Tichys Einblick
Supergau der deutschen Wirtschaft

Die nächsten Traditionsunternehmen verschwinden – Infineon eröffnet neues Werk in Malaysia

Nicht nur Infineon: Lufthansa, Continental, Esprit, Depot – zahlreiche traditionsreiche Unternehmen mit deutschen Wurzeln stehen vor enormen Herausforderungen. Umsatzrückgänge, Stellenstreichungen und eine steigende Anzahl an Insolvenzen prägen vermehrt das Bild in der deutschen Wirtschaft.

Nach der Ankündigung von Infineon, 1400 Stellen zu streichen und weitere 1400 in Billiglohnländer zu verlagern, plant der größte deutsche Chiphersteller die Eröffnung einer neuen Fabrik in Malaysia

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Im ersten Halbjahr des Jahres 2024, hatte Lufthansa einen Verlust von 222 Millionen Euro verzeichnen müssen. Jahrzehntelang galt die Deutsche Lufthansa AG als die „niveauvolle‟ Prestige-Airline Deutschlands. Doch dieser Status ist längst in Vergessenheit geraten. Grund für den Umsatzrückgang sind die starke Konkurrenz, die steigenden Personalkosten, aber auch die hohen Treibstoffkosten, Gebühren und steuerliche Abgaben, die anfallen.

Inzwischen ist offenkundig, dass die Ampelregierung dem Flugverkehr in Deutschland im Namen des „Umweltschutzes‟ den Kampf angesagt hat. Genau das hat auch Lufthansa in den letzten Jahren zu spüren bekommen. Doch die Doppelmoral – nach dem Motto „Wasser predigen und Wein trinken‟ – der deutschen Regierung ist äußerst fragwürdig.

Allein während der EM 2024 wurden 531.000 Euro an Steuergeldern für Flugtickets von Regierungsmitgliedern ausgegeben. Dies lässt Raum für Zweifel, dass es hier weniger um den tatsächlichen Schutz des Klimas oder der Umwelt geht, sondern vielmehr um die Durchsetzung einer politischen Ideologie.

Zudem ist die Besteuerung von Flugtickets in den letzten Jahren rasant nach oben geschossen. Die Kosten, die für Airlines bei Start und Landung an deutschen Flughäfen anfallen, haben sich in den letzten Jahren ebenfalls erheblich erhöht. Während Fluggesellschaften in Frankfurt für den Start und die Landung eines Airbus A320 jeweils bis zu 10.000 Euro zahlen, sind die Gebühren an internationalen Flughäfen deutlich niedriger. In Madrid belaufen sich die Kosten auf etwa 2.000 bis 4.000 Euro, während sie in Doha und Dubai zwischen 2.000 und 5.000 Euro liegen. Kein Wunder, dass ehemalige Luftfahrt-Drehkreuze wie München oder Frankfurt am Main nach und nach durch internationale Standorte abgelöst werden.

Infineon auf dem Rückzug

Der Chiphersteller Infineon hatte vor kurzem verkündet, durch den Abbau und die Verlagerung von insgesamt 2.800 Arbeitsplätzen Kosten senken zu wollen. Demnach sollen 1.400 Stellen gestrichen werden, darunter auch eine dreistellige Zahl am Standort Regensburg. Die restlichen Stellen sollen in „Billiglohnländer‟ verlagert werden. Nun plant der Chiphersteller die Eröffnung einer neuen Fabrik in Malaysia.

Infineon sieht sich derzeit mit einer rückläufigen Nachfrage nach Mikrochips konfrontiert. Unter anderem auch bedingt durch die starke Konkurrenz von Branchenriesen wie TSMC (Taiwan Semiconductor), Intel, Samsung oder Broadcom. Finanzvorstand Sven Schneider schätzt die Leerstandskosten für das laufende Geschäftsjahr auf etwa 800 Millionen Euro.

Außerdem hat die Bundesregierung kürzlich einen bedeutenden Vertrag mit dem US-amerikanischen Halbleiter-Riesen Intel abgeschlossen, der in Magdeburg den Bau eines der fortschrittlichsten Chipwerke weltweit vorsieht. Intel kündigte an, dass diese Anlage rund 3000 neue Arbeitsplätze schaffen wird. Angesichts dieser Entwicklung stellt sich die Frage, wie es möglich ist, dass ein US-Unternehmen aus derselben Branche den Vorzug bekommt, während ein deutsches Unternehmen wie Infineon enorm unter Druck steht.

Warum erhält nicht Infineon die Unterstützung für den Bau eines neuen Chipwerks in Deutschland? Warum wird nicht der Ausbau der bestehenden Standorte in Regensburg oder Dresden vorangetrieben? Und warum werden nicht generell unternehmerfreundliche Rahmenbedingungen geschaffen, um die Destruktion bzw. Abwanderung deutscher Unternehmen zu verhindern?

Continental strebt Konzernspaltung an

Seit einigen Jahren bereits erwägt der deutsche Konzern Continental, seine beiden Geschäftsbereiche – Automobilzulieferung und Reifenproduktion – voneinander zu trennen. Diese weitreichende Entscheidung wird nun Realität. Die Separierung soll Ende dieses Jahres umgesetzt werden.

Die Konzernführung ist zu dem Schluss gekommen, dass die schwächelnde Autosparte die prosperierende Reifendivision ausbremst und möchte nun schnellstmöglich handeln. Um die Stabilität des Unternehmens zu gewährleisten, seien jetzt drastische Maßnahmen erforderlich – hierin ist sich der Vorstand unter der Leitung von Nikolai Setzer einig. Der Konzernchef kündigte vor Kurzem die Absicht an, den Automobilbereich von der Reifenproduktion abspalten zu wollen. Die Reifensparte bei Continental zeigt sich nämlich im Vergleich deutlich erfolgreicher. Der Fachbereich rund um die Reifenproduktion erzielte allein im ersten Quartal einen Gewinn von 374 Millionen Euro. Im Gegensatz dazu verzeichnete die Automobilsparte einen Verlust von über 250 Millionen Euro.

Grund hierfür, sind die großen Umwälzungen, vor der die Automobilindustrie aktuell steht, insbesondere durch den erzwungenen Übergang in die Elektromobilität. Ähnliche Probleme sieht man daher momentan auch bei anderen Zulieferern, wie ZF Friedrichshafen, Bosch oder Denso.

Dekohersteller Depot öffnet Konkurs

Der Dekorationshersteller meldete letzte Woche Insolvenz an. In Österreich sollen 48 Standorte geschlossen werden, während die genaue Zahl der betroffenen Filialen in Deutschland noch unklar ist. Es scheint jedoch, dass der Einzelhändler in einer verkleinerten Form weitergeführt werden soll.

In seiner Hochphase umfasste das Filialnetz etwa 680 Läden. Doch das wirtschaftspolitische Versagen der Regierung während der Pandemie und der generelle Umsatzrückgang zwangen das Unternehmen dazu, das Netz zu straffen und die Zahl der Standorte zu reduzieren.

Deutsche Modekette Esprit ist am Ende

Noch nicht allzu lange her, da war nahezu jede deutsche Einkaufsstraße geprägt durch einen Esprit-Store. Doch nun hat nach unzähligen deutschen Unternehmen auch der Modehändler Insolvenz angemeldet. Das eingeleitete Insolvenzverfahren lässt darauf schließen, dass nahezu alle 1300 Mitarbeiter entlassen werden könnten. Es gäbe zwar interessierte Investoren, diese seien jedoch lediglich an den Markenrechten interessiert.

Esprit zählte einst zu den profitabelsten Modemarken in Deutschland. Doch bereits über die letzten Jahre spiegelte sich der Niedergang des Unternehmens deutlich im Kursverlauf der Aktie wider. 2007 war eine Esprit-Aktie noch 30 Euro wert, doch seitdem setzte ein dramatischer Abwärtstrend ein. Heute ist eine Esprit-Aktie nur noch einen Cent wert – faktisch also wertlos.

Fazit

Immer mehr traditionsreiche deutsche Unternehmen geraten in ernsthafte Schwierigkeiten, und die Schuld dafür liegt nicht zuletzt bei der deutschen Wirtschaftspolitik. Fehlende Weitsicht, steigende Steuerbelastungen und ein Mangel an gezielter Unterstützung, etwa in Form von Bürokratieabbau für heimische Unternehmen haben dazu geführt, dass Konzerne wie Lufthansa, Infineon, Continental, Depot und Esprit in die Bredouille geraten.

Statt unternehmerfreundliche Bedingungen zu schaffen, die Innovationen fördern und Wettbewerbsfähigkeit erhalten, werden ideologisch motivierte Entscheidungen getroffen, die deutsche Unternehmen ins Ausland drängen oder in die Insolvenz treiben. Dies gefährdet nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch die Zukunft der deutschen Wirtschaft insgesamt.

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