Tichys Einblick
Lebensdauer E-Auto

Fake News aus der Welt der Elektroautos

Britische Forscher behaupten: Elektroautos halten länger als Benziner und Diesel. Doch die Studie wirft Fragen auf – mit utopischen Laufleistungen und fragwürdigen Vergleichen. Experten zweifeln an den Zahlen. Wie belastbar sind die „Fakten“ wirklich?

IMAGO / Dean Pictures

Spätestens seit Asterix und Obelix in Großbritannien weilten, steht die Vermutung im Raum, dass die Briten spinnen. Der Brexit, inzwischen selbst von vielen einstigen Befürwortern bedauert, hat diesen Eindruck eher gefestigt. Nun sorgt eine neue wissenschaftliche Studie zur Lebensdauer von Elektroautos im Vergleich zu Benzin- und Dieselfahrzeugen für weitere Verwunderung.

Vor Kurzem veröffentlichte n-tv eine britische Studie mit dem Titel „So lange halten Elektroautos, Benziner und Diesel“. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass Elektroautos laut einer Datenanalyse aus Großbritannien mindestens so langlebig und zuverlässig seien wie Verbrenner – wenn nicht sogar langlebiger.

Die Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, basiert auf einer Auswertung von MOT-Tests (dem britischen Pendant zur Hauptuntersuchung beim TÜV) zwischen 2005 und 2022. Insgesamt wurden fast 30 Millionen Fahrzeuge und knapp 300 Millionen Testberichte analysiert. Die zentralen Ergebnisse:

Der New Scientist zieht aus diesen Zahlen den Schluss, dass die langfristige Zuverlässigkeit von Elektroautos steige. Demnach sinke die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elektrofahrzeug innerhalb eines Jahres ausfällt und verschrottet wird, doppelt so schnell wie bei Benzinern – und sechsmal schneller als bei Dieselfahrzeugen.

Die Studie wirft jedoch einige Fragen auf. Experten der Automobilbranche zeigen sich skeptisch – insbesondere angesichts der relativ jungen Elektroauto-Ära:

Auch wenn die Autoren der Studie betonen, sie seien „keine Umweltschützer, sondern wollten nur Fakten liefern“, bleiben Zweifel an der empirischen Grundlage der Untersuchung. n-tv verweist zwar auf eine Studie aus den USA, die geringere Wartungskosten von Elektrofahrzeugen ausweist, lässt jedoch die Wertverluste bei gebrauchten E-Autos unberücksichtigt.

Das Fazit: Selbst wissenschaftliche Studien sollten vor ihrer Veröffentlichung kritisch hinterfragt werden – insbesondere, wenn ihre Ergebnisse nicht mit den realen Markt- und Nutzungsbedingungen übereinstimmen.

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