Tichys Einblick
Geldpolitik

US-Notenbank senkt Zinsen kräftig – und kündigt weitere Schritte an

Mit einem halben Prozentpunkt nach unten hofft die Fed, die US-Wirtschaft zu stützen. Das könnte sogar gelingen. Für Sparer bedeutet der Zinsrückgang in Europa und den USA: Die Inflation bleibt, der Goldpreis geht weiter nach oben.

US-Notenbankchef Jerome Powell, Pressekonferenz nach Zinsentscheid, 18. September 2024

IMAGO / Kyodo News

„Wir haben einen guten starken Start hingelegt, und ich bin sehr erfreut, dass wir ihn gemacht haben“, meinte Fed-Chef Jerome Powell nach der Sitzung der US-Zentralbank, deren Führung eben eine kräftige Zinssenkung beschlossen hatte – um 50 Basis- beziehungsweise 0,5 Prozentpunkte.

Das Dollar-Zinsniveau liegt nun zwischen 4,75 und 5 Prozent. Vor der Fed-Sitzung am 17. und 18. September lautete die Frage nicht mehr, ob, sondern nur, wie stark die Zentralbanker die Zinsen herabschrauben würden: 25 oder 50 Basispunkte. Viele Marktbeobachter sagten einen großen Schritt voraus (auch TE).

Powells Statement machte außerdem klar: Die Senkung markiert nur den Beginn einer Zinstreppe, die jetzt wieder nach unten führt, nachdem die Fed seit 2022 in 11 Schritten das Niveau von Null auf 5,50 Prozent angehoben hatte. Die Verteuerung des Geldes zeigte schließlich ihre Wirkung gegen die hohe US-Inflation. Die sank 2024 deutlich; im Mai lag sie noch bei 3,3, im August nur noch bei 2,5 Prozent, und damit nur noch knapp über der Wunschmarke von 2 Prozent.

Mit dem kräftigen Zinsschritt abwärts könnte den Währungshütern die angestrebte „sanfte Landung“ gelingen: eine niedrige Inflationsrate, aber gleichzeitig kein jäher Absturz der Wirtschaft. Das Wachstum in den USA verlangsamt sich deutlich: Im ersten Quartal 2024 wuchs die größte Volkswirtschaft der Welt nur noch um 1,4 Prozent. Aus deutscher Sicht, wo längst Rezession herrscht, wirkt diese Rate immer noch sehr zufriedenstellend, aus amerikanischer Perspektive aber bedrohlich. Da die Kreditkosten für Unternehmen, aber auch private Haushalte bis Jahresende deutlich sinken dürften, erwarten Ökonomen zumindest eine wirtschaftliche Stabilisierung mit einem nach wie vor intakten Wachstum, wenn auch auf niedrigem Niveau. Ein weiterer Zinsschritt um 25 Basispunkte nach unten bis zum Jahresende gilt in den USA als wahrscheinlich.

Die EZB senkte eine Woche vor den Kollegen der Fed die Zinsen erwartungsgemäß um 0,25 Prozentpunkte, und das zum zweiten Mal in diesem Jahr. Allerdings dürften davon nur schwache Impulse ausgehen. Für Deutschland, die größte Volkswirtschaft des Kontinents, erwarten die meisten Ökonomen für dieses Jahr trotzdem im besten Fall nur eine Wachstumsrate von Null, also eine Stagnation. Denn gegen die wirtschaftslähmende Kraft der hohen Energiekosten und der staatlichen Eingriffe vor allem im Fahrzeugbau kommt die Zentralbank in Frankfurt nicht an.

Was bedeuten die Zinssenkungen der EZB und der Fed und die Aussicht auf weiter fallende Zinsen für die Sparer? Dreierlei. Erstens müssen sich die Verbraucher auf eine zwar relativ niedrige, aber langfristige Inflation zwischen zwei und drei Prozent pro Jahr einstellen. Da auch die Guthabenzinsen nach unten gehen, bringt Geld auf der Bank also real kaum noch einen Ertrag. Je nach Bank dürfte der Realzins sogar ins Minus drehen.

Zweitens treibt die Zinsbewegung abwärts den Goldpreis weiter in die Höhe. Schon kurz nach der Entscheidung der Fed fehlt nicht mehr viel zum Rekord-Unzenpreis von 2.600 Dollar. Das Edelmetall bietet weiter den zuverlässigsten Schutz gegen die Geldentwertung.

Und drittens: Niedrigere Zinsen führen in Europa wie in den USA zuverlässig zu noch höheren Staats- und Unternehmensschulden. Schon jetzt beträgt die globale Verschuldung insgesamt das Dreifache der weltweiten Wirtschaftsleistung. Da die Kaufkraft des ständig vermehrten Fiat-Geldes also auf lange Sicht sinkt, lohnt selbst jetzt noch der Einstieg in Gold – und in Maßen auch in Kryptowährungen.

Anzeige
Die mobile Version verlassen