Die rote Rita nun wieder. Ausgerechnet ins Umweltministerium hat es sie, die aus der »Anti-Atombewegung kommt« verschlagen. »Es ist ein Märchen, dass die Messstationen nicht sachgerecht aufgestellt sind«, sagte die Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter. Dann das umwerfende Argument: „Die Luft wird nicht besser, wenn man sie anders misst. Das ist Augenwischerei und unseriös.“
Mit Standorten entscheidet man über Messwerte. Also: TE lesen! Haben wir ausführlich erläutert. Gut, sie kommt aus der Betriebswirtschaft. Dort mittelt man gern Werte, zum Beispiel Einkommen (der Deutsche verdient durchschnittlich … ). Das verleitet zur Erkenntnis: Der Deutsche ist reich! Auf die Luftqualität übertragen würde das bedeuten: Gemittelt über die Messstellen der Städte Hamburg Max-Brauer-Allee, Stuttgart Neckartor, München Landshuter Allee und Lüneburger Heide, Schwarzwald, Bayerischer Wald ist die Luftqualität in Deutschland herausragend. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein solches Ergebnis herauskommen würde. Also: Das machen wir noch mal!
Natürlich kann man eine solche Station nicht einfach hinstellen. Es ist wie bei unserer Waage. Genau dasselbe muss mit der sehr empfindlichen Messtechnik gemacht werden. Dafür wird eigens ein spezielles Gas hergestellt, dessen Zusammensetzung genau bekannt ist und in die Anlage eingeführt. Dann erst weiß man, ob das, was herauskommt, auch das ist, was vorn reinkommt.Ob eine solche Kalibrierung auch in den vorgeschriebenen Abständen korrekt erfolgt, kann man von außen nicht so ohne weiteres beurteilen.
Oldenburg
Die Messstelle DENI143, so der Code dieser Station, in Oldenburg am Heiligengeistwall, liefert Jahresmittelwerte von Stickstoffdioxid von 49 µg/Kubikmeter. Ulrich H., der uns diese Fotos schickte, schreibt dazu: »An den rot markierten Kreisen befinden sich Ampeln, der Pfeil zeigt die Fahrtrichtung der Busse, die auf dem Innenstadtring fahren. Manchmal auch drei hintereinander (cf. eins der Bilder). Die andere Spur ist für Autofahrer in die Gegenrichtung. Blickrichtung bei Bild 2163 ist Richtung Westen, der Abstand zur Hauswand soll ca. 5 m betragen.«
Köln
Leser Michael G. schickt Bilder der oft erwähnten Messstation in Köln-Mülheim am Clevischen Ring 3. »Direkt in einer Parkbucht an der vielbefahrenen 6-8 spurigen Bundestraße kurz vor der Auffahrt zur Mülheimer Brücke über den Rhein. D.h. zwei Spuren biegen ab auf die Brücke, zwei laufen weiter geradeaus, zwei kommen von der Brücke Richtung Messstation auf der Gegenseite, werden zu drei und zwei weitere Spuren dienen gegenüber zum abbiegen Richtug Osten. Alles mit Ampeln totgeschaltet. Es gibt Phasen, da ist überall rot, in jeder Richtung. Der Abstand zur langen Häuserfront beträgt ca. 3,5 m, Luftzirkulation wird zusätzlich durch Bäume eingeschränkt.«
Leipzig
Wunderlicherweise steigen in Leipzig immer wieder im Winter vor allem Feinstaubwerte an. Das wirkt sich auf die Ergebnisse der Luftmessstationen aus. Michael Körner schickt Bilder von der Messstation Lützner Straße 36 in 04177 Leipzig. Sie steht an sehr exponierter Stelle. »Das ist die schmutzigste Straße Deutschlands«, schrieb einst die Mitteldeutsche Zeitung, nicht wissend, dass auch das Neckartor Stuttgart hart im Konkurrenzkampf liegt.
»Die Lützner Straße in Leipzig ist eine vielbefahrene Ausfallstraße in Richtung Westen (B87). Die Station befindet sich neben dem nördlichen Fahrbahnrand, ca. 1 m vom Bordstein entfernt. Zwischen Bordstein und Fahrspur verläuft ein etwa 1,5 m breiter Fahrradstreifen. Die Straße ist beidseits von je einer durchgehenden Häuserzeile bestanden. Die Station befindet sich im schmalsten Bereich.«
Nürnberg
Aus Nürnberg schickt uns TE-Leser Siegfried R. Bilder der Messstation in der von der Tannstraße. »In Nürnberg gibt es nur eine Messstation, welche die Grenzwerte ein paarmal im Jahr überschreitet. Aber der Standort ist anscheinend Absicht, um die Überschreitung überhaupt zu erreichen. Die Messung findet in der Von der Tannstrasse statt. In einer engen Häuserschlucht die in Nord- Südrichtung verläuft. Die Strasse hat 4 Fahrspuren.Genau am Ende der Bushaltestelle blasen die Busse, es handelt sich um zwei Linien, fast direkt in die Messstation. Die Messung wurde in einer Entfernung von nur 90cm vom Fahrbahnrand montiert. Da dies anscheinend nicht reicht, ist die Ampelschaltung so ausgelegt, dass zwischen diesen Häuserzeilen ein Dauerstau provoziert wird. Die Fahrbahn Richtung Süden ist frei aber der Verkehr wird durch die Ampel am Abfließen gehindert. Dasselbe in nördlicher Richtung. Anscheinend wird überall ein bisschen nachgeholfen.«
Kassel
Anwalt Manfred. M schickt: »In Kassel gibt es zwei Luftmessstationen, von denen die eine tatsächlich regelkonform (Standort: Hinter der Komödie) ist. Die Bilder zeigen die zweite Luftmessstation, die an der Kreuzung Fünffensterstraße/Obere Königsstraße steht. Die Schlechtpositionierung dieser Luftmessstation scheint mir rekordverdächtig. Wie auf den Bildern zu sehen ist, steht sie unmittelbar vor einem (für Kasseler Verhältnisse) Hochhaus im Kreuzungsbereich, wo sich der Verkehr ständig staut. Diagonal gegenüberliegend befindet sich das Kasseler Rathaus.«
Essen
»Schadstoffwerte« in der Luft zu hoch? Kein Problem, die Stadt Essen weiß guten Rat: Häuser einfach abreissen. So überlegt die Stadt jetzt, Häuser abzureissen, um die Durchlüftung zu verbessern. Der Messstation in Essen in der Gladbecker Straße 242 liegt direkt in einer Häuserschlucht und an der engsten Stelle der B224. Leser Steffen S. und Sven R. schicken uns die Bilder der B 224. Die Meinungen über Abriss gehen auseinander. Anwohner der Gladbecker Straße wehren sich gegen die Abrisspläne, Leser Steffen F. meint: »Ein Abriss wäre auch sinnvoll. In den Schrottimmobilien wohnen jetzt wieder viele Migranten. Es gab lange Leerstände. Werte würden entstehen, würden man die Häuser an den Ausfallstraßen abreissen und daraus wertvolle Gewerbegrundstücke entwickeln, auf denen Supermärkte, Tankstellen usw. gebaut werden könnten. Das würde Essen interessanter machen, als das Image der Stadt der Armen zu kultivieren und vorzuzeigen. Stau gibt es hier hauptsächlich nur im Berufsverkehr. Die Fotos zeigen den Verkehr um 11.00 Uhr an einen Dienstagvormittag.«In der nächsten Folge werden wir uns mit der albernen Messaktion befassen, die die Deutsche Umwelthilfe DUH mit Hunderten von Messröhrchen für jedermann veranstaltet und uns damit wahre Horrorszenarien auftischen will.