Wieder erschreckende Szenen auf einem der großen Spezialfrachtschiff, das Autos transportiert: Ein Elektroauto brennt in den Laderäumen und setzt in Folge das Schiff in Brand. Vor der niederländischen Insel Ameland brennt der Frachter „Fremantle Highway“ lichterloh. An Bord: 23 Mitglieder der Besatzung und 2.857 Autos. Darunter waren nur 25 Elektroautos, von denen nach bisherigem Wissensstand eines die Katastrophe ausgelöst hat.
Ein Seemann kam ums Leben, laut Telegraf sprangen sieben Besatzungsmitglieder über Bord und konnten von der Küstenwache gerettet werden. Weitere wurden mit Hubschrauber vom Schiff abtransportiert und nach Lauwersoog (Niederlande) und zum Flughafen Groningen Eelde gebracht. 16 Besatzungsmitglieder wurden mit Atemproblemen in Krankenhäuser gebracht. In Lebensgefahr soll keiner schweben. Sollte der Frachter nicht abgeschleppt werden können, droht eine veritable Umweltverschmutzung an der naheliegenden Küste.
Erneuter Schiffsbrand
Der Frachter „Fremantle Highway“ fuhr von Bremerhaven aus Richtung Port Said in Ägypten. Wie die Küstenwache mitteilte, habe sich das Feuer schnell ausgebreitet. Die Besatzung versuchte zwar, die Flammen zu löschen, doch ein brennendes Elektroauto lässt sich praktisch nicht mehr löschen. Alle Versuche schlugen fehl. Auch die Löschanlagen auf dem Schiff konnten offenbar nichts mehr ausrichten, denn es handelt sich nicht um einen klassischen Brand, sondern eine komplexe chemische Reaktion.
Mit diesem schwimmenden Parkhaus ist erneut ein Frachtschiff auf See in Brand geraten, weil sich im Inneren die Batterie eines Elektroautos entzündet hat.
Das erinnert an die gespenstischen Bilder des brennenden Frachters »Felicity Ace«, der erst im Februar vergangenen Jahres südlich der Azoren in Brand geraten war. An Bord waren seinerzeit ebenfalls Elektroautos. Löschversuche schlugen ebenfalls fehl. Die 22 Seeleute hatten sehr viel Glück, dass sich ein Boot der portugiesischen Marine in der Nähe befand und sie aufnehmen konnte. Währenddessen brannte der schwimmende Gigant über mehrere Tage vollkommen aus und erlaubte wieder einen Blick auf die Gefährlichkeit der Elektroantriebe mit ihren kritischen Batterien. Sehr hohe Energiemengen sollen in den Lithium-Ionen-Akkus auf sehr engem Raum gespeichert werden.
Brennende Lithium-Ionen-Akkus sind praktisch nicht zu löschen, wenn sie einmal in »Brand« geraten sind – wobei »brennen« das falsche Wort ist. Denn es ist keine Reaktion mit Sauerstoff aus der Luft, keine Oxidation, die mit Sauerstoffentzug durch Löschwasser oder massiven CO2-Einsatz zum Beispiel recht schnell zu beenden wäre. Sondern es sind Kurzschlüsse, die sich wie bei einer Kettenreaktion durch die Zellen des Akkus fortsetzen. Eine Zelle erhitzt sich so stark, dass die benachbarte Zelle ebenfalls »durchgeht«. Kammern sollen die Zellen voneinander isolieren, doch ist die Hitzeentwicklung meist zu stark.
Allein der Bestandteil Lithium an einer modernen Lithiumionen-Batterie ist wie alle Alkalimetalle zum Beispiel Natrium gefährlich. Das Leichtmetall ist extrem reaktiv, entflammt bereits bei Raumtemperatur und reagiert mit Wasser unter Wärmeabgabe. Lithiumbrände sind praktisch nicht löschbar. Der Kontakt mit Lithium führt zu schweren Verletzungen.
Mit Wasser zu löschen, ist auch keine besonders gute Idee. Reichen für das Löschen eines normalen Verbrennerautos 300 bis 500 Liter Löschwasser, so werden bei einem Elektroauto 10.000 bis15.000 Liter Löschwasser benötigt. Dabei entstehen gefährliche Stoffe vor allem Flusssäure.
Auch in Frankfurt erlebte ein »Pionier der elektrischen Taxis«, dass ein Verbrenneraus nicht gleichzeitig bedeutet, dass es zu brennen aufhört: Nachdem der Fahrer des Taxiunternehmens von Frank Benner nach seiner Nachtschicht nach Hause fuhr und sich im Stadtteil Riederwald ins Bett legen wollte, hörte er einen lauten Knall. Er sah auf der Straße riesige Flammen aus seinem Tesla schlagen. Zu löschen war auch hier nichts mehr. Die Feuerwehr war zwar nach zehn Minuten da, schickte die Bewohner schnell in die Häuser zurück und überzog den brennenden Tesla mit einem Spezialschaum.
»Bäume glühen, der Asphalt wird weich«, beschreibt eine Lokalzeitung das Inferno, in dem auch ein daneben parkender Audi verbrennt; diesmal stimmt „Verbrenner“. Nicht auszudenken, hätten die Flammen auch noch die aus sehr gut brennbarem Polystyrol bestehende Dämmfassade der Häuser in Brand gesteckt. Noch fehlen tragende Überlegungen, wie Parkhäuser und Parkplätze vor explodierenden E-Autos geschützt und Brände eingedämmt werden können. Die Gefahr wächst in dem Maße, wie sich die Zahl von E-Autos erhöht. „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern“, sagte einst Innenminister Thomas de Maizière. Er meinte damit allerdings nicht E-Autos.