Der wohl bekannteste Slogan von Milton Friedman lautet: „Money matters“. Der Ökonom war der Meinung, dass die Geldmenge die wesentliche Komponente von Wirtschaftswachstum und Stabilität ist. Steigt die Geldmenge, so steigt auch die Inflation, und der Euro wird weniger wert. Der eine Euro von 2002 verlor Jahr für Jahr sukzessive seine Stärke und ist heute nur noch ein Schatten seiner selbst.
Ein Instrument, die Geldmenge zumindest implizit zu steuern, ist der Leitzins. Nun hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) zum dritten Mal in Folge entschieden, dass der Leitzins unverändert bleibt. Damit liegt dieser zwischen 5,25 und 5,5 Prozent historisch hoch. Für das kommende Jahr stellten die Währungshüter jedoch eine Senkung in Aussicht. Analysten gehen davon aus, dass der Leitzins in drei Schritten auf bis zu 4,6 Prozent gesenkt wird.
Der Leitzins ist der Satz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld leihen können. Mit der Senkung schafft die Fed den Anreiz, dass die Bank of America, City Group, Goldman Sachs und Co wieder mehr Kapital in den Markt pumpen. Dies könnte sich auch auf die Inflation auswirken. Zwar ging diese im November im Vergleich zum Vormonat leicht zurück, ist jedoch mit 3,1 Prozent weiterhin hoch.
Auch die EZB senkt die Zinsen
Anders gesagt: Die Enteignung aufgrund der Teuerungsrate hält in den Staaten, wie auch in Deutschland, nicht nur weiter an, sie wird mit der Entscheidung der Fed wieder befeuert. „Der Inflationsrückgang bleibt ein zäher Prozess“, kommentierte Ökonom Bastian Hepperle von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe gegenüber der Tagesschau. „Besonders widerspenstig zeigt sich die Kerninflationsrate, die weiterhin viel zu hoch ist“, so der Experte. Diese sogenannte Kernrate ohne die Energie- und Lebensmittelpreise verharrte bei 4,0 Prozent.
Es wirkt wie abgesprochen, denn Gleiches wie die Fed hat auch die Europäische Zentralbank (EZB) vor. In ihrer Sitzung vom Donnerstag verkündete Notenbank-Chefin Lagarde, den Leitzins bei 4,5 Prozent. Doch auch hier zeichnet sich eine Senkung ab. Für Haushalte bedeutet das: Variable und neu zu vergebene Kredite bleiben weiter sehr teuer. Die ohnehin krisengeplagte Baubranche hat das Nachsehen.
Droht die nächste Immobilienkrise?
Wie alarmierend die Stimmung auf dem Bau ist, zeigen die Zahlen. Eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts hat ergeben, dass inzwischen fast die Hälfte aller Unternehmen unter Auftragsmangel klagen. Viele Unternehmen verzeichnen sogar Stornierungen. Im November wurden 21,5 Prozent der Aufträge abgesagt. Der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, erklärt wie folgt: „Die hohen Baukosten und das aktuelle Zinsniveau lassen viele Bauherren verzweifeln.“
Währenddessen droht auf dem Aktienmarkt die nächste Immobilienblase heranzuwachsen. Der Subindex erreichte den Höchststand seit Anfang des Jahres. Seit Ende Oktober ging er um 40 Prozent nach oben. Ein gesundes Wachstum sieht anders aus. Einer der großen Profiteure ist übrigens Vonovia.
Habeck wirkt heillos überfordert
Es scheint paradox: Die Märkte reagieren optimistisch, während Wissenschaftler skeptisch bleiben und Verbraucher immer weniger Geld in der Tasche haben. Der Aktienmarkt spiegelt immer die Erwartungen der Anleger wider. Offensichtlich sind diese höher als in der Realität. Ähnlich wie in den USA liegt im Euroraum die Kerninflationsrate bei 3,6 Prozent, ein Wert deutlich über dem Zielwert der EZB.
So bleibt neben den Zinsen das eigentliche Problem die Geldmenge. Belief sich diese im Euroraum mit Einführung des Euro als Buchwert im Jahr 1999 auf 4,7 Billionen Euro, so liegt dieser heute bei fast 16 Billionen Euro. Diese Verdreifachung spüren Verbraucher, wenn sie einkaufen, tanken, Miete bezahlen oder in den Urlaub fliegen, falls sie sich dies überhaupt noch leisten können.
EZB und Fed reagieren wie Getriebene, die mit Make-up versuchen, etwas zu kitten, was von den Vorgängern Powells und Lagarde, aber auch von den damaligen Staatschefs in der Finanzkrise kaputt gemacht wurde. Währenddessen beweist der Wirtschaftsminister vor laufender Kamera Tag für Tag seine Inkompetenz. Das wäre als Buchautor nur halb so tragisch. Als der wohl wichtigste Minister in diesen Zeiten ist dies eine Katastrophe und für den ökonomischen, also auch gesellschaftlichen Zusammenhalt dieses Landes unabdingbar. Denn Friedman hatte völlig recht, als er meinte: „Es gibt keine ökonomische Freiheit ohne gesellschaftliche Freiheit.“
Deutschland ist gerade dabei, beides zu verlieren.