Tesla veröffentlichte Anfang April 2024 zwar nur spröde einige wenige Zahlen zum ersten Quartal 2024, doch diese lassen für den Finanzbereich wenig Gutes erahnen: So hat Tesla im ersten Quartal des Jahres 433.371 E-Autos produziert und 386.810 ausgeliefert. Die Differenz landete auf Halde, wo bereits im Vorquartal 10.000 Autos deponiert werden mussten (04/2023: Produktion 494.989, Absatz 484.507 Einheiten).
Damit hat Tesla erstmals seit fast vier Jahren einen Rückgang bei den Auslieferungen verbucht. Weitere Details zum Geschäftsergebnis im ersten Quartal 2024 mit Zahlen unter anderem zu Umsatz und Gewinn/Verlust nebst Prognose 2024 wollte Tesla zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben. Immerhin verriet der Elektro-Pionier aus Texas vorab so viel, dass der Gewinn im ersten Quartal 2024 um 48 Prozent eingebrochen und der Umsatz im gleichen Zeitraum um 9 Prozent zurückgegangen ist. – Kein Wunder, wurden doch vom im November 2023 vorgestellten martialischen, tonnenschweren Stahl-Cyber-Truck bislang erst 10.000 Einheiten verkauft, die überdies alle wegen Sicherheitsproblemen am Gaspedal in die Werkstatt zurück müssen.
Nach Tesla musste nun auch Autogigant Ford aus Dearborn für seine Elektrosparte bei den Geschäftszahlen für das 1. Quartal 2024 erneut immense Verluste vermelden. Laut einem Bericht von CNN machte die E-Auto-Division des Automobil-Urgesteins rund 1,3 Milliarden US-Dollar Verlust. Das entspricht rein rechnerisch in den ersten drei Monaten 2024 einem Minus von 132.000 Dollar oder rund 123.000 Euro für jedes der 10.000 E-Fahrzeuge, die Ford in den ersten drei Monaten dieses Jahres verkauft hat (Auto-Gigant verliert Milliarden mit teuren E-Autos: Er geht paradoxen Schritt).
Was zu dem Paradoxon führt, dass der Ford-Finanzvorstand John Lawler jedes nicht verkaufte Elektroauto seines Vertriebs gegenüber Kollegen bejubelt, vermindert es doch den Verlust.
Problematisch ist: Bei Ford nehmen die Verluste aus dem E-Mobil-Geschäft zu statt ab. Vor einem Jahr stand die Elektromobilitäts-Sparte bei Ford nicht besser da, sondern nur etwas weniger schlecht: Im ersten Quartal 2023 war der Verlust mit Elektroautos mit 722 Millionen US-Dollar nur halb so hoch wie aktuell.
Die Ergebnisse für das erste Quartal 2024 zeigen erneut den Druck, der gerade auf Traditionsautobauern aus dem Geschäft mit E-Autos in den USA lastet – immerhin zählte der Ford Mustang Mach-E 2023 zu den vier meistverkauften Elektroautos in den USA, hinter dem Tesla Model Y, Model 3 und dem Chevrolet Bolt.
Fords Pkw-Elektro-Division („Model e“) verkaufte im ersten Quartal laut CNN 10.000 Fahrzeuge und somit rund 20 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Der Umsatz brach um 84 Prozent auf rund 100 Millionen US-Dollar ein. Ford führt das hauptsächlich auf die Preissenkungen und den Preisdruck zurück, der aktuell in der gesamten Branche zu spüren ist.
Der Preiskrieg, der seit etwa anderthalb Jahren unter E-Autobauern ausgefochten werde, habe es schwierig gemacht, Elektroautos rentabel zu produzieren und zu verkaufen, so Fords Finanzchef John Lawler. Ford habe es zwar geschafft, die Produktionskosten für jeden Mustang Mach-E um etwa 5.000 Dollar zu senken – aber „der Umsatz sinkt schneller, als wir die Kosten senken können“, so Lawler. – Da dürfte Ford nicht alleine stehen, zumal dann nicht, wenn die Kostenstrukturen bereits in Zeiten, als die Umsätze noch zweistellig anstiegen und die Wachstumsphantasien in voller Blüte standen, extrem „auf Kante genäht“ wurden.
Trotz allem Ungemach bleibt Ford optimistisch in Sachen E-Mobilität. Ähnlich, wie im Vorjahr Ford-Chef Jim Farley bei der Bekanntgabe des Teilrückzugs von Ford aus Europa eine deutliche Verbesserung der Ertragslage versprach, zeigte er sich nun trotz der immensen Verluste bei den Elektroautos in einer Telefonkonferenz mit Investoren positiv gestimmt. Farley zufolge nehme das Unternehmen aktuell Veränderungen in seinem Elektroautogeschäft vor – und er versprach günstige und dennoch profitable E-Autos für die Zukunft. Wann, ließ er offen.
Für gelernte Ökonomen etwas schwer nachzuvollziehen, gab Farley bekannt, statt die Preisschraube nach oben zu drehen, wolle er die E-Autos seines Unternehmens günstiger machen und dabei trotzdem profitabel werden. Er verwies in einem Bericht von InsideEVs darauf, seit Ford die Preise für den Mustang Mach-E um 17 Prozent gesenkt habe, sei der Absatz des Stromers rapide gestiegen. – Zu mehr als insgesamt 10.000 verkauften E-Autos bei Ford hat das aber nicht gereicht. Angesichts eines Verlustes je E-Auto bei Ford von durchschnittlich 132.000 US-Dollar dürfte ein weiterer Verlustanstieg also vorprogrammiert sein, es sei denn, die Nachfrage nach Ford-E-Autos würde beträchtlich anziehen.
Der Ford-Chef versprach indessen unverdrossen, dass die nächste Generation an Ford-Elektrofahrzeugen erschwinglich und rentabel sein werde. Das Unternehmen sei auf dem besten Weg, ein profitables E-Auto-Geschäft aufzubauen, während das Geschäft mit Verbrennerfahrzeugen weiterhin Cashflow generiere. „Was für uns wirklich aufregend ist, ist, dass wir eine Marktlücke sehen“, so Farley weiter. „Wir glauben, dass wir bei 25.000 oder 30.000 Dollar profitabel sein können.“
Auch General Motors, Fords schärfster Konkurrent in den USA, macht offensichtlich mit Elektro-Autos Verluste. GM meldete jedenfalls, dass das Elektroauto-Geschäft in der zweiten Jahreshälfte profitabel sein werde, also erst in Zukunft, und das bei schwächelndem Markt. Genaue Geschäftszahlen von GM für das 1. Quartal sind bisher nicht bekannt (Auto-Gigant verliert Milliarden mit teuren E-Autos: Er geht paradoxen Schritt, msn.com).