„Germanistan“ im Klima-Größenwahn

Mit lustvoll spitzer Feder haben Henryk M. Broder und Reinhard Mohr bitterböse, gleichwohl höchstrealistische Befunde eines dekonstruierten, demotivierten, deindustrialisierten Deutschlands in Zeiten einer seit Dezember 2021 irrlichternden Ampel-Politik geliefert. Daraus ist ein sehr grimmiges Lesevergnügen geworden.

Dieses Buch ist ein Volltreffer. Hier haben sich auch zwei Richtige getroffen. Man kennt sie, selbst wenn man sie in „woken“ Kreisen ignorieren möchte: Henryk M. Broder (*1946) und Reinhard Mohr (*1955). Vor allem kennt man die beiden aus ihrem früheren und aus ihrem aktuellen publizistischen Wirken, unter anderem bei SPIEGEL, STERN, FAZ, WELT und aus der „Achse des Guten“ sowie aus zahlreichen Büchern. Nun haben sie sich das irre Germanistan im Zustand nach rund eineinhalb Jahren „Ampel“ vorgenommen.

Bereits die Überschriften der drei Hauptkapitel lassen Vorfreude aufkommen: „Schöne Illusionen oder die Realitätsblindheit der Bullerbü-Republik“ – „Moralismus als neue Gratis-Tugend – die gute Absicht zählt“ – „Die deutsche Apokalypseverliebtheit oder Untergang ist immer.“ In diesen drei Kapiteln samt Epilog sind 62 „Notizen“ verpackt, die zu ehrlich-knalligen Diagnosen und wunderbar bissigen Glossen wurden. Beispiele:

  • „Vielfalt – das neue Mantra einer Ersatzreligion“
  • „Unfassbar: Die Militarisierung der Bundeswehr schreitet immer weiter voran!“
  • „Deutschland spielt Fußball so, wie es regiert wird“
  • „Spargel – Gemüse der sozialen Ungerechtigkeit“

62-mal haben Broder und Mohr mit lustvoll spitzer Feder bitterböse, gleichwohl höchstrealistische Befunde eines dekonstruierten, demotivierten, deindustrialisierten Deutschlands in Zeiten einer seit Dezember 2021 irrlichternden Ampel-Politik geliefert. Wahrscheinlich haben die beiden Autoren an die alte lateinische Sentenz gedacht: DIFFICILE EST SATIRAM NON SCRIBERE (frei übersetzt: Wenn man sich „Ampel“-Deutschland anschaut, ist es unmöglich, keine Satire zu schreiben.)

Notizen aus der Ampel-Republik
Deutschland – Vom Exportweltmeister zur moralischen Weltspitze
Aus Broders und Mohrs Band ist also ein mehr als sechzigfaches grimmiges Lesevergnügen geworden. Klar, da ist kein roter Faden drin; den kann es auch nicht geben, weil das „Ampel“-Gehampel keine roten Fäden hat – mit Ausnahme des roten Fadens, Deutschland bis zu Unkenntlichkeit zu transformieren, also abzuschaffen.

Wir wollen dem Lesevergnügen und manch bitterer Erkenntnis nicht vorgreifen und begnügen uns mit zwei Würdigungen des Werks. Erstens: Das Buch glänzt gleichermaßen mit Klartext und mit sprachlicher Kreativität. Volltreffer über Volltreffer:

  • Über die 16 Merkel-Jahre: „Das Motto hieß: ‚Wir schaffen das.‘ Der Rest wurde mit Geld ruhiggestellt oder, mit medialer Unterstützung, als ‚rechtspopulistisch‘ abgestempelt.“
  • Über die „Phrasen-Republik“: „… betreutes Wegschauen in Tateinheit mit betreutem Denken“; „apokalypseversessene Wohlstandsverwahrlosung …“
  • „Die zarte Note narzisstischer Wohlfühldekadenz ist unüberhörbar…“
  • Über Loriot’sche Politikersprechblasen: „So jagt eine Phrase die andere und bestätigt dabei die alte Einsicht, dass die Basis die Grundlage des Fundaments ist.“
  • „Ein neues, furchterregendes Spießertum hat sich ausgerechnet dort entwickelt, wo der kritische Geist zu Hause sein solle: im akademischen Milieu.“
  • „Spötter sprechen unterdessen schon vom ‚Ampel‘-Fußball, wenn sie die deutschen Kicker auf dem Platz herumirren sehen.“ (Weil das Buch noch vor der Frauen-Fußball-WM vom Juli/August 2023 geschrieben wurde, fehlen die Kickerinnen.)
  • Über die „Letzte Generation“: „Das ist deutscher Größenwahn in klimatöser Vollendung.“

Tichys Einblick Talk
„Durchs irre Germanistan – Notizen aus der Ampel-Republik“
Zweitens ist das Buch ein WHO is WHO der real existierenden politischen und medialen Versager-„Elite“. Zusammengefast auf Seite 218 lesen wir: „In einem Land, in dem Minderleister wie Claudia Roth, Frank-Walter Steinmeier und Manuela Schwesig politische Karrieren machen konnten, Richard David Precht als Philosoph gilt und Robert Habeck den Ludwig-Börne-Preis bekommt, in einem solchen Land ist etwas schiefgelaufen, irreversibel.“ Broder und Mohr begnügen sich aber nicht mit diesem einen Satz. Denn durch das ganze Buch hindurch geht es immer wieder um eine Annalena Baerbock, einen Robert Habeck, eine Lisa Paus, eine Steffi Lemke, einen Karl Lauterbach, eine Christine Lambrecht, eine Svenja Schulze und Co.

Vor allem das „Staatsoberhaupt“ hat es den beiden Autoren angetan. Über Steinmeier lesen wir sechs Seiten lang unter anderem: „Klar, dass man von Steinmeier nichts erwarten kann, aber mit allem rechnen muss.“ Steinmeier sei „eine Bestätigung des von Lawrence J. Peter geprägten Peter-Prinzips: In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zur Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen.“

Mehr wollen wir nicht verraten. Es lohnt sich sehr, das Buch zu lesen, auch wenn es kein in sich rundes Gesamtwerk sein will und man gerne auch etwas über die FDP, die AfD und die Merz-CDU gefunden hätte. Jedes der mehr als sechzig Einzelkapitel, mal zwei, mal sechs Seiten lang, ist gleichwohl eine messerscharf-chirurgische Diagnose des Deutschlands unserer Tage.

Henryk M. Broder / Reinhard Mohr, Durchs irre Germanistan. Notizen aus der Ampel-Republik. Europa Verlag, Klappenbroschur, 224 Seiten, 20,00 €


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Kommentare ( 10 )

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Walter Knoch
1 Jahr her

Ich habe mir das Büchlein auch gekauft und es bei aller Zustimmung die Äußerungen von Broder zu Herrn Filbinger gelesen habe: Filbinger war nie an Verurteilungen wegen Wehrkraftzersetzung beteiligt. Ganz im Gegenteil, im Verantwortungsbereich von Filbinger als Wehrmachtsrichter wurde alle Komplexe um den Tatbestand der Wehrkraftzersetzung auf dem kleinen Dienstweg erledigt. Ganz im Gegenteil, Filbinger hat unter Gefahr für das eigene Leben gegen den Einfluss seines Nazi-Vorgesetzten mit allen Tricks und allen Listen die Verurteilung zweier evangelischer Pastoren verhindert; er hat ihnen das Leben gerettet. Die Äußerung Filbingers, zugegeben unglücklich, was damals Recht war kann heute nicht Unrecht sein, bezog… Mehr

Walter81
1 Jahr her

Das alles haben Deutschmarxisten in Funk, Zeitungen, Schulen und Parteien seit Jahrzehten vorbereitet. Die Deutschen waren zu passiv, um diese Bedrohung aus ihrem Staat/System rauszuwerfen. Jetzt ist halt Zahltag !

StefanH
1 Jahr her

Also, ich wünsche Frau Merkel auch noch ein langes Leben bei bester Gesundheit. Lang, lang, lang möge sie leben! Sie lebe hoch, hoch, hoch!
Und zudem bescheinige ich der Frau Baerbock nicht nur einen äußerst wachen Verstand, sondern zudem auch noch ein rhetorisches Spitzentalent zu sein und die beste und diplomatischste Außenministerin aller Zeiten.
Freundschaft!

hansgunther
1 Jahr her

Kennst Du ein Land ohne Volk, Flagge, Hymne, ohne Grenzen, ohne Stolz? Ja das ist Germanistan, gemacht von Selbstverleugnern, Woken Analphabeten der Genderei, der Schwachmaterei des Selbtshasses. Der Leugner der eigenen Kultur und Sprache. Der himmelschreienden Schleimer der allgegenwärtigen Gerechtigkeit für alle fremden Völker, nur nicht für die Eigenen, keine Nachsicht, keine Verzeihung, keine glückliche Zukunft. Protagonisten der Selbstzerstörung, grenzenlos im moralischen Anspruch, gewissenlos im Eigennutz, die auszubeuten, die sie hassen. Kennst Du ein Land ohne Volk, Flagge, Hymne, ohne Grenzen, ohne Stolz? Ja das ist Germanistan. Die Kommentare hier, schon lange, sprechen überwiegend von Resignation, Aufgabe, auswandern, Deutschland ist… Mehr

Melly
1 Jahr her

Leider ist Herr Broder für mich nicht mehr Glaubwürdig, seit er im
Welt -Gespräch die Analena B.bock soll toll fand. Ist schon eine Weile her, es ist wichtig nichts zu vergessen —-..

Andreas Bitz
1 Jahr her

Ist das Werk noch lieferbar? Faesers Gehilfen und Steinmeiers Handlanger sollten längst mit Kontosperrungen (s. Danisch), nächtlichen Hausbesuchen, Indexierung als staatsgefährdend, Faktenchecks als Majestäts-delegitimierend veranlasst haben. Dicker Aufkleber „Warnung: Mainstreamgefährdend“ des Börsenvereins und verpflichtende Registrierung der AfD-nahen Käufer für anti-hatespeach-Kurse bei Frau Kahane. Der extremistische Kampf gegen das Recht muss weitergehen!!!

H.-J.P.
1 Jahr her

Habe heute die letzten Kapitel und damit das Buch ausgelesen (passend zum heutigen Feiertag)
Manchmal musste ich laut auflachen, besonders bei den Episoden über Böhmermann und der Zusammenkunft Wissing und LG.
Aber genauso oft blieb mir das Lachen im Halse stecken.
So intelligent und humorvoll über sehr ernste Themen können nur Broder und Mohr schreiben. Obwohl oder gerade, weil ich alle Bücher von H.M.Broder gelesen habe, war diese Lektüre wieder einmal unübertroffen köstlich.
Mehr Superlative fallen mir im Moment nicht ein.
Herr Kraus, Ihrer Rezension ist nichts mehr hinzuzufügen.

Harry Charles
1 Jahr her

MORALISTAN:

Klimahype, Bigotterie (woke), Jahrmarkt der Eitelkeiten (gender), Asylprahlerei, Wohlstandsverwahrlosung, das sind in der Tat die hervor stechenden Wesenszüge dieser Republik. Sehr viel davon ist auch der Krise im Bildungssystem geschuldet – alles aber sind Symptome des Verfalls einer Gesellschaft.

Wer der Gefahr der Dekadenz nicht präventiv entgegen tritt (z.B. durch eine entsprechend maßvolle Lebensweise, die allerdings ein hohes Maß an Charakter und Persönlichkeit voraus setzt), den holt sie eben ein. Die nüchtern Gebliebenen, die sich der Klima-, woke-, gender- und Asylbesoffenheit von Anfang an enthalten haben, leben jedenfalls in der Befriedigung, dass der ganze Zirkus eines Tages demaskiert wird.

Walter81
1 Jahr her
Antworten an  Harry Charles

Die Demaskierung wird schneller gehen, als die Schwarzseher denken. Denn schon Heute ist die Wirkung des kindischen Idealismus massiv.

Prof. Higgins
1 Jahr her

Habe das Buch mit einem lachenden und einem weinenden (wegen des Zustands in diesem Lande) Auge gelesen. Warum das Land in der Krise steckt, wird hier pointiert auf den Punkt gebracht. Ob es aus dieser Krise herausfindet – ich persönlich wage das zu bezweifeln. Für den der wissen will, was in Deutschland los ist und schief läuft, ist die Lektüre ein Muss.