Tichys Einblick
China übernimmt Verbrenner

Neuer Super-Motor von Mercedes made in China

Ein Schlag gegen den Automobilstandort Deutschland - ausgeführt nicht von irgendeinem Produktions-Krauter, sondern von der Nobelmarke Daimler-Benz aus Stuttgart. Entwicklung und Produktion der Verbrenner-Motoren wandert nach China, während man in Deutschland etwas von chinesischen E-Autos erzählt.

IMAGO

„Mercedes entwickelt derzeit den neuen Welt-Hybrid Motor M252. Gebaut wird er aber nicht in Stuttgart – Untertürkheim oder bei der 100%igen Mercedes MDC GmbH in Kölleda, sondern in China.“, so die eher unauffällige Pressemeldung.

Dabei wäre es einen Aufschrei wert.

Dort wird berichtet, dass der neue  4-Zylinder Hybrid  Motor mit der technischen B Bezeichnung M252 zwar von Mercedes entwickelt, aber in China produziert wird.  Dabei wird die Produktion von Mercedes Qualitätsingenieuren in Peking (China) vor Ort überwacht, so dass alle Qualitätsziele eingehalten werden können. Das soll wohl beruhigen – aber kann die Beschäftigten am Standort Stuttgart nicht in Ruhe wiegen. Motoren und der damit verbundene Antriebstrang sind das Herz des Automobils. Und der neue Hersteller ist nicht einmal eine Mercedes-Tochter, sondern ein chinesisches Fremdunternehmen.

Der Verbrenner wird von China übernommen

Daimler folgt dabei dem Beispiel anderer Autohersteller, die aufgrund des Verbrennerverbots und dem vermeintlichen Siegeszug der Elektromobilität ihre Verbrenner-Motorenentwicklung und die dazugehörigen Motorenproduktionswerke in separate Firmen abgespaltet, in Deutschland weitgehend eingestellt oder nach China verlagert haben.

Renault und Geely, der Mutterkonzern des früher schwedischen Herstellers VOLVO,  haben so, mit Sitz in London, die Horse Power Limited  gegründet. Diesem Joint Venture ist auch Aramco (der Mineralöl-Konzern Saudi-Arabiens) beigetreten. Dieser neue Motoren-Konzern hat in Summe 19.000 Angestellte auf drei Kontinenten und soll Verbrenner für den Weltmarkt liefern. Die Tochterfirma Aurobay China (ehemalige Geely Motorenwerke) haben dabei den Auftrag zur Fertigung des neuen Mercedes M252 Hybrid erhalten. Dieser wird dann an die Mercedes Produktionswerke in Rastatt, Ungarn und Peking zum Einbau in die Karossen geliefert.

Aurobay teilte inzwischen auch mit ,dass die Entwicklung des neuen M252 gemeinsam mit Aurobay China und den Mercedes Kollegen erfolge. Es ist also keinesfalls so, dass die Blaupausen noch aus Stuttgart kommen – Forschung und Fertigung gehören zusammen. Die Produktion übernimmt dann komplett Aurobay China. Frau Wang (CEO von Aurobay China) spricht von einem hohen Preisvorteil bei der Produktion des Motors. Die Mercedes Kollegen seien mit der Kostenentwicklung sehr zufrieden. Das ist schön für die Kostenrechner in Stuttgart, aber nicht schön für Ingenieure und Mechatroniker vor Ort, deren Zukunft gerade auswandert.

Denn damit wandert die Motorenproduktion nach China und dort ist man  stolz auf die Leistungswerte, die in Deutschland und der EU verdammt werden. So meldet Aurobay, gewissermaßen als Mercedes 2.0 der Motorenentwicklung stolz:

Aurobay kündigt einen neuen 2,0 Liter 4-Zyilnder mit 1.974 ccm an. Er leistet bis zu 272 PS und 400 NM. Das Trockengewicht liegt bei 140 kg und die maximale Drehzahl des DOHC Turbomotor liegt bei 5.700 U/min. Der Zylinderkopf und der Block sind aus Aluminium gefertigt und der thermische Wirkungsgrad und damit der Verbrauch seien fabelhaft.  


Bei diesen Angaben könnte es sich bereits um erste Daten zum neuen Motor M252 handeln, der auch bei Geely und Volvo zum Einsatz kommen soll. Damit zeigt sich: Der Verbrenner ist nicht tot. Er kommt künftig aus China, und zwar für die ganze Welt.

Bei der neuen MMA Plattform von Mercedes wird dann der M252 Motor mit dem weiterentwickelten F-DCT2 8G-DCT Getriebe mit integriertem 48 Volt Mild-Hybridsystem gekoppelt.

Der Start dieser Plattform mit Verbrennungsmotoren ist rund 9-12 Monate nach dem Elektro-CLA , also voraussichtlich Anfang 2026.

Die Zerstörung des Auto-Standorts Deutschland

Zu dieser Entscheidung von Mercedes nachfolgend drei Stimmen, davon eine aus der Wissenschaft und langjährigen Praxis, eine zweite aus der unmittelbaren Einbindung, und eine Dritte –eklektisch und anonym – aus dem Feld der betroffenen Konsumenten. Für „Motorenpapst“ Fritz Indra (Prof. mult. em. TU Wien) ist schon seit längerem klar, dass die Verlagerung  so kommen wird. „Die deutschen Autofirmen haben ja die meisten Motoreningenieure entlassen bzw. umfunktioniert, weil ab 2035 keine Verbrenner mehr in Europa zugelassen werden dürfen. Neben Mercedes werden aber noch viele andere neue Verbrennungsmotoren aus China –  durch Horse Powertrain – nach Europa kommen. Das haben wir alle der grünen Wirtschaftspolitik der EU und insbesondere  Frans Timmermanns zu verdanken. Damit wurde auch bei den Verbrennungsmotoren den  Chinese Tür und Tor nach Europa geöffnet.“

Fritz Indra hat seine Kritik am E-Auto mehrfach bei TE zu Protokoll gegeben: Er kann sich bestätigt fühlen. Während in der EU Milliarden für die Entwicklung von E-Autos ausgegeben und in den Sand gesetzt werden, baut China gleichzeitig die Verbrenner-Technologie aus.

 

Michael Fleiss, CEO von Aurobay Schweden bestätigend dazu:„Das Verbot der Verbrennungsmotoren durch die EU hat unglaubliche Konsequenzen. Ich glaube, das versteht man in der EU noch gar nicht. Unsere chinesischen Kollegen bauen die effizientesten Verbrenner der Welt, getrieben durch das fehlende Investment in Europa“. SA sagte Michael Fleiss, CEO von Aurobay Schweden, im Gespräch mit Auto, Motor und Sport.

Die tatsächliche Strategie Chinas

China steige nicht wie die EU aus der Verbrennerentwicklung und -produktion aus. „In China gibt es eine clevere Regierungsstrategie. Da werden die Firmen durch die Gesetzgebung gezwungen, Effizienz zu entwickeln.“ Aurobay entwickle in China aktuell die effizientesten Verbrenner der Welt. „In der Vorentwicklung haben wir Vierzylindermotoren, die im Bestpunkt an 50 Prozent Effizienz rankommen. Vor zehn Jahren wäre das nicht denkbar gewesen“, so Fleiss. „Im Moment gibt es in China einen Bestpunkt-Hype, der durch die Gesetzgebung getrieben wird.“ Der Aurobay-Chef fordert Europa auf, bei der Bewertung einer Antriebstechnik den gesamten CO2-Ausstoß einzubeziehen, und nicht nur, was aus dem Auspuff kommt. „Man muss eine gesamthafte CO2-Betrachtung machen, die von der Herstellung bis zum Recycling des Fahrzeugs reicht“, forderte Fleiss. „Wenn man dies tut, wird der Druck, rein batteriegetriebene Fahrzeuge zu verkaufen, spürbar geringer. Ein Range Extender ist besser als ein BEV. Mein Wunsch ist eine ehrliche CO2-Betrachtung, in der auch die Stromproduktion und der Kraftwerks-Mix betrachtet werden. Der sauberste Verbrennungsmotor sei aktuell der Diesel. „Im Moment ist der Diesel der sauberste Verbrenner. Volvo hat sich entschieden, ihn nicht mehr anzubieten. Aber ich glaube, dass der Diesel eine Zukunft hat. Mit Biokraftstoff betrieben ist er sehr nachhaltig.“ Fleiss glaubt daran, dass sich die Hybridtechnik, also die Kombination von Verbrennungs- und Elektromotoren, auf Dauer durchsetzen wird, aber nicht der reine Elektromotor, weil die Nachteile wie schwere und teure Batterien noch lange Zeit bestehen werden. „Der Plug-in-Hybrid wird ja als Brückentechnologie angesehen. Ich glaube, das ist keine Brücke, sondern eine ganz lange Straße. Man hat geglaubt, man könne mit dem BEV-Antriebsstrang alle Probleme lösen. Aber leider sind die Batterien immer noch sehr teuer, auch auf lange Sicht werden sie nicht deutlich preiswerter“, sagte der Manager. „Der Plug-in-Hybrid hat mit den kleinen Batterien Kostenvorteile, und für weitere Strecken hat man einen kleinen Verbrennungsmotor.“

Eine Stimme aus dem Kreis der Konsumenten

„Dann kann Mercedes seinen Chinadreck behalten. War dann mein letzter Mercedes, so etwas unterstütze ich aus Prinzip nicht. Premiumpreise verlangen, aber billigste Chinakracher verbauen, passt nicht.“ (Name der Redaktion bekannt)

Nun ist es allerdings ein Irrtum, über den China-Kracher zu lästern. China hat das Erbe von Mercedes übernommen und führt es entschlossen fort – während Stuttgart zum Museum seiner früherer Größe absinkt.

So nimmt das Schicksal durch die EU und die Bundesregierung seinen Lauf.

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