Viele Fachleute waren sich einig: Die Corona-Krise mit steigender Arbeitslosigkeit und Millionen von Menschen in Kurzarbeit wird zu einem Rückgang der Preise für Wohnungen und Häuser führen. Doch weit gefehlt. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes mussten etwa die Käufer von Ein- und Zweifamilienhäusern im ersten Corona-Jahr 7,4 Prozent mehr bezahlen als 2019. Allein im vierten Quartal stellte die Behörde einen Preisanstieg von durchschnittlich 8,1 Prozent fest. Es war der stärkste Zuwachs in einem Vierteljahr seit dem Schlussquartal 2016 mit damals durchschnittlich 8,4 Prozent. Und ein neuer Trend zeichnet sich ab: Nicht nur in den Ballungszentren verteuern sich Immobilien – auch auf dem Land steigen die Preise an. Eine lange Zeit mit guter Konjunktur und steigenden Löhnen, gepaart mit Hypothekenzinsen auf historisch niedrigem Niveau, hat die Nachfrage für Immobilien deutlich steigen lassen. Zudem setzen auch professionelle Investoren auf das sogenannte „Betongold“. Ihnen fehlen angesichts der Niedrigzinsen meist lukrative Anlagealternativen. Einen weiteren Faktor für die steigenden Immobilienpreise identifizierte das Hamburger Gewos-Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung: Es fehlt schlicht an Bauland.
Die Corona-Pandemie hat zudem für viele die Sicht auf die eigenen vier Wände verändert. Als das Haus oder die Wohnung zum Büro und Schule für die ganze Familie mutierte, wuchs bei vielen Menschen der Wunsch nach größerem Wohnraum oder Platz im Freien deutlich an, wie die Maklerbranche beobachten konnte. Besonders deutlich verteuerten sich den statistischen Daten zufolge zum Jahresende Ein- und Zweifamilienhäuser, allen voran in den sieben größten Städten: Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf. Dort stiegen die Häuserpreise gegenüber dem Vorjahresquartal um 12,1 Prozent. Auch die Deutsche Bundesbank war nach Mitteilung der Bank ING jüngst zu dem Ergebnis gekommen, dass sich im vergangenen Jahr der Trend zu überhöhten Immbilienpreisen vor allem in deutschen Großstädten noch etwas verschärft habe. Doch die Regionen außerhalb der Städte hätten ebenso weiter an Attraktivität gewonnen. Das zeigt sich auch an den Daten des Statistischen Bundesamtes. Käufer von Häusern in dünn besiedelten ländlichen Kreisen mussten im vierten Quartal elf Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor.
• Essen: plus 28 Prozent – 2 218 Euro pro Quadratmeter,
• Hannover: plus 23 Prozent – 3 266 Euro pro Quadratmeter,
• Dresden: plus 20 Prozent – 2 743 Euro pro Quadratmeter,
• Dortmund: plus 18 Prozent – 2 256 Euro pro Quadratmeter,
• Düsseldorf: plus 17 Prozent – 4 457 Euro pro Quadratmeter,
• Nürnberg: plus 16 Prozent – 3 767 Euro pro Quadratmeter,
• Hamburg: plus 15 Prozent – 5 096 Euro pro Quadratmeter,
• Leipzig: plus 12 Prozent – 2 283 Euro pro Quadratmeter,
• Köln: plus 11 Prozent – 3 824 Euro pro Quadratmeter,
• München: plus 8 Prozent – 8 117 Euro pro Quadratmeter,
• Berlin: plus 7 Prozent – 3 856 Euro pro Quadratmeter,
• Frankfurt: plus 7 Prozent – 5 488 Euro pro Quadratmeter.
Eigentumswohnungen verteuerten sich zudem auch außerhalb der Städte. Den stärksten Preisanstieg gab es in dichter besiedelten ländlichen Kreisen mit 8,9 Prozent. Am geringsten fiel der Zuwachs in städtischen Kreisen aus (5,7 Prozent).
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