Die Energiepreise sind im vergangenen Jahr rasant gestiegen. Laut Statistischem Bundesamt verteuerte sich leichtes Heizöl um satte 41,8 Prozent, Kraftstoffe um 22,6 Prozent und Gas um 4,6 Prozent. Ohne die Energiepreise hätte die Gesamtinflationsrate bloß 2,3 Prozent statt 3,1 Prozent betragen, teilte das Statistische Bundesamt mit.
Die Kritik an der sogenannten grünen Inflation, der „Greenflation“, wird denn auch immer lauter. Kürzlich sei Greenflation noch „ein Tabuthema“ gewesen, stellte etwa der Politik-Chef des Handelsblatts fest. Selbst die Tagesschau titelt „Klimaschutz erhöht die Preise“ und bemerkt: „Investitionen in die Energiewende und die steigende CO2-Steuer tragen zum Preisauftrieb bei.“
Laut der Theorie erhöht sich das Preisniveau, wenn die Notenbank die Geldmenge ausweitet und Geldnachfrage sowie Güterproduktion unverändert bleiben. Das geschah etwa während der Corona-Krise. Seit März 2020 verdoppelten das EZB-System und die Fed nahezu ihre Bilanzsummen. Gleichzeitig brach das Güterangebot aufgrund der weltweiten Corona-Maßnahmen ein. Da halfen selbst eine erhöhte Bargeldnachfrage und Sparquote wenig – die Preise zogen massiv an.
Der Ökonom Steve Hanke hat in einem Fachaufsatz vom Dezember 2021 auf Basis der Quantitätstheorie berechnet, wie hoch der Geldüberhang in der Eurozone ist und wie kräftig die Inflation in den kommenden Jahren steigen wird, wenn die EZB die Geldmenge nicht weiter ausweitet. Laut dem Professor der John-Hopkins-Universität läge die Teuerungsrate im Schnitt bei 2,5 bis 3 Prozent. In Deutschland würde sie etwas kräftiger steigen, vermutet Hanke. Der Inflationszyklus werde erst enden, wenn die Zentralbanken das Geldmengenwachstum verlangsamten.
Angesichts dessen verwirrt der Begriff Greenflation die Bürger bloß. Er vernebelt die wahre Ursache der steigenden Preise. Die Inflationsrate läge auch ohne die grüne Energiepolitik weit über dem 2-Prozent-Ziel der EZB. Zwar hätte sich Energie wohl weniger kräftig verteuert, dafür hätte sich der Inflationsdruck in anderen Bereichen der Wirtschaft entladen.
Die EZB sollte in dieser Situation die Geldmenge reduzieren und die Zinsen deutlich erhöhen. Das würde die Weltwirtschaft in eine Depression stürzen, aus der sie sich aber rasch erholen könnte, wenn die Märkte liberalisiert würden. Etwa war die US-Depression von 1920 bis 1921 vergleichsweise kurz, als der Bundesstaat Ausgaben und Steuern drastisch reduzierte – im Gegensatz zur Großen Depression.
Doch EZB und Fed verfolgen weiter eine lockere Geldpolitik – in den Bilanzen ist bislang wenig von der angekündigten geldpolitischen Wende zu sehen. Die Gesamtbilanzen schwellen weiter an. Etwa betrug das Wachstum bei der EZB im Oktober 93 Milliarden Euro, im November 91 Milliarden Euro und im Dezember 109 Milliarden Euro. Erst seit Januar liegt das Plus in den ersten beiden Wochen etwas geringer bei 27,6 Milliarden Euro.