Dreimal nur noch soll jeder Bundesbürger in die Welt und zurück fliegen dürfen. Jeder soll dafür entsprechende Zertifikate wie früher Lebensmittelmarken zugeteilt bekommen. Wer mehr fliegen will, muss sich ungenutzte Bescheinigungen von anderen kaufen.
Nur kurz nach „Kerosin-Kathas“ Kommunikations-Sündenfall folgt ihr ein weiterer Grüner, diesmal ein Bundestagsabgeordneter, aber – auffallend – auch wieder aus München wie auch Frau Schulze.
Der Grüne Dieter Janecek (42), der FDPler und CDUler mit kruden Vergleichen auf „Reichsbürger-Niveau“ oder dem von „Verschwörungstheoretikern“ sieht, will mit seinem Vorschlag den Deutschen die »Lust-Vielfliegerei« vergällen, um – na was schon – das »Klima zu schützen«. Der Bundestagsabgeordnete fordert in einem Interview mit dem Münchner Merkur: »Die Lust-Vielfliegerei muss eingedämmt werden!«
Janecek zählt zu den größten Lobbyisten des umstrittenen Abmahnvereines »Deutsche Umwelthilfe e.V.«; er nimmt für sich in Anspruch, 2008 vor dem Europäischen Gerichtshof die Feinstaubrichtlinie erstritten zu haben. Wenn er fliegt, dann bezahlt der Steuerzahler seinen CO2-Ablass.
Hat Dieter Janecek (42) ein deutliches Wort zu „Kerosin-Katha“ gesprochen? Auf die entsprechende Frage weicht er aus: »Auch Grüne sind keine perfekten Menschen und verhalten sich widersprüchlich.« Er jedenfalls fahre ein kleines elektrisches Auto und esse wenig Fleisch. »Aber ich arbeite im Bereich Außenwirtschaft gerade auch viel mit Afrika. Da kann ich nicht mit dem Schlauchboot nach Angola rudern.«
Wir sehen: Er selbst ist also wichtig und darf das. Auf Kosten des Steuerzahlers natürlich. Doch dienstlich möglichst schnell zu einem anderen Ort kommen – das müssen viele andere auch.
Der grüne Abgeordnete findet den Vorschlag des Mobilitätsforschers Professor Andreas Knie sehr interessant: »Jede Person hat ein festes Budget an Flügen, die er oder sie am freien Markt kaufen kann. Wer mehr fliegen will, muss die Flüge dann von anderen kaufen, die ihr Budget nicht ausschöpfen. Dadurch würde die Vielfliegerei teurer.«
Als Vielflieger gelte, wer mehr als drei internationale Flugpaare im Jahr bucht. Aber selbst das sei für das Klima schon zu viel, bedauert Janecek: »Aber irgendwo muss man ja anfangen. Außerdem muss man noch die Streckenlänge berücksichtigen. Es macht ja einen Unterschied, ob man von München nach Prag fliegt oder drei Mal auf die Malediven oder in die USA.«
Er sieht einen munteren Austausch ähnlich wie der Schwindel mit den CO2-Zertifikatehandel der Stromproduzenten: »Jeder hätte praktisch seinen privaten Emissionszertifikatehandel. Das heißt, jeder bekommt sein Budget gutgeschrieben. Und wer wenig fliegt, kann Anteile sogar verkaufen und Geld verdienen.«
»Mehr Unternehmen und Geschäftsreisende würden darüber nachdenken, ob nicht auch Videokonferenzen mal eine Alternative sein könnten.« Er fügt aber nicht hinzu, ob er das seiner grünen Kollegin Schulze empfohlen habe, die mal zum Kurztrip nach Kalifornien fliegt und Eis aus Plastikbechern futtert. Was ihr im übrigen herzlich gegönnt sei, wenn sie nur nicht allen anderen den Spaß verbieten wollte.
Der Vielflieger Janecek betont: »Wir brauchen Antworten darauf, wie wir die Klimabelastung durchs Fliegen bei einer steigenden Weltbevölkerung senken können.«
»Solche Ideen führen zu immer mehr staatlicher Überwachung des Lebens der Menschen und schüren Politikverdrossenheit«, lehnt NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) ab. FDP-Fraktionschef Christian Lindner sieht: »Wer Flugreisen rationiert, der zeigt das alte Gesicht einer Verbotspartei.« Als einen »dusseligen Vorschlag« sieht das der Hamburger SPD-Mann Johannes Kahrs und redet erstaunlicherweise einem selbst bestimmten Handeln der Menschen das Wort: »Die Menschen sollten selbst entscheiden, wann und wie sie fliegen.«
Lustigerweise gehören auch die Grünen im Münchner Stadtrat selbst zu den Vielfliegern. Schon 2010 setzten sie politisch höchst korrekt durch, dass sämtliche Flug-Dienstreisen der Stadträte und Mitarbeiter der Verwaltung erfasst werden müssten. Das hätten sie besser unterlassen. Das für sie peinliche Ergebnis: Am meisten flogen – Grüne. Sie bringen die Münchner kommunalpolitische Reisestatistik arg ins ökologisch bedenkliche Wanken.
Bisher haben die Grünen darauf verzichtet, schon mal in der eigenen Partei ein generelles Flugverbot für Urlaubsreisen einzuführen. Das wäre mal ein vorbildlicher Schritt voran in einer ach so guten Sache. Spaßig wäre zu sehen, wie lange die Parteimitglieder mitmachen würden. Hat doch der Spiegel bereits vor fünf Jahren über eine Umfrage berichtet, dass Anhänger der Grünen am meisten das Flugzeug benutzen. Die Ergebnisse der Umfrage legten laut Spiegel nahe, dass die gut situierten Grünen mit ihrer Luftfahrtpolitik vor allem Verzicht für andere predigten.
Und was, wenn sich jetzt bei den Grünen auch noch herumspricht, welch ungeheures Klima-Vernichtungspotential in einer weiteren Art des Fliegens steckt: den Flügen zur Internationalen Raumstation. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst (»Astro-Alex«) hatte bekanntlich von der ISS eine Botschaft an die Kinder der Erde gesandt. Darin (»Liebe Enkelkinder!« ) beklagte er wiederum politisch höchst korrekt, dass »wir« die Atmosphäre mit CO2 verpesten und damit das Klima in Gefahr bringen würden. Eigentlich müsste er das mit dem CO2 besser wissen. Aber: »Im Moment sieht es so aus, als ob wir euch den Planeten nicht gerade im besten Zustand hinterlassen werden.«
Das sagte der Richtige am rechten Ort. Beim Start einer Sojus-Raumfahrtrakete werden horrende Mengen an Treibstoff verbraten und in wenigen Minuten mehrere hundert Tonnen CO2 herausgeblasen.