Tichys Einblick
Amerikanisch-chinesischer Handelsstreit

Umfrage: Deutsche China-Wirtschaft ist pessimistisch

Wenn zwei sich streiten, leidet der Dritte. Im Fall des amerikanisch-chinesischen Handelsstreits sind es nicht zuletzt die deutschen Unternehmen in China, wie eine Umfrage zeigt. Auf lange Sicht könnte etwas anderes für sie aber noch viel gefährlicher werden.

© Getty Images

Trump pokert weiter – die deutsche Industrie muss zittern. Kaum hatte es aus China geheißen, es gäbe eine Einigung bei den Handelsgesprächen mit den USA, dementierte US-Präsident Donald Trump. Der Verdacht liegt nahe, dass ihm die Unentschiedenheit des Konflikts und damit die Möglichkeit, immer mal wieder mit harten Zollmaßnahmen zu drohen, durchaus gefällt. Für die meisten amerikanischen Unternehmen ist schließlich China auch gar kein überlebensnotwendiger Exportmarkt. Ganz anders dagegen die Lage deutscher Industrieunternehmen.

83 Prozent von 526 in China tätigen deutschen Unternehmen sagen, dass sie vom Handelskonflikt zwischen China und den USA direkt oder indirekt (etwa durch multilaterale Lieferketten) betroffen sind, wie eine Geschäftsklima-Umfrage von KPMG im Auftrag der deutschen Handelskammer in China zeigt . 2018 waren es nur 30 Prozent. 

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Der guten Zeiten wegen
Die Erwartungen der deutschen Unternehmen in China sind so niedrig wie seit Jahren nicht mehr. Nur 27 % der Befragten erwarten, dass sie ihre geplanten Unternehmensziele für das Jahr 2019 erreichen oder übertreffen. Insbesondere in den Branchen Automobil und Maschinenbau – den traditionell starken Sektoren der deutschen Wirtschaft – sind die Vorhersagen signifikant zurückgegangen. 69 Prozent der befragten Autobauer erwarten eine Verschlechterung der Marktlage aus. Optimistisch sind dagegen 69 Prozent der befragten Unternehmen aus der Gesundheitsbranche. „2020 wird sehr wahrscheinlich durch die vom Handelskonflikt und der Abschwächung des globalen sowie chinesischen Wirtschaftswachstums bedingten Unsicherheiten geprägt sein“, bewertet Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Peking, das Geschäftsklima deutscher Unternehmen in China.

Dabei bleibt China für deutsche Exportunternehmen (im Gegensatz zu den meisten amerikanischen) ein entscheidender Markt. Für 53 Prozent der befragten deutschen Unternehmen ist China einer der drei wichtigsten Märkte, was den Umsatz angeht, für 47 Prozent von ihnen auch, was den Gewinn angeht und für 40 Prozent ist China das wichtigste Ziel für eigene Investitionen. Für jedes zehnte befragte Unternehmen ist China in allen drei Hinsichten der wichtigste Markt. Kurz gesagt: Die deutsche Wirtschaft ist in höchstem Maße abhängig von China.  

Neben dem amerikanisch-chinesischen Handelsstreit und dem Dauersorgenthema der staatlichen Marktzugangsbarrieren für ausländische Unternehmen hat die deutsche Exportindustrie aber noch einen weiteren, vermutlich sehr viel bedeutenderen Grund zur Sorge. Der chinesische Staat wird nämlich möglicherweise bald aus freien Stücken seine hohen Barrieren gegen deutsche Importeure abbauen können. Denn die eigenen chinesischen Unternehmen werden immer wettbewerbsfähiger, wie die deutschen Unternehmenslenker in China feststellen. 47 Prozent der Befragten glauben, dass ihre chinesischen Konkurrenten in den nächsten fünf Jahren in ihrer Branche die Innovationsführung übernehmen werden. 

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