Keine Region in Deutschland wurde in den letzten Monaten derart mit schlechten Nachrichten bombardiert wie das Saarland. Erst traf die Entscheidung von Ford das kleine Bundesland, das Werk in Saarlouis mit 4.500 Beschäftigten bis Ende 2025 aufzugeben. Die Produktion des Ford Focus dort läuft aus – und das elektrische Nachfolgemodell entsteht künftig im spanischen Valencia. Als nächstes kündigte der renommierte Getriebehersteller ZF an, in seinem Werk Saarbrücken 6000 Jobs abzubauen. Grund: das Verbrenner-Verbot der EU. Beim Stahlhersteller Dillinger Hütte könnte die erzwungene Umstellung auf „grünen Stahl“ sogar 20.000 Arbeitsplätze kosten.
Die letzte Hoffnung für die Ford-Werker und die Region hing bis jetzt an der vagen Möglichkeit, dass der chinesische E-Autohersteller BYD (Build Your Dreams) die Ford-Produktionsstätte in Saarlouis übernehmen könnte. Denn in der Branche war bekannt, dass der Konzern aus Shenzhen für seine Expansion nach einem Standort in der EU sucht. BYD scheint ihn jetzt gefunden zu haben, allerdings woanders: in Ungarn.
Die noch nicht offiziell bestätigte Nachricht stammt sowohl von der Führungsebene des Unternehmens selbst als auch von dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán. Der Regierungschef war Mitte Oktober nach China gereist, hatte dort auch die BYD-Zentrale in Shenzhen besucht und Konzernchef Wang Chuanfu gesprochen. Ungarn, das gerade seine Atomkraft ausbaut, kann neben gut ausgebildeten Facharbeitern und günstigen Steuern vor allem sichere und preiswerte Energie bieten. Das Werk soll in Szeged entstehen und jährlich eine sechsstellige Zahl von Fahrzeugen produzieren.
Ab 2024 wird BYD seine Modelle auch in Brasilien fertigen, außerdem gibt es Pläne für eine Fabrik in Mexiko. Der chinesische Hersteller besitzt bereits einen großen Marktanteil in China selbst. International will er zum großen Herausforderer von Tesla aufsteigen.