Ein alter Spruch besagt, dass Prognosen schwierig sind, besonders wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. Die Prognosen einiger Leute mögen zwar erfolgreicher sein als die Prognosen anderer, es gibt jedoch niemanden, der immer richtige und verlässliche Prognosen aufstellen kann.
Jede Investition enthält explizite oder implizite Prognosen. Ob diese Prognosen richtig oder falsch sind, zeigt sich erst in der Zukunft, die jedoch niemand kennen kann. Auch deshalb sind moderne Volkswirtschaften hochkomplexe Systeme. Millionen und Milliarden von Individuen sehen sich unaufhörlich mit neuen Chancen und Gefahren sowie Schocks und grauen oder schwarzen Schwänen konfrontiert. Weder gibt es genügend Informationen, um die gegenwärtige Lage einer Volkswirtschaft in allen Details genau berechnen zu können, noch auch nur annähernd ausreichende Informationen, um die zukünftige Entwicklung von Volkswirtschaften oder gar der Weltwirtschaft verlässich zu prognostizieren.
Und deshalb gilt, was der amerikanische Ökonom Mancur Olson feststellte: „Weil Ungewissheit so weit verbreitet und unermesslich ist, sind die dynamischsten und wohlhabendsten Gesellschaften jene, die viele, viele verschiedene Dinge versuchen. Es sind Gesellschaften mit vielen tausenden von Unternehmern, die relativ guten Zugang zu Krediten und Wagniskapital haben. Es gibt für eine Gesellschaft keine Möglichkeit, die Zukunft vorherzusagen, aber wenn sie eine große Vielfalt von Unternehmern hat, die in der Lage sind, eine große Vielzahl von gegenseitig vorteilhaften Transaktionen durchzuführen, einschließlich Transaktionen über Kredite und Wagniskapital, kann sie eine große Menge von Optionen abdecken – mehr als irgend eine einzelne Person oder Organisation sich vorstellen kann.“
Das ist besonders für die Finanzmärkte, auf denen Zukunftserwartungen gehandelt werden, problematisch. Finanzmärkte sind keine sich selbst durchsetzenden Märkte. Gerade Finanzmärkte sind auf ein Rechtssystem und eine politische Ordnung angewiesen, welche Verträge durchsetzen, Eigentums- und Verfügungsrechte schützen, Hypothekenverträge sichern, für Gesellschaften mit beschränkter Haftung sorgen und Investitionen und Anleihen liquider machen. „Um die Gewinne aus komplexen und aus langfristigen Transaktionen zu realisieren, müssen die Individuen in einer Gesellschaft nicht nur die Freiheit haben, Handelsverträge zu schließen, sondern auch das Recht, sichere Eigentumstitel zu schaffen und Eigentum zu verpfänden. Sie müssen garantierten Zugang zu unparteilichen Gerichten haben, um Verträge, die sie abgeschlossen haben, durchzusetzen. Auch müssen sie das Recht haben, neue Formen erweiterter Kooperation und Organisation zu schaffen, wie etwa die Aktiengesellschaft.“ – „Viele (…) Arten von Produktion beruhen fast ganz auf Verträgen, die nicht selbstdurchsetzend sind. Die Produktion von Diensten, die Banken und verwandte Institutionen bereitstellen, erfolgen nur, wenn man sich auf Vertragstreue verlassen kann.“
Der Umweltschutz und eine nachhaltige ökologische Entwicklung sind dabei die nützlichen Vehikel, um die gesamte Gesellschaft umzubauen. Das Recht, „viele, viele verschiedene Dinge versuchen“ zu dürfen, ist dabei allerdings im Wege und soll deshalb durch Handlungsvorschriften und Taxonomien geschliffen werden. Die volkswirtschaftliche Fehlerakkumulation ist damit vorprogrammiert. Eine „Finanzwende“ wird so früher oder später zum „Finanzende“.