Von Politik-Legende Franz Josef Strauß – obwohl mit Sicherheit pädagogisch von „grünem“ Gedankengut nicht beseelt – wird der Spruch überliefert: „Vox populi, vox ochs“. Die Ergebnisse der vor wenigen Tagen veröffentlichen HUK-Mobilitätstudie 2024 bestätigen posthum die Einstellung des bayerischen Spitzenpolitikers. Denn die Ergebnisse sind für die ideologisch angehauchte Verkehrspolitik der Ampel-Regierung niederschmetternd: Des Volkes Mehrheit will – von wenigen Ausnahmen abgesehen – genau das Gegenteil dessen, was seit Jahr und Tag in den rot-grünen Umwelt- und Verkehrsministerien als verkehrspolitische Ziele verfolgt wird. Und das sind grob gesprochen: Sachverstand, Mündigkeit und keine E-Mobilität.
Zunächst zur HUK-Mobilitätsstudie selber. Die zum vierten Mal in Folge durchgeführte Studie ist eine repräsentative Befragung von mehr als 4.000 Personen ab 16 Jahren. Sie genießt in Fachkreisen hohes Ansehen und fördert stets klare Erkenntnisse zur allgemeinen Stimmung der Bevölkerung beim Thema „zukünftige Mobilitätskonzepte“ zu Tage. Für die Politik sollte sie ein Signal setzen.
Vereinfacht zusammengefasst sind die Ergebnisse der Mobilitätsstudie 2024:
- Die Bundesbürger möchten weniger Bevormundung des Einzelnen bei der Wahl seines Verkehrsmittels;
- sie möchten mehr Investitionen in den Verkehrssektor generell, vor allem in die Schiene;
- es gibt eine unveränderte bis zunehmende Priorität für den Individualverkehr, vor allem bei jenen mit dem eigenen Auto;
- es gibt ein schwindendes Interesse an Elektroautos.
Die Verkehrspolitik der Bundesregierung will bis dato von all dem zumeist das Gegenteil. Und wo Gleichklang der Ziele besteht, ist der Regierung vor lauter „sozialem Gedöns“ (Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder) und unvorhersehbaren Sonderverpflichtungen (Migration, Ukraine-Krieg) das Geld ausgegangen, um diese umzusetzen.
Die HUK selber als Auftraggeber gibt ihrer Studie – höflich und neutral – den Titel: „HUK- Mobilitätsstudie 2024: Mehrheit sieht das Verkehrsnetz als Wachstumsbremse und fordert mehr Investitionen vom Staat“ (HUK-COBURG Mobilitätsstudie 2024)
Im Einzelnen kommt die Mobilitätsstudie zu folgenden wesentlichen Ergebnissen.
1) Die befragten Bundesbürger üben heftige Kritik am deutschen Verkehrsnetz. Fast zwei Drittel der Deutschen fordern mehr Staatsgeld zum Ausbau von Straßen und Schienen für eine bessere Mobilität – auch wenn dadurch Gelder in anderen Bereichen wie Kultur oder Soziales gekürzt werden müssten. Grob gesprochen: weniger Oper und Rente, mehr und bessere Verkehrsmittel. Nur 20 Prozent sind entschieden dagegen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Frage, ob der Zustand des Verkehrsnetzes noch zeitgemäß ist. Die Mehrheit befindet, dass der Verkehrsnetz-Zustand nicht dem eines modernen Industrielandes entspricht, befindet es als Wachstumsbremse und fordert mehr Investitionen vom Staat.
2) Vor allem beim Schienennetz herrscht große Frustration. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist der Ansicht, dass eine Verlagerung des Personenverkehrs von der Straße auf die Schiene in Deutschland nicht funktioniert, drei Viertel der Bevölkerung wollen das aber.
3) Als Sofortmaßnahme für eine bessere Mobilität fordern vier von zehn Befragten den Ausbau des Angebots an Bussen, Bahnen und öffentlichem Personennahverkehr im Allgemeinen (41 Prozent) sowie niedrigere Kosten hierfür (40 Prozent). Diese Zahlen entsprechen in etwa auch dem Vorjahresergebnis.
Die Forderung nach stärkerer Reduzierung des Autoverkehrs in den Städten geht jedoch im Vergleich zum Vorjahr zurück (von 32 Prozent im Jahr 2023 auf 28 Prozent im Jahr 2024). Fast doppelt so viele Befragte wie im Vorjahr erwarten sogar eine künftig wachsende Rolle des Autos bei Mobilitätskonzepten (aktuell 17 Prozent, im vergangenen Jahr noch 10 Prozent).
Erläuterung: Hier dürfte die fortschreitende Alterung der Bevölkerung eine Rolle und die dabei klarer werdende Erkenntnis, ein in Ermangelung von fußläufig erreichbaren Alternativen ein eigenes Auto in den meisten Fällen unverzichtbar wird (Arztbesuche, Sport, soziale Kontakte etc.). Vor allem: Solche Ziele müssen mit dem Auto ansteuerbar bleiben – völlig konträr zu den Überlegungen jugendlicher, „grüner“ Stadtplaner.
4) Die HUK-Studie zeigt eindrücklich auf: Eine bundeseinheitliche Verkehrs- und Mobilitätspolitik für Gesamt-Deutschland kann es nicht geben. Zwischen den 16 Bundesländern – Stadtstaaten und Flächenstaaten – herrschen riesige Mobilität-Anforderungsunterschiede.
Dazu als Beispiel die Studie im Original: „Während nur 35 % der Befragten in Mecklenburg-Vorpommern auf das tägliche Pendeln ins Büro für Klimaziele verzichten würde, sind es in Hamburg und Berlin jeweils 58 % und damit mehr als die Hälfte. Das Ergebnis in diesen Stadtstaaten zeigt, welche Bedeutung ein belastbarer ÖPNV auf die Einstellungen und das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger beim Thema Mobilität haben kann. So ist in Hamburg und Berlin etwa jeder zweiten befragten Person das Thema Mobilitätskonzepte auch ‚äußerst‘ oder ‚sehr wichtig‘. In Brandenburg ist das bei einem Drittel der Befragten (33 %) der Fall – der bundesweit niedrigste Wert.“
5) Für die Politik ernüchternd ist das Ergebnis der Befragung, dass fast 80 Prozent der Bundesbürger das Auto als bestes Verkehrsmittel ansehen. Wie schon in der Studie von 2023 bleibt mit einer Nennung von 72 Prozent unter allen Befragten das Auto insgesamt mit weitem Abstand das Verkehrsmittel, das auch in Zukunft am besten ihre Anforderungen an Mobilität erfüllt. Dabei ist zu beachten, dass der Begriff „Auto“ auch Elektroautos und Kfz (Kraftfahrzeuge), die mit alternativen, klimafreundlichen Antrieben fahren, beinhaltet.
6) Viel Raum widmet die Studie den Themen Elektroautos und Verbrennungsmotoren. Dazu stellt sie schlagwortartig fest:
- Wegfall der Kaufprämie bremst Elektroautos aus
- Verbrennungsmotoren erleben offensichtlich ein Comeback
Ad Elektroauto: Wegfall der Kaufprämie
Die HUK-Mobilitätsstudie zeigt, dass der Wegfall der staatlichen Prämie beim Kauf eines Elektroautos zum Jahresende 2023 zu einer verminderten Kaufbereitschaft geführt hat: Diese ist bundesweit bei 24 Prozent der Befragten reduziert oder sogar nicht mehr vorhanden – in Berlin gilt dies sogar für ein Drittel. Zu beachten ist hier aber ein deutlicher Unterschied zwischen verschiedenen Altersgruppen: Bei unter 40-Jährigen werden Elektroautos grundsätzlich deutlich besser angenommen als bei Menschen über 40-Jährigen. Bei den Jüngeren sehen 22 Prozent in E-Autos das ideale Verkehrsmittel der Zukunft, bei den über 40-Jährigen sind es nur 12 Prozent.
Wenig verwunderlich ist, dass sich laut Studie bei den Jüngeren die Kaufbereitschaft durch fehlende staatliche Bezuschussung deutlich stärker verringert hat als bei den Älteren (38 Prozent zu 17 Prozent). Elektroautos sind erheblich teurer als Verbrennerautos, ohne staatlichen Kaufzuschuss können sich viele Junge ein E-Auto nicht mehr leisten.
Die Älteren könnten zwar E-Autos kaufen, wollen aber nicht. Denn gerade unter den Älteren hat sich die Bewertung des E-Autos seit dem Vorjahr nochmals stark verschlechtert, fällt insgesamt auch die Einschätzung des E-Autos als ideales zukünftiges Verkehrsmittel gegenüber 2023 zurück (von 19 Prozent auf 15 Prozent). Das ist der erste Rückgang seit 2021. Und entspricht in etwa auch den Schätzungen von Marktexperten, die für E-Autos einen maximalen Marktanteil an den Neuzulassungen von circa 20 Prozent prognostiziert haben.
Am Schluss die Gretchenfrage zum Elektroauto für die Vertriebsressorts von VW und Co: Kommt als nächstes Auto grundsätzlich nur noch ein Elektroauto in Frage? Die Zustimmungsquote der unter 40-Jährigen ist mit 23 Prozent beinahe doppelt so hoch wie im Bundesschnitt von 13 Prozent. Besonders ernüchternd für die Autohersteller: Bei den beati habendi der Gruppe der über 40-Jährigen liegt die Quote nur bei 8 Prozent.
Ad Verbrennerauto: Comeback
Laut Studie erlebt das Verbrennerauto offensichtlich ein Comeback. Mit einer Nennung von 72 Prozent bleibt unter allen Befragten das Auto insgesamt mit weitem Abstand das Verkehrsmittel, das auch in Zukunft am besten ihre Anforderungen an Mobilität erfüllt.
Hier werden unter dem Begriff „Auto“ auch Elektroautos und Kfz (Kraftfahrzeuge) erfasst. Da aber die Einschätzungen von reinen Elektroautos und Autos mit alternativen Kraftstoffen (wie Wasserstoff und E-Fuels) als ideale Verkehrsmittel der Zukunft sich im Vergleich zu 2023 eindeutig verschlechtert haben (das E-Auto rutscht von 19 Prozent auf 15 Prozent im Jahr 2024 ab, Kfz mit klimafreundlichen Antrieben von 18 Prozent im Vorjahr auf 12 Prozent in der Umfrage 2024), heißt es in der Studie: „Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass konventionelle Autos mit Verbrennungsmotoren in der Gunst der Deutschen wieder aufgeholt haben“ (Dr. Jörg Rheinländer, Vorstandsmitglied HUK-COBURG).
Was nichts anderes heißt: Beim E-Hype ist Ernüchterung eingetreten, das Verbrennerauto feiert eine Renaissance. Allerdings: Die Skepsis gegenüber alternativen Kraftstoffen wie eFuels etc. hat ebenfalls zugenommen. Während die Sympathie gegenüber herkömmlichen Verbrennungsmotoren offenbar wieder ansteigt, zeichnet sich ein gegensätzlicher Trend bei den klimafreundlichen Antriebsalternativen ab. Während im Vorjahr noch 16 Prozent der Bevölkerung für einen Umstieg auf klimaneutrale Kraftstoffe (E-Fuels) als eine der wichtigsten Erstmaßnahmen innerhalb eines zukunftsfähigen Mobilitätskonzeptes für Deutschland waren, zeigt die aktuelle Mobilitätsstudie quasi eine Halbierung auf nur noch 9 Prozent auf.
7) Last but not least bringt die Studie die Besorgnis der Bürger vor öffentlicher Bevormundung zum Ausdruck. Öffentliche Bevormundung ausgedrückt in höheren Kosten der Mobilität. Wie schon im letzten Jahr bleibt die größte Befürchtung gegenüber neuen Verkehrskonzepten, dass diese einen Anstieg der Kosten im Bereich der individuellen Mobilität nach sich ziehen, sprich Autofahren wird teurer. Dies gaben 40 Prozent der Befragten an, 2023 waren es 38 Prozent.
Die diesjährige Mobilitätsstudie zeigt außerdem eine wachsende Besorgnis vor staatlicher Gängelung. Fast ein Viertel (23 Prozent) befürchtet den „Verlust an Individualität und Selbstbestimmung bei der Auswahl von Fortbewegungsmitteln“ durch neue Konzepte – im Vorjahr waren es erst jeder Fünfte (19 Prozent), sowie hat Sorge vor „einer zu starken öffentlichen Bevormundung“ (25 Prozent im Jahr 2024 gegenüber 20 Prozent im Jahr 2023).
Die Politik der Bundesregierung zeigt also Wirkung!