Düsseldorf liefert sich bekanntlich mit Stuttgart ein heftiges Wettrennen im Kampf um die schmutzigste Stadt Deutschlands mit der höchsten Luftverschmutzung. Hier hat die Deutsche Umwelthilfe neben Stuttgart mit einer Klage zugelangt, die Stadt müsse Fahrverbote erlassen, weil die Luft angeblich zu schlecht sein. Die Neue Ruhr Zeitung NRZ berichtete einst, dass Düsseldorf in einer bundesweiten Umweltstudie Schlusslicht sei. Als Quelle gab sie Greenpeace an. Gut, das hätte nicht passieren dürfen. Aber dennoch werden die offiziellen Grenzwerte gering überschritten, deutlich zu sehen ist auch hier wie in anderen Bundesländern die absteigende Tendenz. Bedeutet: Auch hier ist die Luft im Vergleich zu früher deutlich sauberer geworden.
Norbert K. ist in die als stark belastet geltende Corneliusstraße in Düsseldorf gefahren und hat dort die Messanlage fotografiert. Es handelt sich um eine vierspurige Hauptverkehrsstraße mit Fahrspuren für die Straßenbahn in der Mitte und rund 17 m hohe Boden und Geschäftshäuser. Straßenschlucht sieht anders aus.
Es sind zwei Messanlagen. Eine Messanlage ist eine mobile Anlage der Fachhochschule Düsseldorf, die unmittelbar vor der eigentlichen Messanlage steht, die für die offiziellen Messwerte in dieser Straße zuständig ist. »Was in der mobilen Anlage gemessen wird, entzieht sich meiner Kenntnis.«
Norbert K. hat nachgemessen: Die eigentliche Messanlage steht genau 1,40 Meter neben dem fließenden Verkehr.
Ludwigsburg
Keine Überschreitungen der Grenzwerte melden die Messstellen im baden-württembergischen Ludwigsburg. Dennoch tauchte Ende Oktober des vergangenen Jahres Umwelthilfe Chef Jürgen Resch zu einem Vortrag verbunden mit einer Diskussion im Staatsarchiv am Arsenalplatz auf und prangerte das kriminelle Handeln von allen anderen außer der Deutschen Umwelthilfe an. »Der städtische Hintergrund lag damals bei 26 µg/m³«, weist TE-Leser M. S. auf den vernachlässigbaren Luftverschmutzungswert hin. Resch schätzte wohl die Spendenbereitschaft dem reichen Ludwigsburg als besonders hoch ein.Die Bewohner dagegen können live im Internet verfolgen, wie »tödlich« gerade die Atmosphäre in ihrer Stadt ist.
M. S. schickte zwei Bilder der Messstelle Ludwigsburg / Friedrichstraße. Das ist diejenige Messtelle, deren Messwerte Ludwigsburg zu Maßnahmen zwingen sollen. Die Messstelle befindet sich in einer Nische, 270° mit ‚mehreren Metern‘ Abstand zu einem Gebäude sind hier nicht eingehalten.
Hannover, Göttingerstraße
Bernd R. hat in Hannover die wichtigste Messstation fotografiert. »Sie steht so,..«, schreibt er, »… dass maximale Schadstoffwerte erreicht werden. Das ist die Göttinger Chaussee in Hannover. An dem Standort gibt es noch nicht einmal einen Bürgersteig. Menschen sind überhaupt nicht betroffen.« »Laut EU-Richtlinie soll an den Messstellen auch eine gewisse Luftstömung herrschen. Schon wenige Meter von den Fahrbahnen entfernt halbiert sich die Luftbelastung. D.h. z. B., dass in den benachbarten Wohngebieten fast immer die Grenzwerte eingehalten werden. In Österreich stehen die Messstationen dementsprechend nie direkt an der Fahrbahn.« »In Hannover werden die EU-Richtlinien auch nicht eingehalten.
Die Station steht entgegen der EU-Richtlinie unmittelbar am Strassenrand. Es ist wegen der engen Strassenschlucht keine Luftzirkulation gegeben.« Bernd R. fordert den Rat der Stadt Hannover auf, dafür zu sorgen, dass die Messwerte entsprechend den EU-Richtlinien ermittelt werden. Erst wenn diese Messwerte auch zu hoch sind, kann man über Fahrverbote nachdenken. Er betont, wovon wohl die meisten hier ausgehen: »Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich sind weitere Anstrengungen zur Verbesserung der Luftqualität in den Städten erforderlich. Aber es ja wohl ein Skandal, dass die Umweltverwaltung die Messstationen so aufstellt, dass man die Klagen der DUH noch unterstützt.«
München, Stachus
Der Münchner Oberbürgermeister will Fahrverbote. Er begründet dies mit den schrecklichen Werten der Luftverschmutzung. Er hatte auch einiges dafür getan. TE-Leser Dieter F. hat sich umgesehen: »Absoluter Horror ist die Messstelle Stachus/Sonnenstaße. Dies nicht nur wegen des nicht eingehaltenen Abstands zu einer der verkehrsreichsten Kreuzungen Bayerns und den umstehenden Bäumen, die zuverlässig einen Luftaustausch insbesondere nach oben verhindern. Auch die unmittelbar auf der gegenüberliegenden Seite liegenden Abluftschächte der U-Bahn dürften die Forderungen nach repräsentativen Messwerten nicht erfüllen. Dies sind jetzt nur die Abweichungen zur EU-Richtlinie. Hinzu kommt, dass an dieser Stelle die Stadt München den Schadstoffausstoß durch Verkehrsregelungen erhöht, indem in der gesamten Sonnenstraße und der relevanten Querstraße die rechte Fahrspur jeweils bis kurz vor die Kreuzung als öffentlichen Parkraum deklariert ist. Die Möglichkeit ungehindert rechts abzubiegen wird unterbunden. Derzeit blockiert man beim Rechtsabbiegen wegen der Ampelschaltung Grün für Fußgänger auch noch eine weitere Fahrspur. Hier wird die Verkehrspolitik der Stadt München sichtbar: Behinderung des fließenden Verkehr als politisch motivierte, pädagogische Massnahme ohne Rücksicht auf den Schadstoffausstoß. Ein neueres Beispiel hierfür ist die Prinzregentenstraße, eine von zwei Zubringerstraßen für die Autobahn Richtung Ostkreuz. Ebenfalls durch Streichung von Fahrspuren zugunsten von öffentlichen Parkplätzen wurden 50% der Fahrspuren gesperrt. Fazit: regelmäßig Stau vom Altstadtring bis zur Autobahn (3,7 km). Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.«
Siegen
»Bitte nicht abschrauben!« Die wohl skurrilste Messstation steht oder besser hängt an einem Baum in Siegen. TE-Leser Horst W. hat sie für uns fotografiert. In Siegen schlagen die Wellen hoch: Steht die Messstation richtig oder falsch? Sind die Werte richtig oder falsch? Die Siegener haben sich tief im sich teilweise widersprechenden Dickicht der Vorschriften verfangen. »In der Sandstraße hängt die Messdose in geschätzt 2,12 m Höhe an einem Straßenbaum, keine 50-60 cm vom Straßenrand entfernt«, schreibt die Siegener Zeitung. Die gemessenen Konzentrationen von Stickstoffdioxid übersteigt um ganze 8 µg/Kubikmeter den vorgesehenen Grenzwert von 40 µg. Also lächerlich wenig, aber doch genug, um eine Debatte auszulösen: Müssen wir Fahrverbote einführen? Ein anderer Vorschlag steht im Siegener Luftraum: Die Rotphasen an den Ampeln zu verlängern; damit will man die Autofahrer abschrecken und umleiten, erhöht aber vermutlich vor allem den Anteil der Abgase an der Messstation wenn die denn überhaupt richtig misst.