Tichys Einblick
Wo der Tesla-Gewinn herkommt

Viel Aufregung und wenig Gewinn: Tesla sollte kein Vorbild für deutsche Autokonzerne sein

Hoffentlich nimmt sich die deutsche Autoindustrie am Tesla-Hype kein Beispiel. Was für sie normal ist, nämlich Profit zu erwirtschaften, sorgt bei Tesla für Schlagzeilen – auch wenn der Gewinn eher gering ist und seine Herkunft mit den weiterhin defizitären E-Autos nichts zu tun hat.

Ein Tesla-Händler poliert seine Ware

IMAGO / ZUMA Wire

Wenn Tesla Gewinne erzielt, so ist das sogar der seriösen deutschen Autopresse schon mal einen Eilmeldung wert. So vermeldete am Dienstag die Automobilwoche  eilig: „Erstes Quartal: Tesla erzielt Rekordgewinn.“ 

Was war geschehen: Der kalifornische Hersteller von Elektroautos hatte völlig unerwartet einen Rekordgewinn erzielt. Das, was bei BMW und Daimler seit Jahr und Tag fast jedes Vierteljahr Routine ist. Und kein Mensch regt sich darüber auf. Aber bei Tesla ist das etwas Besonderes.

Trotzdem muss man sich aufregen. Bei Tesla stiegen die Erlöse im ersten Quartal um 76 Prozent auf 10,3 Milliarden US-Dollar. Der US-Elektroautobauer Tesla ist damit zu Jahresbeginn weiter kräftig gewachsen und hat seinen bislang höchsten Quartalsgewinn ausgewiesen. In den drei Monaten bis Ende März „verdiente“ das Unternehmen von Tech-Milliardär Elon Musk unterm Strich 438 Millionen Dollar (362 Millionen Euro), wie es am Montag nach US-Börsenschluss mitteilte. Vor einem Jahr hatte die Bilanz lediglich ein leichtes Plus von 16 Millionen Dollar ausgewiesen.

Wo der Tesla-Gewinn herkommt
Das Besondere: Tesla schaffte im Auftaktquartal bereits das siebte Vierteljahr mit schwarzen Zahlen in Folge. Erzielt aber nicht im operativen Geschäft, sondern abermals durch Sonderfaktoren, wie durch den Handel mit Abgaszertifikaten, die andere Autobauer benötigen, um ihre Emissionsbilanz aufzubessern und so gesetzliche Vorgaben etwa in Kalifornien oder Europa zu erfüllen. Im ersten Quartal setzte Tesla damit 518 Millionen Dollar um. 

Hinzu kommt diesmal, dass die Tesla Bilanz von einer Spekulation Musks in die Kryptowährung Bitcoin profitierte, mit der das Unternehmen im Februar Schlagzeilen gemacht hatte. Musk hatte sich für 1,5 Milliarden Dollar mit Bitcoins eingedeckt, dann rund 300 Millionen wieder verkauft und daran gut 100 Millionen verdient. 

Rechnet man also zusammen, so fielen bei Tesla im 1. Quartal 2020 rund 600 Millionen Sondererträge an, von den 200 Millionen zur Deckung von Verlusten dienten und 400 Millionen als Gewinne ausgewiesen wurden. 

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Bleibt nur zu hoffen, dass die deutschen Hersteller ihr Geschäftsmodell nicht ändern und sich weiter in der Kunst üben, Geld mit dem Bau und Verkauf hochwertiger Automobile zu verdienen statt mit Spekulation. Eingedenk der hehren Worte von Karl Valentin: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“!

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