DER SPIEGEL – Das Ende der Welt, wie sie sie kennen

Das Ende der Welt, wie sie es kennen, erleben die Spiegel-Mitarbeiter: Kündigungen. Völlig aus dem Ruder ist diese Woche DER SPIEGEL. Wir empfehlen dringend den Kauf. Das Heft der kompletten Wirrnis könnte bald Sammlerstück werden.

Der SPIEGEL-Verlag wird 35 Mitarbeitern betriebsbedingt kündigen. Nach den Plänen des Verlags sollen bis 2018 insgesamt 149 von bislang 727 Stellen wegfallen. Davon entfallen rund 35 Vollzeitstellen auf die Redaktion, 14 auf die Dokumentation und 100 auf den Verlag. Inzwischen sind mehr als 110 Arbeitnehmer freiwillig ausgeschieden und haben die Abfindungsangebote angenommen.

Damit ist das Ende der Welt erreicht, wie sie es kennen. Natürlich wird das Desaster auf soziale Medien und dumme Leser zurückgeführt. Aber vielleicht ist es schlicht auch eine Frage des redaktionellen Angebots? Seit Jahrzehnten wurde der SPIEGEL geachtet, von vielen geliebt – kein Montag ohne den Spiegel. Auch für jene, die den SPIEGEL nicht mochten. Manche haßten ihn, viele fürchteten ihn. Der SPIEGEL hat emotionalisiert. Aber eines geschah nicht mit dem SPIEGEL: Darüber gelacht hat keiner.

Dass über den SPIEGEL mehr gelacht wird als über die trübsinnigen Tassen des traurigen Satiremagazins Titanic hat das Blatt selbst verursacht – etwa über die seltsame Titelgeschichte dieser Woche.

Zunächst die Fakten: Rund 60 Millionen Amerikaner haben Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt. Und jetzt, was der SPIEGEL daraus macht:

Juso-Unterbezirk Berlin-Regierungsviertel
Berliner Politiker: nur noch kindisch und trotzig
„Sech­zig Mil­lio­nen Ame­ri­ka­ner wa­ren also dumm“, schreibt Chefredakteur Brinkbäumer in seinem Leitartikel. Eigentlich ist die Debatte damit beendet, bevor sie überhaupt beginnen kann. Man muss ja Donald Trump nicht mögen, aber dass er gewählt wurde, sollte man wenigstens akzeptieren können. Das neue Spiegel-Heft ist ein einzigartiger Vorgang der Wirklichkeitsverweigerung: es geht von falschen Fakten aus, ignoriert unerwünschte und kommt zu falschen Schlussfolgerungen. Was man nicht sehen will, wird ausgeblendet. Das Ende des Journalismus, wie wir ihn kannten?

Meint „Das Ende der Welt, wie wir sie kennen“ nicht viel mehr, was Bernd Zeller in seiner Zeichnung ausdrückt?

bekannte Welt

Ge­wählt ha­ben Trump vor al­lem „an­gry whi­te ma­les“, wü­ten­de weiße Männer, heißt es da, und das Märchen wird weiter ausgeschlachtet. Bloß dumm, dass es so viele weiße alte Männer gar nicht gibt. Dass ihn auch in großer Zahl Frauen, Latinos, Gebildete und Ungebildete gewählt haben: Nichts ficht den SPIEGEL an. Fakten sind dazu da, ignoriert zu werden, wenn es nicht in das schlichte Weltbild passt. Willkommen im Non-Faktischen Zeitalter, in der inbrünstiger Glaube die Recherche ersetzt, um nicht von Aufklärung zu sprechen.

Oder, wie es in der Selbstdarstellung heißt: „Die starke investigative Leistung unserer Journalisten wird auch in Zukunft für unsere Leser große Bedeutung haben: … Die Redaktionen unseres Hauses sind mit ihrer unabhängigen Berichterstattung ein verlässlicher Leuchtturm, dem die Leser vertrauen.“

Habt ihr Leuchtturm gesagt und Wachtturm gemeint?

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