Der Stuttgarter Autobauer musste 2024 einen herben Gewinneinbruch hinnehmen: Das Konzernergebnis sackte um satte 28 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro ab, wie das Unternehmen bekannt gab. Auch der Umsatz schrumpfte im vergangenen Geschäftsjahr um 4,5 Prozent auf 145,6 Milliarden Euro. Hauptverantwortlich für den Rückgang ist die anhaltende Absatzkrise. Mercedes-Benz konnte weltweit nur noch rund 2,4 Millionen Fahrzeuge verkaufen – ein Minus von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders die Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars litt unter der Entwicklung und verzeichnete einen Rückgang von 3 Prozent auf 1,98 Millionen verkaufte Fahrzeuge.
Besonders besorgniserregend ist der drastische Einbruch auf dem chinesischen Markt. China gilt als der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt für Mercedes und die gesamte deutsche Automobilindustrie – doch die Neuzulassungen gehen dort rapide zurück.
China-Absatz bleibt schwach.: Mercedes steht vor Zerreißprobe
Laut Statista sank die Zahl der verkauften Mercedes-Fahrzeuge in China im Vergleich zum Vorjahr um 7,2 Prozent. Auch in Europa musste der Konzern einen Rückgang hinnehmen – der Absatz schrumpfte dort um 2,8 Prozent.
Hauptverantwortlich für den Einbruch weltweit sind die enttäuschenden Verkaufszahlen der E-Modelle, die die Bilanz massiv belasten. Mercedes konnte weltweit nur noch 185.100 vollelektrische Fahrzeuge absetzen – ein Rückgang von 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders drastisch war der Einbruch im vierten Quartal, in dem die Verkaufszahlen um 26 Prozent zurückgingen.
Dass deutsche E-Autos in China kaum noch Käufer finden, hat zwei zentrale Gründe. Erstens fehlt den deutschen Herstellern die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der chinesischen Konkurrenz. Während heimische Autobauer von massiven staatlichen Subventionen profitieren, günstige Produktionskosten haben und einen ungehinderten Zugang zu essenziellen Rohstoffen genießen, kämpfen deutsche Hersteller mit hohen Produktionskosten. China dominiert den weltweiten Markt für Lithium und andere wichtige Batterierohstoffe, was es chinesischen Herstellern ermöglicht, Elektroautos deutlich günstiger anzubieten.
Zweitens leidet der chinesische Automarkt unter einer schwächelnden Konjunktur. Zwar wuchs das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2024 um 5 Prozent, was in westlichen Wirtschaftskreisen als solide gilt – im historischen Vergleich ist dieses Wachstum für China jedoch schwach. In den vergangenen Jahren waren zweistellige Zuwachsraten die Norm.
Gerade hochpreisige deutsche Automodelle geraten dadurch unter Druck. Mercedes hat unter Ola Källenius nicht nur verstärkt auf die Elektrostrategie gesetzt, sondern zusätzlich die sogenannte Luxusstrategie eingeführt, die insbesondere die S-Klasse und hochpreisige Modelle in den Fokus rückt. Doch in der aktuellen Wirtschaftslage greifen wohlhabende Kunden in China lieber zu preiswerteren Modellen heimischer Hersteller. Diese sind im Vergleich zu den Luxusfahrzeugen von Mercedes fünf- bis zehnmal günstiger – ein Wettbewerbsvorteil, gegen den die Stuttgarter herzlich wenig ausrichten können.
E-Autos werden in Deutschland zunehmend unbeliebter
In Deutschland ist der Rückgang der Neuzulassungen von Elektroautos vor allem auf den Wegfall des Umweltbonus zurückzuführen, durch den in den vergangenen Jahren eine künstliche Nachfrage geschaffen wurde, die nun in sich zusammenbricht.
Von 2016 bis Ende 2023 gewährte der Staat deutschen Verbrauchern eine finanzielle Unterstützung, um den Erwerb eines Elektroautos attraktiver zu machen. Insgesamt flossen in diesem Zeitraum 10 Milliarden Euro an Steuergeldern in diese Subventionen. Bis zum 17. Dezember 2023 konnten Käufer einen Umweltbonus von bis zu 6.750 Euro erhalten. Statt den Markt nach den Prinzipien von Angebot und Nachfrage zu regulieren, wurde mit dieser Maßnahme deutlich, wie stark der Staat in den Markt eingriff – eine klare Tendenz die den Strukturen einer Planwirtschaft ähnelt.
Ohne diese massiven Subventionen zeigte sich schnell, wie gering das tatsächliche Interesse der deutschen Verbraucher an Elektroautos tatsächlich ist. Zahlreiche Studien bestätigen dies. Eine Untersuchung ergab, dass für 57 Prozent der Käufer von E-Fahrzeugen bis 40.000 Euro der Umweltbonus der entscheidende Kaufgrund war. Lediglich 6 Prozent gaben an, sich aufgrund der Attraktivität eines bestimmten Modells für ein Elektroauto entschieden zu haben.
Hinzu kommt die ungleiche Verteilung der Ladeinfrastruktur, die für potenzielle Käufer ein Problem darstellt: Deutschland verfügt derzeit über etwa 130.000 öffentliche Ladepunkte – eine viel zu geringe Zahl angesichts von 1,7 Millionen zugelassenen Elektrofahrzeugen (Stand: November 2024). Besonders in ländlichen Regionen fehlt es an Ladestationen. Laut Berechnungen des Bundesverbandes besteht bis 2030 ein Bedarf von zusätzlichen 450.000 öffentlichen Ladepunkten und 17 Millionen privaten Ladestationen, um die Nachfrage zu decken – sofern der vollständige Umstieg auf Elektromobilität tatsächlich umgesetzt werden soll.
Sparkurs steht in den Startlöchern
Aufgrund der internationalen als auch nationalen Probleme bei Mercedes steht nun ein Sparkurs an. Das Unternehmen plant Maßnahmen, um schlanker, schneller und wettbewerbsfähiger zu werden, so Mercedes-Chef Ola Källenius. Bis 2027 will Mercedes die Produktionskosten um zehn Prozent reduzieren.
Auch die Beschäftigten sollen ihren Beitrag zum Sparprogramm leisten: Der Betriebsrat informierte die Mitarbeiter über die geplanten Maßnahmen – und sprach dabei von einer „Horrorliste“. Demnach soll die Erfolgsprämie, die Beschäftigte jährlich erhalten, gekürzt werden. Zudem sollen Jubiläumszuwendungen für langjährige Betriebszugehörigkeit vollständig gestrichen werden. Allein durch die Einsparung der Prämien könnte Mercedes erhebliche Summen einsparen: Die jährlich gezahlte Prämie geht an rund 90.000 tariflich Beschäftigte in Deutschland. Bei einer durchschnittlichen Prämie von 5.000 Euro pro Mitarbeiter summiert sich das auf rund 450 Millionen Euro.
Zudem könnte laut Kritikern auch ein Stellenabbau forciert werden – trotz der derzeit gültigen Beschäftigungsgarantie, die betriebsbedingte Kündigungen bis 2030 ausschließt. Offizielle Daten dazu gibt es noch keine.
Die Lage ist beunruhigend: Der ideologische Fehlkurs, den Mercedes mit seiner einseitigen Fokussierung auf die E-Mobilität eingeschlagen hat, wird nun auf die Mitarbeiter abgewälzt.
Ideologische Fehlleitung der Ampelregierung: Hohe Energiepreise verdrängen Industrieproduzenten wie Mercedes
Doch nicht die gesamte Krise ist selbstverschuldet. Auch die EU-Kommission und die scheidende Bundesregierung haben mit ihren Klimazielen dafür gesorgt, dass ein massives Industriesterben in der Bundesrepublik vorangetrieben wird. Hohe Energiepreise, verursacht durch den Ausbau erneuerbarer Energien, die Abschaltung der Kernkraft, den Stopp russischer Gaslieferungen sowie das perfide Spiel mit der CO2-Besteuerung, die Jahr für Jahr steigt und deutsche Hersteller zunehmend in Bedrängnis bringt, sind mitunter die Auslöser. Hinzu kommen unmenschliche Bürokratieanforderungen und hohe Steuersätze.
Neben vielen anderen Industriebetrieben deutschlandweit investiert nun auch Mercedes verstärkt im Ausland, um den unvorteilhaften Rahmenbedingungen des deutschen Standorts zu entkommen und wieder günstiger produzieren zu können.
Produktionsverlagerung nach Ungarn: Deutschland bietet der Industrie keinen Halt
Mercedes-Benz investiert rund 1,5 Milliarden Euro in den Ausbau seines Werks in Kecskemét, Ungarn, das damit – neben dem Fertigungswerk des chinesischen Konkurrenten BYD, das ebenfalls in Ungarn entsteht – zum größten Automobilwerk des Landes werden soll. Der Konzern zieht es vor allem aufgrund der günstigen Betriebskosten nach Osteuropa. Die Produktionskosten in Ungarn sind rund 70 Prozent niedriger als in Deutschland, was Mercedes-Benz erheblich entlasten wird. Im Werk Kecskemét sollen sowohl herkömmliche Fahrzeuge als auch Elektro- und Hybridmodelle produziert werden. Noch in diesem Jahr soll die Serienproduktion anlaufen.
Berlin dürfte mit dieser Produktionsverlagerung kaum einverstanden sein. Ironischerweise expandiert Mercedes-Benz in Ungarn, während es gleichzeitig mit den politischen Spannungen zwischen der EU und der ungarischen Regierung unter Viktor Orbán konfrontiert ist. Brüssel und Berlin haben oft kritische Haltungen gegenüber Orbáns Politik eingenommen, und im linksliberalen Mainstream wird er häufig als eine Art Faschist oder Diktator dargestellt, der Ungarn mit eiserner Hand regiere. Doch ein Blick hinter die Kulissen zeigt ein anderes Bild: Orbán genießt eine der höchsten Zustimmungsraten aller europäischen Regierungschefs.
Fazit: Grüne Utopie am Ende
Mercedes-Benz stolpert über die eigene Elektrostrategie, während der globale Wettbewerb gnadenlos zuschlägt. Die Verkaufszahlen brechen ein, die Margen schrumpfen – und der deutsche Standort wird zunehmend unattraktiv.
Hohe Energiekosten, überbordende Bürokratie und ideologisch getriebene Klimavorgaben zwingen Traditionsunternehmen zur Flucht ins Ausland. Ungarn profitiert von der deutschen Ideologiekrise. Letztlich lässt sich der Verfall des deutschen Standorts wie folgt in Worte fassen: Wer in Deutschland zum aktuellen Zeitpunkt noch produziert, braucht entweder eine immense Leidensfähigkeit oder einen guten Fluchtplan.