Die internationalen Automobilkonjunktur scheint im Sommer 2020 den Statistiken nach noch im tiefsten Rezessionswinter: Europäischen Märkte fast um die Hälfte geschrumpft am härtesten betroffen – USA zweistellig im Minus – Brasilien, Japan und Russland ebenfalls mit starken Einbußen.
Doch halt: Weltmarktführer China ist zwar ebenfalls im Durchschnitt hoch im Minus, in den letzten Monaten aber bereits wieder mit Wachstum! Konjunkturwende vollzogen?
Internationale Automobilmärkte
Die Corona-Pandemie Krise und die Folgewirkungen des Lockdown führten im ersten Halbjahr 2020 zu einer historisch beispiellosen Rezession in sämtlichen globalen Pkw-Märkten. Trotz aller Parallelität in der Entwicklung waren die Einbrüche je nach Ernsthaftigkeit und Strenge der Lockdown-Maßnahmen der Regierungen unterschiedlich intensiv. Als Faustregel stellte sich heraus: Je später und je rigoroser der Lockdown jeweils betrieben wurde, desto heftiger war der Absatzeinbruch; je früher und mutiger Lockerungen in der Folgezeit möglich waren, desto rascher setzte die Markterholung ein:
Den europäischen Markt traf die Corona-Krise am härtesten: Hier wurden im ersten Halbjahr 2020 nur noch 5,1 Mio. Pkw neu zugelassen, 39 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die fünf größten europäischen Absatzmärkte lagen allesamt zweistellig im Minus, an der Spitze Spanien mit -51 Prozent, UK mit -49, Italien mit -46 Prozent und Frankreich mit -39 Prozent. Auch im Juni lag der europäische Pkw-Markt immer noch mit 1,1 Mio. Neufahrzeugen um -24 Prozent unter Juni 2019.
Mit minus 35 Prozent fiel der Rückgang in Deutschland noch am geringsten aus.
In den USA ging das Volumen des Light-Vehicle-Marktes (Pkw und Light Trucks) in der ersten Jahreshälfte um fast ein Viertel (-23 Prozent) auf 6,4 Mio. Neufahrzeuge zurück. Das Pkw-Segment gab um mehr als 36 Prozent nach. Im Juni wurden 1,1 Mio. Light Vehicles verkauft (-27 Prozent). In Russland ist der Absatz ebenfalls massiv um 23 Prozent eingebrochen, in Brasilien zuletzt sogar um 43 Prozent.In Japan, nur schwach Corona betroffen, schrumpfte die Nachfrage lediglich um ein Fünftel.
Hoffnung kommt aus China auf: Dort zeigen sich erste „Konjunkturschwalben“. Noch im Februar 2020 nach dem großen Lockdown, fielen die Neuwagen-Verkäufe in dem 30 Millionen Markt tageweise unter 1000 Einheiten, lag der Absatz um 81,3 Prozent unter dem Vorjahresmonat.
Doch mit einsetzender Lockerung und Wiederaufnahme der landesweiten Autoproduktion begann der chinesische Automobilmarkt sich rasch zu erholen, zeigte der aufgestaute Nachholbedarf trotz ungünstigem Umfeld Wirkung. Bereits im Mai überstiegen die Neuzulassungen wieder das Vorjahresniveau, im Juni lagen die Neuzulassungen bereits wieder bei 1,7 Mio. Einheiten (+1 Prozent)
Im ersten Halbjahr 2020 wurden in China mit 7,7 Millionen zwar 2,2 Millionen (-23 Prozent) weniger Autos verkauft als im Vorjahreszeitraum, doch die Konjunkturwende wurde im April/Mai eindeutig vollzogen: Die Konjunkturschwalbe ist gestartet! Die Erholung ist so stark, dass nach Prognose des VDA aus den -22 Prozent Marktrückgang im ersten Halbjahr im Gesamtjahr 2020 nur noch -10 Prozent werden.
Damit ist die Hoffnung gerechtfertigt, dass nach dem Vorbild Chinas zunächst der deutsche, dann nach und nach auch die übrigen europäischen Märkte in den Aufschwungmodus einmünden. All dem liegt die Annahme zugrunde, dass es gelingt, die Corona-Pandemie in Europa, aber auch in anderen Teilen der Welt weiter einzudämmen.
Für das Gesamtjahr 2020 rechnet der VDA mit einem Rückgang des Pkw-Weltmarkts um 17 Prozent auf 65,9 Mio. Einheiten (2019: 79,5 Mio.). Besonders stark wird der Rückgang in Europa mit 24 Prozent sein.
Automobilindustrie Deutschland
In der deutschen Automobilindustrie gibt es nur ganz schwache konjunkturelle Lichtblicke: Die Industrie, allen voran die Zulieferer, stecken noch tief in Rezession und Kurzarbeit. Am Markt zeigen sich seit der Wiedereröffnung der Handelsbetrieb deutliche Erholungsanzeichen, allerdings noch nicht in der amtlichen Statistik.
Die Pkw-Neuzulassungen lagen im ersten Halbjahr mit 1,21 Millionen um 35 Prozent unter dem Vorjahr (Juni 2020: -32 Prozent). Das ist der niedrigste Wert für ein erstes Halbjahr in Deutschland seit der Wiedervereinigung vor 30 Jahren. Export und Produktion gingen im ersten Halbjahr jeweils um 40 Prozent zurück. Damit ist die Pkw-Produktion in Deutschland mit knapp 1,5 Mio. Fahrzeuge auf das niedrigste Niveau seit 45 Jahren gesunken (- 40 Prozent). Export lag nur noch in den ersten sechs Monaten bei 1,1 Millionen Einheiten. Vor zwei Jahren war es noch doppelt so viel!
Ausblick
Für das zweite Halbjahr deutet sich auf dem deutschen Markt auch nach Meinung des VDA eine leichte Erholung an. Ein Zeichen dafür ist der Auftragseingang bei deutschen Herstellern, bei dem das Minus gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres im Juni deutlich geringer war als noch im Mai. Memo: Wie üblich lassen solche Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr keine Rückschlüsse auf konjunkturelle Wendepunkte zu. Doch auch ein fortgesetzter Aufwärtstrend – wie unterstellt – , wird den Einbruch aus der ersten Jahreshälfte nicht annähernd ausgleichen können.
Für Deutschland geht der VDA von rund 2,8 Mio. Pkw-Neuzulassungen im Gesamtjahr aus (-23 Prozent). Für die Pkw-Inlandsproduktion erwartet der VDA rd. 3,5 Mio. Einheiten (-25 Prozent), wobei auch hier von einer langsamen Erholung im zweiten Halbjahr ausgegangen wird. Der Pkw-Export wird nach VDA-Prognosen im Jahr 2020 um 27 Prozent unter den Stand von 2019 zurückfallen.