Warum Käßmann? Marx for President!

Was dieses Land bräuchte, wäre endlich eine entschiedene Trennung von Kirche und Politik. Benedikt, der unterschätzte Papst i. R., hat es jetzt selbst gesagt: Die Kirchensteuer in Deutschland muss weg. Warum, beim Teufel, greift keine Partei diese Vorlage auf?

Servus Tichy! SPD-Chef Gabriel mit 1,54 Promille am Steuer erwischt. Auf dem Beifahrersitz: Margot Käßmann. Es ist eine der Nachrichten dieser Woche, die für gute Laune in üblen Zeiten sorgen.

I.

Eine Patentpazifistin und Bundeswehrverächterin an der Spitze der Republik? Wie wissen nicht, was und wie viel Gabriel zu sich genommen hat, berauschend muss es gewesen sein. Anders lässt sich nicht erklären, weshalb der Reservekanzlerkandidat der SPD mittels Käßmann eine rot-rot-grüne Koalition in der Bundesversammlung zu zimmern versucht hat.

II.

Stellen wir es uns nur kurz einmal vor. Dem Pastor im höchsten Staatsamt folgte die Pastorin. Warum nicht gleich eine Verfassungsänderung? Staatsoberhaupt wird immer ein Berufsevangele. Sozusagen als postdemokratisches Äquivalent zur Hohenzollernmonarchie, die ja auch schon unter dem Schutz der protestantischen Staatskirche stand. Dazu die ewige Pastorentochter auf dem Kanzlerstuhl. Wir bräuchten dann freilich über eine Islamisierung der Republik gar nicht mehr zu debattieren. Unser größeres Problem ist womöglich seit längerem schon die heimliche Klerikalisierung Deutschlands. Sie bedeutet den Triumph der Scheinheiligkeit über die Vernunft, der Gesinnungs- über die Verantwortungsethik. Vielleicht kann auch Marx etwas dazu beitragen. Marx, der linke Kardinal und Bischofskonferenzvorsitzende, der die katholische Kirche so protestantisch aussehen lässt, als ob Ex-Bischof Wolfgang Huber noch mühelos zum Papst gewählt werden könnte. Warum nicht Marx for President? Oder der Kölner Kardinal Woelki, der mit dem Weihrauchfass ums Flüchtlingsboot tanzt? Warum müssen es immer Protestanten sein, die in Staatsämtern ihre Religion propagieren? Ein katholischer Kleriker wäre nicht schlimmer als die Exbischöfin. Nur würde jedermann sofort das Unheil erkennen. Protestantische Pfarrer, nur weil sie heiraten und sich wieder scheiden lassen dürfen, sind für öffentliche Ämter um kein Deut besser geeignet als katholische Würdenträger.

III.

Der römische Papst beugt sich gen Mekka. Es herrscht ein absurder Glaube an das Gute in jedem Menschen, der einen Gott anbetet. Beide christlichen Kirchen erweisen sich nicht nur als Propagandisten schrankenloser Einwanderung, sondern auch als wirkungsmächtige Lobby des Islam. Kein Glaube kann ihnen irr genug sein, um nicht um seiner selbst willen verteidigt werden zu müssen. Sie glauben, als religiöse Gemeinschaft seien sie dem Islam irgendwie brüderlich verbunden, halten ihrem entschiedensten Feind beide Wangen hin. Das ist ihr Problem. Unser Problem ist ein anderes. Was dieses Land bräuchte, wäre endlich eine entschiedene Trennung von Kirche und Politik. Benedikt, der unterschätzte Papst i. R., hat es jetzt selbst gesagt: Die Kirchensteuer in Deutschland muss weg. Warum, beim Teufel, greift keine Partei diese Vorlage auf?

IV.

Erinnern Sie sich noch an den Kirchenmann Stolpe? An all die staatstreuen Pfarrer der DDR? Die bekennende Kirche im Nazi-Reich und die Kirche der friedlichen Revolution in der DDR mussten sich immer auch ihrer eigenen Institution erwehren. Ich bin fest davon überzeugt: Niemand kann auf den Koran und das Grundgesetz zugleich schwören; doch auch Bibel und Grundgesetz sind nicht vollständig kompatibel. Keine Religion ist es, solange sie aus Glauben politische Forderungen ableitet oder sich diktatorischen Systemen beugt. Darauf einen shitstorm!

V.

Margot Käßmann wenigstens hat bewiesen, dass sie inzwischen einen nüchternen Kopf vorzieht. Sie „sagt für Gauck-Nachfolge ab“, wie der Spiegel in schönstem Hofberichterstattungsdeutsch gedichtet hat. Diese Nachfolge hätte ihr am Ende auch niemand zugesagt. Als versierte Egomanin weiß sie das natürlich. Das Ins-Gespräch-gebracht-werden ist aus ihrer Sicht ohnehin schon mehr als die halbe Miete. Alles Weitere wäre nur unangenehm und mühsam geworden. Man kann sich die Psychogramme und Porträtskizzen gut vorstellen, die ihr nun gewidmet worden wären. Ihr Rücktritt vor sieben Jahren vom Amt der Ratsvorsitzenden und Bischöfin hatte ihr auch nicht geschadet, sondern nur genützt. Die Bücher, die sie als höchste Repräsentantin ihrer Kirche niemals hätte veröffentlichen können, wurden erwartungsgemäß Bestseller. Käßmann, die Marke. Funktioniert nur, solange nicht andere Pflichten in die Quere kommen. Es wird Zeit für ihren nächsten Bestseller. Margot Käßmann: Wie ich für Deutschland bete.

Herles_Buch

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