Die Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und im Euro-Raum haben sich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine drastisch verschlechtert, stellt der Sachverständigenrat der Bundesregierung fest, auch als „Wirtschaftsweise“ bekannt. Statt 4,6 Prozent BIP-Wachstum, wie noch im November für 2022 erwartet, prognostizieren sie nun nur noch ein Wachstum um 1,8 Prozent.
„Durch den Krieg werden die wegen der Corona-Pandemie bereits angespannten Lieferketten zusätzlich beeinträchtigt. Gleichzeitig belasten die nochmals kräftig gestiegenen Preise für Erdgas und Erdöl die Unternehmen und den privaten Konsum,“ erklärt Achim Truger, Mitglied des Sachverständigenrates. Im Sommerhalbjahr 2022 dürfte jedoch der Konsum kontaktintensiver Dienstleistungen zunehmen und positiv zur Entwicklung des BIP beitragen. Die Corona-Pandemie sei aber weiter ein Risiko.
Die Erwartungen für den Rest des Euro-Raums sind deutlich besser. Grund dafür sei auch der Staatskonsum, „der nicht zuletzt durch die Umsetzung der nationalen Aufbau- und Resilienzpläne in den Mitgliedstaaten expandiert“. Daher rechnet der Sachverständigenrat im Euro-Raum mit einem Wachstum des BIP von 2,9 Prozent im Jahr 2022 und 2023.
Die Prognose sei, heißt es in der Pressemitteilung, „mit sehr großer Unsicherheit“ behaftet. „Die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine lassen sich aktuell nur schwer abschätzen: Insbesondere eine weitere Verschärfung des Konfliktes sowie eine Ausweitung der Sanktionen können die deutsche und europäische Wirtschaft deutlich stärker belasten.“ Deutschland sei stark von russischen Energielieferungen abhängig. Wenn sie aufhörten, bestehe das Risiko, „dass die deutsche Volkswirtschaft in eine tiefere Rezession abrutscht und die Inflation noch stärker zunimmt“, sagte die Sachverständige Monika Schnitzer.