Die Zahl hat es in sich: 55 Prozent der Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern glauben oder wissen, dass sie im vergangenen Jahr Opfer eines Cyber-Angriffs waren. Bei den Unternehmen mit weniger als 1000 Mitarbeitern sind es zwar nur 18 Prozent. Das kann aber auch an deren Sicherheitsstandards liegen, sagt Ilja Nothnagel, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Kleinere Unternehmen würden es daher oft nicht merken, wenn sie Opfer eines Angriffs aus dem Netz werden.
Die Art der Angriffe ist unterschiedlich. Fast ein Drittel der Unternehmen ist nach eigener Auskunft schon mal Opfer eines Spionageversuchs geworden. Mehr als ein Viertel Opfer einer Erpressung oder eines gezielten Versuchs, den jeweiligen Server durch Überlastung lahmzulegen. Datendiebstahl und Sabotage kommen bei etwa jedem fünften Unternehmen vor, berichtet Luise Ritter, die für die DIHK die Umfrage fachlich betreut hat.
Die Sicherheit der Daten sei daher ein wichtiges Thema für die nächsten Jahre, sagt Nothnagel. Zum einen seien die Unternehmen selbst aufgefordert, sich um ihre Sicherheit zu kümmern. Zum anderen müssten die Sicherheitsbehörden so aufgestellt sein, dass sie Angriffe frühzeitig erkennen, anmahnen und die Unternehmen davor beschützen können. Zumal die Art der Angriffe nicht gleichbleibe. Die Angreifer würden ihre Methoden immer wieder weiterentwickeln.
Angesichts der allgemeinen Lage komme der Digitalisierung eine bedeutende Rolle zu, sagt Nothnagel: „Die Wirtschaft ist in der Krise.“ Statt auf die Politik zu schauen, müssten die Unternehmen schauen, was sie für sich tun könnten. Da würden die Möglichkeiten der Digitalisierung etwa dabei helfen, den Fachkräftemangel zu lindern oder die Kosten zu senken. Wobei es nicht genüge, Vorgänge zu elektrifizieren. Digitalisierung könne nur funktionieren, wenn Unternehmen sie dazu nutzten, neue Abläufe zu entwickeln.
Das Stichwort der Stunde lautet Künstliche Intelligenz. Vor drei Jahren hatten noch 39 Prozent der Betriebe angegeben, Künstliche Intelligenz schon einzusetzen oder bald einführen zu wollen. Diese Zahl ist laut DIHK nun auf 61 Prozent angewachsen. Als Beispiel nennt Nothnagel „Chatbots“, die nach Feierabend oder am Wochenende als digitaler Kundendienst weiterhelfen. Auch im Bereich der Gestaltung von Designs nehme die Künstliche Intelligenz den Unternehmen bereits Arbeit ab.
Mit dem Ausbau der Künstlichen Intelligenz werde auch der Datenbedarf weiter explodieren. Aktuell seien 26 Prozent der Unternehmen mit dem Netzausbau unzufrieden. Vor drei Jahren waren es noch 35 Prozent. Doch mit der Zahl der digitalen Möglichkeiten wachse auch der Übermittlungsbedarf. Rückständigkeit führt laut Nothnagel dazu, dass Unternehmen Daten immer noch in Rekordern speichern statt in Clouds, also digitalen Speichern. Mitunter nähmen die Mitarbeiter abends sogar Datenträger mit nach Hause – um sie dort vor dem Zugriff von Angreifern zu schützen. In der Gastronomie, die öfters auf dem Land sitzt, beklagen immer noch 35 Prozent der Unternehmen das lahme Internet in Deutschland.
Die Anforderung an die Politik sei daher, den Breitbandausbau zu fördern. Dabei gehe es gar nicht so sehr um das eingesetzte Geld, sagt Nothnagel. Vielmehr käme es darauf an, dass die Behörden mit zügigen Verfahren den Weg freimachten und sich genügend Arbeiter fänden, den Ausbau in die Tat umzusetzen. Zudem müsse die Politik rechtliche Sicherheit im Umgang mit Künstlicher Intelligenz schaffen.