Sämtliche Messstellen, die in Deutschland Luftwerte registrieren, sollen jetzt überprüft werden. Das meldet BILD und beruft sich auf einen Beschluss der Verkehrsministerkonferenz von Bund und Ländern, der ihr vorliegt.
Ein Erfolg der großen Leseraktion von Tichys Einblick und seiner Leser, die sehr viele Messstellen in einer Fotoaktion dokumentierten – und weiterhin dokumentieren: Der Verdacht, dass sie unrealistisch hohe Werte liefern, kam auf, weil ein Teil vermutlich nicht entsprechend der EU-Richtlinien aufgestellt wurde. Geprüft werden soll jetzt, ob die Messstellen zu nah an Kreuzungen oder unter Hindernissen stehen, die die Luftzirkulation beeinträchtigen. Auch soll die Frage geklärt werden, ob sie wirklich repräsentativ für ein größeres Gebiet sind, in dem auch Menschen wohnen.
Wichtig sei auch die Vergleichbarkeit der Messwerte in Europa, heißt es laut BILD in dem Beschluß.
In diesem Sinne – senden Sie uns auch weiterhin Ihre Bilder der Luftmessstationen in Ihrer Stadt.
Aus Potsdam schickt uns Leser Justus W. ein Bild der Messstation Zeppelinstraße zwischen Geschwister Scholl Straße und Nansenstraße. »Die Messstation steht im Prinzip an der ungünstigsten Stelle, also dort, wo die höchsten Werte zu erwarten sind: Nur an diesem letzten Ende vor der Einmündung in die Breite Straße ist die Zeppelinstraße (B1) so schluchtartig eng mit höheren Häusern bebaut. Das meiste andere der Straße ist recht offen und auch breiter (hinter der Kreuzung Kastanienallee Richtung Geltow).
Die Messstation steht an der engsten Stelle, nahe der Bahnlinie (nach vorne und durch den schrägen Verlauf auch seitlich), die Bäume (momentan nicht laubtragend) sorgen sicher auch noch dafür, dass die Abgase sich nicht verteilen können, sondern im Bereich der Messstation verbleiben und dort für falsch höhere Werte sorgen.
Als Konsequenz aus den abgeleiteten Maßnahmen, das heißt Verengung mit einspuriger Verkehrsführung für beide Richtungen einer Bundesstraße, also der B1, ergießt sich der Autoverkehr nun ins angrenzende Wohngebiet:
Nachfragen der Anwohner an die Stadt und das Landesumweltamt, nach welchen Kriterien die Messstationen genau dort und nicht woanders aufgestellt worden und die Messungen entstanden sind, ob sie validiert worden sind usw, blieben wegen Unwissenheit (!) unbeantwortet. Das Modell wird übrigens von der Stadt Potsdam gefeiert und als Vorbild für andere Kommunen gehandelt:«
Berlin, Hardenbergplatz
Wir müssen uns mit der Luft in jener Stadt befassen, die Hauptstadt zu sein beansprucht. Die Berliner Luft wird ja immer wieder gepriesen; für Außenstehende unverständlich, zeigt das doch höchstens deutlich »Wie kann man da für wenig Moos den Dicken Wilhelm machen!«
Die Luft ist zwar deutlich besser geworden, stellt die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz fest. Auch ein Erfolg moderner Autoantriebe. Aber die Arbeit soll ja nicht ausgehen, Anforderungen im Zweifel erhöht werden, daher mit der Folge: Muss aber noch besser werden. Jetzt versucht die Verwaltung immerhin, den Verkehr wieder flüssiger zu machen und dadurch Staus mit höherem Abgasaufkommen zu vermeiden, genau das Gegenteil von dem also, was grüne Verkehrsplanung bisher bezweckte.
Unabhängig von der Frage, ob Standorte manipuliert wurden – die veröffentlichten Messwerte zeigen viel »Grün«, also keine Probleme mit der Luft. Der Monatsbericht für Januar 2018 stellt fest: »Insgesamt lag die Luftbelastung im Januar 2018 beim Stickstoffdioxid etwas unter dem Durchschnitt der Januar-Monate der vergangenen Jahre.« Die ach so fürchterliche Feinstaubbelastung »lag deutlich unter dem Durchschnitt.« Schlechte Zeiten für die Alarmisten von der ominösen Deutschen Umwelthilfe. Deren Geschäftsmodell gerät in Gefahr, zumal sie jetzt offenbar noch unter strenger Aufsicht internationaler NGOs wie ClientEarth zu stehen scheinen. Die wittern bekanntlich in Europa dicke Geschäftsmöglichkeiten mit Klagen im Umweltbereich und bezahlen zum Teil auch die DUH als Stoßtrupp für ihre Aktivitäten.
Heftig zieht die DUH gegen die so gesundheitsgefährdende Luft zu Felde in trauter Vereinigung mit den Medien. »Flächendeckend schlechte Luft in Berlin« schreibt eine Isabell in der »Morgenpost« und erzählt weiter im Artikel Unsinn: »Die Luft in Berlin ist noch viel stärker mit gesundheitsgefährdenden Stickoxiden belastet, als bisher bekannt.« Zu ihrer Kenntnis: Es gibt keinen Beleg dafür, dass Stickoxide in den Konzentrationen, um die es hier geht, gesundheitsgefährdend sind. Die amtlichen Messwerte jedenfalls ergeben zudem ein deutliches Absinken der als »Schadstoffe« bezeichneten Gase.
Sie beruft sich auf Messungen, die Aktivisten vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) zusammen mit der Technischen Universität Berlin (TU) organisiert haben. Sie hatten im Herbst vergangenen Jahres mit sogenannten »Passivsammlern« Luftmessungen veranstaltet. Die können keine Spitzenwerte, sondern nur Mittelwerte über einen Zeitraum messen, sind preiswert, dafür nicht so genau und können in keiner Weise mit Messstationen verglichen werden. Morgenpost-Isabell schreibt hurtig: »Mit einer Messreihe hatten der RBB und die Technische Universität Berlin (TU) den Nachweis erbracht, dass die Berliner von der hohen Stickoxid-Belastung nahezu flächendeckend betroffen sind. Demnach liegen die Werte an 73 Standorten über dem zulässigen EU-Grenzwert. Insgesamt hatten die TU-Wissenschaftler an 110 Stellen die Konzentration von Stickoxid gemessen. Das Messnetz des Landes umfasst lediglich 39 Standorte.«»Die neuen Messergebnisse bestätigen, dass wir in Berlin an viel zu vielen Stellen viel zu hohe Werte haben«, sagte Berlins Umweltsenatorin Regine Günther voreilig der Berliner Morgenpost.
Weiß Isabell eigentlich, wie ein Nachweis korrekt erbracht wird? Immerhin gibt die TU in einem Anfall von Seriosität noch an, dass die Messunsicherheit zehn Prozent betrage. Bei einem Wert von 40µg/m3 sind also 44 µg/m3 noch im Rahmen der Messungenauigkeit. Es sind jedoch keine weiteren Dokumentationen bekannt, wie weit die Messenden sich an EU-Vorgaben wie Standorte, Höhe und Position der Ansaugöffnungen gehalten haben. Solche Messungen sollten nur mit dem eindeutigen Hinweis veröffentlicht werden, dass die Werte nicht den normgerechten Vorgaben entsprechen. So wurde auch nicht einmal ein komplettes Jahr der Verlauf für den vorgeschriebenen Jahresmittelwert registriert. Sie sind also nicht normgerecht und vergleichbar, sagen letztlich nicht viel aus und können von daher keine Aktivitäten wie Fahrverbote begründen. Wobei, der Gedanke, ein weitreichendes Fahrverbot im Moloch Berlin – der hätte schon etwas. Zumal angesichts des von rot-grün heruntergerockten öffentlichen Nahverkehrs. Die grüne Verkehrssenatorin wollte ja laut Tagesspiegel auch einmal ganz böse mit der S-Bahn schimpfen. Leider reportiert das Blatt nicht das laute Lachen aus den Reparaturhallen der S-Bahn.
Wie sehen die Messstationen aus? Aus Berlin schickt uns TE-Leser Erwin M.-E. Aufnahmen der Messstation am Hardenbergplatz 115. Die Messstelle ist eingeklemmt zwischen der stark befahrenen Hardenbergstraße und dem Buszufahrtsweg/-Abfahrtsweg am Hardenbergplatz. Neben dem Straßenverkehr vor dem Bahnhof starten und enden hier rund 13 BVG-Buslinien, die alle in geringem Abstand an der Messstation vorbeifahren. Trotzdem weist diese Station in diesem Jahr noch keine »Grenzwertüberschreitungen« auf, wie auch im vergangenen Jahr. Die Messwerte sind hier zu finden. Das dürfte eher ziemlich viel über den Alarmismus in Deutschland aussagen, den NGOs mit Fleiß betreiben.
Berlin, Schildhornstraße
Zwei TE-Leser schicken uns Bilder der Messstation in Berlin Steglitz, Schildhornstrasse 76. Es handelt sich um einen vierspurigen Autobahnzubringer. Die Messstation steht zwischen zwei Ampeln in kurzem Abstand mit häufigen Anfahrt- und Bremsvorgängen, zudem unter Bäumen, nach EU-Regelwerk nicht erlaubt: in einer vielbefahrene, enge Hauptverkehrsstraße, einer Parkbucht. Etwa 300m davor endet die Autobahnabfahrt. Ab Gritznerstraße handelt es sich um ein Tempo-30-Limit. Ein Tempoblitzer sowie zusätzlich ein Ampelblitzer stehen kurz vor der Messstation, so dass Tempo 30 weitgehend eingehalten wird. Insbesondere im Berufsverkehr wird dort oft noch langsamer gefahren, oft ist ein Halt an der Ampel Ecke Gritznerstraße erforderlich, Abbiegen (außerhalb des Berufsverkehrs erlaubt) behindert den Verkehr an der Ecke zusätzlich. Dennoch veröffentlicht die Verwaltung den NO2-Meßwert für Januar 2018 von 44 µg/m3. Ziemlich wenig. Denn anmerken dazu muss man, dass die Nachweisgrenze für Chemoluminiszenzverfahren, mit denen die NO2 gemessen werden, bei 2,5µg/m3 liegt. In der Größenordnung dürfte auch der Messfehler der Anlagen liegen. Aus gesundheitlicher Sicht ist es gleichgültig, ob der Grenzwert von 40µg um 6 µg überschritten wird oder nicht. Die WHO sagt selbst dazu, dass es ein reiner Vorsorgewert ohne wissenschaftliche Basis ist.
Berlin, Wedding
Berliner Messstelle »010 Wedding (Hintergrund)«. Sie liegt ca. 20 m von der Amrumer Straße, einem Zubringer zur Stadtautobahn, entfernt und von einem Gebüsch verdeckt in der Limburger Straße. Die stark befahrene Luxemburger Str. ist ca. 50 m entfernt.
Duisburg, Kardinal-Galen-Straße
Hier steht die Station mit dem EU-Code DENW112 in der Kardinal-Galen-Straße auf dem Mittelstreifen der Straße. Zwei TE-Leser schicken uns Bilder dieser Station. Rechts und links fahren die Autos auf einer zweispurigen Straße durch die City zur Autobahn vorbei – nach EU-Richtlinien keine erlaubte Platzierung. Von der Messstation führt die Tabelle EU-Jahreskenngrößen für das Jahr 2017 keine Überschreitungen der NO2-Grenzwerte auf, übrigens auch nicht für Werte von Feinstaub. Auch die anderen Duisburger Messstationen melden keine signifikanten Überschreitungen – unabhängig von der Korrektheit der Aufstellung, Kalibrierung und Wartung. Das Ergebnis wird der DUH nicht gefallen.
Stralsund
Zum Abschluss eine gute Nachricht aus Stralsund. »Die Messstation in meiner Stadt befindet sich in Stralsund am Knieperdamm unmittelbar vor einer Ampelanlage und maximal 1,50 zur Fahrbahn.« Schreibt mit freundlichen Grüßen TE-Leser Manfred J. Die Station an diesem verkehrsreichen Ort liefert dennoch Werte unter den Grenzwerten. Die Luft in Mecklenburg-Vorpommern ist sauber. Schlechte Geschäftsbasis für die Deutsche Umwelthilfe. Mal sehen, was die sich einfallen lassen.
Die Luftqualität in Deutschland ist dank großer Anstrengungen und hoher Kosten zum großen Teil in Ordnung. Allzu durchsichtig sind die Interessen von Abmahntrupps wie der DUH.