Ein Jahrhundert-Roman von Ernest Hemingway (1940) ist auch noch heute so präsent, dass sein Titel vor kurzem einem Automobiljournal als Aufhänger zur Beschreibung des Schicksals des Verbrennermotor diente. Haupttitel: Wem die Stunde schlägt –Untertitel: Das Jahrhundert des Verbrenners geht schneller zu Ende als gedacht. Die Autobauer beschleunigen ihre Elektro-Fahrpläne.
Aber ist das auch richtig? Schlägt dem Verbrenner die Stunde, oder ist es die Stunde des Verbrenners? – das ist hier die Frage. Und die Frage ist nicht nur semantischer Natur.
Ende März (24.03.2021) tagte bei Bundeskanzlerin Merkel der sogenannte „Autogipfel“. Haupthemen waren erneut Klimaschutz im Verkehr und die Zukunft der deutschen Automobilindustrie. Dabei drehte sich alles um den Verbrennungsmotor – seit über 100 Jahren Rückgrat und Wachstums- und Wohlstandsmotor der deutschen Volkswirtschaft.
Es wäre völlig falsch, diese Forderungen als Wahlkampfgetöse abzutun. Im Hintergrund sind noch viel schwerere Geschütze auf den Verbrenner gerichtet; und dabei „ geht’s ans Eingemachte.“ Zum einen haben die europäischen Nachbarländer – zumeist selber ohne eigne Autoindustrie – reihenweise schon feste Abschiedstermine vom Verbrenner veröffentlicht: 2025: Norwegen; 2030: Großbritannien, Niederland, Dänemark, Schweden, Belgien; 2040: Frankreich. Nur Deutschland weigert sich bisher standhaft, den Ast abzusägen, auf dem die Wirtschaft sitzt.
Erheblich größere Gefahren drohen dem Verbrenner und den 850.000 automobilen Arbeitsplätzen durch die geplante neue Euro 7-Abgasnorm , die im Juni der EU-Kommission vorgelegt werden und in 2025 in Kraft treten sollen. Diese Abgasnorm ist faktisch -quasi durch die Hintertür- der Tod der Verbrennermotoren. Denn die Kommission will vorschreiben, dass künftig ein Fahrzeug in jeder Fahrsituation quasi emissionsfrei bleiben muss –ob mit Anhänger am Berg oder im langsamen Stadtverkehr.
Das ist technisch nicht machbar. Die Autoindustrie wäre damit über Nacht um ihr Geschäftsmodellgebracht, denn trotz aller Erfolge beim Absatz von Elektroautos, mehr als max. 30 Prozent Marktanteil traut man dieser Antriebstechnologie langfristig nicht zu. Und selbst das setzt ein noch erheblich dichteres Netz an E-Tankstellen und –Ladepunkten und größere Reichweiten voraus.
VDA-Präsidentin Müller hat auch nicht gescheut, die strategische Richtung der deutschen Autoindustrie zu ändern, weg von der alleinseligmachenden E-Mobilität, wie sie vor allem von Volkswagen vertreten wurde und wird, hin zu mehr Technologieoffenheit mit alternativen Antriebsquellen in Form von Brennstoffzellen, Wasserstoff und synthetischen Treibstoffen –wie von BMW vertreten. Dazu Präsident*in Müller: „Statt eines Verbotes brauchen wir Innovationen und Investitionen in E-Fuels und die Brennstoffzelle. Nicht der Verbrenner ist das Problem, sondern der Kraftstoff“.
Bravo! So wie nicht die Kaffeemaschine negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat, sondern allenfalls der Kaffee.