stuttgart, will bereits jetzt Dieselfahrzeuge aus der Innenstadt verdrängen. Schöne Grüße an die Daimler-Arbeiter in Stuttgart-Degerloch.

Es braucht keinen Donald Trump, der durch Abschottung und Zölle den Welthandel vor die Wand fährt. Es reichen schon eine deutsche Umweltministerin und grüne Gesellschaftsklempner, um die heimische Autoindustrie und ihre Millionen Arbeitsplätze infrage zu stellen. Das ist beileibe nicht witzig. Diese Umerziehungversuche sind eine ernste Gefahr für unseren Wohlstand und sogar unsere freiheitliche Wirtschaftsverfassung.

Wer mit dem Ordnungsrecht ganze Industrien vernichten will, greift tief in unsere Gesellschaftsordnung ein. Diese beruht, bei allen Einschränkungen und Restriktionen, auf Vertragsfreiheit und Marktwirtschaft. Jeder Eingriff des Staates muss daher verhältnismäßig sein. Gesetze sollten nicht in den Einzelfall eingreifen, sondern abstrakt, allgemein und für alle gleich sein.

Diese Paternalisten tragen auch zur Entwicklung dessen bei, was sie eigentlich bekämpfen – Ungleichheit. Diese ist durch die Regierung verursacht. Wer kann sich denn ein Elektroauto oder generell ein neues, dann schadstoffärmeres Auto leisten? Sind es die Verkäuferin oder der kleine Angestellte, die gerade über die Runden kommen? Die ihr zehn Jahre altes Auto so lange weiterfahren, bis es nicht mehr geht. Die darauf angewiesen sind, aus der Peripherie, wo sie sich eine günstige Wohnung leisten können, in das Ballungszentrum zu kommen, um dort zu arbeiten? Wohl kaum. Diese Markteingriffe der Regierung und der Grünen tun Wohlhabenden nicht besonders weh. Sie belasten den unteren Teil und die Mitte der Gesellschaft. Wo ist denn der Anspruch dieser Parteien, auch die Schwachen mitzunehmen und die Mitte der Gesellschaft am Wohlstand teilhaben zu lassen? Chancen werden dadurch nicht geschaffen, sondern zerstört.

Wer glaubt, das sei gerecht, hat sich über den Gerechtigkeitsbegriff nie wirklich Gedanken gemacht. Gerechtigkeit erfordert, dass die Bedingungen im Leben der Menschen, die von der Regierung bestimmt werden, für alle gleich sind. Die Konsequenz bedeutet, dass das Ergebnis zwangsläufig ungleich ist, da die Startbedingungen und Entwicklung jedes Einzelnen anders sind. Das gefällt den Sozialisten in allen Parteien nicht. Ihr Bestreben ist es deshalb zeitlebens, den Wohlfahrtsstaat als umfassende Umververteilungsmaschinerie auszubauen. Wenn die Regierung oder andere staatliche Vertreter jedoch Einzelne bevorzugen, sogar diejenigen, die wohlhabender als andere sind, dann führt diese zu einer Ungleichheit die größer ist, als wenn die Regierung nicht eingegriffen hätte. Sie erreichen das Gegenteil dessen, was sie eigentlich apostrophieren.

Vielleicht ist es der Wunsch nach einer besseren Welt, die Hendricks und andere antreibt. Das sei ihnen zugestanden. Doch wer eine bessere Welt in ferner Zukunft dadurch verspricht, dass es erstmal allen schlechter gehen muss, bevor es möglicherweise besser wird, verachtet letztlich den Einzelnen und seine Wünsche und Lebensziele. Es ist ein Konstruktivismus, der nur den großen Staat, die große Regierung und die großen Gesellschaftsziele kennt, aber den Einzelnen ganz klein werden lässt.

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Kommentare ( 31 )

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Ralf Jörg
7 Jahre her

Ich habe mein Nutzungsverhalten überdacht, und wollte mit der Bahn zur Arbeit. Jedes Jahr wurden Verbindungen weggestrichen die nicht rentabel waren. Laufend Verspätungen die ich Gegenüber meinem Arbeitgeber erklären musste. Um einen Umstieg zu erreichen muss Bahn und Busse auch attraktiv sein. Die Bahn war verstaatlicht, Grüne hätten dafür sorgen müssen das ein Schwachkopf wie Grube früher geht. Der das Geld für Prestigeprojekte wie Stuttgart 21, mit dem ICE nach England fahren verjubelt hat. Grüne können nur Dummlabbern aber dann ihre Projekte begleiten das sie funktionieren und bezahlbar sind, dafür sind sie zu Dekadent. Der Ausstieg aus der Atomenergie war… Mehr

fein_geist
7 Jahre her

Zurück zur Vernuft,
Zunächst einmal, die rote Bande ist nicht besser wie spätestens seit dieser Ministerin zu sehen ist. Im Gegenteil, die übertrifft selbst eine … Claudia.

Also zeigen Sie sich doch bitte etwas dankbarer ob all der bevormundenden Zuneigungen die Ihnen zuteil werden soll.

Matthias Losert
7 Jahre her

Das „Auto-Fasten“ beschert vielleicht eine bessere Welt: Wenn jemand nicht durch die Innenstadt rast und keine Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer nimmt, ist natürlich von Verkehrsverboten geschockt. Aber, der Mensch wird nicht gezwungen sich an Regeln zu halten. Bestenfalls wird der Regelbrecher in einem Rechtsstaat verurteilt.

Das „Steuer-Fasten“ ist nicht nur bei FDPlern beliebt. Sie tun das relaxt in Oasen, um von unsinngen gesellchaftl. Konstruktivismus verschont zu werden. Ggf. kann der demokratische „Steuer-Faster“ eine parlamentarische Mehrheit für eine Steuererleichterung anstreben. Wenn nicht, ist er ein Regelverbrecher der in einem Rechtsstaat verurteilt gerhört.

MarHel
7 Jahre her

Von nichts anderem als dem Versuch möglichst auf das Auto verzichten war auch die Rede. Brötchen holen muss ich nicht mit dem Auto – ähnliche Beispiele gäbe es zuhauf. Dass der ÖPNV vielerorts (vielleicht sogar überall, etwa in Großstädten aufgrund der Zustände dort @disqus_0fOEtfoS5u:disqus) nicht für jedermann eine Alternative ist, stimmt natürlich. Ein Verzicht auf das Auto ist nicht für jeden und jederzeit selbst in einem begrenzten Zeitraum möglich. Das behauptet auch keiner. Es geht nur um das Bewusstsein, seiner Umwelt (und vielleicht sogar dem eigenen Geldbeutel an der Tankstelle) etwas Gutes zu tun. Erkältung ist übrigens Unsinn: Ich habe… Mehr

Herbert Wolkenspalter
7 Jahre her
Antworten an  MarHel

Guter Freund, zwei Erkältungen pro Jahr sind viel zu wenig, um zu Aussagen in Nähe statistischer Relevanz zu kommen. Ohne Basis erübrigt sich eine Diskussion um Sinn und Unsinn, womit auch die Thematisierung von Erkältungsursachen hier sinnlos erscheint. Reden wir lieber über den Tunnelblick und andere Beschränkungen. Apropos: der Weg zum Bäcker erledigt sich über den Geldbeutel. Man kann sein Geld nur einmal ausgeben. Braucht man es für Auto und Treibstoff, muss man auf etwas Anderes verzichten, wofür die Umwelt ebenfalls auf irgend eine Weise in Mitleideinschaft gezogen würde. Natürlich ist nicht alles gleich, aber das weiß man erst, wenn… Mehr

Rainer Neuhaus
7 Jahre her

Kleine Ergänzung.

Die Idee des Auto-Fasten stammt nicht ursprünglich von Fr. Hendriks. Damit wird im kirchlichen Umfeld tatsächlich schon seit einigen Jahren Werbung gemacht und das auch praktiziert.

Das scheint nun aus dem links-grünen Inneren der christlichen Kirchen bis in das Ministerium gespült worden sein.

Hellweg
7 Jahre her
Antworten an  Rainer Neuhaus

Bewahrung der Schöpfung, das ist doch immer Kirchentagsthema bei den Hl. Frauen. Adam und Eva hatten anfangs auch kein Auto, so soll es wieder sein. Später sündigten sie in einem ford, nachdem sie von der bösen Dieselschlange verführt wurden. 🙂
Frau Käßmann flog ja bis ans Ende der Welt zur Eröffnung des Lutherjahres, vermutlich mit einem Solarsegler, oder?
Nein, nein, sie hat nur einen Ablaßhandel getätigt, zur Aufforstung des Schwarzwaldes nach dem Abholzen am Westweg zum Bau von Windmühlen. :-(((

Philipp Richardt
7 Jahre her

Wir müssen uns an den Gedanken an eine regressive Linke gewöhnen.

Illusionslos
7 Jahre her

Sehr gut geschrieben, kann ich alles unterschreiben. Aber die Antwort die Sie bekommen werden, kenne ich schon : Bla, bla bla bla bla…

fräulein mariechen
7 Jahre her

Genauso ist es. Da die Migranten aufgrund schlechter oder nichtvorhandener Schul- und Ausbildung nicht in der Lage sein werden, die anspruchsvollen Jobs in der deutschen Industrie zu besetzen, muß man dafür sorgen, daß das Jobniveau in Deutschland auf dritte Welt Niveau sinkt. Wie wärs mit Eseln, die alles von a nach b transportieren? Die entsprechenden Lastkörbe könnten dann von weniger qualifizierten leicht hergestellt werden. Wer jetzt immer noch nicht mitbekommen hat, mit welchem Elan die geplante Zerstörung unserer Republik betrieben wird, der ist, mit Verlaub, selbst ein Esel.

Hellweg
7 Jahre her

Ich wünsche mir ein Verbot von Politikern mit Gehirn unter Erbsengröße! Und zwar sooofooort!!! :-))) Um auf das Auto verzichten zu können, hätte es ja seit Jaaahrenden schon eines immensen Ausbaus des öffentlichen Nahverkehrs bedurft. Viele Berufstätige fahren eine Stunde und mehr, um zum Arbeitsplatz zu kommen, mit dem Auto, nicht mit dem Fahrrad. Wir hätten dann Zustände wie in z.B. Mumbai, wo Menschen wie die Trauben außen an den Zügen hängen. Auch in Berlin, wo R²G-Gestörte ja die autofreie Innenstadt als Fernziel preisen, rechne ich immer einen 2-Stundenpuffer, um morgens pünktlich den Lehrter Bahnhof mit dem Bus zu erreichen,… Mehr

berk
7 Jahre her

Jedem CO2 Phanatiker und Klimaretter stehen zum Schluss noch zwei Möglichkeiten, sich entweder biologisch oder Energieeffizient von dieser Welt zu verabschieden. Mit der Erdbestattung oder durch die 27. BlmSchV automatisch im Sarg über die Sargeinfahrmaschine in den Ofen zu fahren und bei mind. 850 Grad in der Nachbrennerkammer vollständig die gerettete Welt zu verlassen. Über den Abgaswärmetauscher wird der verbleibende Teil auf 130 bis 140 Grad heruntergekühlt und seine restlichen Abgase werden in einer Filteranlage gereinigt. Das noch auf etwa 95 Grad erwärmte Kühlwasser wird dann noch zum Heizen oder zum Warmwasser verwendet. Der Rest an Wärme wird über das… Mehr